[139] Scheren, 1) dem Tuche u. anderen wollenen od. auch baumwollenen Zeugen dadurch ein gutes Ansehen geben, daß man die Deckhaare auf der rechten Seite gleich lang abschneidet. Dieses S. geschieht entweder durch Handarbeit od. auf der Schermaschine (s.d. 1). Bei der Handschererei wird das Tuch quer über den Schertisch (s.d.) gelegt u. mit Scherhaken, stählernen Doppelhaken od. Klammern, straff gespannt, indem man diese mit einer Spitze in den Tisch, mit der andern in die Leisten des Tuchs einsticht. Vor u. hinter dem Tische fällt das Tuch herab. Beim S. ragt die Tuchschere (s. Schere II. G) mit dem Bügel u. den Stangen über den vordern Rand des Tisches hinaus, die Blätter aber scheren über die ganze aufgespannte Tischbreite (Tisch) hinweg in Linien entlang der Tuchlänge, u. nach jedem Schnitt wird die Schere langsam quer über das Tuch hinbewegt. Der Tuchscherer steht auf einem neben dem Tische befindlichen Tritte (Schertritt od. Blänke). Oft arbeiten zwei Tuchscherer an einem Tische, von denen der eine das Tuch von der linken Leiste bis zur Mitte, der andere gleichzeitig von der Mitte bis zur rechten Leiste bearbeitet. Vor dem S. wird das Haar gegen den Strich aufgebürstet, nach dem S. wieder niedergebürstet. Fehler beim S. sind: Rattenschwänze, Kläcke, fadensichtige Stellen, Schmitze (s.d.). Das S. wird nach dem jedesmaligen Rauhen od. wenigstens dreimal wiederholt, wovon das erste das Bürteln, das zweite das eigentliche S.u. das dritte, wenn das Tuch schon gefärbt ist, das Ausscheren genannt wird; 2) auch bei wollenen Strümpfen werden die Haare glatt geschnitten; hierbei wird der Strumpf auf eine hohle, hölzerne Walze gespannt, die Schere befestigt sich der Arbeiter mit dem einen Griffe am Leibe u. bewegt mit der einen Hand den Griff der Schere, während er mit der andern Hand in die erwähnte Walze greift u. den darauf gespannten Strumpf gegen die Schere herumdreyt; 3) die Kette scheren (Schweifen, Aufschlagen, Zetteln), das zur Kette bestimmte Garn in so vielen, gleichlangen Fäden, als zur Kette nöthig sind, auf den Scherrahmen (s.d.) od. eine Schermaschine (s.d. 2) aufwickeln; 4) Haare od. Wolle mit einem Messer od. mit einer Schere nahe an der Haut abschneiden Über die Schafschur s.u. Schaf VI.