[511] Ehrenlegion (Légion d'honneur), 1) von Napoleon noch als Consul den 19. Mai 1802 für Militär- u. Civilpersonen gestifteter aber erst 1804 ins Leben getretener Orden. A) Die erste Ordensvertheilung fand am 14. Juli 1804 (zum Andenken an den Fall der Bastille) in dem Invalidendome statt. Bei der Constituirung war als Grundsatz aufgestellt worden, daß weder die militärische, noch die bürgerliche Stellung für sich allein des Ordens würdig mache, sondern nur besondere Verdienste u. schon früher erworbene Auszeichnungen, z.B. Ehrenwaffen; gleichwohl verband sich aber bald mit einer hohen Stellung, da diese nur durch Verdienste erreicht werden konnte, auch ein bestimmter Ordensgrad, u. mit diesem wiederum die Rangerhöhung zu Herzögen, Grafen, Baronen u. Rittern des Kaiserreichs. Die Decoration hatte genau dieselbe Form wie der Ludwigsorden: ein goldener, weiß emaillirter Stern von fünf Doppelstrahlen, welcher Napoleons Bild, von einem Eichen- u. Lorbeerkranz umgeben, mit der Umschrift: Napoléon Empereur et Roi, auf der Kehrseite den französischen Adler mit Blitzen in den Krallen u. die Inschrift: Honneur et patrie, trug. Band: scharlachroth, gewässert. Die E. bestand Anfangs aus Großoffizieren, die das Kreuz im Knopfloch u. zugleich einen etwas kleineren Stern auf der linken Brust trugen; aus Commandeurs, die das Kreuz um den Hals hängen hatten; aus Offizieren, die das goldene Kreuz mit einer Bandschleife, u. aus Legionärs (Membres de la l. d'h.), die das silberne Kreuz an einem einfachen Band im Knopfloch trugen. Die E. enthielt 16 Cohorten, wovon jede in einem Schlosse od. Palaste irgend eines Staatsgutes ihren Sitz hatte, u. 7 Großoffiziere, 20 Commandanten, 30 Offiziere u. 350 Legionäre, mithin 407 Köpfe zählte; ihre Zahl war also Anfangs auf 6512 festgesetzt. 14 Cohorten wurden von Marschällen u. 2 von Admiralen commandirt, dem ganzen Orden stand ein Großkanzler vor. Die Einkünfte des Ordens verwaltete ein Großrath, aus Staats- u. Finanzmännern bestehend; diese Einkünfte betrugen für jede Cohorte 100,000 bis 600,000 Fr. jährlich, in Summa 5,265,257 Fr. Jeder Großoffizier hatte 5000, jeder Commandeur 2000, ein Offizier 1000 u. ein Legionär 250 Fr. Einkünfte. Außerdem bestand noch ein Erziehungsinstitut für Töchter der Mitglieder der E. in Ecouen (s.d.). Bald jedoch traten Änderungen ein; es wurde den bestehenden Klassen des Ordens eine neue, das Großkreuz (Grand aigle), hinzugefügt, wo die Decoration, an einem breiten Bande um die Schulter hängend, auf der linken Seite u. zugleich auf dieser ein Stern getragen wurde; die dritte u. fünfte Klasse erhielten anstatt Commandanten u. Legionäre die Bezeichnungen: Commandeure u. Ritter. B) Nach der Restitution der Bourbons erlitt die E. wesentliche Veränderungen. Die Decoration erhielt Heinrichs IV. statt Napoleons Bild u. die Umschrift: Henri IV., Roi de France et de Navarre, die Rückseite statt des Adlers die Lilien. Die Zahl der Großkreuze wurde auf 80 der Großoffiziere auf 160, der Commandeure am 400, der Offiziere auf 2000 gesetzt, die Zahl der Legionärs blieb unbestimmt. Von den durch Napoleon ernannten Mitgliedern des Ordens, deren Gesammtzahl bis zum 6. April 1814 48,998 betrug, bezogen 20,700 Mitglieder die Pension, in Summa mehr als 11 Mill. Fr. Obgleich in der Charte von 1814 die Bourbons die Verpflichtung übernommen hatten, diese Pensionen fortzuzahlen, so wurden dennoch durch die königlichen Ordonnanzen vom 9. Juli