Mortier [2]

[469] Mortier (spr. Mortië), 1) Edouard Casimir Adolphe Josephe, Herzog von Treviso, Sohn eines Kaufmanns, geb. 13. Febr. 1768 in Chateau-Cambresis, trat beim Ausbruch der Revolution als Capitän in Dienst, wurde bei Hondschooten 1793 Generaladjutant, machte die Feldzüge in den Niederlanden u. am Rhein mit u. commandirte 1796 unter Lefebre als Obrist die Vorposten der Sambre- u. Maasarmee. Er befehligte 1799 als Brigadegeneral die Vorposten bei der Armee in Deutschland, wurde bald darauf Divisionsgeneral u. zeichnete sich als solcher in der Schweiz, bes. bei Zürich, aus. 1803 befehligte er das Hannover besetzende Corps, wurde 1805 Marschall, führte dann das zweite Corps gegen Österreich u. bestand das Treffen von Dierenstein gegen die Russen. Er besetzte mit dem achten Armeecorps 1806 Hessen u. später Hamburg, schlug 1807 die Schweden bei Anclam u. schloß mit dem schwedischen General Essen eine Übereinkunft, der gemäß Usedom u. Wollin den Franzosen eingeräumt wurde, focht bei Friedland mit, wurde 1808 Herzog von Treviso u. erhielt eine Dotation in Hannover. Als Commandant des fünften Armeecorps in Spanien, wohnte er der Belagerung von Saragossa bei, gewann im Nov. 1809 die Schlacht von Ocaña, operirte mit Soult gegen Badajoz, führte dann die Belagerung in Cadix u. siegte im Febr. 1811 bei Gebora. 1812 befehligte er in Rußland die Infanterie der Garde, blieb zuletzt in Moskau, sprengte den Kreml u. führte dann kurze Zeit die Arrieregarde. Nach der Rückkehr organisirte er die junge Garde u. befehligte sie 1813, focht bei Lützen, Dresden, Leipzig u. Hanau, machte die Gefechte des Feldzuges von 1814 mit u. vertheidigte mit Marmont Paris, unterwarf sich darauf Ludwig XVIII. u. wurde Gouverneur von Lille. 1815 sollte er die Reservearmee bei Lille gegen Napoleon bilden; er beförderte hier die schleunige Abreise Ludwigs XVIII. nach Gent, da Napoleon bereits Befehle an den Präfecten, ihn aufzuhalten, ausgefertigt hatte. Hierauf schloß er sich an Napoleon an, welcher ihn zum Pair ernannte. Er machte zwar den Feldzug 1815 nicht mit, wurde aber nach der zweiten Restauration von der Pairskammer ausgeschlossen. Im November war er Mitglied des Kriegsgerichts über den Marschall Ney, erklärte sich aber mit für incompetent. 1816 wurde er zum Gouverneur der 15. Militärdivision zu Rouen ernannt, 1818 von dem Norddepartement zum Deputirten gewählt u. 1819 vom König wieder zum Pair ernannt. Er schloß sich 1830 der Julirevolution an u. wurde Kanzler der Ehrenlegion u. 1834 Conseilpräsident u. Kriegsminister; am 28. Juli 1835 wurde er an Ludwig Philipps Seite auf dem Boulevard du Temple durch Fieschis Höllenmaschine verwundet u. st. am selben Tage. Er wurde bei den Invaliden beigesetzt u. hat Denkmale zu Chateau-Cambresis u. Lille erhalten. 2) Napoleon M., Herzog von Treviso, Sohn des Vor., geb. 1804, wurde 1845 Pair.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 469.
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