1. A Fôglar diar so êder sjong, gung a Kâter iar inj aauer a dik me (wegh me üüb a Dâi). (Amrum.) – Haupt, VIII, 351, 19.
Die Vögel, die so früh singen, mit denen geht die Katze über den Deich (am Tage weg).
[1645] 2. A grosser Vogel braucht a gross Nest. (Neresheim.)
3. A Vogel ei der Hand ies besser as zehn uff'm Dache, sagte Hans, als er Nachbars Tauben sitzen sah, und einen Molkendieb in der Hand hatte.
4. Alle Vôgel haben Flügel, und doch kann nicht jeder so hoch fliegen wie der Adler.
Dän.: Alle fugl har feyr og vinger, men kunne dog ei flyve sau høyt som ørnen. (Prov. dan., 206.)
5. Alle Vögel schreien; wenn aber die Eule schreit, so ist's ein Unglücksvogel. (Surinam.)
Um jemand zu sagen: Du bist und bleibst ein böser Mensch, auch wenn du dich unter die guten mischest. Auch: Wer einmal in einem bösen Rufe steht, dem wird alles zum Bösen ausgelegt; oder: ich mag reden und thun, was ich will, es wird mir alles übel genommen.
6. Als der Vogel ist, also singt er. – Hofmann, 34, 99.
7. Alte Vögel fängt man nicht mit neuen Netzen. – Winckler, VII, 72.
Engl.: Old birds are not caught with chaff. (Gaal, 1651.)
8. Alte Vögel halten ihre Federn fest.
Holl.: Hoe ouder de vogel wordt, hoe nooder uit de veren. (Harrebomée, II, 401a.)
9. Alte Vögel lassen sich nicht gern berupffen. – Lehmann, 10, 68.
10. Alte Vögel seind schwerlich zu berupffen. – Lehmann, 251, 21; Simrock, 11008; Lohrengel, I, 43.
Holl.: Is de Vogel oud, hy will niet uit de Veeren.
Lat.: Avaris aegre numos extorqueas.
11. Alte Vögel sind nicht leicht zu fangen.
Holl.: Oude vogels zijn zoo ligt niet te vangen. (Harrebomée, II, 401b.)
12. Alte Vögel werden nicht mit Spreu gefangen.
13. Alten Vögeln ist bös Netz stellen.
Holl.: Hi sprect sijn net voor enn olden craen. (Tunn., 15, 2.)
Lat.: Expertique senes capiuntur raro volucres. (Fallersleben, 417.)
14. Alter Vogel, steifer Kogel. – Eiselein, 622; Simrock, 11007.
Lat.: Mollia sunt juvenum cunctarum nostra volucrum.
15. An iargan Vöggal skal a Neab uf. – Johansen, 32.
Einem argen Vogel soll der Schnabel ab.
16. An slachten Föggel, thiar sin anj Neast egh onnerhoal kaan. (Nordfries.) – Lappenkorb; Firmenich, III, 5, 70.
Ein schlechter Vogel, der sein eigenes Nest nicht unterhalten kann.
17. Auch an den Vögeln merkt man es, je kleiner, je ärger.
18. Auch kluge Vögel werden gefangen.
Der Schlaueste geht zuweilen ins Garn.
Frz.: Les plus huppés y sont pris.
19. Bei Vögeln, Waffen, Frauen und Hunden sind an eine Freude zehn Aerger gebunden.
Holl.: Van vogelen, honden, wapenen en vrouwen, voor ééne vreugd wel duizend rouwen. (Harrebomée, II, 401b.)
20. Bekompt einer nicht den Vogel, so bekompt einer doch eine Feder davon. – Lehmann, 62, 3.
Dän.: Faaer man ei fuglen, man faaer vel en feder af ham. (Prov. dan., 208.)
21. Besser ein freier Vogel, als ein gefangener König. – Graf, 41, 124.
Isl.: Betra er adh vera fri fugl enn fanginn kongr. (Jonssyni, 47.)
22. Besser ein Vogel auf kahler Mauer, als gefangen im goldnen Bauer.
It.: E meglio d'esser ucel di campagna, chè di gabbia. (Pazzaglia, 386, 4.)
23. Besser ein Vogel im Bawer (Korbe), dann tausent in der lufft. – Petri, II, 36; Henisch, 209, 41.
Bei Tunnicius (248): Beter ein vogel in dem korve dan dusent in der lucht. (Sola avis in cavea melior quam mille volantes.)
24. Besser ein Vogel im Netz, als hundert fliegende in der Weite. – Simrock, 10982.
25. Besser ein Vogel in der Hand, als zehn über Land (am Strand). – Blum, 466; Gaal, 1631; Siebenkees, 296; Pistor., VIII, 64; Steiger, 339; Simrock, 10981; für Eifel: Schmitz, 184, 27; für Waldeck: Curtze, 332, 217; Firmenich, I, 325, 19.
[1646] In Ostfriesland: Beter 'n Vögel in de Hand, as 'n Duv up 't Dack. (Kern, 405.)
Dän.: Bedre en fugl i hænde end ti i skoven. – Bedre en spurre i haanden end en trave paa taget. (Prov. dan., 206.)
Holl.: Beter één vogel in de hand (in 't net) dan twee (tien) in de lucht (over 't land). (Harrebomée, II, 399b.) – Beter enen voghel in dat net dan tien in die lucht. (Tunn., 7, 11.)
Lat.: Est avis in rete melior grege volante. – Pauca licet certa sunt incertis meliora. (Fallersleben, 135.)
Schwed.: Bättre en fogel i handen, än twå i skogen. (Grubb, 66; Wensell, 11.)
26. Besser ein Vogel in der Hand, denn zehen vber Land. – Petri, II, 36.
Engl.: One bird in the hand is worth two in the bush. (Gaal, 1631.)
Lat.: Una avis in laqueo plus valet octo vagis. (Reinardus, 2, 814.)
27. Besser einen Vogel im freien Feld, als gefangen im Zelt (Bauer).
28. Besser in der Vögel gesang, als in eisen klang. – Henisch, 866, 15; Petri, II, 38.
Holl.: Beter in der vogelen zang, dan in der heeren klank. (Harrebomée, II, 399b.)
29. Besser Vügel gefangen, als mössig gegangen. (Köln.) – Weyden, III, 9; Körte, 6337; hochdeutsch bei Simrock, 11017.
Aber nicht viel. Bei Tunnicius (189): Beter is vogel gevangen dan hêl stille geseten. (Quam sedisse diu praestat cepisse volucres.)
30. Besser zwei Vögel bauen am Nest als einer.
Dän.: Bedre drage to fugle til rede end een. (Prov. dan., 208.)
31. Beter 'n Vagel in de Hand, as 'n Dûve (Taube) up't Dack. (Oldenburg.) – Frommann, II, 390, 59.
32. Bleierne Vögel fliegen nicht, wenn man ihnen auch den Schwanz vergoldet. – Sprichwörtergarten, 326.
33. Böse Vögel hofiren ins Nest. – Blum, 477; Gaal, 1214.
34. Böser vogel, böss ay. – Gruter, I, 9; Blum, 134; Lehmann, 168, 1; Petri, II, 50; Egenolff, 31b; Waldis, III, 42, 20; Eiselein, 620; Sailer, 147; Simrock, 10997; Gaal, 1625.
Die Lateiner pflegen zu sagen: Malus corvus malum ovum, von einem bösen Vogel kommt ein bös Ei. (Hueber, Herib. von Salurn, Dominicali, I, 270.) »Böser Vogel, bösses Ey und wie der Niederländer sagt: Quat Ey, quat kuiken.« (Wolthers, Predikantenlatein, Cölln 1688, S. 27.)
Böhm.: Pod zlým krkavcem zlé vejce. – Zlý pták, zle vejce. (Čelakovsky, 405.)
It.: Di mal corvo, mal uovo. (Gaal, 1625.)
Lat.: Effecimus pro nostris opibus moenia. (Eiselein, 621.) – Mali corvi, malum ovum. (Frob., 433; Hanzely, 185; Philippi, I, 238.) – Pupillae aviculae construunt nidulos. (Eiselein, 621.)
Span.: Da mal cuervo mal huevo.
35. Böser Vogel wittert ein gut Wetter.
36. Böss vogel singen böss gesang. – Franck, I, 78a; Gruter, I, 9; Egenolff, 336b; Henisch, 461, 43; Petri, II, 60; Blum, 479; Simrock, 10998; Braun, I, 4799.
Der schlechte Mensch verräth sich bald durch seine Rede.
37. Da heisst's: Vogel, friss oder stirb!
38. Dä Vugel es nit lever, als wo hä gehek es. (Köln.) – Weyden, IV, 14.
39. Das ist e subere Vogel, der i sis eige Nest hofirt. (Luzern.)
40. Das seind vnwitzig Vögel, die einem Falcken all jhre federn auffstecken vnnd sie dauon weder auffm boden noch in der lufft vor jhm sicher sein können. – Lehmann, 237, 81.
41. Dass die Vögel über den Kopf fliegen, kann man nicht hindern, aber man kann ihnen wehren, Nester in den Haaren zu bauen.
Vom Aufsteigen und Bekämpfen böser Begierden.
42. Dass ich auf diesen Vogel so dürste, sagte der Schwab, als er einen Kapaun für einen Spatz gegessen hatte.
43. Dat is en slechten Vuegel, dä in sin egen Nest dritt (kackt). (Iserlohn.) – Firmenich, III, 187, 78; Woeste, 79, 343.
[1647] 44. De frechste Vogel es de Kuckuck, hei flügt enen tegen de Borst, sonder te weten woröm. (Kreis Kleve.)
In Würtemberg: Wenn jemand mit unbekannten Verdiensten einen Orden erhält. (Birlinger, 452.)
45. De Vägel buitet nit schärper äs in öhrem Neste. (Sauerland.)
46. De Vagel, de fröh singt, frêt des Abends de Katte. – Eichwald, 1978; Goldschmidt, 98; Weserzeitung, 4097; hochdeutsch bei Simrock, 10986.
Drückt Mistrauen gegen das frühe Lächeln des Glücks aus. Der lauten Fröhlichkeit folgt sehr oft der Kummer auf dem Fusse nach.
Dän.: Den fugl som piber tiilig om morgenen, tager gierne dam katten før aftenen. (Prov. dan., 206.)
47. De Vagels, de so frö an'n Morgen singt, hâlt gewönlich noch den Dag öwer de Kat. – Marahrens, 96.
48. De Vägels fangen will, môt nich mit Knüppel dana schmîten. (Oldenburg.) – Goldschmidt, 163; Bueren, 187; Eichwald, 1982; Frommann, III, 429, 260; Hauskalender, I; für Bremen: Köster, 251.
49. De Vijel brädigen um läfsten än ären âlden Näste. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 223.
50. De Vöggel, de so frü fleit'n, bitt an Daog de Katt 'n Kopp aff. – Danneil, 205.
Lustiger Anfang bringt oft ein trübes Ende.
51. De Vüegel, dä so frö singet, dä frietet de Katte op am Namiddage. (Iserlohn.) – Woeste, 79, 346.
52. De Vügel, de esu fröh singe, kritt zicklich de Katz. (Köln.) – Weyden, IV, 14; für Driburg: Firmenich, I, 363, 42; für Hannover: Schambach, II, 98; für Ostfriesland: Frommann, III, 429, 259.
It.: Chi canta il venerdi piange la domenica. (Pazzaglia, 42, 1.)
53. Dei Vogel, dei in 'n Bûer is, wil gären rût, dei Vogel, dei buten is, wil gären rin. (Göttingen.) – Schambach, II, 4; Bremer Sonntagsbl., 1855, 4.
Von Hochzeitswünschen und Ehescheidung.
54. Dem blinden Vogel baut Gott das Nest.
55. Dem Vogel in der Hand kann man den Kopf abreissen; lässt man ihn fliegen, kann er uns beschmeissen.
Dän.: Den fugl er snart kryst, i hænde er; men slipper han løs, da er han snarest til at beklikke en. (Prov. dan., 206.)
