Baukunst

[418] Baukunst, I. die Kunst, allerhand Werke zur Bewohnung, zu Versammlungen, zur Aufbewahrung, zur Communication etc. auf- u. auszuführen. Ihre höchste Aufgabe hat die B. A) als B. im engeren Sinne (Hoch-B.); dieselbe beschäftigt sich mit Bauwerken, welche sowohl allgemeine geistige Zwecks haben, als auch zur Förderung der öffentlichen Wohlfahrt u. für den Privatgebrauch bestimmt sind. Sie zerfällt a) in Pracht-B. (kirchliche u. monumentale od. höhere B.), die sich mit der Errichtung von Bauwerken beschäftigt, welche als Denkmaler der religiösen, staatlichen u. culturhistorischen Entwickelung eines Volkes, Kirchen, Museen etc. Jahrhunderte überdauern sollen; b) die bürgerliche B., welche sich mit der Aufführung städtischer,[418] öffentlicher u. Privatgebäude, Schulen, Wohlthätigkeitsanstalten, Fabriken, Wohnhäuser, Landhäuser (Villen) etc. befaßt, u. das Princip der Nützlichkeit über das der architektonischen Schönheit stellt; c) die ökonomische B. (Land-B.), welche die Errichtung der zum landwirthschaftlichen Betriebe nöthigen Gebäude als Ställe, Scheunen, Remisen etc. zum Zwecke hat. Von untergeordneter Bedeutung ist die B. in ihren weiteren Fächern: B) die Wasser-B. errichtet Werke in od. an Gewässern zur Verbindung u. zum Schutze der Ufer; C) die Schiff-B. lehrt alle Arten von Fahrzeugen zur Befahrung des Wassers anlegen; D) die Kriegs-B. lehrt Plätze gegen feindliche Anfälle befestigen; E) die Wege-B., Landstraßen zum Fahren der Wagen u. Fußwege für Fußgänger, auch Eisenbahnen einrichten; F) die Maschinen-B., die Eintheilung u. Einrichtung von Maschinen. Die B. im engeren Sinne ist die älteste aller Künste, indem sie unmittelbar aus dem Bedürfniß der Menschen nach Räumen, welche vor Wind u. Wetter schützten, hervorging; aus ihr gingen die andern bildenden Künste hervor, die sich erst nach u. nach aus ihrer Abhängigkeit von der Architektur befreiten u. dann selbständig entwickelten. Die B. gehört zu den schönen Künsten, insofern sie durch körperliche Formen eine Idee zur sinnlichen Wahrnehmung bringt. Von je höherer geistiger Bedeutung der Zweck ist, welchem ein Bauwerk dient, u. je lebhafter sich in seinen Formen u. Verhältnissen dieser Zweck zu erkennen gibt, um soviel höher steht es auch als Kunstwerk. Überwiegt das Moment der Nützlichkeit, wie bei der sogenannten bürgerlichen B., die sich den Anforderungen des täglichen Lebens, localen u. klimatischen Verhältnissen fügen muß, so verringert sich zwar der Spielraum für die freie Entwickelung der Formen, immerhin aber bleiben dem Künstler in der Gliederung der Massen u. in der Anwendung plastischen Schmucks Mittel genug, um vor dem Eindruck der Schönheit den des praktischen Zwecks zurücktreten zu lassen.

II. Die Geschichte der B. ist eine mehr od. weniger eng zusammenhängende Entwickelung von deren Gesetzen u. Formen bei den verschiedenen Völkern (Baustylen) u. damit zugleich eine Kundgebung den verschiedenen National- u. Zeitgeistes. Die wahrscheinlich ältesten Baudenkmale sind die des A) Ägyptisch en Styles. Sie sind entweder Grabmäler od. Tempel, Paläste u. Wasserbauten. Die Grabmäler sind theils oberirdische, vierseitige in eine Spitze auslaufende, ganz massive Gebäude (Pyramiden, s.d.), od. unterirdische in Felsen gehauene Grotten u. Kammern (Hypogeen, Syringen). Eben so gibt es Tempel über u. unter der Erde, Die ersteren bestehen aus mehreren rings umschlossenen Theilen, haben am Eingang 2 thurmartige Gebäude (Pylonen), einen oben offenen Vorhof mit Säulenumgängen, eine oben geschlossene Säulenhalle u. im hintersten Ende eine Celle für das Opfer u. eine Nische für das Bild der Gottheit. Die Mauern laufen in schräger Richtung empor, die Säulen haben kein bestimmtes Maß, sind entweder unverjüngt, nach oben verjüngt od. ausgehaucht u. stark verziert, ihre Capitäle haben die Form einer geschlossenen, od. einer geöffneten Blume, od. einer einfachen Maske; ein Architrav mit einer großen Hohlkehle schließt das Gebälk nach u. nach ab. Alle Verhältnisse sind kolossal. Es gibt auch kleinere Tempel ohne Borhof u. Pylonen, mit Halbmauern zwischen den Säulen. Die unterirdischen Tempel (Speos) unterscheiden sich im Plan nicht wesentlich von den oberirdischen, nur fehlt der Vorhof u. statt der Pylonen sind riesenmäßige Figuren aus