Thonschiefer

[539] Thonschiefer (Urthonschiefer), ein schieferiges, sehr seines u. inniges Gemenge von Quarz u. Glimmer mit einem chloritartigen, oft auch einem seldspathartigen Mineral, ist meist vollkommen gerad- u. dünnschieferig, deutlich geschichtet; die Schieferung ist meist, bes. bei den älteren T-n, der Schichtung parallel, bei jüngeren kommt auch transversale Schieferung vor; specifisches Gewicht 2,6 bis 2,9; läßt sich leicht spalten, ist auf den Spaltungsflächen schimmernd bis glänzend, meist bläulichgrau od. grünlichgrau, auch weiß, grün, blau, roth, grau u. schwarz. Je nach dem Vorherrschen einzelner Bestandtheile, der verschiedenen Structur u. dem charakteristischen Auftreten mancher Mineralien unterscheidet man mehre Arten von T. a) Glimmerthonschiefer, welcher durch einen beträchtlichen Gehalt an Glimmer deutlich krystallinisch wird u. den Übergang zum Glimmerschiefer bildet, zeigt oft wellenförmige Structur; bei Schönbach u.a. O. im Erzgebirge, Pfaffengrün im Voigtlande, Wechselburg in Sachsen, Wurlitz im Fichtelgebirge, Unterrothau u. Waitzengrün in Böhmen, Wiltau u. Lanzerköpf in den Tyroler Alpen etc. b) Fruchtschiefer, enthält in einer Grundmasse von Glimmerthonschiefer verschieden gestaltete Einschlüsse einer sehr feinschuppigen, schwärzlichbraunen od. schwärzlichgrünen Masse, welche wahrscheinlich durch Zersetzung von Hornblende entstanden ist; diese eigenthümlichen Massen, welche in großer Menge auf den Spaltungsflächen des Schiefers erscheinen, sind entweder rundliche Flecken (Fleckenschiefer) od. garbenförmig (Garbenschiefer); od. sie sind klein rundliche Körner, welche auf den Spaltungsflächen viele knotige Erhöhungen bilden (Knotenschiefer). Der Fruchtschiefer tritt immer da auf, wo der T. in Berührung mit Granit od. Syenit kommt; bei Wesenstein, Kirchberg, Wechselburg, Weidschen u.a. O. in Sachsen, Schwadenbach, Graßlitz u.a. O. im Egerer Kreise in Böhmen. c) Dachschiefer (Tafelschiefer), sehr dünnschieferig, bläulich- bis schwärzlichgrau, auf den Spaltungsflächen seidenglänzend; wird zum Belegen der Dächer benutzt; bei Goarshausen, Kaub in Nassau, Goslar, Lautenthal u. Blankenburg am Harz, Sonneberg, Lehesten, Gräfenthal in Thüringen, im Egerer Kreise in Böhmen, Angers in Frankreich etc. d) Gemeiner T., feinerdig, dick- bis dünnschieferig, verschieden gefärbt, auf Klüften oft mit einer anthracitartigen Substanz bedeckt, häufig von Quarzadern durchzogen. e) Griffelschiefer. feinerdige Massen mit stängeliger Absonderung, zuweilen Lager im Dachschiefer bildend; bei Steinach in Thüringen, zu Schieferstiften benutzt. f) Wetzschiefer, mit Kieselerde gemengt, daher sehr hart u. zu Wetzsteinen anwendbar, hellgrau, grünlichgrau, lichtgelb; kommt meist nur in dünnen Lagen zwischen anderen Varietäten des T-s vor, bes. in Seifersdorf bei Freiberg, Sonneberg u. Saalfeld in Thüringen, Kupferberg im Fichtelgebirge, Lerbach am Harz, Salm-Chateau, Ottrez u. Bihain in den Ardennen. g) Kalkthonschiefer (schalsteinartiger T.), enthält zahlreiche Körner od. Mandeln von Kalkspath u. wird zuweilen von Kalkspathschnüren u. Adern durchzogen; zwischen Nossen u. Zella in Sachsen, am Harz, Dietz u.a. O. in Nassau. h) Zeichnenschiefer, schwarzer, feinerdiger T. mit seinen Graphittheilchen innig gemengt, färbt ab u. wird daher zum Zeichnen (Schwarze Kreide) benutzt; bei Reichmannsdorf in Sachsen, Haselbach in Thüringen, Hüttenrode am Harz. i) Alaunschiefer, graulichschwarzer od. schwarzer T., auf den Spaltungsflächen anthracitartiger Überzug, enthält Eisenkies eingesprengt, welcher bei der Verwitterung Veranlassung zur Bildung von Alaun gibt; daher zur Alaunfabrikation benutzt. Bildet Lagen im T.; bei Saalfeld, Gräfenthal u. Sonneberg in Thüringen, Reichenbach in Sachsen, Lauthenthal am Harz, Christiania in Norwegen, Insel Bornholm etc.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 539.
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