56. Den einen Vogel tupft, den andern rupft man.
57. Den Vägel kennt man an sîn Feddern. (Rastede.) – Firmenich, III, 27, 57; Lohrengel, I, 137.
Poln.: Poznai ptaka po pierzu. (Lompa, 28.)
Schwed.: Foglen kännes af fjädrarna. (Grubb, 212.)
58. Den Vogel, der Federn hat, kan man rupffen, einem blotten kan man nichts nemen. – Lehmann, 547, 19.
59. Den Vogel, der noch morgens jubelt, beissen des Tags alle Katzen.
60. Den Vogel erkennt man aus dem Nest. – Braun, I, 4816.
61. Den Vogel fängt man mit Beeren, den Menschen mit Worten.
Böhm.: Ptaka oklamávají zobem, a človĕka slovem. (Čelakovsky, 74.)
62. Den Vogel kennt man am Gesange, den Hafen am Klange, den Menschen am Gange, den Esel an den Ohren und am Gesang den Thoren. – Sailer, 98; Bücking, 338; Hermann, II, 14; Petri, II, 80; Eyering, I, 89 u. 419; Zinkgref, IV, 339; Henisch, 1529, 9; Chaos, 931; Parömiakon, 2344; Simrock, 10980; Körte, 6321; Braun, I, 4801.
»Ich kenn' euch, Vögel, am Gesang.«
Frz.: On connait l'oiseau à son chant. (Gaal, 1626.)
It.: Dal canto si conosce l'uccello. (Gaal, 1626.)
Lat.: Cantu dignoscitur avis. – Corporis ex habitu noscitur omnis homo. – E cantu dignoscitur avis. (Binder I, 393; II, 891; Erasm., 156; Gaal, 1626.) – Ex verbis facetos, ex aure tenemus asellum. – Fructibus usque suis, quae sit, cognoscitur arbor. – Turpis sermo turpis animi character.
Ung.: Szaváról esmérik meg a' harist. (Gaal, 1626.)
63. Den Vogel kennt man an seinen Federn, den Mann an seiner Sitte. – Bertram, 63.
»Du magst mir wol die rechte seyn; jedoch den Vogel kann man an den Federn kennen.« (Keller, 157b.)
[1648] 64. Den Vogel kennt man an den federn. – Lehmann, 423, 7; Schambach, II, 42.
It.: Gii uccelli si conoscono alle penne.
Lat.: Ex pennis cognoscitur avis. (Schonheim, E, 18.)
65. Den Vogel kennt man an den Federn, den Mönch aber am Tische. – Klosterspiegel, 6, 12.
66. Den Vogel kent man beim gesang, den Hafen beim Klang, den Narren beim Tandt. – (Lehmann, 643, 4 u. 916, 3; Petri, II, 179; Markolfus, 90.)
67. Den vogel kent man bey seim gesang, vnd den hafen an seim klang, vnd den Esel bey den ohrn, den narren bey dem wort vnd zorn. – Franck, I, 77a; Gruter, I, 13; Lehmann, II, 60, 74; Parömiakon, 2344; Schmitz, I, 200, 24.
Frz.: On connaît le cerf par ses abattures, le drap à la filure, les fous aux paroles et les ânes aux oreilles; à la plume et au chant l'oiseau et au parler le bon cerveau, à l'orgle le lion. (Masson, 39.)
Lat.: Cauda de vulpe testatur. – E cantu dignoscitur. – E verbis fatuos, ex aure tenemus asellum. – Elephantum ex proboscide. (Binder II, 938.) – Ex ungue leonem. (Masson, 39.)
Schwed.: Af ljudet kännes malmen. – Af orden prôfwas mannen. – Foglen kännes af sången und mannen kännes af talet. (Grubb, 8 u. 218.)
68. Den Vogel vernimpt man am Gesang, den Topff am Klang, den Menschen an den Augen vnd worten. – Mathesy, 81b.
69. Den Vögeln, die im Wasser leben, fettet Gott die Federn.
70. Den Vögeln, so viel singen, geht alles im Gesang hin.
Lat.: Nescit vox missa reverti. (Sutor, 480.)
71. Der bêsst Vuegel wer der Schwéinj, wun et Fliged hôt. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 151.
72. Der erste Vogel bekommt das beste Korn (die reifste Beere).
Lat.: Primulus est ales prope fruges primiciales. (Reuterdahl, 762.)
Schwed.: Thaen förste fughil faar thz första korn. (Reuterdahl, 762.)
73. Der fliegende Vogel brat schnell, der schwimmende langsam.
Holl.: De vliegende vogel braadt snel en de zwemmende langzam. (Harrebomée, II, 400a.)
74. Der singende Vogel dürstet nicht, aber das blökende Schaf will trinken. – Cibot, 159.
75. Der Vogel auf der Hand ist besser als der auf dem Zaun.
76. Der Vogel baut erst das Nest, ehe er die Eier legt.
77. Der Vogel baut sein Nest nicht grösser, als dass er sich darin die Flügel breiten kann.
Dän.: Fuglen bygger sin rede ei større, end den sine vinger kan sträkken. (Prov. dan., 208.)
78. Der Vogel, der sein eigen Nest beschmuzt, schändet sich selbst.
79. Der Vogel fliegt aus goldnem Haus doch lieber in den Wald hinaus.
Die Chinesen: Ich werde dem Vogel ähnlich sein, der demjenigen einen goldenen Ring brachte, der ihn in Freiheit setzte. (Hlawatsch, 143.)
80. Der Vogel fliegt nicht eher als bis ihm die Flügel gewachsen sind. – Bertram, 44.
81. Der Vogel fliegt nicht höher als die Flügel ihn tragen. – Bertram, 44.
82. Der Vogel flog davon und ein anderer fing ihn. – Burckhardt, 379.
Wenn ein anderer von der günstigen Gelegenheit, die wir ungenützt vorübergehen liessen, Gebrauch macht.
83. Der Vogel gehört nicht dem, der ihn schiesst (fängt), sondern dem, der ihn isst.
Böhm.: Ne toho ptâk, kdo ho šklube, ale kdo ho jí. (Čelakovsky, 256.)
Poln.: Nie tego ptaka co go wie, ale tego, co go zjć. (Lompa, 25.)
84. Der Vögel halber muss man die Saat nicht unterlassen.
85. Der Vogel im Käfig lernt singen. – Eiselein, 621.
86. Der Vogel im kefig lernt Menschenstimme vnd vergisset sein eigen. – Lehmann, 151, 165; Henisch, 209, 42; Petri, II, 111.
[1649] 87. Der Vogel in der Luft, der Fisch im Wasser.
Frz.: Chescun viuant en son element bien se entretient.
Lat.: Quodlibet in suo se animal elemento bene habet. (Bovill, III, 24.)
88. Der Vogel ist bunt, das Leben noch bunter. – Bertram, 49.
89. Der Vogel ist gern, wo er gebrütet ist.
Unser Geburtsort hat stets viel Anziehendes für uns.
Holl.: De vogel is gaarne daar, waar hij gebroed (gekipt) is. (Harrebomée, II, 400a.)
90. Der Vogel ist von böser Art, der sein eigen Nest nicht spart.
91. Der Vogel ist zum fliegen, der Mensch zur Arbeit gemacht.
Ung.: Ember a' dologra, madár a' szollasra termett.
92. Der Vogel kackt sich selbst den Tod.
Bezieht sich auf den Vogelleim, den man aus der Mistelpflanze bereitet, die durch Ausleerungen der Vögel auf Bäume verpflanzt wird.
Lat.: Ipse sibi avis mortem cacat. (Plautus.)
93. Der Vogel kann fliegen, der Fisch schwimmen.
Die Russen: Wenn der Hecht ein Vogel wäre, würde der Habicht ein Fisch sein. (Altmann VI, 504.)
94. Der Vogel kann nicht sein der best', der scheisset in sein eigen Nest. – Murner, Schelm.
»Das mag ein öder vogel sein, der in sein nest selb scheisset ein, so er doch selber sitzet drein.« (Murner, Schelm., in Kloster, I, 867.)
95. Der Vogel lebt nicht vom schönen Käfig.
Eine schöne Wohnung und äusserer Glanz genügen nicht zum Lebensglück; oft verhüllen sie nur Armuth und Elend.
It.: La bella gabbia non nudrisce l'ucello.
96. Der Vogel lobt seinen Gesang, das Mädchen preist seinen Verstand. – Bertram, 71.
97. Der Vogel muss sich vor der Liebe der Menschen mehr hüten, als vor ihrem Hass.
98. Der Vogel ruft (schreit) zu spät, wenn er gefangen ist.
Holl.: De vogel krîjt spade, als hij gevangen is. – De vogel piept te laat, als hij in den strik sit. (Harrebomée, II, 400a.)
It.: Tardi grida l'ucello, quand' egl' è preso. (Pazzaglia, 386, 6.)
99. Der Vogel schnappt nur nach Dingen, die er vor sich hat.
Lat.: Oscitat ad tales quas res prenoscitat ales. (Reuterdahl, 650.)
100. Der Vogel singt, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. – Gaal, 1627.
Mhd.: En wort gesproken lange: de vogel singet als eme de munt gewassen stet to sange. (Klage.) – Ureartic vogel koppet in sin art. (Zingerle, 154.)
Dän.: Saa siunger fugl, som nebet er voxen til. (Prov. dan., 499.)
Lat.: Cantus avis talis, rostri formatio qualis. (Philippi, I, 72.)
Ung.: Minden madár úgy szóll, mint az ora nött.
101. Der Vogel singt wol einen schönen Discant, aber zum Sprechen gehört auch Verstand.
Dän.: Fuglen kand vel sjunge, men der skal forstand til talen. (Prov. dan., 20.)
102. Der Vogel singt zu aller frist, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. – Froschm., Aaii; Petri, II, 111; Eiselein, 621.
Lat.: Cantat auis quaeuis, sicut collum sibi creuit. (Loci comm., 140.) – Vt rostrum creuit garrire volatile sueuit. (Reuterdahl, 1097.)
Schwed.: Swa siongher fughil som han haffwer naeff til. (Reuterdahl, 1097.)
103. Der Vogel soll nicht auss den Grentzen seines Kefigs fliegen. – Lehmann, 935, 26.
104. Der Vögel Tod ist der Bauern Freude.
105. Der Vögel wegen unterlässt man nicht das Säen.
Holl.: Wie is er zoo slecht, dat hij om der vogelen wil zou laten zaaijen. (Harrebomée, II, 401b.)
106. Der Vogel weint um (sorgt für) sein Leben, die Falle (Schlinge) um ihren Ruf.
Die Neger in Surinam, um zu sagen: Jeder sorgt für sich, hat seinen eigenen Nutzen im Auge.
107. Der Vogel, welcher am frühsten auf ist, findet das erste Korn.
Dän.: Den første fugl fanger dat første korn, den seene koe det seene gräs. (Prov. dan., 207.)
108. Der Vogel, welcher nicht im Schwarme bleibt, wird dem Habicht zur Beute. – Hausfreund, XVI, 495.
[1650] 109. Der Vogel wird gebraten, in eigenem Fette.
110. Der Vogel wont gern vmb sein nest. – Eyering, I, 472.
111. Der Vogel zieht sich in die Büsche, das Wasser in die Abhänge. (Lit.)
112. Der Vogel zum Singen, der Mensch zum Ringen.
113. Der Vuggel ess aam lêvste, wo hä geheck ess. (Köln.) – Firmenich, I, 475, 168.
114. Der wilde Vogel muss gerupft werden.
115. Diar flaag an Vöggel Stark aauer Dannemark. Wat hed hi uun sin Kraap? Sööwen Püünj Haap. Wat hed hi uun sin lagte Bian? an Höömerk an an Sliptian. (Amrum.) – Haupt, VIII, 373, 347.
Es flog ein Vogel Stark über Dänemark. Was hatte er in seinem Kopfe? Sieben Pfund Hopfen. Was hatte er in seinem linken Bein? Einen Hammer und einen Schleifstein.
