Verdichtungsmaschine

[458] Verdichtungsmaschine, Instrument zu stärkerer Verdichtung von Gasen, als durch die Luftpumpe (s.d.) möglich ist. Zwei ganz gleiche graduirte, in einem Gefäß mit Quecksilber stehende Glasröhren, von denen eine mit Luft, die andere mit dem betreffenden Gas gefüllt ist, werden in einen starken gläsernen Cylinder gesetzt, in welchem Wasser befindlich ist, auf welches durch einen dünnen Kolben ein bedeutender Druck ausgeübt werden kann. Dieser letztere pflanzt sich auf die eingeschlossenen Gase fort, u. im Moment der Verdichtung kann man in der mit Luft gefüllten Röhre aus dem Stand des Quecksilbers die Höhe des Druckes erkennen. Statt der das Gas enthaltenden Röhre kann man auch das Piezometer (s.d.) nehmen, u. in demselben auf diese Art die Zusammendrückbarkeit des Wassers nachweisen. Vgl, Flüssigkeit. Die einfachsten Verdichtungsapparate sind starke, zugeschmolzene u. in der Mitte gebogene Glasröhren, deren erster Schenkel eine passende Mischung enthält, welche beim Erwärmen das betreffende Gas im trockenen Zustand entwickelt, u. deren anderer Schenkel in eine Kältemischung gesenkt wird, um hier das Gas zu verdichten. Hört die Erwärmung des einen Schenkels auf, so kann man das flüssig gewordene Gas durch ganz gelindes Erwärmen wieder verdampfen; war dasselbe Ammoniak u. aus Chlorsilberammoniak entwickelt, so wird es wieder absorbirt, so daß dieselbe Röhre wiederholt benutzt werden kann. Auf diese Weise läßt sich leicht Cyangas (aus Cyanquecksilber), Chlor (aus Braunstein u. Salzsäure od. Kochsalz u. zweifach schwefelsaurem Kali). Kohlensäure (aus kohlensaurem Ammoniak u. Schwefelsäure), Schwefelwasserstoff etc. verdichten. Kohlensäuregas läßt sich auch dadurch verdichten, daß man es mit einer Druckpumpe m einen schmiedeeisernen Cylinder pumpt, bes. aber durch die Thiloriersche V. Die wesentlichsten Theile derselben sind der Generator u. der Recipient, etwa 5'' weite u. 2' hohe Cylinder aus Blei in einer dicht anliegenden Hülle von Kupfer, welche mit starken Eisenbändern umgeben ist. Die Böden sind durch Eisenplatten verstärkt, welche durch viele Eisenstangen zusammengehalten werden, u. die Verbindung beider Gesäße findet durch aufgeschraubte stählerne Schraubenhähne u. ein kupfernes Rohr statt. Der Apparat ist auf 1200 Atmosphären Druck berechnet, obgleich nicht 100 wirtlich vorhanden sind. Man beschickt den Generator mit 31/2 Pfund doppelkohlensaurem Natron, 8 Pfund von 35–40° C. u. 2 Pfund englischer Schwefelsäure, welche sich in einer unten geschlossenen Röhre befindet. Wird nun der beweglich aufgehängte Generator geneigt u. geschaukelt, so ist nach zehn Minuten alle Schwefelsäure ausgeflossen u. die Zersetzung beendet. Öffnet man jetzt die Hähne, so destillirt in einer Minute alle Kohlensäure in den Recipienten, da in diesem wegen niederer Temperatur etwa 25 Atmosphären weniger, also nur 50 Atmosphären Druck herrschen. Wiederholt man diese Operation etwa sechs Mal, so hat sich im Recipienten etwa 2 Liter flüssige Kohlensaure angesammelt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 458.
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