Schwalbe [1]

[497] Schwalbe (Hirundo), 1) Gattung aus der Ordnung der Sperlingsvögel, Familie der Spaltschnäbel; [497] Schnabel klein, an der Wurzel flach gedrückt, an der scharfen Spitze umgebogen, Rachen weit, Füße kurz, Gefieder dicht, Schwingen lang, Flug schnell u. fast unausgesetzt. Neuerdings getheilt in Segler, Nachtschwalben u. 2) eigentliche S. od. Tagschwalben (Hirundo Cuv.). mit weniger langen Flügeln, gabelförmigem Schwanze, kleinen Füßen. Die Streitfrage, ob die S-n Zugvögel sind od. nicht, ist jetzt dahin entschieden, daß die europäischen Arten bei uns Zugvögel sind u. nach Afrika ziehen. Einzelne Spätlinge, welche in dem Herbste, der Insecten halber, an den Gewässern umherfliegen u. vom Froste überrascht, im Schilfe, in Erdhöhlen u. Schlamm der Ufer todt gefunden werden, haben zu der weit verbreiteten Sage Veranlassung gegeben, daß die S-n in diesen Höhlen od. in dem Schlamm einen Winterschlaf hielten, wogegen indeß schon ihre Organisation als Vögel u. der Versuch spricht S-u unter das Wasser od. in einen Eiskeller zu bringen, wo sie stets sterben. Bes. gilt das Bleiben der S-n von den Uferschwalben (s. unten). Jährlich trifft man auch S-u auf ihrer Wanderung nach Afrika an u. bemerkt, daß sie dort nach ihrer Ankunft an dem Meere umherfliegen, jedoch ohne Nester zu bauen. Arten: a) Rauchschwalbe (Hausschwalbe, H. rustica. H. domestica), Stirn u. Keble kastanienbraun, sonst schwarzblau metallischglänzens, unten weist, Schwanz mit weißen Augen, die äußersten Schwanzfedern sehr lang; baut ihr Nest innerhalb der Gebäude, in Essen u. dgl., aus Koth u. Stroh od. Heu, brütet zweimal, füttert die Jungen oft fliegend, findet sich in allen Erdtheilen, kommt im April einzeln, zieht im September schaarenweis fort, frißt fliegende Insecten; wird von Schwalbenläufen u. Schwalbenlausfliegen, Wanzen u. dgl. gepeinigt, welche oft die Jungen tödten; nützt durch Weglangen von Insecten, weshalb es auch fast überall für ein Unrecht gilt sie zu tödten; doch essen sie manche Völker. b) Hausschwalbe (H. urbica, H. agrestis), schwarz, unten u. (daran leicht kenntlich) am Bürzel weiß, mit ungeflecktem Schwanze, variirt weiß, baut ihr Nest außerhalb der Häuser, bis auf einen Eingang ganz zugewölbt, nur aus zusammengekitteten Kothklümpchen, fliegt weniger schnell wie jene, aber höher, kommt 14 Tage später, geht einige Tage früher fort, in allen gemäßigten u. nördlichen Theilen der Erde. c) Uferschwalbe (H. riparia), oben u. an der Brust aschgrau-braun, unten weiß, mit aschgrauem Brustgürtel, Schwanzfedern ungefleckt, wechselt auch in her Farbe, fliegt schnell u. schwankend, lebt in gemäßigten u. nördlichen Gegenden, bes. am Rhein, nistet in Uferlöchern. d) Felsen- od. Bergschwalbe (H. rupestris, H. montana Gmel.). oben braun, alle Federn mit rothgelben Rändern, etwas gabelförmiger Schwanz mit einigen weißen Flecken, Unterseite schmutzigweiß, auf Felsen in Savoyen, Südfrankreich u. Südspanien. Von ausländischen: e) Salangane (H. esculenta), nur 31/2 Zoll lang, braun, unten weißlich, Schwanz gegabelt, mit weißer Svitze, in Ostindien, baut sich ein weißliches, blätteriges Nest aus gallertartigem, eßbarem Stoffe, s.u. Indianische Vogelnester. f) Riesenschwalbe (H. gigantea), umberfarbig mit grunlichem Nacken u. Schwanze, klettert mit Hülfe ihrer nackten Schwanzfedern an Felsen, aus Bantam, u.m.a. g) Thurmschwalbe, s.u. der Gattung Segler. h) Nachtschwalben (s.d.). S. galten im Alterthum bei den Angurien für unglückliche Anzeigen, mythisch gilt die S. für die verwandelte Prokne (s.d.). g) Eine Art Terebratuliten, s.d.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 497-498.
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