116. Die jungen Vögel singen das Lied der Alten. (Lit.)
117. Die schönsten Vögel sind im Käfig. – Cibot, 157.
118. Die Vögel, die man mit der Axt todtschlägt, b'schissen (betrügen) am besten. (Schweiz.)
119. Die Vögel, die zu früh singen, holt die Katze. – Körte, 6332; Riehl, Novellen, 337.
Macht bange vor Kindern, die sich zu früh geistig entwickeln. Auch: Früh am Tage lustig, abends in Trauer.
120. Die Vögel essen wol gern Kirschen u.s.w., aber Bäume pflanzen sie nicht.
Lat.: Gratae avibus ficus sunt, sed plantare recusant. (Seybold, 203.)
121. Die Vögel gehören nicht dem, der das Nest findet, sondern dem, der sie ausnimmt.
Böhm.: Toho jsú ptačenci, ktož je prvé vybéře. (Čelakovsky, 257.)
122. Die Vögel gesellen sich zu ihres gleichen. – Henisch, 1557, 6; Petri, II, 146; Simrock, 10988.
123. Die Vögel mit den schönsten Federn haben das schlechteste Fleisch.
Holl.: Vogels met de schoonste veren hebben smakeloos vleesch. (Harrebomée, II, 401b.)
124. Die Vögel muss man im Nest suchen.
Dän.: Best at søge fuglen i reden. (Prov. dan., 82.)
125. Die Vögel säen und ernten nicht, und werden doch satt. – Matth. 6, 26.
Böhm.: Ptáci nesejí aniž oří, a předce syti žijí. (Čelakovsky, 20.)
126. Die Vögel seindt noch nicht alle gefangen. – Lehmann, 173, 13.
127. Die Vögel singen, und haben weder Korn noch Geld.
Gegen unmässige Sorgen.
128. Die Vögel verrathen ein böses Gewissen. – Henisch, 1605, 6; Petri, II, 146.
»Wie denen geschah, die den Ibicum hatten ermordet.« »Der Wind im Hain, das Laub am Baum saust ihm Entsetzen zu.«
129. Die Vögel, welche im Käfige sind, wären gern draussen, die draussen sind, wären gern hinein.
Niemand ist mit seinem Zustande zufrieden. Die Russen: Die von Moskau schauen nach den Sperlingsbergen, die von den Sperlingsbergen schauen nach Moskau. (Altmann V, 104.)
Lat.: Pisces, qui extra nassam sunt, volunt intrare, qui intus volunt exire. (Seybold, 443.)
130. Die Vögel werden geboren, um zu fliegen, und die Menschen, um zu leiden.
Holl.: De vogels zijn geboren, om te vliegen, en de menschen om te lijden. (Harrebomée, II, 400a.)
131. E Voug'l in d'r Hend it besser wie zehn uf'n Dag. (Franken.) – Frommann, VII, 326, 398; hochdeutsch bei Schmitz, I, 184, 27.
132. Ean Vôggal un a Paan as bether üs tjiin un a Lacht. (Nordfries.) – Lappenkorb; Firmenich, III, 7, 96; Johansen, 69.
Ein Vogel in der Pfanne ist besser als zehn in der Luft.
133. Ein böser Vogel wicket nimmer gut Wetter. – Petri, II, 170.
134. Ein gebratener Vogel auf dem Teller ist besser als zehn in der Luft.
Böhm.: Jistší pták na taliřy pečený, nežli dva u povĕtři vznešení. (Čelakovsky, 256.)
[1651] 135. Ein grosser Vogel im Forst braucht einen grossen Horst. (Böhmen.)
136. Ein grosser Vogel wil ein gross Nest haben. – Eyering, II, 82; Petri, II, 192.
Böhm.: Malých ptákův mala hnízda. – Veliký ptak velikého hnízda potřebuje. (Čelakovsky, 165.)
Poln.: Małych ptaków małe gniazda. (Čelakovsky, 165.)
Schwed.: Stora foglar willja ha stora bo. (Törning, 142.)
137. Ein guter Vogel lernt von sich selbst.
Frz.: Un bon oiseau se dresse de lui même. (Kritzinger, 250a.).
138. Ein guter Vogel lest ein gut Nest. – Petri, II, 194; Latendorf II, 10.
139. Ein hungernder Vogel baut sein Nest neben das Nest des Habichts (Falken). – Schlechta, 353.
140. Ein ieder vogel liebt sein eygen nest. – Franck, II, 19a; Tappius, 24b; Gruter, I, 26; Petri, II, 203; Henisch, 829, 61.
Böhm.: Každý pták miluje své hnízdo (své hnízdo chválí). (Čelakovsky, 226.)
Frz.: A chaque oiseau son nid paroît beau. (Čelakovsky, 226.)
141. Ein jeder Vogel bawet sein Nest wie es jhm duncket, auf das best. – Gruter, III, 27; Lehmann, II, 148, 42; Zinkgref, IV, 367; Parömiakon, 2843.
142. Ein jeder Vogel lebt nach seiner Art. – Bertram, 52.
143. Ein jeder Vogel singt, darnach ihm der Schnabel gewachsen ist. – Lehmann, II, 124, 64; Simrock, 11000; Körte, 7939; Parömiakon, 2118.
In Nordfriesland: Ark Függel sjungt, üs höm de Nääb wugset es. (Hansen, 14.)
Mhd.: Ja ist uns von den argen kunt ein wort gesprochen lange: der vogel singet als im der munt gewaczen steit zu sange. (Sachsenspiegel.) (Zingerle, 160.)
Böhm.: Každý pták tak zpívá, jakž mu nos vyrostl. (Čelakovsky, 69.)
Frz.: Chacun fait comme il l'entend. (Masson, 360.) – L'oiseau gazouille selon qu'il est embecqué.
Lat.: Canit avis quaevis, sicut rostrum sibi crevit. (Masson, 360.) – Sermo imago animi est, vir qualis, talis et est oratio. – Stultus stulta fatur. (Geiler, Nsch., 377b.)
Poln.: Każdy ptak według nosa swego śpiewa. (Masson, 360; Čelakovsky, 69.)
Schwed.: Hvar fogel sjunger efter sin näbb. (Grubb, 347.)
144. Ein jeder Vogel singt sein Gesang, heut, morgen und sein Lebenlang. – Chaos, 145.
145. Ein junger Vogel wird leicht gefangen.
Holl.: Een jonge vogel komt ligt in den knip. (Harrebomée, II, 400a.)
146. Ein kleiner Vogel kann in seinem geringen Nestlein mehr junge erziehen, denn die grossen. – Petri, II, 208.
»Denn die müssen jhre Nester, Eyer vnd jungen mit sorgen vnd mit gewalt vertheidigen.«
147. Ein kluger Vogel fürchtet die Scheuche nicht.
148. Ein kluger Vogel macht den Schwanz nicht breiter als die Flügel.
Strecke dich nicht über deine Verhältnisse.
149. Ein muthiger Vogel vertheidigt sein Nest.
Dän.: Det er en god fugl som forsvarer sin rede. (Prov. dan., 206.)
150. Ein Paar Vögel bauen eher ein Nest als einer.
Lat.: Par paret alituum solo magis alite nidum. (Reuterdahl, 693.)
Schwed.: Baettre dragha twe fughla redher aen een. (Reuterdahl, 693.)
151. Ein scharrenden Vogel brate mit eyl, eim schwimmenden aber lass die Weil. – Lehmann, II, 130, 184; Körte, 6338; Simrock, 11011.
Also schnell das Huhn, aber langsam die Gans.
Lat.: Nans auis est lente, uerres torrenda repete. (Loci comm., 26; Sutor, 142.)
152. Ein schlechter Vogel, der sein eigenes Nest beschmuzt. – Schweiz, I, 192, 103.
153. Ein schlechter Vogel, der seine eigenen Federn nicht zwingt (oder: nicht tragen kann). – Frischbier2, 3929.
Sagt man in Litauen von einem Frauenzimmer, das »nackt und klar« gekleidet ist, »nuscht under, klar äver«.
154. Ein schlechter Vogel legt oft ein gutes Ei.
Die Kinder arten nicht stets den Aeltern nach.
155. Ein schlimmer Vogel legt ein schlimmes Ei. – Nass. Schulbl., XIV, 5.
[1652] 156. Ein seltener Vogel muss ein seltenes Nest haben.
157. Ein träger Vogel legt seine Eier in fremde Nester.
158. Ein verscheuchter (vertriebener) Vogel kommt nicht leicht wieder.
Holl.: Een verslagen vogel komt niet ligt weêr. (Harrebomée, II, 400a.)
159. Ein Vogel baut das Nest nicht wie der andere.
Es baut kein Baukünstler ein Haus passend für alle Erdgürtel; der Samojedenschneider taugt nicht zum Kleidermacher für Bewohner in Guinea. (Jahn, 28.)
160. Ein Vogel, dem die Flügel gestutzt sind, kann wol flattern, aber nicht fliegen.
161. Ein Vogel, dem man die Flügel beschnitten hat, fliegt nicht hoch.
Dasselbe sagen die Finnen. (Bertram, 40.)
162. Ein Vogel den andern isset, ein Thier das andere frisset, ein Fisch den andern slindet, ein Mensch den andern schindet. – Sutor, 668; Simrock, 5256.
163. Ein Vogel, den man in die Hand genommen, ist leicht beklommen.
Lat.: De facili premitur volucris, que capta tenetur. (Reuterdahl, 26.)
Schwed.: Thaen fughie aer rath krysther som i handom haffs. (Reuterdahl, 209.)
164. Ein Vogel, der fremde Eier brütet, kommt um die eigenen.
Dän.: Den som studerer fremmede sager, kand snart forglemme sine egne. (Prov. dan., 197.)
165. Ein Vogel, der im Käfig Menschenstimmen lernt, verlernt seine eigene.
166. Ein Vogel, der sich putzt, schont die Federn nicht.
167. Ein Vogel, der viel Junge hat, wird selten fett.
Dän.: Den fugl bliver sielden feed som har mange unger. (Prov. dan., 206.)
168. Ein Vogel, der wohl sitzt, muss nicht auffliegen.
169. Ein Vogel, dessen Flügel beschnitten sind, fliegt nicht hoch. – Bertram, 40.
170. Ein Vogel federlos kam und flog auf einen Baum laublos, da kam eine Frau mundlos und ass den Vogel federlos.
171. Ein Vogel fliegt aus dem Bauer heraus, der andere hinein.
Dän.: Naar een vil til bye, vil en anden fra. (Prov. dan., 135.)
172. Ein Vogel frisst Fleisch, der andere wird gefressen. – Schlechta, 374.
173. Ein Vogel im Käfig wird nicht leicht einem Raubvogel zur Beute. – Parömiakon, 3139.
174. Ein Vogel im Korb (in der Hand, in der Schüssel) ist besser als hundert in der Luft (auf dem Dache). – Blum, 469; Meisner, I, 8; Körte, 6319; Braun, I, 4794.
Herberger (Hertzpostille, S. 69a) lässt den reichen Jüngling auf Jesu Aufforderung: »Verkaufe, was du hast, gib's den Armen, komm, und folge mir nach«, antworten: »Das werd' ich wol lassen.« Est avis in dextra melior, quam quatuor extra. »Ein Vogel in der rechten Hand ist besser als einer im freyen Land. Ein Vogel in der Hand ist besser als vier auf dem Zaun. Soll ich das Gewisse lassen und auf das Ungewisse hoffen, das hat mich meine Grossmutter nicht gelehrt. Ich weiss, wie es hier zugehet und was ich iezund habe, was hinten nach kömmt, fressen die Hunde.« Das Sichere verdient stets vor dem Unsichern erwählt zu werden.
Altfries.: Jen Függel ön de Ponn es beeter üs tiin ön de loght. (Hansen, 6.)
Engl.: One bird in the hand is worth two in the bush. (Gaal, 1631.)
It.: E meglio piccion in mano che tordo in frasca. (Gaal, 1631.) – È meglio un ucell in gabbia, che cento in aria. (Pazzaglia, 386, 3; Gaal, 1429.)
Lat.: Capta avis est melior, quam mille in gramine ruris. (Binder II, 435; Philippi, I, 72; Schreger, 60.) – Praesentem mulge, fugientem quid insequeris? (Gaal, 1631.)