den Felsen gehauen. Die Paläste sind ganz wie Tempel angelegt, sie haben nur mehr Wohnräume. Unter den Wasserbauten zeichnet sich der für die jährlichen Überschwemmungen mit großer Kunst angelegte Nilmesser aus. Die bedeutendsten Denkmale des ägyptischen Styles sind zu Theben (Luxor, Karnak), zu Edfu u. auf der Insel Philä u. die Felsentempel zu Ipsambul. Vgl. Ägypten (Antiquit.) II. C) b). Die blühendste Epoche der B. in Ägypten war die Regierungszeit des Ramses 1473 v. Chr. Von ungewissem Alter sind die Werke des B) Indischen Styles, die merkwürdigsten gehören aber wahrscheinlich in das Jahrtausend v. Chr. Es sind nur Tempel, u. zwar brahmanische u. buddhistische, u. Pagoden. Die brahmanischen Tempel sind theils in den Felsen gehauen (Grottentempel), aber nicht geschlossen, wie die ägyptischen, sondern offen, die Decken sind von Pfeilern od. Säulen, welche regellos, unförmlich u. phantastisch aus dem Felsen gearbeitet sind, unterstützt (die Tempel von Ellora u. Elephanta); theils freistehende, aber nicht gemauerte, sondern aus dem Felsen gehauene mit Kammern u. Zellen versehene, selbst kuppel- od. pyramidenartig bedachte, von Thiergestalten getragene mit vielem Schnörkelwerk versehene Gebäude (Kailassa zu Ellora). Die buddhistischen Tempel sind auch Felsengrotten, aber geschlossen, länglich viereckig, haben eine doppelte Pfeilerstellung, ein Tonnengewölbe u. enden mit einer halbkreisrunden Nische, von welcher das Heiligthum in Form einer Seifenblase (Dagop) steht (Tempel des Wiswakarma zu Ellora). Eigene Bauwerke werden gewonnen durch Multiplication des Dagop (Boro Budor auf Java). Die Pagoden sind gemauerte Freibauten, die in Absätzen pyramidenartig aufsteigen u. in der Regel in eine Kuppel endigen (Madura, Brambana auf Java). Die reichsten u. phantastischsten Bauten der Inder sind die Gastherbergen (Tschuliris), palastähnliche Gebäude mit großen Sälen u. Hallen (Madura). Der indischen B. ist verwandt C) die Persischen. D) die Assyrische, s.u. Persepolis, Niniveh u. Babylon, u. später E) die Chinesische, welche den Pagodenbau zum Thurmbau in vielen Geschossen (Tha), doch ohne. Kuppel, emporführte, das Dach ausschweifte u. mit Glöckchen behängte (Porzellanthurm von Nanking). An die ägyptische B. aber schließt sich F) die Israelitische in dem Tempel Salomonis, s.u. Tempel. Ganz unabhängig von fremdem Einfluß, aber ähnlich in der Form, erscheinen G) die Mexicanischen Bauwerke, bes. ihre Tempel (Teocallis), ihre Form ist die der Pyramide, u. reiche Überbleibsel finden sich noch jetzt bei Teotihuakan, Papantla, Cholula etc., s.d. a. u. Mexicanische Religion. Für die Geschichte der B. ist keine so wichtig, als H) die Griechische. Man unterscheidet hier zuerst das heroische u. das geschichtliche Zeitalter. a) Dem heroischen Zeit alter, das etwa bis 1100 v. Chr, reicht, gehören die Überreste von Mauern u. Thoren an, aus großen unregelmäßigen (zu Tiryus) od. auch rechtwinklicht behauenen Steinen u. Blöcken ohne Mörtel zusammengefügt (zu Argos u. Mykenä); auch Schatzhäuser[419] (Thesauren, bes. die des Atreus Mykenä), eigenthümliche Gewölbbauten, welche entstehen, indem Reihen von Steinkreisen horizontal, aber nach innen überkragend, übereinandergelegt werden, so daß sie sich nach oben allmählig verengen, bis sie durch einen einzigen Stein geschlossen werden können. b) Im geschichtlichen Zeitalter theilt sich die Baukunst nach den beiden griechischen Urstämmen der Dorier u. Joner in zwei verschiedene Weisen: aa) die Dorische ist einfach, klar, kräftig, ernst u. feierlich; bb) die Jonische leicht, zierlich, heiter u. festlich. Aus der letzteren ging hervor cc) die Korinthische, welche sich von ihr wesentlich nur durch die Anwendung nicht geringerer Formen (Akanthus) bei den Kapitalen unterscheidet. Die Hauptwerke sind Tempel u. Theater, seltner Grabmäler, von Palästen ist keine Spur. Die Hauptunterscheidungszeichen der Style liegen in der Säule, je nachdem dieselbe dorisch, ionisch od. korinthisch ist, u. in dem darüber liegenden Gebälk, s.u. Säule. Hauptdenkmale des Dorischen Styls sind: Tempel zu Selinunt, Girgenti u. Egeste in Sicilien, zu Pästum in Unteritalien, auf Ägina in Griechenland u. das Parthenon nebst den Propyläen in Athen; des Jonischen Styls: das Erechtheum in Athen. Die Bauart des