Piacenza [1]

[113] Piacenza (spr. Piatschennsa), 1) ehemaliges Herzogthum in Oberitalien, vom Po u. den Apenninen begrenzt, reich an italienischen Producten, war mit Parma (s.d.) vereinigt u. bildete einen District von 31 Gemeinden mit 29,36 QM. u. (1857) 141,778 Ew. Seit 1860 ist P. mit Parma dem Königreiche Sardinien annectirt; 2) Hauptstadt des Herzogthums u. zweite Parmas, am Po, über welchen eine Schiffbrücke unter der Einmündung der Trebia führt; hat Wälle, Citadelle mit 5 Bastionen, wo Österreich bis 1859 das Besatzungsrecht hatte, schöne freie Plätze (Piazza du Cavalli od. P. del Palazzo, mit Reiterstatuen Alexanders Farnese u. seines Sohnes Raimund von Mocchi de Montevargi; P. ducale, P. del Duomo); hat Bischof u. Bischöfliches Seminar, Kathedrale im Byzantinisch-Lombardischen Styl, 12 Pfarrkirchen (darunter S. Francesco, S. Antonio, sonst Kathedrale, S. Agostino, S. Savino, S. Sepolcro etc.), 37 Klosterkirchen (S. Sisto mit Grabmal der Engelberga, Gemahlin des Kaisers Ludwig II., u. der Margaretha von Österreich; S. Giovanni di Canale etc.), Palazzo publico, Palazzo Farnese, genannt della Citadella, Geologisches Cabinet des Cortesi, Botanischer Garten, Theater, öffentliche Bibliothek (mit werthvollen Manuscripten) u. die des Marchese Landi, Gymnasium, mehre Hospitäler, Anstalt zur Versorgung armer Mädchen, berühmte Druckerei des Mauro del Maino, Verfertigung von seidenen Zeugen, Hüten etc., etwas Handel; 31,400 Ew. P. ist durch Eisenbahnen über Melegnano mit Turin u. über Tortona mit Turin u. Genua verbunden, u. Geburtsort von Laur. Valla, des Cardinals Alberoni, des Papstes Gregor X., Pallavicini n.And. – P. war unter dem Namen Placentia 219 v. Chr. von den Römern als Colonie mit dem Rechte eines Municipiums im Gebiete der Anamarer als Vormauer gegen Hannibal u. um die besiegten Bojer u. Insubrer im Gehorsam zu erhalten, angelegt. Nach den Punischen Kriegen, wo Hannibal nahe dabei die Römer in der Schlacht an der Trebia schlug, überfielen sie die Gallier. plünderten u. verbrannten sie im Jahre 200. Später wurde P. wieder hergestellt u. hob sich sehr, als der Consul M. Ämilius die große, von hier südöstlich nach Ariminum führende Ämilische Straße anlegte u. durch einen von hier nach Parma gezogenen Kanal die Sümpfe bei der Stadt austrocknete. In den Kriegen des Vitellius gegen Otho 70 n.Chr. wurde P. von Cäcina belagert u. zerstört, wobei das Amphitheater, das größte in den italienischen Landstädten, wegbrannte. Unter den Ostgothen war P. noch eine mächtige Stadt mit einem Bisthum. Hier Kirchenversammlungen 1095 von Urban II. gehalten, wo die Einleitung zum ersten Kreuzzug getroffen wurde, u. 1132 von Innocenz II. gehalten, wo der Gegenpapst Anaclet in den Banngethan wurde. Zur Zeit der Hohenstaufen warf sich Alberto Scotti hier zum Oberherrn auf, wurde verjagt, abermals eingesetzt, wieder verdrängt, worauf die Arcelli, Landi, Anqnissola, Torriani u. Visconti abwechselnd herrschten. Endlich kam es an das Haus Farnese, dessen erster tyrannischer Herzog Pietro Ludovico hier ermordet wurde. P. theilte nun das Schicksal von Parma. 1488 wurde es von Franz Sforza erobert u. an 10,000 Einwohner als Sklaven fortgeführt. Hier am 16 Juni 1746 Sieg der Österreicher unter Liechtenstein über die vereinigten Franzosen u. Spanier unter Gages u. Maillabois. Im März 1848 wurden die herzoglichen Truppen aus P. vertrieben u. eine provisorische Regierung eingesetzt. Am 16. März 1849 hier Gefecht zwischen den Österreichern u. Piemontesen. Im Frühjahr 1859 wurde es von den Österreichern geräumt. Vgl. Poggiali, Mem. storiche etc., 1757, 12 Bde.; Ant. Dom. Rossi, Storia di P., 1836; 3) Flecken in der venetianischen Provinz Padua; 2100 Ew.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 113.
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