175. Ein Vogel in der Hand ist besser als zehn auf dem Dache.
»Ein Vogel in des Käfigs Raum ist lieber mir, als hundert auf dem Baum.« (Ehrmann, 149.)
Lat.: Est avis in dextra melior quam quatuor extra. (Egeria, 59; Philippi, I, 135.)
[1653] 176. Ein Vogel in der Schüssel ist besser als zehn in der Luft. – Simrock, 10983.
Holl.: Eén schacht is beter in de hand, dan zeven ganzen op het strand. (Harrebomée, II, 240b.)
Poln.: Lepszy wróbel w ręku niž bocian na dachen. (Masson, 318.)
177. Ein Vogel in des Kindes Hand ist wie der Kranke in des Arztes Hand. – Bücking, 240.
Engl.: A child's bird, and a boy's wife, are well used. (Bohn II, 78.)
178. Ein Vogel ist besser in der Hand, als zehn, so hüpfen am Strand. – Eiselein, 621.
179. Ein Vogel ist lieber in seinem kleinen Nest, als im grossen Bauer.
Dän.: Fuglen er meere fornøyet i sin liden reade, end ud i at forgyldt fuglé-buur. (Prov. dan., 208.)
180. Ein Vogel macht keinen Schwarm.
Holl.: Eén vogel maakt geene vlugt. (Harrebomée, II, 400a.)
181. Ein Vogel mit einer Schwinge kommt nicht weit.
182. Ein Vogel on zungen, der ander saugt sein Jungen.
»Von den saugenden Fledermäusen sagen die Teutschen diesen reymen: Ein Vogel u.s.w.« (Heusslin, 54b.)
183. Ein wilder Vogel hält's für eine Pein, lange im Käfig eingeschlossen zu sein.
Holl.: Een wilde vogel acht het pijn, lang in de kovi te moeten zijn. (Harrebomée, II, 400a.)
184. Ein wilder Vogel muss gerupft werden. – Sutor, 896.
185. Einem Vogel, der nicht fliegen soll, gibt Gott keine Schwungfedern.
Die Türken: Einem blinden Vogel macht Gott das Nest.
186. Einen bösen Vogel muss man nicht auskriechen lassen.
Holl.: Men moet het kwaad in de geboorte dooden. – Men moet het kwaad in de wieg smoren. (Harrebomée, I, 461a.)
187. Einen guten Vogel schiesst man mit zwei Kugeln.
188. Einen guten Vogel von einem bösen Ei zu ziehen, ist schwer.
189. Einen Vogel, der zu früh aus dem Nest fliegt, frisst der Habicht (die Katze).
Mhd.: Welher vogel ze vrüeje vliuget ûz den neste sîn, dem mac wol misselingen. (Wolfdietrich.) (Zingerle, 199.)
190. Einen Vogel fängt man wegen des Fleisches, den andern um der Federn willen.
Dän.: Man tragter mange fugle efter for feyrene og ikke for kjødet. (Prov. dan., 207.)
191. Einerlei Vögel haben auch einerlei Nester.
192. Einerlei Vögel hocken (sitzen gern) auf einerlei Aesten.
193. Elk Vugel singt dârnau he becket1 is. – Lyra, 197.
1) Becket sin = mit einem Schnabel versehen sein.
194. En fule Vogel, e fuls G'sang. – Tobler, 207.
195. En gaud Vogel het en gaud Nest. (Hannover.) – Schambach, II, 43.
196. En gud Fuggel hingerlett auk en gut Nest. (Waldeck.) – Curtze, 354, 502.
197. En gued Vuegel leiwet sin Nest. (Westf.)
198. En selsna1 Vogel, e selzes Nest. – Tobler, 421.
1) Selza, selzner, selzest = seltsam für selten.
199. Ên Vagel de frö singt, hûlt des Abends. (Holst.) – Schütze, IV, 297.
Oft kommt dem am Abend noch Verdruss, der erst am Morgen ausgelassen, lustig war.
200. Es fliegen einem keine gebratenen Vögel ins Maul. – Eiselein, 612.
201. Es floge kein vogel nie so hoch, er sucht sein aass (Futter, Speiss) auff erden doch. – Lehmann, II, 126, 111; Henisch, 888, 58; Eiselein, 622; Simrock, 41002.
Bei Tunnicius (943): It vlôch ny vogel so hoge, he en sochi syne neringe van der êrden. (Aëriae volucres victum a tellure requirunt.)
Holl.: Daar vliegt nimmer een vogel zoo hoog, of hij moet zijnen kost op de aarde zoeken. – Er is geen vogel, hoe hoog hij vliegt, of hij moet eens dalen. (Harrebomée, II, 399b u. 400a.)
Lat.: Altiuolans uolucris, tamen escam querit inimis. (Loci comm., 196; Gartner, 196; Philippi, I, 23; Binder I, 44; II, 142; Seybold, 21; Eiselein, 622.) – Magna minorve ales nunquam volat alta volucris ex imo sua quae non alimenta petit. (Philippi, I, 23 u. 234.)
[1654] 202. Es flohe kein vogel nie so hoch, er setzt sich zuletzst (wieder) auff die erd. – Franck, II, 208a; Gruter, I, 30; Petri, II, 245; Lehmann, 394, 25; Sutor, 278; Körte, 6326.
Dän.: Ingen fogl flyver saa høyt, han søger jo føden her nede. (Prov. dan., 206.)
Holl.: Ten vlooch nie voghel so hooch, hi en socht sijn aes aen die eerde. (Tunn., 25, 11.)
Lat.: Alta potens volucris post escam petit inimis. (Fallersleben, 632.)
203. Es flügt kein Vogel so höch, er chumt wieder abe (auf den Boden). (Solothurn.) – Schild, 69, 143; Schweiz, I, 144, 83.
Lat.: Sic homo sicut humus supra se tollitur ipsum; monte superbit humus, mente superbit homo. (Chaos, 964.)
204. Es gäbe keine bessern Vögel in der Welt als Bratwürste, wenn sie nur Flügel hätten.
Böhm.: By mĕly klobásy křídla, nebylo by lepšího ptáka na svĕte. (Čelakovsky, 498.)
205. Es haben die Vögel all federn vnnd flügel; aber es kan doch keiner so streng vnnd hoch fliegen als der Adler. – Lehmann, 853, 14.
206. Es haben mehr Vögel gesungen, als Vogel Phönix; aber er ist heute noch im eisernen Käfig.
Die Neger in Surinam, um zu sagen: Du dünkest dich sehr klug, obgleich es noch mehr kluge Leute gibt, und obgleich deine Klugheit dich nicht vor Schaden bewahrt.
207. Es ist besser ein vogel im korb oder kefig, dann tausent im lufft. – Gruter, I, 32.
Lat.: Est avis in dextra melior quam quatuor extra. (Reuterdahl, 263.)
Schwed.: Baetrae aer een fughil ij hande aen fyre i skoghe. (Reuterdahl, 263.)
208. Es ist besser ein Vogel im Kefig, als zehen auffm Baum. – Lehmann, 247, 31.
209. Es ist eben der vogel wie das ey. – Franck, I, 86b; Egenolff, 345b; Henisch, 963, 16; Petri, II, 256.
210. Es ist besser Vögel fangen, denn gar still sitzen. – Petri, II, 236.
Wenn auch nicht viel.
211. Es ist ein böser Vogel, der in sein eigen Nest hofiert, und doch tragens die Mönche nicht aus dem Kloster. – Klosterspiegel, 191, 21.
212. Es ist ein böser (schnöder) vogel, der jm selbst in sein nest hofiert. – Franck, I, 78a; II, 119b; Gruter, I, 33; Egenolff, 336a; Petri, II, 261; Blum, 447; Henisch, 829, 62; Schottel, 1127b; Eiselein, 621; Pistor., VIII, 61; Körte, 6329; Simrock, 7504; Braun, I, 4811.
Bei Tunnicius (952): It is ein vul vogel, der syn eigen nest beschit. (Foeda suum volucris defoedans stercore nidum.)
Böhm.: Každý pták své hnízdo chválí; a špatný, ktery se do nĕho vyneřádí. – Každy pták zlý, co do svého hnízda necisti. – Nechvalitebný pták, který trousi do svého hnizda. (Čelakovsky, 226.)
Dän.: Det er en slem fugl som besmitter sin egen rede. (Prov. dan., 206.)
Engl.: It is an ill bird, that fouls her own nest. (Gaal, 1214; Masson, 360.)
Frz.: C'est un vilain oiseau que celui qui salit son nid. (Masson, 360.) – Cet oiseau est méchant, qui chie en son nid. (Kritzinger, 488b.)
Holl.: Het is een vuile vogel, die zijn eigen nest ontreinigt. (Harrebomée, II, 400b.) – Tis een vuul orghel, die sijn nest ontreint. (Tunn., 23, 20.)
It.: Cattivo uccello che sporca il suo nido. (Marin, 11.) – E ben tristo quel ucello, che sporca il proprio nido. (Pazzaglia, 376, 7.)
Lat.: Degenerans facit ales stercore nidum. (Reuterdahl, 204.) – Non est illa valens quae nidum stercorat ales. (Liber Sententiolarum in Haupt, Zeitschrift, VI, 304.) – Progenies avium mala fedat stercore nidum est illa valens quae nidum stercorat ales. (Haupt, VI, 305, 49.) – Qui domi compluitur, huius ne deum quidem miseret. (Suringar, CLXXXVII.) – Turpis avis foedum proprium facit upupa nidum. (Eiselein, 621.) – Turpis avis, proprium qui foedat stercore nidum. (Mone, Anzeiger, VI, 504; Haupt, VI, 305, 33.) – Vilis et ingrata volucris fedans sua strata. (Fallersleben, 677.)
Poln.: Ostatni to ptak, co w swe gniasdo łajni. (Lompa, 476.) – Zły (brzydki) to ptak, co swoje gniazdo szpeci (plagawi, paskudzi). (Čelakovsky, 226; Masson, 360.)
Schwed.: Dålig fågel, som smutsar i sitt aget bo. (Marin, 11.) Elak fogel, som sölar sitt egit näste. (Grubb, 180.) – Thz aer een ondh fughil som oreenth gör i sith redher. (Reuterdahl, 204.)
Span.: Aquella ave es mala que en su nido caga. (Masson, 360.)
[1655] Tschud.: Se on waene lind, kes omma sulge ei kannas. (Čelakovsky, 226.)
Ung.: Hitvány madár az, melly a' maga fészkét megrutittya. (Gaal, 1214.)
213. Es ist ein böser Vogel, der seine Eier nicht ausbrütet.
Dän.: En ond fugl som legger sig paa ægere, og ei ligger den ud. (Prov. dan., 206.)
214. Es ist ein fauler Vogel, der nicht sein eigen Nest bauen mag.
Dän.: Det er en lad fugl der ei vil bygge sin egen rede.
215. Es ist ein fetter Vogel, der sich selbst beträuft.
Holl.: Het is een vette vogel, die zich zelven bedruift. (Harrebomée, II, 400b.)
216. Es ist ein kleiner Vogel, aber er hat scharfe Krallen.
Böhm.: Neveliký ptáček, ale ostrý drápek. (Čelakovsky, 266.)
217. Es ist ein seltsamer Vogel um einen Christen.
218. Es ist ein vngenemer vogel, der do wefleckt sein eygen nest. – Hofmann, 32, 73.
219. Es ist ein vnnützer Vogel, der sich vber Eyern setzt vnd nicht aussbrütet. – Lehmann, 20, 62 u. 32, 12; Eiselein, 621.
220. Es ist kein Vogel so jung, er muss Federn lassen.
Holl.: Geen vogel zoo jong, of hij moest ruijen. (Harrebomée, II, 400a.)
221. Es ist kein Vogel so vergessen, er ruht eine Stunde auf sein Essen.
222. Es ist nicht alles Ein Vogel, was pfeift. – Parömiakon, 630.
223. Es ist nicht gut Vögel fangen mit der Trommel.
Holl.: Het is kwaad vogels met trommels vangen. (Harrebomée, II, 400b.)
224. Es ist nicht jeder Vogel ein Falke.
Holl.: Niet alle vogels zijn valken. (Harrebomée, II, 401b.)
