[138] Scheremetjew (Scheremetow), ein altes russisches Geschlecht, welches bis ins 14. Jahrh. hinausreicht u. wie die Romanows (s.d.) von Andrei Kobyla abstammt. Berühmt sind bes.: 1) Iwan Wassiljewitsch S. der Ältere, Bojar, Feldherr Iwans II., zeichnete sich in den Kriegen gegen die Krimschen Tataren u. bei der Einnahme vor Kasan 1552 aus, fiel aber dessenungeachtet bes. Iwan in Ungnade u. konnte sich nur durch seinen Eintritt in ein Kloster vor dem Tode retten. 2) Iwan Wassiljewitsch S. der Jüngere, Bruder des Vor., ebenfalls Feldherr, fiel 1577 bei der Belagerung von Reval. 3) Fedor Iwanowitsch, Sohn des Vor, Günstling des Czaren Michael Fedorowitsch, schloß 1618 in Deulin mit Polen einen Waffenstillstand ab, nach welchem der Metropolit Philaret, der Vater des Czaren, seine Freiheit erhielt, u. den Friedenstractat von Wjäsma, in welchem Polen den Czaren Michael als russischen Herrscher anerkannte; er st. 1650. 4) Graf Boris Petrowitsch, geb. 1652, folgte seinem Vater, einem russischen General, schon 166668 u. 1675 in den Krieg gegen die Kosacken in Kleinrußland u. gegen die Tataren u. erhielt 1681 ein eigenes Commando. 1682 zum Bojaren erhoben, nahm er als treuer Anhänger Peters des Großen Theil an den Regierungsgeschäften; 1686 schloß er nebst dem Fürsten Wassili Wassiljewitsch Galyzin Frieden mit Polen u. Bundestractate mit dem König von Polen u. 1687 mit dem deutschen Kaiser Leopold I. ab; 168894 befehligte er die gegen Kleinrußland u. gegen die Krimschen Tataren aufgestellten Truppen, griff 1695 mit Mazeppa dir türkischen Schlösser längs des Dniepr an, machte 169799 eine militärische Reise durch Europa u. gewann im Kriege gegen Schweden 1701 gegen Schlippenbach die Schlacht bei Errestfer, weshalb er zum Feldmarschall ernannt wurde; siegte 1702 beim Sandhofe Hummelhof, eroberte das verschanzte Menzenkof u. zerstörte Marienburg, nahm Nötaborg u. 1703 Nyenschanz, erstürmte 1704 Dorpat u. Narwa, wurde aber 1705 mit dem, den Polen zu Hülfe geschickten Corps bei Gemauerthof geschlagen. In demselben Jahre unterdrückte er einen Aufstand der Strelitzen in Astrachan u. wurde deshalb 1706 in den Grafenstand erhoben. Auf seinen Rath wurde König Karl XII. von Schweden bei der Rückkehr aus Sachsen nach Polen 1709 in die Ukrajne gelockt u. unter seiner Mitwirkung be. [138] Pultawa geschlagen. Er eroberte hierauf 1710 Riga u. ganz Livland, wurde Generalgouverneur daselbst, folgte Peter 1711 nach dem. Pruth u. war bis 1715 Generalgouverneur der Ukraine; 1716 schlichtete er die Streitigkeiten Rußlands mit Danzig u. schiffte sich mit seinem Corps nach Kopenhagen ein, um eine Landung in Schonen mit den Dänen zu unternehmen. Da diese unterblieb, ging er nach Mecklenburg u. kehrte 1717 nach Polen zurück; 1718 zog er aus Gesundheitsrücksichten nach Moskau u. starb dort 1719. Lebensbeschreibung von G. F. Müller, deutsch von Bacmeister, Petersb. 1789. 5) G. Michael Borisowitsch, Sohn des Vor., geb. 1678, Generalmajor, unterzeichnete mit Schesirow die Tractate mit der Türkei am Pruth 12. Juli 1711 u. in Adrianopel 13. Juli 1713; er st. 1714 in Kiew. 6) Graf Peter Borissowitsch, Bruder des Vorigen, geb. 1713, Oberkammerherr der Kaiserin Katharina II.; er gab die Correspondenz seines Vaters mit Peter dem Großen heraus (Petersb. 1774 ff., 5 Bde.). 7) Graf Nicolai Petrowitsch, Sohn des Vorigen, geb. 1751, war Oberkammerherr, gründete 1803 in Moskau das Scheremetjewsche Hospital u. dotirte es mit einem jährlichen Einkommen von 75,000 Rubeln. Er st. 2. Jan. 1809 in Moskau. 8) Dimitry Nicolajewitsch, Sohn des Vor., geb. 1803, Kammerherr u. Wirklicher Staatsrath, war mit der Gräfin Romanow, einer natürlichen Tochter des Kaisers Alexander I., verlobt, welche aber vor der Hochzeit starb. Er gilt für den reichsten Privatmann Europas.