Theaters, s.u. Theater. Bei den Völkern Italiens findet sich zuerst I) der Etruskische od. Toskanische Baustyl. Mauern u. Thore in Weise der ältesten griechischen (Volterra, Cortona, Fiesole etc.), dann bes. der ausgebildete Gewölbebau, mit vollständiger Construction durch den Keilschnitt (Cloaca maxima), wodurch die Architektur eine ganz neue Gestalt gewinnen u. an die Stelle der Horizontallinie der Bogen treten konnte. Der Tempel hatte eine fast quadratische Grundlage, die Säulen ähnelten den dorischen, waren aber schwächer, nicht cannelirt u. hatten eine Basis u. darunter eine Platte (Plinthe) u. standen weit auseinander. Das Gebälk war meist von Holz. Denkmäler, wie der Tempel des Capitolinischen Jupiter in Rom etc., sind nicht mehr vorhanden. Die bedeutendsten Denkmale der Etruskischen B. sind die Gräber, deren 3 Gattungen sind: kreisrunde Erdhügel mit Maueruntersatz u. Thürmen (Cucumella in Volci, das sogenannte Grabmal der Horatier bei Rom, das des Porsenna bei Chiusi); dann in den Felsen gemeißelte Façaden (in Castel d'Asso bei Viterbo); endlich unterirdische Grabkammern in den Felsen gearbeitet mit flacher od. giebelförmiger Decke (in Chiusi u. Corneto). Bei weitem die reichsten Kräfte entfaltete K) die Römische B., indem sie berufen war, die Macht u. Herrlichkeit eines weltbeherrschenden Volles zu zeigen u. der Prachtliebe göttlich gepriesener Imperatoren zu dienen. Außer Tempeln, Palästen u. Villen war vornehmlich die Anlage dir Foren (öffentlicher Marktplätze) Aufgabe der B., indem hier eine Menge öffentlicher Gebäude für den Verkehr, die Gerichte, die Politischen Verhandlungen etc. vereinigt waren, z.B. die Basiliken (Gerichtshallen), Curien (Rathhäuser) etc. Andere öffentliche Bauwerke waren Tropäen, Triumphbögen (z.B. des Titus, Septimius Severus, Constantinus in Rom, des Augustus in Rimini, Susa, Aosta des Trajan in Ancona u. Benevent etc.), sodann Theater, Amphitheater (s.d.), Circus (s.d.) für Wettrennen; ferner Thermen (s.d.), großartige Bade- u. Schwimmanstalten, Grabmäler, zum Theil ganz kolossal, wie das des Augustus, des Hadrian (die jetzige Engelsburg) etc. Der herrschende Styl für diese Gebäude war dem korinthischen entlehnt, nur größer in den Verhältnissen; der Hauptcharakterzug aber desselben ist die Verbindung des (griechischen) Horizontalbaues mit dem (etruskischen) Gewölbebau u. dem Bogen, wobei die verschiedenen Constructionen des Tonnen-, Kuppel- u. Halbkuppelgewölbes, so wie des Kreuzgewölbes ausgebildet wurden. Dieser Baustyl verbreitete sich mit der Römerherrschaft über fast ganz Europa u. Vorderasien, artete aber im 3. Jahrh. in die übermüthigste u. selbst in geschmacklose Pracht aus (Tempel von Palmyra u. Baalbeck) u. verlor den natürlichen Organismus (Palast des Diocletian in Spalatro) u. selbst die Schönheit u. Vollendung der Technik. Mit dem Christenthum beginnt eine neue B., u. ihre Hauptwerke sind die Kirchen, L) Im Altchristlichen Style freilich begegnen sich überall noch die Formen, sogar die Baureste des Alterthums, sei es daß die Kirche nach dem Vorbild der Basilica auf dem Grund des länglichen Vierecks od. des ungleichschenklichen (lateinischen) Kreuzes, mit Langschiff, Seitenschiffen (Querschiff) u. Tribune, dazu mit offener Dachrüstung als Decke (Alte Peterskirche, St. Paul in Rom, St. Apollinaris in Ravenna etc.); od. auf dem Grunde des Quadrats od. des diesem entsprechenden gleichschenklichen (griechischen) Kreuzes mit Kuppelgewölbe als Decke ausgeführt wird. Die Hauptmerkmale der letzteren Kirchgebäude, derer des Byzantinischen Styl es, sind: die Kuppel u. der Rundbogen, der letztere in kleinen u. immer kleineren Dimensionen, namentlich bei Gallerien am Äußern der Gebäude, den niedrigen Portalen u. den sehr beschrankten Fenstern; ferner kurze, oft gewundene, musaicirte u. gepaarte Säulen mit wunderlich durch Thierfratzen od. verschlungenes Pflanzenwerk verzierten Säulenknäufen, die keiner bestimmten Ordnung angehören. Bedeutungsvoll bei diesen Kirchenanlagen sind die Unterkirchen unter der Tribüne mit dem Grab des Heiligen (Krypta, Confessio). Ihr ältestes Denkmal ist die unter Justinian erbaute Sophienkirche in Constantinopel u. die ihr nachgebildete S. Vitale in Ravenna (v. I. 547). Das ganze frühe Mittelalter hindurch blieb der Byzantinische