Lat.: Non alacres visus gerit omnis auis quasi nisus. (Reuterdahl, 605.)
Schwed.: Ey aera alle fughla höka. ( Reuterdahl, 605.)
225. Es ist nicht jeder Vogel gerettet, der schnell fliegen kann.
226. Es ist nie kein Vogel in Himmel geflogen, wie hoch er auch geflogen ist. – Petri, II, 272.
227. Es kaufft keiner einen Vogel, er wisse denn ein bawer, da er jhn ein setze. – Henisch, 209, 47.
228. Es kommt nicht jeder Vogel in die Küche, der vorüber fliegt.
Böhm.: Nejí se každý pták, který letí. (Čelakovsky, 256.)
229. Es muss ein starker Vogel sein, der einem andern die Beute aus den Klauen nimmt.
Dän.: Det skal være en stærk fugl, der skal tage fra en anden det han har i kløerne. (Prov. dan., 206.)
230. Es schadet nichts, ein weisser Vogel zu sein, wenn man nur so schön singen kann, wie die Nachtigall. (Abyssinien.)
231. Es sind dumme Vögel, die auf jedes Pfeiflein zufliegen und sich gefangen geben.
232. Es sind leichte Vögel, die Luft und Land häufig verändern.
Holl.: Het zijn ligte vogels, die ligt van lucht en land veranderen. (Harrebomée, II, 400b.)
233. Es singet jedtlicher vogel, darnach er ein schnabel hat. – Geiler, Alsatia, 1862-67, 1445.
»Es singet ein yeglicher vogel als jm sein schnabel gemacht ist.« (Pauli, Schimpff, LXXXVa.)
234. Es sperrt kein Vogel den Schnabel weiter auf als er kann.
Schwed.: Ae gespa fughil aa sitth gaeth. (Reuterdahl, 293.)
235. Et fläje vil Vigel angder'm Himel eräm. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 222.
236. Et flügt kein Vuegel so hauge, he mot wier op de Ede1. (Westf.)
1) Auch Earde, doch wird im Münsterlande das r gänzlich verschluckt.
237. Fauler Vogel, fauler Gesang.
238. Fette Vögel haben glatte Federn.
Holl.: Vette vogels, gladde veren; wel winnen, wel verteren. (Harrebomée, II, 401b.)
239. Fette Vögel singen mager. – Oec. rur.
Wenn die Vögel zu gut gefüttert werden, so singen sie schlechter.
240. Fetten Vögeln legt man die meisten Schlingen.
[1656] 241. Fliegt ein Vogel noch so fern, er kommt zu seinem Nest zurück.
Holl.: Hoe ver de vogel vliegt, hij komt op zijn nest terug. (Harrebomée, II, 401a.)
242. Freie (frühe) Vägel kröggt de Katt. – Frischbier2, 3934.
243. Fremde Vögel bedeuten fremdes Volk.
244. Friss, Vogel, oder stirb! – Gruter, III, 39; Lehmann, II, 176, 35; Blum, 486; Bücking, 169; Simrock, 10979; Eiselein, 621; Braun, I, 4792; Masson, 366; für Franken: Frommann, VI, 326, 399; Körte, 6318.
Dän.: Fugl æd, eller døe. (Prov. dan., 7.)
Frz.: Il faut passer par là, ou par la fenêtre. – Il n'y a ni cric ni crac, il faut, que tu y passes. (Lendroy, 898 u. 1148.) – Il n'y a pas à reculer. (Gaal, 1628.)
It.: A questo fiasco s'ha a bere. – Qui bisogna bere, o affogare. (Gaal, 1628.)
Lat.: Hic vobis vincendum aut moriendum milites est. (Chaos, 566; Gaal, 1628.)
245. Fröhe Vägel bött der Katt den Kopp af. (Wehlau.)
246. Früh singende Vögel haben bald versungen. – Gaal, 146.
Lat.: Is cadit ante senem, qui sapit ante diem. – Odi puerulum praecoci sapientia. – Praecocia ingenia raro maturescunt. – Qui sapit anto pilos non sapit ille diu. (Suringar, CLVII, 15.)
247. Gebratene Vögel fliegen niemand ins Maul. – Parömiakon, 598.
Böhm.: Pečeni ptáci nelítají do huby. – Žádnému pečený holub (vrabec, pták) do úst nevletí. (Čelakovsky, 126.)
Poln.: Nieprzylecą do lenia pieczone gołąbki, by sied ział i nadsiedział zgotowawszy ząbki. (Čelakovsky, 126.)
248. Gebratener Vogel fliegt nicht mehr aus der Pfanne.
249. Gemahlte Vögel seynd wol gut zu schiessen, aber böss zu geniessen. – Fischart in Kloster, VIII, 295; Gruter, III, 43; Simrock, 11013; Körte, 6334; Braun, I, 4814.
250. Gleiche Vögel, gleicher Sang.
Holl.: Vogels van eenerlei veren zingen al eens. (Harrebomée, II, 401b.)
251. Gleichwie den Vogel am Gsang, also erkent man an der Rede ein Mann, ein Baum an den Früchten. – Pauli, Schimpff, 360.
252. Glîchig Vögel strîchid gern mitenand. – Sutermeister, 136.
253. Gross Vogel wil ein gros Nest haben. – Schottel, 1114b.
In Schlesien: Gruss Vogel müssen gruss Nester hoan. (Gomolcke, 410.)
254. Grosse Vögel beissen sich vmb die nester, der Zaunkönig hat fried. – Henisch, 267, 7; Petri, II, 362.
255. Grosse Vögel fressen keine kleinen Körner.
Hochgestellte Beamte machen grosse Ansprüche. Die Chinesen, welche dasselbe Sprichwort haben, wollen damit sagen, dass sich die Mandarinen nicht mit kleinen Geschenken, mit geringen Bissen begnügen.
Holl.: Groote vogels eten geen kort zaad. (Harrebomée, II, 400b.)
256. Grosse Vögel haben grosse Federn.
Holl.: Grote vogels, groote veren. (Harrebomée, II, 400b.)
257. Grosse Vögel kann man nicht in Sprenkeln fangen.
Böhm.: Velikých ptákův pod pomeč nelapají. (Čelakovsky, 147.)
258. Grosser vogel, gross nest. – Franck, II, 85b u. 109a; Gruter, I, 46; Eiselein, 621; Blum, 316; Braun, I, 4798; für Schlesien: Frommann, III, 248, 66.
Lat.: Magnos magna decent. (Chaos, 1103.)
Poln.: Małych ptaków male gniazda. (Masson, 361.)
259. Guter Vogel legt ein gut Ei.
260. Guter Vogel richtet sich selbst.
261. Hab ich nicht Vögel, so esse ich kraut. – Henisch, 949, 15; Petri, II, 368.
262. Haben wir nicht den Vogel, so braten wir das Nest. – Henisch, 481, 24.
Lat.: Si bovem non habes (possis) asinum agas.
263. Hochfliegende Vögel müssen sich auch von der Erde nähren.
264. Hohe Vögel kommen alle wider nach der erden. – Henisch, 918, 8; Petri, II, 383.
Bei Tunnicius (1099): Hoge vogels komen al wedder na der êrden. (Aëriae volucres agros terramque requirunt.)
[1657] 265. Ich bin der Vogel, der schon davongeflogen ist, ehe der Baum zum Niederstürzen kracht.
Die Neger in Surinam, um zu sagen: Wer mich fangen will, muss schneller bei der Hand sein, ich bin vorsichtig und nicht so leicht zu fassen.
266. Ich bin ein frommer Vogel, sagte die Dohle, ich bin in der Kirche ausgebrütet (geboren und auferzogen).
267. Ich bin ein Vogel aller Dinge, dess Brot ich ess'; dess Lied ich singe. (Westf.)
268. Ich bin eyn vogel wolgemuth, sagte die ewl, wenns auch den andern (Vögeln) we thut. – Werdea, Diiij.
269. Ich bin kein gemeiner Vogel, sagte die Krähe, als sie auf dem Kirchthor sass.
Böhm.: Zaletèla vrána na dům velkého pána. (Čelakovsky, 99.)
270. Ich rupfe Vögel, sagte der Advocat, da stand er zwischen zwei Bauern.
271. Ist der Vogel auss der hant, so ist er schwerlich zu bekommen. – Lehmann, 919, 9.
Lat.: Opus perit, cujus perit occasio. (Binder II, 2439; Lehmann, 257, 2.)
272. Ist der Vogel einmal aus dem Garn, so geht er nicht leicht wieder hinein.
273. Ist der Vogel einmal aus der Hand, er ist für immer über Land.
Dän.: Er fuglen af haanden, den er ond at íaae igien. (Prov. dan., 208.)
274. Ist der Vogel einmal im Garn, so kommt er schwer heraus.
275. Ist der Vogel fort, so schliesst man den Käfig.
276. Ist man Vogel, so wird man gerupft; ist man Fisch, so wird man geschuppt.
Was auf Erden ist geboren, wird auch geschoren.
277. Jarag Föggler skal a Nêb uf. (Amrum.) – Haupt, VIII, 362, 179.
Bösen Vögeln muss der Schnabel ab.
278. Je älter der Vogel ist, je ungerner verlässt er die Federn.
279. Je älter der Vogel, je fester sitzen die Federn.
Holl.: Hoe ouder de vogel wordt, hoe vaster hij zijne pluimen houdt. (Harrebomée, II, 401a.)
280. Je älter der Vogel, je schwerer läst er sich berupffen. – Lehmann, 10, 69 u. 306, 31; Winckler, II, 384.
281. Je jünger der Vogel, je zarter das Fleisch.
282. Je kleiner der Vogel, je kleiner das Nest.
283. Je kleiner die Vögel, je ärger sie sind. – Winckler, XIV, 39.
284. Je schöner der Vogel an den Federn, desto schlechter schmeckt sein Fleisch. – Winckler, XI, 51.
285. Jedem sein Vogel, sagte Hans, und stahl seines Nachbars Gans.
286. Jedem Vogel gefällt sein Nest. – Gaal, 1213; Simrock, 11003; Schlechta, 453.
Frz.: A chaque oiseau est son nid beau. (Gaal, 1213; Kritzinger, 488b; Lendroy, 1079.)
It.: A ogni ucello il suo nido pare bello. (Pazzaglia, 386, 1; Gaal, 1213.)
Lat.: Omni aui suus nidus pulcher. (Bovill, II, 182.)
287. Jeder Vogel bedarf seiner Federn.
Dän.: Hver fugl haver sine fiere behov. (Prov. dan., 319a.)
288. Jeder Vogel bessert sein Nest. – Frischbier2, 3932.
289. Jeder Vogel fliegt, nachdem er Flügel hat.
Holl.: Ieder vogel vliegt, naar dat hij gevleugeld is. (Harrebomée, II, 401a.)
290. Jeder Vogel hält sein Lied für schön.
Dän.: Hver fugl tykkes at han synger wel. (Prov. dan., 205.)
291. Jeder Vogel hat sein Nest lieb. – Simrock, 11004; Körte, 6328; Braun, I, 4805.
Engl.: Every bird likes its own nest.
Lat.: Domus propria, domus optima.
Schwed.: Eget näste hålls för det bäste. (Marin, 11.)
292. Jeder Vogel ist gern in seinem Nest. – Lehmann, 112, 8.
293. Jeder Vogel lebt nach seiner Art.
Holl.: Ieder vogel doet naar zijnen aard. (Harrebomée, II, 401a.)
[1658] 294. Jeder Vogel liebt (lobt) sein Nest. – Sutor, 612; Mayer, II, 1169; Eiselein, 621.
Holl.: Elke vogel prijst zijn nest. ( Harrebomée, II, 240a.)
295. Jeder Vogel lobet sein Kautzen. – Petri, II, 203.
296. Jeder Vogel lobt seinen Gesang, wir beide gehen unsern Gang. (Alt-Pillau.)
297. Jeder Vogel rüstert (reinigt u.s.w.) sein Nest. (Westf.)
298. Jeder Vogel singt an seinem Ort, der Fink im Feld, der Pfaff in der Kirche.
Holl.: Gelijk de vinken zitten, en kwinken in het veld, zoo liggen de papen in de kerk, en gapen naar 't offergeld. (Harrebomée, II, 382.)
