1. Aas ist keine Speise für den Adler.
2. Aas lässt sich nicht vor Geiern (Raben, sagen die Wenden) verbergen.
3. Auch ein Aas scheint fett, wenn es voll Luft ist.
4. Ein Aas, das der Rabe nicht riechen soll, muss tief liegen.
5. Kein grewlicher ass, denn von menschen. – Agricola, 208.
6. Man muss ein Aas legen, so man fangen will.
7. Wenn das Aas abgefleischt ist, fliegt der Rabe davon.
8. Wer ein Aas schüttelt, macht den Gestank ärger. (Arab.)
9. Wo Aas ist, da sind Fliegen.
10. Wo Aas ist, da versammeln sich die Raben.
11. Wo Aas ist, werden bald auch Krähen sein. (Lit.)
12. Wo Aeser sind, da schwirren die Eulen.
13. Wo ein Aas ist, da sammeln sich die Adler. – Hiob, 39, 30; Matthäus, 24, 28; Schulze, 27; Zehner, 266; Venedey, 166.
Richtiger die Aasgeier. Ein altes, schon in der Bibel vorkommendes Sprichwort, das jetzt in sehr mannichfacher Bedeutung gebraucht wird. Man wendet es an auf vornehme Herren, die viel Bedienung halten, bei Glücksrittern, die gewinnsüchtige Leute zum Spiel verlocken, auf feile Dirnen.
Lat.: Sequitur perca sepiam. – Ubicumque cadaver fuerit, statim adest aquila. (Erasm., 848.)
[4] *14. Das Aas an die Angel stecken. – Seybold.
Einen mit List reizen, fangen.
Lat.: Escam hamo circumponere.
zu 13.
»Wo ein ass, ist der Vögel kein Zal noch mass.«
Dän.: Hvor aadslater, der samles örnem. (Prov. dan., 1.)
Holl.: Waar eenen dodlichaam is, daar vergoderen de arenden. (Harrebomée, II, 29.)
Schwed.: Der åtelen är, dit samlas ock örnarna. (Marin, 10; Grubb, 1.)
15. Das Aas lockt die Würmer herbei. – Altmann VI, 503.
Schwed.: Aas lockar örnen ut. (Wensell, 8.)
[687] 16. Das Aas stinkt über sein Lager hinaus.
Dän.: Aadslet stinker laenger bort, end den sted der ligger. (Prov. dan., 532.)
17. Dat Aas hett was lehrt, seggt Coord van Hallen, de kann dör de Welt kamen. – Kern, 106.
Der Witz liegt darin, dass das Wort »Aas« hier durchaus nicht verächtlich sein soll, wie es sonst ist. Aehnlich sagt man in Ostfriesland: 'T is 'n gelehrter Hund; 't is 'n Fûlpûp, 'n kloken Bengel, 'n gelehrten Racker u.s.w., ohne damit etwas Schlimmes ausdrücken zu wollen.
18. Ein Aas bleibt ein Aas.
19. Es git niche schäinikjer Ôs, mä vun Mäinjtschen. (Siebenb.-sächs.) – Schuster, 1124.
20. Wo ein Aas ist, sammeln sich Raubvögel, wo ein hübsches Weib ist, Schmarotzer.
*21. Et äs e fel Ôs. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 36, 86.
*22. Je is 'n Aas up sin Clarnette. – Pommersche Geschichten.
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