Styl im Orient u. zum großen Theil im Occident der herrschende. Im Fortgang des Mittelalters machte sich in der B. ein neuer Nationalgeist geltend, stand aber noch lange Zeit unter der Einwirkung der Überlieferungen aus dem Alterthum. Daraus entstand M) der Romanische Styl, gewöhnlich auch ferner der Byzantinische Styl genannt, dessen Beginn etwa ins 10. Jahrh. fällt. Zu den bisherigen Kirchenanlagen kommt noch eine dritte, die Verbindung von Kuppel- u. Basilikenbau (Dom von Pisa, Marcuskirche in Venedig etc.). Statt der Säulen im Innern der Kirchen kommen nun auch Pfeiler vor, die Wände, bis dahin einfach u. schmucklos, werden mit Bogenfriesen, Lessinen, rundbogigen, kleinsäuligen Gallerien, Rosetten etc. belebt die Fenster werden durch Einfassungen, eingesetzte Säulchen u. Bogen reicher gemacht u. die Portale ganz bes. mit Bogen, Säulen u. Pfeilern ausgeschmückt. Zwei od. mehrere Thürme werden mit dem Gebäude in Verbindung gebracht, im Innern aber nach u. nach Gewölbe über Mittel- u. Seitenschiffe statt der offnen od. flachen Decken gelegt,[420] Formen u. Verhältnisse der Säulen sind durchaus nicht bestimmt, sie haben Plinthe, Basis, glatte (auch gewundene) Schäfte u. über den Capitälen noch besondere Aufsätze, zur Aufnahme des von Säule zu Säule geschlagenen Bogens. Für das Capitäl gibt es zwei Grundformen: das Würfelcapitäl, ein unten abgestumpfter Würfel (also dem dorischen Capitäl verwandt), u. das Kelchcapitäl, ein gewissermaßen durch Verschmelzung von Hals u. Echinus hervorgebrachter u. einem ausgeschweiften Becher ähnlicher Säulenknauf; beide Arten sind indeß in der Regel stark verziert. Die verschiedenen Länder bildeten den Romanischen Styl verschieden aus: a) Italien mehr im Sinne der Antike u. ohne unmittelbare Verbindung der Thürme mit der Kirche; b) SFrankreich gleichfalls mehr antik; c) NFrankreich aber u. d) England mit vielen, zum Theil barbarischen Eigenthümlichkeiten; namentlich zeigt der Normannisch-Romanische Styl (s. unten O) die auffallendsten Besonderheiten, ganz kleine Bogen zu sehr hohen, od. auch sehr dicken Säulen, hohe u. niedrige Bogen neben einander u. in den Verzierungen eine auffallende Vorliebe für zickzackige Linien. Die edelste u. consequenteste Durchbildung hat der Romanische Styl e) in Deutschland, namentlich am Rhein, gefunden (St. Gereons- u. Apostelkirche in Köln, Abtei Laach etc., ferner Dom zu Bamberg, Speier, Mainz etc.). Zugleich mit der christlichen Baukunst u. mit entschiedenem Einfluß auf sie entwickelte sich vom 7. Jahrh. an N) der Arabische od. Maurische Styl des Islam u. zwar zunächst an den Moscheen, großen nach außen ummauerten, nach innen offenen Säulenhallen, an denen außer der Stelle für den Koran (Keblah) u. der Kanzel keine ausgezeichneten Stellen sind, als außen noch schlanke Thürme (Minarets) u. zuweilen große mit Kuppeln überwölbte Mausoleen von Khalifen. Die Säulen sind großentheils antik od. den antiken nachgebildet. Charakteristisch ist die Form des Bogens, der selten einfach halbkreisrund ist, sondern durch senkrechte Verlängerung des Bogens überhöht, od. überhalbkreisrund (Hufeisenbogen), od. aus zwei Theilen eines Halbkreisbogens zusammengesetzt (Spitzbogen), od. endlich als Spitzbogen überhöht od. hufeisenförmig; ferner das Gewölbe, das aus lauter kleinen Gewölbchen künstlich zusammengesetzt ist; endlich durch eine sehr reiche, aber inhaltlose Verzierungslust, die sich über alle Wände u. alle architektonischen Glieder in der Art ergießt, daß selbst die Bogen ausgezackt u. Flächen durchbrochen werden. (Hauptdenkmale: Moscheen in Kairo, Palast Alhambra u. Moschee in Cordova in Spanien, Paläste Cuba u. Zisa in Palermo). Eine Abart davon ist der Türkische Styl, der nur phantastische Ausschweifungen, aber keine eigenthümlichen Formen zeigt. Die sichtbarste Einwirkung des Maurischen Styles auf den christlichen Styl begegnet O) in dem Normännischen Styl in Sicilien um 1072 bis zu Ende des 12. Jahrh., welcher mit dem Basilikenbau u. den antiken Säulen die maurischen Spitzbogen u. Grottengewölbe verband u. Pfeilerformen u. Verzierungen von ihm annahm. Das gestaltende Princip in der christlichen Baukunst ist von Anfang an die aufstrebende Richtung; sie hat schon die Wände der Basiliken u. die Kuppeln erhöht; sie tritt immer