Winckelmann

[247] Winckelmann, Joh. Joachim, Sohn eines Schuhmachers, geb. 9. Dec. 1717 in Stendal; studirte seit 1738 in Halle alte Literatur u. Theologie, seit 1741 in Jena Mathematik u. Medicin. Er wurde 1742 Hauslehrer in Heimersleben bei Halberstadt, 1743 Conrector in Seehausen u. 1748 Bibliothekar des Grafen Bünau zu Nöthnitz bei Dresden. 1754 katholisch geworden, lebte er nun den Kunststudien in Dresden u. ging 1755 nach Italien, wo er erst in Rom seine Studien der alten u. neuen Kunstwerke u. 1758 die der pompejanischen u. herculanischen fortsetzte; dann ordnete er bis 1759 die Gemmensammlung des Baron Muzel-Stosch in Florenz, worauf er Bibliothekar u. Custos der Alterthümer des Cardinals Albani u. 1763 Oberaufseher der Alterthümer in u. um Rom wurde. 1768 machte er eine Reise nach Deutschland, kam aber blos bis Wien, indem ihn die Sehnsucht nach Italien zurücktrieb, u. wurde auf der Rückreise in Triest von Francesco Arcangeli, einem italienischen Abenteurer, welcher W. als freiwilliger Dienstleister begleitete, am 8. Juni 1768 ermordet. Arcangeli wurde am 20. Juni durch das Rad hingerichtet. W. wurde 18. Oct. 1859 in Stendal eine Statue errichtet. Große Verdienste hat W. als geschmackvoller u. gelehrter Interpret der klassischen Kunstdenkmäler u. als Schöpfer der Kunstwissenschaft; er schr.: Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerei u. Bildhauerkunst, Dresd. 1754, 2. A. 1756; Sendschreiben über die Gedanken etc., ebd. 1756; Erläuterung der Gedanken etc., ebd. 1756; Description des pierres gravées du feu Baron de Stosch. Flor. 1760; Anmerkungen über die Baukunst der Alten, Lpz. 1762 (französisch Par. 1783); Sendschreiben von den herculanischen Entdeckungen, Dresd. 1762 (franz. ebd. 1764); Nachricht von den neuesten herculanischen Entdeckungen, Dresd. 1764, 2 Thle.; Versuch einer Allegorie, bes. für die Kunst, ebd. 1766; Abhandlung von der Fähigkeit der Empfindung des Schönen in der Kunst, Dresd. 1771; Geschichte der Kunst des Alterthums (Hauptwerk), ebd. 1764, dazu Anmerkungen, ebd. 1767, n.A. Wien 1776, (franz. von Jansen, Par. 1790–94, 3 Bde.; italienisch von Amoretti, Mail. 1779, u. von Fea, Rom 1783 f., 3 Bde.); Monumenti antichi inediti, spiegati ed illustrati, Rom 1767 f., Fol., n.A. 1821 (deutsch von Brun, Berl. 1791 f., 2 Bde.). Gesammelte Werke, herausgeg. von Fernow, Meyer u. Joh. Schulze, Dresd. 1808–20, 8 Bde., n.A. 1828 f.; die italienische Ausgabe (Opere), Prato 1830, 4 Bde., ist unvollendet; W-s Briefe an seine Freunde, Dresd. 1777–80, 2 Thle.; an seine Freunde in der Schweiz, Zür. 1778, u. an seine vertrautesten Freunde Berl. 1781, 2 Bde.; W-s Briefe an Heyne, Lpz. 1776; an Stosch u. And., Berl. 1781, 2 Bde.; an Rudolf v. Bergk, Cobl. 1784; W-s Briefe, herausgeg. von F. Förster, Berl. 1824 f., 2 Bde. Vgl. Gurlitt, Biographische u. literarische Notiz von W., Magdeb. 1797, nebst zwei Nachträgen, Hamb. 1820 f.; Goethe, W. u. sein Jahrhundert, Tüb. 1805; W-s letzte Lebenswoche, herausgeg. von Rosetti, Dresd. 1818; Schönmann, W. u. die Archäologie, Greifsw. 1844.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 247.
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