299. Jeder Vogel singt mit seiner Kehle.
Engl.: Every cock sings in his marker.
300. Jeder Vogel singt seinen Gesang. – Lehmann, 537, 10; Eiselein, 621; Sailer, 148; Winckler, XVII, 70; Simrock, 11001; Körte, 6324; Braun, I, 4797.
»Jeglich vogel singt sin gesang.« (Geiler, Alsatia, 1862-67, 444.)
Auch die Färöer sagen: Jeder Vogel singt nach seinem Schnabel (hvör fuglur sihgur vid sinum nevi); da sie aber blos Seevögel kennen, deren Gesang auf keiner hohen Stufe steht, so darf man sich nicht wundern, wenn ihre eigene musikalische Cultur nicht besonders vorgeschritten ist. (Westermann, Monatschrift, 1863, V, 174.) In Dänemark selbst lautet das Sprichwort: Hver fugl sjnnger af sit neb, saa gjør og kjærlingen af sin fleb. (Prov. dan., 206.)
Frz.: Chaque oiseau chante sa propre chanson.
It.: Ogni ucello canta il suo verso. (Pazzaglia, 386, 5; Gaal, 1627.)
Lat.: Et nunc antiquas exeriet aranea velas. (Ovid.)
301. Jeder Vogel singt zu seiner Zeit.
Holl.: Ieder vogel zingt op zijn getijde. (Harrebomée, II, 401a.)
302. Jeder Vogel will Hahn im Korbe sein.
Holl.: Ieder vogel wil de haan in den korf zijn. (Harrebomée, II, 401a.)
303. Jeglicher Vogel singt, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. – Simrock, 11000.
Lat.: Cantat avis quaevis, sicut rostrum sibi crevit. (Binder II, 424; Gartner, 138.) – Cantus avis talis, rostri formatio qualis. (Philippi, I, 72; Eiselein, 621; Masson, 360.) – E cantu dignoscitur avis.
304. Jung vögel haben weych schnabel. – Franck, I, 81b; Gruter, I, 51; Lehmann, 412, 20; Körte, 6330.
Dän.: De gamle stude de haarde horn. (Prov. dan., 207.) – De unge fugle habe bløde neb.
Holl.: Jonge vogels hebben weeke nebben. (Harrebomée, II, 401b.)
305. Jung vögel sindt glat vmb den schnabel. – Franck, I, 81b; Gruter, I, 51; Körte, 6330; Braun, I, 4815.
306. Kein schlimmerer Vogel als der Greif.
307. Kein Vagel lätt söck ön't Nest schiete. (Dönhofstädt.)
308. Kein Vogel hob sich je so hoch, er fand auf Erden seine Atzung doch.
309. Kein Vogel ist so schnel in Lüfften als die gedancken. – Lehmann, 240, 45.
310. Kein Vogel macht in sein Nest.
311. Kein Vogel schöner als meine Jungen, sagte die Krähe.
312. Kein Vogel weissagt den Sieg so gut als Tapferkeit und Muth.
Lat.: Virtus augurium. (Kornmann, III, 169.)
313. Keine Vögel ohne Federn.
314. Kleine vögel bedürffen kleine nester. – Franck, I, 103; Egenolff, 202b; Lehmann, 428, 27; Eiselein, 620.
Bei Tunnicius (4): Kleine Vogels hebben klein nest. (Exiguum nidum conquirit parva volucris.)
Lat.: Exiguo caballo curta strigilis.
315. Kleine Vögel leben ruiger in jhren Nestlein, als die Storchen im grossen Nest. – Lehmann, 373, 141.
316. Kleine Vögel legen kleine Eier.
Schwed.: Små foglar wärpa små ägg. (Grubb, 707.)
317. Kleine Vögel machen klein Nestlin. – Tappius, 108a; Schottel, 1134a; Mayer, II, 219; Winckler, XI, 66; Simrock, 11006; Körte2, 7942; Braun, I, 4798; Suringar, LXV.
Mhd.: Man sihet bî dem neste wol, wie man den vogel loben sol. (Freidank.) (Zingerle, 160.)
Dän.: Liden fugl, liden rede. – Lidet huus, liden sorg. (Prov. dan., 206.) Smaa fugl, smaa reder. (Prov. dan., 513.)
[1659] Lat.: Efficimus pro nostris opibus moenia. (Erasm., 634; Tappius, 108a; Philippi, I, 131; Suringar, LXV.) – Parva avis, parvus nidus. (Eiselein, 621.) – Parva facit parvum nidum quaecunque volucris. (Buchler, 275; Binder II, 2481.) – Parvum parva decent. (Horaz.) (Binder I, 1327; II, 2486; Seybold, 428; Kruse, 810; Fischer, 169, 11; Philippi, II, 83; Schonheim, P, 3.)
Schwed.: Små foglar, små näste. (Grubb, 740.)
318. Kleine Vögel vnd kleine Fische sind auch gut vnnd kosten nicht so viel, als ein Ochss. – Lehmann, 427, 6.
319. Kleine Vögel, wenig Fleisch. – Lehmann, 548, 33.
320. Kleinen Vögeln ist in jhren Nestlein besser, denn den grossen Storchen auff den hohen Heusern. – Petri, II, 424; Henisch, 323, 15.
321. Kleiner Vogel, klein nest, vnd lebt sowol darinnen alss ein grosser im grossen nest. – Lehmann, 371, 118.
322. Lass die Vögel dir über den Kopf fliegen, wenn sie nur nicht aufsitzen und nisten. – Sailer, 242.
In jedes Menschen Herzen steigen böse Begierden auf; niemand kann dies verhindern, aber dass sie sich darin niederlassen und Wohnung darin machen, kann ihnen verwehrt werden.
323. Lass die Vögel sorgen, sie haben kleine Beine. – Chaos, 691; Körte, 6331.
324. Lass mir den geringsten Vogel, behalt du die Feder. – Gruter, III, 62; Lehmann, II, 376, 11; Simrock, 10985; Körte, 6335.
325. Lätsch mache, fehd nid Vögel, aber zuziehen.
326. Liederliche Vögel bauen auch liederliche Nester. – Schmitz, I, 194, 154.
327. Man fängt (schiesst) den Vogel nicht der Federn wegen. – Bertram, 44.
328. Man fängt die Vögel jetzt auf andere Art.
329. Man hat noch keinen Vogel mit Scheitholz gefangen.
330. Man kan den Voglen nicht wehren, dass sie vber einen fliegen, aber man kan jhnen wol wehren, dass sie eim nicht auff den Kopff nisten. – Henisch, 1150, 42.
Dän.: Flyver fuglen end over dit hoved, lad den ei bygge i dit haar. – Man kand ei forbyde fuglen at flyve over hovedet, men vel at gjøre rede der adi. (Prov. dan., 208 u. 804.)
331. Man kann nicht jeden Vogel sitzend schiessen.
332. Man kennt de Vögel an sin Flittkes. – Bueren, 825; Hauskalender, I.
333. Man kennt den fogel bey den feddern. – Luther's Ms., 13; Eiselein, 620; Simrock, 10984; Schmitz, I, 197, 202; schlesisch bei Frommann, III, 243, 68.
In Waldeck: Me kennt den Vuggel an sinnen Feddern. (Curtze, 332, 223.) In Schlesien: Ma kennt a Vogel an Fadern. (Gomolcke, 732.)
Dän.: Man kiender fuglen paa feyrene, løven af kløerne, reven af rumpen, morianen af ansigtet. (Prov. dan., 208.)
Frz.: On connaît l'oiseau à ses plumes.
Holl.: Men kent den vogel aan zijne veren. (Harrebomée, II, 401b.)
Lat.: Cauda de vulpe testatur. (Cicero.) – E cantu dignoscitur avis. (Erasm., 156.) – Ex plumis cognoscitur avis. (Binder I, 478; II, 908; Buchler, 61.)
334. Man kennt den Vogel an den Federn und den Rabenschnabel am Gesang. – Hollenberg, II, 12; Schuppius, Schr., I, 874.
335. Man kennt den Vogel an der Feder, den Schuster schmeckt man an dem Leder.
Lat.: Noscitur ex sociis, qui non cognoscitur ex se. (Chaos, 929.)
336. Man kennt den Vogel aus dem Gesange und den Hafen aus dem Klange. – Mayer, II, 51; Sutor, 564.
337. Man kennt den Vogel aus dem Nest. – Mayer, II, 9.
338. Man kennt die Vögel mit den Schnäbeln auf den Rücken; im Munde bibel, im Herzen übel. – Klosterspiegel, 25, 13.
339. Man lockt den Vogel, bis er auf dem Kloben sitzt. – Eiselein, 382.
Enthält die Lehre, dass man verführerischen Reden nicht folgen, überhaupt schmeichlerischen nicht trauen soll, indem hinter denselben meist eine böse Absicht lauert.
Lat.: Fistula dulce canit, volucrem dum decipit auceps. (Faselius, 90.)
[1660] 340. Man muss dem Vogel erst unter den Schwanz sehen.
Die Sache genau untersuchen. Von Vogelstellern entlehnt, welche auf diese Weise sehen, ob der Vogel ein Gebrechen hat.
341. Man muss den Vogel erst fangen, ehe man ihn brät.
Die Russen: Er berechnet schon den Gewinn am Kaviar, bevor er noch den Stör gefangen hat. (Altmann VI, 414.)
342. Man muss den Vogel erst im Käfig haben, bevor man ihn will pfeifen lehren. – Eiselein, 621; Simrock, 10995.
343. Man muss den Vogel fassen, wenn er in der Schlinge ist.
Böhm.: Ted' holube zrno! (Čelakovsky, 261.)
Poln.: Zapaj, Tomku, póki ná pomku. (Čelakovsky, 261.)
344. Man muss den Vogel nicht eher rupfen, bis man ihn gefangen hat.
Böhm.: Nešklub ptáka, než ho lapíš. (Čelakovsky, 264.)
345. Man muss den Vogel rupfen, weil man ihn in der Hand hat.
Wird als ein beliebter Spruch der Amtleute bezeichnet. (Vgl. Graf, 57.)
346. Man muss den Vögeln richten, wenn sie im Striche sind. – Sailer, 279; Simrock, 10994.
It.: Convien dar alla palla, quando ella balza.
347. Man muss den Vögeln Salz auf den Schwanz streuen, um sie zu fangen.
Holl.: Men moet den vogels wat zout op den staart leggen. (Harrebomée, II, 401b.)
348. Man muss der Vögel halben die Saat nicht vnterlassen. – Lehmann, 378, 63 u. 811, 13.
349. Man muss keinen Vogel kaufen, wenn man kein Bauer hat, ihn darein zu setzen.
350. Man muss nicht auf jeden Vogel zielen, den man fliegen sieht.
Böhm.: Ne na vše trhnouti, co chce sednouti. (Čelakovsky, 254.)
351. Man muss sich nicht über jeden Vogel ärgern, der über den Kopf fliegt. – Parömiakon, 2355.
352. Man mut mit de Faagels singen, wa man unner is. (Süderdithmarschen.)
353. Man richt den Vogel nach dem gesang. – Henisch, 1529, 21.
354. Man schätzt den Vogel nach den Federn. – Winckler, XIII, 88.
355. Mancher Vogel, der aus dem Käfig entflogen ist, fängt sich im Netze.
Mancher, der einer Gefahr glücklich entgangen ist, geräth in eine andere, kommt in einer grössern um.
It.: E' dà talora tale uccel nella ragna, ch' è fuggito di gabbia.
356. Mancher Vogel ist nicht werth, dass man jhn spicken solt. – Lehmann, 779, 16.
357. Mancherlei Vögel singen mancherley gesang. – Henisch, 1529, 3; Petri, II, 451; Körte, 6323; Simrock, 10999; Braun, I, 4796.
Bei Tunnicius (794): Mannigerlei vogel singen mannigerlei sank. (Psittacus et perdix non voce loquuntur eadem.)
Lat.: Aliud noctua sonat, aliud cornix.
358. Mann helts mit dem Vogel, der im Nest sitzt. – Lehmann, 117, 18; Eiselein, 621.
Hält die Wohnung rein.