entschiedener im Romanischen Styl hervor; ihr verdankt man auch den vollendetsten christlichen, P) den Germanischen od. Gothischen Styl. Die Hauptmerkmale desselben sind: die Form des Grundrisses ist das längliche Viereck od., da meist Kirchen ihre Aufgabe waren, das Kreuz; die Krypta verschwindet; der Chor, obschon die Kreuzform in der Anlage bleibt, tritt in engeren Zusammenhang mit dem Gebäude u. hat einen polygonen Abschluß; die Mauern des Mittelschiffs werden aufgehoben, so daß die Gewölbe unmittelbar von den Pfeilern getragen werden; die Flächen der Gewölbe werden dadurch belebt, daß ihre Kanten u. Eintheilungen mit den Gliedern der Pfeiler in Formverbindung (durch Gurte u. Rippen) gebracht werden; die Umfassungsmauern werden auf die Form von Pfeilern reducirt, u. dadurch die Fenster sehr vergrößert; für alle Bogen u. Gewölbe wird der Spitzbogen eingeführt u. seine Flächen, wie die der Pfeiler, durch Hohlkehlen u. Rundstäbe gegliedert. Im Äußern werden Strebepfeiler u. Strebebögen zum Widerhalt der Gewölbe angewendet u. gegliedert u. mit Thürmchen u. Laubwerk verziert; die Gesimse werden tief ausgehöhlt u. stark gekantet (zum Wasserablauf) u. von Fenstergiebeln durchbrochen; die größte Pracht wird auf die Vorderseite verwendet, wo in einem od. zwei Thürmen, die vom Viereck ins Achteck übergehen, ein ganzes System von Pfeilern u. Thürmchen mit hohen Fenstern emporsteigt u. in einer hohen durchbrochenen achtseitigen Pyramide endigt, u. der Eingang in die Kirche durch ein od. drei reichverzierte Portale bezeichnet ist. Die reichlich angebrachten Verzierungen sind durch gerade, in spitzigen Winkeln zusammen treffende Linien od. durch Kreissegmente od. durch neue aus der Natur geschöpfte Formen (Wein-, Eichenlaub etc.) gebildet, Die consequenteste Durchbildung des Germanischen Styles zeigen a) in Deutschland die Dome zu Köln, Freiburg, Regensburg, Straßburg, Wien, Meißen etc. b) Die Französische Gothik weicht in einigen Stücken ab; die Anlage ist meistentheils in Fächerform, um den Chor liegt ein Kranz von Kapellen; die Hauptpracht ruht in drei großen Portalen an der Vorderseite; statt der Pfeiler sind Säulen vorherrschend; die Mittelschiffwand ist nicht weggenommen, sondern zu Gallerien verwendet; die Bogen u. Gewölbgurte sind nicht in Hohlkehlen u. Rundstäbe gegliedert; Strebepfeiler u. Strebebogen sind schmucklos, die Thürme meist viereckig u. ohne Pyramide; der aufstrebenden Richtung wird durch die Horizontale (namentlich der an der Façade angebrachten Gallerien) vollkommen das Gleichgewicht gehalten. Denkmale: Notre Dame zu Paris, zu Rouen, Dijon, Chartres, Rheims, Amiens, S. Ouen zu Rouen etc. c) Die Spanische Gothik zeigt wenig organische Durchbildung, sondern Vorherrschen der Horizontale, schwerfällige Verhältnisse u. eine Überladung von Ornamentenwerk im Innern. (Dome von Toledo, Barcelona, Xerez etc.). d) Die Portugiesische Gothik hat ein treffliches Werk in dem Kloster Batalha u. ist reiner im Styl als die spanische. e) Die Gothik in Belgien u. Holland zeigt eine Vermischung der deutschen u. französischen, mit Vorherrschen der letzteren im Innern, u. der ersteren an der Façade, die statt der Rosette ein großes Spitzbogenfenster hat u. nicht die mächtigen Portalanlagen, dagegen den hochaufstrebenden Thurm, obwohl nicht in klardurchdachter Construction, so der Dom zu Antwerpen, Löwen, Mecheln, Brüssel, Lüttich, Utrecht, Oude Kerk zu Amsterdam,[421] St. Laurentius zu Rotterdam). Bedeutend sind die Rathhäuser zu Brüssel, Löwen, Ypern etc., doch zeigt sich hier vornehmlich ein Verschlechtern des Ornaments. f) Die Englische Gothik hat viel Eigenthümliches: die Anlage ist sehr lang u. schmal u. hat einen quadratischen Abschluß an beiden Seitn, dazu sehr häufig eine besondere Kapelle (Lady Chapel) an den Chor angehängt, u. zu dem Hauptschiff 2 Querschiffe; die Mittelschiffwand ist beibehalten u. mit Gallerien u. Stabwerk ausgefüllt; das Gewölbe mit reichem, wie Schirme ausgebreitetem Stabwerk bedeckt, woran sich oft niedergehende Zapfen hängen; Fenster sehr breit mit vielem verticalen u. horizontalen Stabwerk durchbrochen, große Fenster an der Vorderseite u. am Chorabschluß, so groß, daß die Portale klein erscheinen; das Hauptgesims endigt in festungsartige Zinnen; die Thürme, in der Regel 