Salben

[779] Salben (Salbung), mit einer fettigen Substanz den Körper einreiben od. einzelne Theile desselben bestreichen, geschah im Alterthum in diätetischer Absicht od. bei besonderen heiligen Weihehandlungen. In erster Beziehung kommt das S. bes. im Orient vor als Stärkungs- u. zugleich als Schutzmittel gegen die Sonnenhitze, da es durch Schließung der Poren den zu reichlichen u. schwächenden Schweiß mäßigt, ebenso auch zur Vertreibung des durch die Hitze bei vermehrter Ausdünstung sich leicht erzeugenden übeln Geruches. Bei den Hebräern war das Salbmittel (Rokach, Schemen) entweder lauteres Olivenöl, od. dasselbe war gemischt mit wohlriechenden Ingredienzen, z.B. Zimmt, Myrrhen, Safran, Narden. Die Salben wurden entweder von einem besonderen Salbenwürzer (Rakkach, Rokech) od. auch von Sklavinnen bereitet, u. damit sie nicht verdunsteten, in gut verschlossenen Gefäßchen von Alabaster (Alabastron) mit langem engem Hals aufbewahrt. Das S., mit dem Waschen u. Baden verbunden, geschah täglich (außer in Trauer- u. Bußzeiten, z.B. am Versöhnungstag), ferner beim Ausgehen, beim Besuchmachen, beim Erscheinen vor dem Könige; bei Gastmahlen u. Besuchen ehrte man die Gäste damit, daß man ihnen Haupt- u. Barthaare, Füße u. Kleider salbte u. mit wohlriechenden Essenzen besprengte; bei Hochzeiten salbte man die Rabbiner; Kranke salbte man mit einfachem Öl od. mit solchem, welchem heilkräftige Substanzen beigemischt waren; auch wurde bei Bestattungen, bes. Reicher u. Vornehmer, nebst allerhand Specereien viel Salbe verschwendet. Bei Weiheacten bediente man sich des heiligen Salböles (Schemen mischchath kotesch), welches aus, mit Myrrhen, Zimmt, Kalmus, Kassia vermischtem Olivenöl bereitet, in dem Heiligthum neben der Bundeslade aufbewahrt u. beim Gebrauch aus einem hornartigen Gefäß getröpfelt wurde. Gesalbt wurden die Könige (auf dem Haupte, s. Hebräer S. 130), Priester (durch Bestreichen an der Stirn) u. Propheten; außerdem die Stiftshütte u. die heiligen Gefäße in derselben, in der Patriarchenzeit auch Denksteine zur Weihe als Denkmale zur Erinnerung an eine erfahrene Gnadenerweisung Gottes. Daneben war es im ganzen Orient Sitte, gewisse Steine, bes. Meteorsteine, mit wohlriechenden Salben zu bestreichen (vgl. Bätylien), wodurch dieselben eine religiöse Bedeutung bekamen (vgl. Ölgötzen). Auch bei den Griechen war die Sitte des S-s (Aleipsis, Chrisis); man salbte entweder mit bloßem Öl (Eläon, Aleimma), als auch mit, aus wohlriechenden Pflanzenstoffen bereiteten Salben (Myron, Chrisma) zu Linderung von Schmerzen, Abwendung unangenehmer Ausdünstungen, Erhaltung der Gefügigkeit der Glieder, zu letzterem Zweck bes. in Gymnasien, wo besondere Salbmeister (Aliptai) angestellt waren u. das S. an einem besonderen Orte (Alipterion) geschah; in der Heroenzeit salbte man die ermüdeten u. von Staub u. Schweiß bedeckten Reisenden, wenn sie gewaschen worden waren, zur Erfrischung der Glieder; mit wohlriechenden Salben salbten sich auch Frauen. Die athenischen Damen u. Stutzer brauchten zur Salbung jedes Theiles des Körpers eine besondere Salbe, so die ägyptische für Füße u. Schenkel, die phönikische für Wangen u. Brüste, die sisymbrische für die Arme; nach den Solomischen Gesetzen durften die Männer sich zwar salben, aber nicht mit Salben handeln; Sklaven war der Gebrauch gesetzlich versagt. Die Salben wurden von besonderen Fabrikanten (Myrepsoi) verfertigt u. auf einem besonderen Markte (Myron) in den Salbenläden (Myropoleia) von Salbenhändlern (Myropolä) verkauft. Die Lacedämonier sollen die Salbenhändler aus Stadt u. Land vertrieben haben, weil sie das Öl verschwendeten. Bei den Römern findet sich das S. (Unctio) erst in der späteren Zeit. Die Salben (Unguenta) wurden aus Öl mit Ingredienzien von verschiedenen Blättern, Blumen, Säften, Harzen gemacht u. bes. waren die orientalischen Salben, darunter das Nardenöl, gesucht, welche von Kaufleuten (Unguentarii) in besonderen Buden (Tabernae unguentariae) verkauft wurden. Die flüssigen Salben galten für die besten; sie wurden beim Gebrauch in Schalen gegossen.[779] Zur Aufbewahrung der Salbgefäße (Vasa unguentaria) hatte man besondere Kästen (Narthecia). Die Römer salbten sich bes. vor den Gastmählern u. nach dem Bade an Kopf, Nase, Brust u. Füßen; auch die Götterbilder u. die Leichen wurden gesalbt, für letztere waren die Pollinctores (s.d.) eine besondere Art der Leichendiener. Aus dem Judenthum ging das S. in die Christliche Kirche über, wo die Salbung mit Öl (Chrisma, Chrisam) von der Katholischen noch bei der Taufe, Firmung u. Letzten Ölung (s.d.a. u. Chrisma 2) angewendet wird. Außerdem wird die Salbung nur Priestern u. Königen (s. Krönung) bei der feierlichen Einsetzung in ihre Würde von einem Bischofe ertheilt, welcher denselben das Haupt, den Priestern auch die Hände salbet.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 779-780.
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