359. Mit Vögeln fängt man Vögel.
Holl.: Met vogels vangt men vogels. (Harrebomée, II, 401b.)
360. Mit welchen Vögeln man fliegt, mit denen wird man gefangen. – Simrock, 10990; Körte, 6320; Braun, I, 4795.
361. Nicht alle Vögel fliegen bis in die Wolken.
Dän.: Alle fugle flyve ei høge, hver med sit sig lade nøye. (Prov. dan., 207.)
362. Nicht alle Vögel sind Falken.
Anspielung auf die Schärfe des Falkenauges. Nicht alle Menschen sind scharfsinnig und witzig.
Schwed.: Alla foglar äre icke höker. (Grubb, 20.)
363. Nicht jeder Vogel brütet, der im Nest sitzt.
364. Nicht jeder Vogel brütet die Eier, die er gelegt.
365. Nicht jeder Vogel fängt sich in der ersten Schlinge.
366. Nicht jeder Vogel hat sein Nest.
[1661] 367. Nicht jeder Vogel ist ein Adler (Pfau).
Böhm.: Ne všickni ptáci jsou páv aneb orlive. (Čelakovsky, 434.)
368. Nicht jeder Vogel kann (mag) mit dem Adler fliegen. – Eiselein, 621.
369. Nur einen Vogel darf die Katze fressen, so heisst es immer: Katze, vom Vogel.
370. Ob man schon eim Vogel Zucker zur Speiss gibt, so ist er doch lieber in der Freyheit als im Kefig. – Lehmann, 201, 4.
371. Pêsza (besser) a Vogel en da Hand as bî zêne ain Land. (Ungar. Bergland.) – Schröer.
372. Putzen die Vögel die Federn, so wird der Regen sich födern. (Oels.) – Boebel, 122.
373. Schlimmer Vogel, schlimmes Ei. – Parömiakon, 758.
374. Schöne Vögel, schöne Federn.
375. Schöne Vögel singen selten schön.
376. Seltene (theuere) Vögel lässt man nicht leicht wieder fliegen.
»Als dem Hertzog von Biron in seinem Gefängniss gesagt wurde, er solle wieder losskommen, sagte er: solch Vögel als ich bin, setzet man nicht ins Keffig, dass man sie wieder loss lässt.« (Wirth, I, 195.)
377. So der Vogel ist aussgelassen, zu spat wird dan die Thür beschlossen.
Lat.: Est tarde nimium, post bombum claudere culum. (Loci comm., 37.)
378. Under de Vogel muss ma nich mit Prîgeln warfen. – Gomolcke, 1039; Robinson, 761.
»Doch manchmal muss man nicht zu sehr die Sätze schärffen und unter Vögel ja mit keinem Prügel werfen.« (Keller, 134b.)
379. Unfledige Vögel singen, wie jhnen der Schnabel gewachsen ist. – Petri, II, 557.
380. Unter den kleinen Vögeln ist die Gans der beste.
Böhm.: Z drobných ptáčkův nejlepší hus. (Čelakovsky, 498.)
381. Vägel, de frêg singe, nömmt de Hafke (de Katt). – Frischbier2, 3934.
In Litauen: Den Vogel, der früh Morgens jubelt, beissen des Tages alle Katzen. (Schleicher, 184.)
382. Vagels vun ên Feddern flegt gêrn tohope. – Eichwald, 1976.
383. Verhebter vogel singt vbel. – Franck, II, 124a; Gruter, I, 68; Petri, II, 567.
384. Viel kleine Vögel geben auch einen Braten. – Simrock, 11018.
385. Viel Vogel, Hund vnd Federspiel nicht bringen Nutz, vnd kosten viel. – Petri, II, 575.
386. Viele Vögel fliegen fort, aber einige bleiben.
Schwed.: Andra fåglar flyga bort, kråkan blifwer alltid qwar. (Wensell, 7.)
387. Viele Vögel hassen mich, ich bin ein Kauz und acht' es nicht. – Körte, 2635; Simrock, 4377.
388. Viele Vögel singen am besten, wenn man sie sparsam füttert.
389. Vier Vögel findt man in aller Welt: Spottvögel, Genss, Gauch vnd blaw Enten. – Gruter, III, 91; Lehmann, II, 802, 92.
390. Vil chliini Vögeli gend au en grosse Brote. – Sutermeister, 136.
391. Vogel als nest. – Franck, I, 75a.
392. Vögel, die frü anfahen zu singen, haben baldt versungen. – Gruter, I, 70; Lehmann, 162, 17; Petri, II, 577; Schottel, 1141a; Mayer, II, 12; Braun, I, 4806.
393. Vögel, die früh singen, sind oft des Abends schon von der Katze fressen. – Bücking, 361; Blum, 521.
In Ostfriesland: De Vögels, de to froh singen, frett de Katt. (Kern, 866.)
Frz.: A tard crie l'oiseau quand il est pris. (Masson, 360.)
Holl.: Als de vogeltjes zoo vroeg zingen, gaan er over dag de katjes mede hen. (Harrebomée, II, 399b.)
394. Vögel, die oben sitzen im bawer, beschmissen die vntersten. – Petri, II, 577.
395. Vögel, die viel singen, sind selten fett. – Petri, II, 577.
396. Vögel, die zu lustig sind, kriegt die Katze.
397. Vögel, die zu viel Federn haben, mögen nicht allzu hoch fliegen. – Simrock, 10987; Eiselein, 621.
[1662] 398. Vögel fliegen nicht gleich in offene Netze.
Holl.: Alle vogels schuwen de openbare netten. (Harrebomée, II, 399b.)
399. Vogel, friss oder stirb. – Gruter, III, 92; Lehmann II, 804, 135.
400. Vögel haben weiche Schnäbel.
Bei Tunnicius (613): Junge vogel hebben weke snavels. (Sunt pullis avium permollia rostra tenellis.)
401. Vögel, Hunde und Weiber gewähren statt eines Vergnügens hunderterlei Verdruss. – Winckler, XIX, 33.
402. Vogel iss, oder such ein ander Nest. – Petri, II, 577.
403. Vögel mit schönen Federn haben darum noch kein gutes Fleisch.
Holl.: Alle vogels, die met fraaije veren versierd zijn, hebben daarom geen zoet en liefelijk vleesch. (Harrebomée, II, 399b.)
404. Vogel sing wie der schnabel ge – -. – Luther's Ms., 10.
405. Vögel singen, was sie wissen. – Schottel, 1136a.
406. Vögel sollen nicht alles singen, was sie wissen. – Petri, II, 577.
Bei Tunnicius (235): Vogel en sullen nicht singen al dat se wetten. (Omnia quae novit non sunt cantanda volucri.)
407. Vögel suchen Nester. – Eiselein, 622.
408. Vögel und ander Thier seynd so weis und ruhen ein Stündlein auf ihr Speis.
Lat.: Post mensam stabis aut mille passibus abis. (Chaos, 108.)
409. Vögel und Menschen streichen nur mit ihresgleichen. – Eiselein, 622.
410. Vögel und Räuber gebrauchen ihre Krallen.
Lat.: Raptu clepta vt pascitur vnguibus ales. (Reuterdahl, 856.)
Schwed.: Swa liffwa hoffdhinga aff taekt som fughla aff klo. (Reuterdahl, 856.)
411. Vögel von einn federn (Farbe) fliegen gern zusamen. – Franck, II, 101b; Tappius, 155b; Henisch, 1032, 54; Lehmann, 147, 101 u. 327, 24; Petri, II, 577; Lehmann, II, 792, 122; Eyering, III, 365; Eiselein, 622; Pauli, Postilla, 182a; Carminum, I, 304; Gaal, 1630; Simrock, 10989; Schmitz, I, 191, 45.
Gleichartige Menschen verkehren gern miteinander. »Vögel van einer fedder flegen gern tosamen.« (Lauremberg, 4, 66.)
Böhm.: Každý pták drží sehejna svého. – Podobného peří ptáci k sobĕ se táhnou. (Čelakovsky, 38.)
Dän.: Fugle med eens fedre favne gjerne. (Prov. dan., 207.)
Engl.: Birds of a feather flock together. (Gaal, 1630.)
Holl.: Vogels van eenerlei oeren vliegen gaarne zamen. (Harrebomée, II, 401b.)
Ill.: Svaka ptica svomu jatu ide. (Čelakovsky, 38.)
Lat.: Graculus graculo semper assidet. (Tappius, 155a.)
Schwed.: Lijka foglar flyga gjärna samman. (Grubb, 452.)
412. Vögel vor Michaelis vnd Gänse nach Martini sein nicht am gesundesten zu essen, aber es wird viel darauff gewagt. – Henisch, 1497, 16.
413. Vögeln, die viel singen, geht alles im Gesänge hin. – Petri, II, 577.
414. Von Vögeln, Hunden vnd frawen, für eine frewde sieben rewen. – Henisch, 1198, 4; Petri, II, 581.
415. Vügel in Kinnerhännen un olle Lui in Dokters Hännen sind geliefert. (Soest.)
416. Vüggel, de ze fröhg flöte, friss de Katz. (Düren.) – Firmenich, I, 484, 99.
417. Wä Vüggel fang'n welt, moss hörsch (leise) dân. (Düren.) – Firmenich, I, 484, 111.
418. Wann de Vüegel flügge sind, fleiget se iut. (Westf.)
419. Wann man wil Vögel fangen, muss man nit mit Bengeln drein werffen. – Gruter, III, 97; Lehmann, II, 863, 42; Mayer, II, 17; Birlinger, 1069.
420. Was den Vögeln gehört, wird nicht den Fischen zutheil. – Simrock, 11014a.
Holl.: Wat den vogelen behoort, past niet voor de visschen. (Harrebomée, II, 401b.)
421. Was fragt man nach den Vögeln, die einem vbern Koff herfliegen. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 397; Lehmann, II, 865, 71.
[1663] 422. Was für ein Vogel, das hört man am Gesänge. – Eiselein, 621.
423. Was nicht am Vogel, das ist an den Federn (und am Kamme). – Eiselein, 621; Simrock, 10986; Braun, I, 4804.
Dän.: Hvad der fattes paa fuglen, haver han i feyrene. (Prov. dan., 208.)
424. Was soll der Vogel im Korb, wann er nicht singt? – Gruter, III, 100; Lehmann, II, 866, 88.
425. Watt 'n gôden Voggel iss, de bût 'n god Nest. – Danneil, 205.
Empfiehlt, alles, was man thut, ordentlich zu thun.
426. We nu will Vogla fah, muess nit mit dum Steecko an d' Stude schlah. – Sutermeister, 146.
427. Weke Vüegel hett ock weke Sniäwel. (Iserlohn.) – Woeste, 80, 376.
Holl.: Woeke vogeltjes hebben weeke bekjes. (Harrebomée, II, 401b.)
428. Wenn alle Vögel gehen, so bleiben uns Spatz und Krähen.
Dän.: Naar alle fugle flyve bort, bliver kragen igien. (Prov. dan., 207.)
429. Wenn auch die Vögel nach Feigen tanzen, so mögen sie doch keine Bäume pflanzen.
430. Wenn d' Vögel und d' Enta bade, so zell uff Räge. (Solothurn.) – Schild, 119, 179.
431. Wenn den Vögeln die Federn gewachsen sind, fliegen sie von selbst aus dem Nest. – Sprichwörtergarten, 155.
432. Wenn der Vogel aus der Hand ist, ist er hernach schwer wieder zu bekommen.
433. Wenn der Vogel aussm Kefig ist, so ist das Zusperren vergeblich. – Lehmann, 793, 10.
434. Wenn der Vogel die Schlinge sieht, geht er nicht hinein.
435. Wenn der Vogel einmal auss der Hand ist, so hats Mühe, jhn wieder zu kriegen. – Petri, II, 639.
436. Wenn der Vogel fort ist, untersucht man den Käfig.
Span.: El conejo ido, el consejo venido. (Bohn I, 216.)