2 an der Vorderseite, doch auch 4 an allen Ecken u. einer über dem Kreuz, sind viereckt u. haben nicht immer Pyramiden. Im Ganzen ist der Streit zwischen aufstrebender u. horizontaler Richtung nicht ausgeglichen (Dome von Salisbury, Canterbury, York, Wells, Lincoln, Winchester, Ely, Peterborough, Exeter, Westminsterabtei in London, St. Georgskapelle in Windsor-Castle etc.). Die reichste Ausbildung der Englischen Gothik ist der sogenannte Tudor-Styl (Heinrichs VII. Kapelle). g) Die Italienische Gothik unterscheidet sich vornehmlich von der nordischen dadurch, daß sie die Mauermassen, welche diese in Pfeiler u. Fenster auflöst, beibehält, u. die aufstrebende Richtung nur zum Schein (in falschen Façaden etc.) annimmt, im Ganzen aber möglichst an den aus der Antike überlieferten Formen u. Verzierungen u. der vorherrschenden Horizontale festhält. In der Anlage groß u. weit, mit quadratischem Chorabschluß haben die Kirchen viele Kapellen, ausgeprägte Kreuzform mit einer Kuppel über dem Kreuz, keine Thürme (Dome von Florenz, Siena, Orvieto, Assisi, Mailand, S. Antonio zu Padua, S. Petronio zu Bologna, S. Croce, S. Maria Novella zu Florenz etc.). Bes. reich u. schön sind die Paläste (Dogenpalast zu Venedig, Rathhaus in Siena etc.). Im 15. Jahrh. artete die Gothik überall aus, indem der einfache Spitzbogen gedrückt, geschwungen u. geschweift wurde (Eselssattel, Frauenschuh), eine mannigfache Verschlingung der Verzierungen, ein Versetzen der Pfeilerflächen, u. eine solche Verschlechterung der Ornamente eintrat, daß man Baumäste als Portalpfosten nachahmte (Dom zu Ulm). Gleichzeitig mit dem Verfall der Gothik beginnt, u. zwar in Italien, Q) der Moderne Baustyl durch die Wiederaufnahme der antiken Bauformen für kirchliche wie für weltliche B., wobei allerdings die dorische, ionische u. korinthische Ordnung von Pilastern, Säulen u. Gebälk nebst antiken Ornamenten, aber mit sehr veränderten Verhältnissen u. so neuen Zuthaten vorkommen. Man unterscheidet: a) die Toskanische Schule mit Fil. Brunelleschi, Michelozzo Michelozzi, Benedetto da Majano, Simone Cronaca, Francesco di Giorgio, Bernardo Rosselini, Agostino di Guccio, Giuliano da Majano, Baccio Pintelli u. Leon Batt. Alberti (s.d. a.); b) die Venetianische Schule mit vorzüglich leichter u. reicher Palastarchitektur u. prächtigen Kirchen, ausgeführt von Martino u. Pietro Lombardo, Guglielmo Bergamasco, Bart, Buono Bergamasco, Fra Giocondo; später Michele di Saumicheli von Verona, Sansovino, Andrea Palladio (s.d. a); c) die Römische Schule mit Bramante, Bald. Peruzzi, Seb. Serlio, Rafael, Giulio Romano, Mich. Angelo Buonarotti, Antonio da San Gallo, Pirro Ligorio (s.d. a.); d) die Schule von Genna mir Galeazzo Alessi. Anfangs hatte man sich auf das Wiederauffinden antiker Formen u. Ordnungen beschränkt, war aber bald durch die ganz von dem Alterthum verschiedenen Anforderungen der Neuzeit zu neuen Combinationen (namentlich der verschiedenen Ordnungen an demselben Gebäude), zu Umwandlungen u. willkürlichen Weiterbildungen gedrängt worden. Im 17. u. 18. Jahrh. nahmen nun die abenteuerlichsten Ausschweifungen mit Pilasterstellungen, vortretenden Säulen, verkröpften Gesimsen, gebrochenen Giebeln, schweren Consolen etc., überhand, so daß die Antike kaum noch zu erkennen ist. In dieser Richtung sind ausgezeichnet Bart, Ammanati zu Florenz, Carlo Maderno, Giac. Vignola, Lor. Bernini, Franc. Borromini in Rom, Vinc. Scamozzi u. Bald. Longhena in Venedig. Der moderne Italienische Styl machte sich bald durch Europa herrschend, u. bes. von den Jesuiten seit der Mitte des 17. Jahrh. in ihren Kirchenbauten angewendet, erhielt er von diesen den Namen Jesuitenstyl. Dieser Styl zeichnet sich aus durch Anwendung kostbarer Stoffe (Jaspis, Porphyr, Lapis Lazuli etc.), Überladung der Decken, Gewölbe u. Pilaster mit reichen Festons, Laubwerk etc., Schnörkeleien an Thüren u. Kuppeln; in Allem nur Haschen nach Effect, Prunken mit roher Pracht, aber ohne Würde u. Phantasie in der Composition. Und selbst jetzt, wo die Jesuiten einfachere Formen in ihren Kirchenbauten anwenden, streben sie hauptsächlich Effecte hervorzubringen, wie durch lichte Capitäle an dunkeln Pilastern, durch geheimnißvolle Beleuchtung mittelst Gardinen u. dgl. Nur in England hielt man noch lange fest an