u. 3. Aug. 1814 die Ordenszulagen auf die Hälfte reducirt. C) Nach der Rückkehr von Elba hob Napoleon durch das Gesetz vom 15. März 1815 diese Ordonnanzen wieder auf u. ernannte während der Hundert Tage 6535 neue Mitglieder. Bei der zweiten Restauration wurden durch Gesetz vom 11. Juli 1815 alle diese Ernennungen für ungültig erklärt u. erhielten erst D) nach der Restauration von 1830 durch Louis Philipp im Gesetz vom 28. Nov. 1831 eine theilweise Anerkennung. Ferner bestimmte ein Gesetz vom 19. April 1832 nur für die Unteroffiziere u. Soldaten eine Zulage, für die Offiziere blieb die Ordensverleihung lediglich Ehrensache, die Ernennungen Napoleons während der Hundert Tage[511] blieben auch hierbei unberücksichtigt u. fanden erst 1845 durch Gesetz vom 21. Juni Anerkennung. Wohl zumeist in Folge der übertriebenen Freigebigkeit mit Ertheilung des Ordens wurde 1840 der Antrag an die Kammern gebracht, es möge die Zahl der Ordensmitglieder wieder auf eine bestimmte Zahl fixirt werden; obgleich nun dieser Antrag zum Beschluß erhoben wurde, fanden dennoch auch in der Folge Überschreitungen der Zahl statt, so daß es 1843 am 2. Novbr. 80 Großkreuze, 196 Großoffiziere, 603 Commandeure, 4454 Offiziere u. 43,885 Ritter gab. Auch in der Folge noch kamen sehr zahlreiche Ernennungen vor, oft lediglich auf persönliches Interesse, selten auf wahre Verdienste begründet; das Institut hatte dadurch wesentlich an Ansehen verloren. E) Als Louis Napoleon Präsident der Republik geworden war, strebte er, diese Mißbräuche abzustellen, u. gab dem Orden durch Decret vom 17. März 1852 eine neue Organisation. Die Decoration wurde wieder dieselbe, wie zu Zeiten des Kaiserreichs. Die Anzahl der Ordensmitglieder soll unbeschränkt sein, jedoch darf die Zahl der Offiziere 4000, die der Commandeure 1000, die der Großoffiziere 200, die der Großkreuze 80 nicht überschreiten. Fremde sollen zum Orden zugelassen, aber nicht in denselben aufgenommen werden; sie leisten keinen Eid u. stehen nicht auf der Liste. Der Orden wird zur Belohnung sowohl militärischer, als auch bürgerlicher Verdienste verliehen, doch kann Einer nur nach zwanzigjähriger Verwaltung eines Amtes in Friedenszeiten Ritter werden. Die Beförderung zum Offizier erheischt wenigstens 4 Jahre Ritterschaft, wer Commandeur werden will, muß wenigstens 2 Jahre Offizier, wer Großoffizier, 3 Jahre Commandeur, u. wer Großkreuz, 5 Jahre Großoffizier gewesen sein. Beim Militär wird der Kriegsdienst doppelt gerechnet. Außerordentliche Fälle abgerechnet, sollen Ernennungen nur am 1. Jan. u. 15. Aug. erfolgen. Die für die einzelnen Grade festgesetzten Zulagen betragen: für den Ritter 250 Fr., den Offizier 500 Fr., den Commandeur 1000, den Großoffizier 2000, das Großkreuz 3000 Fr. Durch ein ferneres Decret vom 12. Aug. 1833 wurde vom Kaiser angeordnet, daß die in dem Zeitraum vom 27. Febr. bis 7. Juli 1815 ernannten Offiziere der E. vom 1. Jan. 1854 ab die ihrem Grade entsprechende Zulage nach dem früheren Reglement erhalten sollen. Nach dem im October 1853 veröffentlichten Jahrbuche des Ordens betrug die Gesammtzahl der Inhaber damals 52,709 Mitglieder, u. zwar 60 Großkreuze, 214 Großoffiziere, 997 Commandeure, 4633 Offiziere u. 46,805 Ritter. Von diesen bezogen fast 37,000 Inhaber die Gehalte. Übrigens ist die E. jetzt der einzige Orden in Frankreich. 2) Orden der Republik Bolivia, 1836 errichtet; 3) Orden vom Kaiser Faustinus in Hayti, errichtet am 2. Novbr. 1849.