Reichlin-Meldegg

[947] Reichlin-Meldegg, ein altes aus der Schweiz, wo das Stammschloß Meldegg lag, stammendes Geschlecht, welches von dort mit den Grafen von Habsburg auswanderte u. mit der Erwerbung mehrer Güter in Schwaben der dortigen reichsunmittelbaren Ritterschaft incorporirt wurde; sein ältester urkundlich nachgewiesener Stammherr ist 1) Jodocus der Ältere, st. 1369, durch seine Nachkommen hat sich das Geschlecht in, folgende Linien getheilt: I. Hauptlinie: A) Älterer Ast: a) Ältere Speciallinie, deren jetziger Chef ist: 2) Freiherr Joseph, geb. 1804, ist österreichischer Generalmajor zur Disposition; b) Jüngere Speciallinie, deren Chef: 3) Freiherr Karl, geb. 1790, österreichischer pensionirter Hauptmann. B) Jüngerer Ast: a) Erster Zweig, dessen Chef: 4) Freiherr Karl, Sohn des 1812 verstorbenen badenschen Hofgerichtsraths in Freiburg Freiherrn Alexander, geb. 22. Febr. 1801 zu Gravenau in Oberbaiern, studirte seit 1815 in Freiburg Theologie, wurde 1822 Professor am Gymnasium zu Freiburg, 1825 Hülfslehrer der Kirchengeschichte an der Universität zu Freiburg, 1828 Professor der Theologie u. 1830 Vorstand des akademischen Sittenephorats. Nachdem schon seit 1826 gegen ihn Beschwerden bei der Regierung vorgekommen waren, weil er in seinen Vorlesungen ziemlich frei über die Gebrechen der Römisch-katholischen Kirche in Lehre u. Disciplin u.[947] deren nothwendige Abhülfe ausgesprochen hatte, trat bes. der Erzbischof mit energischer Klage gegen ihn auf, als er in der Allgemeinen Kirchenzeitung 1830 Vorschläge zur Verbesserung in der Katholischen Kirche Deutschlands hatte drucken lassen; R.-M. wurde damals zur Vorsicht ermahnt; als er aber 1831 seine Geschichte des Christenthums herausgab, fand Erzbischof u. Domcapitel darin Verachtung. des Christenthums, reichte eine Beschwerdeschrift bei der Regierung ein u. forderte R.-M. zum Widerruf auf. R.-M. erklärte Ende 1831 in einem Sendschreiben an den Erzbischof, daß er nicht widerrufen werde, bat aber um Versetzung in die philosophische Facultät u. meldete am 19. Februar 1832 dem Erzbischof seinen Übertritt zur Evangelischen Kirche. Im Juni 1832 wurde er Professor in Heidelberg u. las hier Anfangs über Kirchengeschichte, da sich aber auch hier wieder Gegner u. Denuncianten wider ihn erhoben, so wurde er auf den Vortrag philosophischer Gegenstände beschränkt. Er schr.: Über die Theologie des Magiers Manes, Frkf. a. M. 1825; Theologische Abhandlungen, Lpz. 1829; Allgemeine Geschichte des Christenthums, Freiburg 1830; Psychologie des Menschen, Heidelb. 1837; Die Autolatrie, Pforzh. 1843; H. E. G. Paulus u. seine Zeit, Stuttg. 1853, 2 Bde. b) Zweiter Zweig, dessen Chef: 5) Freiherr Constantin, geb. 1825. II. Hauptlinie: 6) Freiherr Philipp Anton, geb. 1766 in Pfaffenhausen, wurde 1781 Offizier im Reichscontingent des Hochstifts Augsburg, 1802 baierischer Hauptmann, 1808 Major, 1809 Chef von Fürst Wredes Geneneralstab, 1810 in Rußland Oberstlieutenant, 1813 Lehrer der Kriegswissenschaften am Cadettencorps zu München, 1815 Oberst, 1822 Referent im Kriegsministerium, 1830 Generalmajor, 1834 Commandant von Augsburg u. st. 1838. Er schr.: Die Perpendicularmethode, Lpz. 1805; Über die Anordnung der Vorposten, Münch. 1817, 2. Aufl. 1819. Über die Anordnung der Patrouillen, ebd. 1818; Über Kriegerbildung, Wien 1822; Über Terraingestaltungen, ebd. 1826; Über Lagerstellungen, ebd. 1826; Über Quartierstellungen, Stuttg. 1834. III. Hauptlinie, dermaliger Chef: 7) Freiherr Johann Baptist, geb. 1700.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 947-948.
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