der Gothik, ja hat sie eigentlich nie ganz aufgegeben. In Frankreich erfuhr sie sehr bedeutende Modificationen, so daß hier zur Zeit der Könige Franz I. u. Heinrich II. ein eigener Styl sich ausbildete, R) die Französische Renaissance. Pracht, Reichthum, Eleganz sind die Grundbedingungen, die antiken Formen werden mit Freiheit u. malerischem Geschmack angewendet u. weitergebildet; die Hauptwerke sind Paläste, die vornehmsten Meister: Jean Bullant, Pierre Lescot, Philibert Delorme, später Jacques de Brosse. Unter Ludwig XIV. trat sodann die ungezügeltste Überladung ein, u. die Baukunst verlor allen Charakter; I. H. Mansart u. die besseren Claude Perrault u. I. Germ. Soufflot. Die übrigen Länder folgten mehr od. weniger den von Italien u. Frankreich gegebenen Impulsen; in Spanien bauten Juan Bautista de Toledo u. Juan de Herrera das Escorial; in England folgte Inigo Jones dem Palladio, Christopher Wren dem Michel Angelo; in den Niederlanden baute Jacob van Campen das Rathhaus zu Amsterdam; in Deutschland Elias Holl das von Augsburg u. Holzschuher das von Nürnberg, Nehring das Zeughaus in Berlin u. Schlüter das Königliche Schloß daselbst, in Wien Fischer v. Erlach die Karlskirche, Die barocksten Bauten führte v. Knobelsdorf für Friedrich II. in Potsdam aus. Die Baukunst hatte auf diesem Wege zwar nicht das Gefühl freie, große u. imposante Anlagen, wohl aber allen Sinn für Reinheit u. Einfachheit der Form verloren. Auch[422] das erste trat noch ein, u. die Baumeister müheten sich zu Anfang des 19. Jahrh. fast überall zu gedankenlosen Nachahmungen ab. S) Die neueste Zeit zeigt dagegen einen bedeutenden Aufschwung, wenn auch nicht eine selbständige Neugestaltung der B. a) In Frankreich geht man mit Vorliebe auf die Renaissance zurück, u. nur Hittorf reproducirt mit Geschmack u. Glück die Formen u. Ornamente der antiken Kunst. b) In England wird die Gothik vorgezogen, obwohl ohne vollkommenes Verständniß derselben (das neue Parlamentshaus von Barry u. die Unternehmungen von Pugin). Ein bedeutungsvolles Werk, namentlich rücksichtlich der dazu verwendeten Stoffe, Eisen u. Glas, war der von Paxton für die Weltausstellung in London erbaute u. dann in Southampton wieder aufgerichtete Krystallpalast (s.d.). Ähnliche Bauten entstanden später in New-York, Paris u. München. Das Bedeutendste für die Geschichte der neuesten B. ist c) in Deutschland geschehen. Hier gebührt vor Allen Schinkel das Verdienst, den Geschmack für reine u. edle Formen für die sogenannte Klassische Baukunst wieder belebt zu haben. Nicht sklavisch sich an die antiken Vorbilder haltend, sondern sich freier in der Anwendung ihrer Formen bewegend, gab sein Beispiel den Anstoß zu tieferem u. genauerem Studium der antiken Bauwerke u. zur Bildung des Geschmacks an den architektonischen Schöpfungen der Blütheperioden seiner Kunst. Seine bedeutendsten Schöpfungen sind das Museum u. das Schauspielhaus zu Berlin. Große Aufgaben u. freies Handeln fand die B. in München unter der Protection König Ludwigs, der, um den zu Tage liegenden Mangel an Eigenthümlichkeit in der B. der Gegenwart zu ersetzen, bei seinen großen monumentalen Bauten sämmtliche geschichtlich bedeutende Baustyle früherer Zeiten von Neuem anwenden ließ, so daß die Architekten gehalten waren, dieselben mit möglichster Genauigkeit zu studiren, wenn ihnen auch Freiheiten in der Anwendung gestattet waren. Die Wiederherstellung des Altgriechischen Styls ist in Folge davon vornehmlich Klenze zuzuschreiben. Dorisch sind die Walhalla, Baierns Ruhmeshalle u. die Propyläen; ionisch die Glyptothek u. der Monopteros; korinthisch ist das Kunstausstellungsgebäude von Ziebland; den Altrömischen Styl reproducirte Gärtner in dem Siegesthor u. der Befreiungshalle, auch in der Pompejanischen Villa bei Aschaffenburg; den Altchristlichen Ziebland in der Basilica; den Romanischen Klenze in der Allerheiligenhofkapelle, Gärtner in der Ludwigskirche, der Bibliothek, Universität, der Feldherrnhalle; den Germanischen Ohlmüller in der Marienkirche der Au; die Renaissance Klenze in dem neuen Königsbau, Saalbau, der Pinakothek etc. Großen Einfluß auf die Wiederaufnahme der nationalen Bauform hatte der 1844 feierlich zur Ausführung gebrachte, durch Vereine in ganz Deutschland unterstützte Entschluß, den Kölner Dom weiter zu bauen, was unter der Leitung des Dombaumeisters Zwirner so weit gelungen ist, daß bis zum Jahre 1862 die Vollendung des Ganzen, mit Ausnahme der Thürme, zu erwarten steht. Die auf dem Apollinarisberge am Rhein neuerbaute Kirche hat Zwirner im Styl des Kölner Domes aufgeführt. In Hamburg baute Bülau das Haus der Patriotischen Gesellschaft, Scott die Nicolaikirche im Altdeutschen Style. Außerdem aber hat sich im Häuserbau daselbst nach dem großen Brande von 1842 ein durchaus eigenthümlicher Geist gezeigt, welcher die Bedürfnisse u. den Geschmack der Gegenwart u. die Localverhältnisse aufs schärfste im Auge behielt. In Berlin baute Strack die St. Petrikirche im Altdeutschen Style des 13. u. 14. Jahrh. Noch vor ihm baute Heideloff das Pfarrhaus der Lorenzkirche in Nürnberg, die protestantischen Kirchen zu Sonnenberg in Thüringen, zu Ingolstadt in Baiern u. zu Oschatz in Sachsen, sowie die katholische Kirche zu Leipzig in demselben Style; ebenso Heß das Rathhaus in Weimar. In München zeigte Gärtner bei dem Wittelsbacher Palast wenigstens die deutliche Absicht, dem Style des 14. Jahrh. sich zu nähern; viele andere Architekten aber daselbst, als Metzger, Bürklein, Braunmühl, Moninger etc. verfolgen in Verbindung mit Decorateurs, wie Schwarzmann, Sickinger, Herwegen u.a., bei Häuserbauten entschieden den Weg zur Herstellung einer eigenthümlichen nationalen Kunst. In demselben Sinne suchte auch der 1848 verstorbene Architekt Georg Müller aus der Schweiz zu wirken, nach dessen Plänen die Altlerchenfelder Kirche in Wien gebaut wurde. In gleicher Richtung, obschon mit Vorliebe für den Romanismus in der Baukunst, war Hübsch in Karlsruhe thätig, der in dieser Zeit das dortige Museum u. die Trinkhalle in Baden-Baden erbaute. Eine etwas abweichende Bahn schlug Demmel in Schwerin ein, indem er das Schloß des Großherzogs im Französischen Renaissancestyl Franz I. u. Heinrichs II, u. zwar auf sehr malerische u. anziehende Weise herstellte. Dagegen führen die Eisenbahnbauten fast überall zu neuen u. großen Resultaten, Neben einer auf das Großartigste durchgeführten Überwindung von Schwierigkeiten, wie man sie in der Überbrückung des Götschthales (s.d.) auf der Sächsisch-Baierschen Bahn sieht, od. den großen Viaducten u. Tunnels auf der Köln-Lütticher Bahn, od. der Rheinbrücke zwischen Köln u. Denz, den Elbbrücken bei Dresden u. Wittenberg, der Mainbrücke bei Frankfurt etc., sind auch die Hochbauten, namentlich die Bahnhöfe, Stations- u. Wartehäuser höchst beachtenswerth, wo theils der Bestimmung u. dem vorhandenen Material zu Lücke eigene, originelle Constructionen angewendet sind, wie in Stuttgart, München etc. od. wie durch Eisenlohr in Karlsruhe der einheimische ländliche Baustyl auf eine geschmack- u. geistvolle Weise für die Schöpfung mannichfacher neuer Formen zu Grunde gelegt ist. Den Arabischen Baustyl der Alhambra hat Zanth für das Landhaus des Königs von Württemberg angewendet. Eigene Bahnen verfolgten Hessemer in Frankfurt a. M. mit dem Grabmal des Kurfürsten von Hessen u. Semper mit dem neuen Museum zu Dresden. – Vgl. Journal für die B., von Crelle, Berl. 1828–1848, 60 Bde.; Allgemeine Bauzeitung, herausgeg. von Förster, Wien 1836–57; Zeitschrift für praktische Baukunst, Lpz. u. Berl. 1841–57; Zeitschrift für Bauwesen, Berl. 1851–57; Zeitschrift des Architektenvereins für das Königreich Hannover, Hannov. 1855–57; Schinkel, Sammlung architekt. Entwürfe, Potsd. 1852, 28 Hefte; Desselben Werke der höheren Baukunst, Potsd. 1850, 2 Abth.; L. v. Klenze, Sammlung architekt. Entwürfe, Münch. 1850, 10 Hefte; Gailhabaud, Denkmäler der Baukunst aller Zeiten[423] u. Länder, deutsch von Lohde, Hamb. 1849; Architektisches Skizzenbuch, Berl. 1856, 26 Hefte; Heideloff, Architekt. Entwürfe im Byzantinischen u. Altdeutschen Styl, Nürnb. 1850, 2 Hefte; Eisenlohr, Ausgeführte Entwürfe, Karlsr. 1857, 9 Hefte; Engel, Sammlung landwirthschaftlicher Bauausführungen, Potsd. 1857, 6 Hefte; Sammlung ausgeführter bürgerlicher Wohnhäuser, Berl. 1857 ff.; Breymann, Bauconstructionslehre, Stuttg. 1857; Hirt, Geschichte der B. bei den Alten, Berl. 1827; W. Lübke, Geschichte der Architektur, Lpz. 1855.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 418-424.
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