437. Wenn der vogel gut ist, so mag das bawr leicht gut genug sein. – Henisch, 209, 51; Petri, II, 639.
438. Wenn der Vogel im Käfig ist, hat er nur zwei Sprösslein.
439. Wenn der Vogel ins Garn soll, pfeift man süss.
»Wie süss pfeifet man, wenn der Vogel ins Garn soll.« (Köhler, 35, 11.)
440. Wenn der Vogel kompt biss zum Zaun, so fleugt er gar wegk. – Petri, II, 852; Henisch, 1150, 55.
441. Wenn der Vogel nicht fliegt, auch der Vogel nichts kriegt.
442. Wenn der Vogel nicht singen kann, so kann er doch pfeifen. – Körte, 6336.
443. Wenn der Vogel satt, schmecken die Körner nicht mehr gut.
In Schlesien: Wenn's Vogerle satt is, schmeckt's Körnel bitter.
444. Wenn der Vogel steckt im Haus, sehnt er sich nicht hinaus.
445. Wenn der Vogel zu früh aus dem Nest fliegt, plumpst er herunter.
446. Wenn die Vögel aus dem Nest fliegen wollen, ehe ihnen die Flügel gewachsen sind, fangen sie die Katzen.
Mhd.: Als einem vogel der ê zît von néste fliuget dir geschiht. (Winsbeke.) – Der vogel sich selben triuget, der von dem neste vliuget ze vruo der wirt der kinde spil. (Frauenlist.) – Von neste ein vogel ze fruo gevlogen, der wirt den kinden lîhte ein spil; die vedern werdent im enzogen. (Winsbeke.) – Sun, sô der vogel ê rehter zit von sînem neste fiiegen wil, sich selben er vil lîhte gît den tumben kinden zeinem spil. (Winsbeke.) (Zingerle, 160.)
447. Wenn die Vögel ausgeflogen sind, überwacht man das Nest.
»Ja wenn die Vögel ausgeflogen sind, wil man erst klug werden.« (Keller, 149b.)
448. Wenn die Vögel aussgeflogen sind, so find man das Nest. – Petri, II, 646.
[1664] 449. Wenn die Vögel beim Brei sind, sind sie still. (Rott-Thal.)
450. Wenn die Vögel putzen die Federn, wollen sie den Regen ködern. (Schles.)
451. Wenn die Vögel um Michaelis noch nicht ziehen, so wird an Weihnacht keine starke Kälte sprühen. – Schnabel, Statistik.
452. Wenn man dem Vogel im Nest Eier ausheben will, so thut schleichen noth.
453. Wenn man den Vogel in der Hand hat, heisst es: die Finger zugehalten. – Schmitz, I, 185, 32.
454. Wenn man die Vögel fangen will, muss man süss pfeifen; so gibt's immer Novizen. – Klosterspiegel, 19, 22.
455. Wenn man die Vögel im Bawr vnd das Vieh im Stall betreugt, so sterben sie. – Petri, II, 662.
Wenn ihnen die erforderliche Ernährung versagt oder verkümmert wird.
456. Wenn man die Vögel nicht an den Federn erkennt, so kennt man sie am Gesange.
457. Wenn man gute Vögel fangen wil, so muss man gute auff den Kloben setzen. – Petri, II, 667.
458. Wenn man in das Nest sticht, so fliegen die Vögel aus.
459. Wenn man Vögel fangen soll, muss das Pfeiflein lauten wohl. – Seybold, 184.
460. Wenn man Vögel fangen will, muss man Regenvögel auf den Finkenherd setzen. – Luther.
461. Wenn man Vögel fangen will, muss man süss pfeifen. – Braun, I, 4809.
Lat.: Fistula dulce canit, volucrem cum decipit auceps. (Gaal, 1629; Seybold, 184.)
462. Wenn man von Vögeln spricht, so guckt die Magd nach den Gänsen.
Die Russen: Die Magd denkt, man meint die Gänse, wenn man von Vögeln redet. (Altmann V, 124.)
463. Wenn man wil Vögel fangen, so muss man Eulen auff Kloben setzen. – Henisch, 956, 10; Petri, II, 670.
464. Wenn Vogel und Fisch sich streiten, so lacht der Fischer.
Die Chinesen: Der Streit zwischen Vogel und Auster gereicht dem Fischer zum Nutzen. (Hlawatsch, 21.)
465. Wer den Vogel weiss, hat ihn nicht, sondern wer ihn rupft.
Holl.: Die het vogeltje weet, heeft het niet maar die het vangt (rooft). (Harrebomée, II, 400a.)
466. Wer den Vögeln den flug vntern Himmel kan wehren, der kan auch die gedancken arrestieren, das sie nicht in kopf steigen. – Lehmann, 239, 31.
467. Wer den Vögeln nicht ihr Körnlein lässt, den segnet Gott die Ernte nicht.
Die Tataren sagen: »Wer den Vögeln nicht das Erntetheil lässt, dem lässt Gott das Saattheil misrathen.«
468. Wer die alten Vögel jagt, dem fliegen die Jungen davon.
469. Wer die Vögel fängt, dess sind sie. – Graf, 138, 381.
Das deutsche Volk hat sich gegen Beschränkung der Jagdfreiheit zu allen Zeiten gesträubt und ein eigentliches allgemeines Jagdregal nicht aufkommen lassen. Es betrachtete die freie Jagd als Kriegsschule aller freien Männer und stellte den Grundsatz auf: es soll jedes Wild sein in dessen Recht, in dessen Gewalt es ist. (Spangenberg, 219.) Wurde die Ausübung dieses Satzes auch allmählich mehr oder weniger beschränkt, so blieben doch die Vögel lange schutzlos, und ihrer Verfolgung war, wie das obige Sprichwort sagt, keine Schranke gezogen. Der Vogelfang war frei.
Mhd.: Wer dy vogel vächt des sind sy. (Landrechtsbuch, Rupr. von Freisingen.)
470. Wer die Vögel fürchtet, der muss nicht säen.
It.: Chi hà paura degl' uccelli non vemini. (Pazzaglia, 269, 3.)
471. Wer die Vögel gefressen hat, der fresse auch das Nest. – Petri, 696.
It.: Chi ha mangiato le noci, spazzi i gusci. (Gaal, 829.)
472. Wer die Vögel holt aus dem Nest heraus, der brat' sie zum Schmaus. (Böhmen.)
[1665] 473. Wer die Vögel mit dem Nest zugleich will haben, der verliert bissweilen beyde. – Lehmann, 934, 8.
Dän.: Hvo som vil have fuglen med ungerne, mistert det alt. (Prov. dan., 208.)
474. Wer einen bösen Vogel kennt, der kaufft jhn nicht. – Petri, II, 701.
475. Wer einmal einen Vogel aus der Hand entlassen hat, wird ihn schwer auf dem Dache wieder fangen.
Was verloren, ist schwer wieder zu erlangen, auch gebrochene Freundschaft ist nicht leicht wieder zu ersetzen oder herzustellen.
Böhm.: Kdo jednou ptáka z ruky pusti, na střeše ho tĕžko lapati. (Čelakovsky, 261.)
476. Wer mit fula Vügla flügt, mit fula g'fang'n. – Tobler, 207.
477. Wer nachgeht (horcht) der Vögel Pfeifen, wird bald in leeren Brotschrank greifen.
Böhm.: Kdo chodí po ptačim hlásku, nachází pírka z ocásku. – Kdo poslouichá ptačiho pisku, mivá hovínko k zisku. (Čelakovsky, 135.)
Poln.: Kto pilnuje ptaszego pisku, ten miewa łajna w zysku. – Kto w ptaszy ogon wierzy, ten piórka z ogona znajdzie. (Čelakovsky, 135.)
478. Wer nicht den Vogel kan bekommen, der kriegt doch nirgends eine Feder davon. – Lehmann, 800, 13.
479. Wer Vägels fangen will, der mutt ni mit Knüppel dermank schmiten. (Rendsburg.) – Für Ostfriesland: Kern, 863.
480. Wer vnter die Vögel wirfft, der scheucht sie. – Petri, II, 773.
481. Wer Vögel fangen will, muss nicht mit Prügeln drein werfen. – Simrock, 10992; Eiselein, 622.
It.: Non conviene andar col cembalo in colombaja.
482. Wer Vögel fangen will, muss singen können.
483. Wer Vögel fangen will, muss süss pfeifen und nicht mit der Mütze unter sie werfen. – Pistor., IX, 92; Petri, II, 664; Blum, 204; Simrock, 10991; Chaos, 783; Braun, I, 4809; Parömiakon, 2174; für Franken: Frommann, VI, 332, 312.
Böhm.: Když ptáčka lapají, pĕknĕ mu piskají. (Čelakovsky, 43.)
Engl.: To fright a bird is not the way to catch it. (Gaal, 1629.)
Frz.: On ne prend pas les oiseaux à la crécelle. (Masson, 387.)
Holl.: De vooglaar, op bedriegen uit, den vogel lokt met zoete fruit. – Die vogels wil vangen moet ze niet verschrikken (of: schuw maken, moet er met geene stokken onder slaan.) (Harrebomée, II, 400a.)
Lat.: Decipiuntur aves per cantus saepe suaves.
Span.: Quien pajaro ha de tomar, no ha de ojcar. (Masson, 387.)
484. Wer Vögel füttert, hat Dreck zum Dank. (s. ⇒ Hund 1254.)
Dän.: Hvo der føder fugl, faaer kun drek til belønning. (Prov. dan., 190.)
485. Wer Vögel füttert und faule Knecht, der hat ein Dreck zu Lohn als Recht.
Dän.: Fugle og løst folk at føde giver gjerne skarn før møde; og muus giver lort for peperkage. (Prov. dan., 207.)
Schwed.: Den som spijsar en fogel, får skarnet för mödan. (Grubb, 535.)
486. Wer Vögel mästen will, gibt ihnen Futter, das gut schmeckt.
Frz.: Pour réussir dans une affaire, il ne faut pas y aller trop brusquement.
487. Wer Vögel nehrt, dem wird jhr vnflat zum Lohn. – Petri, II, 775.
488. Wer Vögel will fangen, der muss mit Pfeiffen vnd nicht mit einer Drummel auf den Vogelheerdt gehen. – Lehmann, 341, 8.
Böhm.: Kdo chce ptàky lapati, musí, pĕknĕ pískati, a ne bičem práskati. – Na ptáky jdi s lepem, a ne se střepem. – Na ptáky lepem, ne cepem. (Čelakovsky, 245.)
Kroat.: Koi kani pticu vloviti, nesme z bičem pučati, nego povoljno piskati. (Čelakovsky, 254.)
489. Wer vögeln stelt, mus ihn hoffiren. – Froschm., Kii; Petri, II, 775.
490. Wer wird der Vögel willen die Saat unterlassen. – Simrock, 8612.
[1666] 491. Wie der Vogel, also das Nest. – Petri, II, 788; Sailer, 78.
Frz.: Tel oiseau tel nid. (Kritzinger, 488b.)
492. Wie der Vogel, also die Jungen. – Petri, II, 788.
493. Wie der Vogel im Nest gezogen, so ist er, wenn er ausgeflogen.
Lat.: Extorris talis puer est ut erat cameralis. (Reuterdahl, 306.)
Schwed.: Swa gör barn i by som thz aer heema want. (Reuterdahl, 306.)
494. Wie der vogel ist, so legt er eyr. – Franck, II, 8b u. 56a; Tappius, 9b; Gesner, III, 335; Eyering, III, 554; Gruter, I, 84; Petri, II, 788; Sailer, 147; Parömiakon, 41; Winckler, VIII, 53; Schmitz, 201, 247; Birlinger, 512; Braun, I, 4803.
Holl.: Gelijk de vogel is, zoo legt hij eijers. (Harrebomée, II, 400a.)
It.: Il lupo non caca agnelli. – La scheggia ritrae del ceppo.
495. Wie der Vogel ist (wild), so schmeckt auch sein Fleisch.
496. Wie der Vogel, so baut er auch sein Nest.
497. Wie der Vogel, so das Ei. – Blum, 133; Eiselein, 621; Gaal, 1625; Körte, 6325.
Lat.: Dat pullos tales, qualis dignoscitur ales. – Fortes creantur fortibus et bonis. (Eiselein, 621.)
498. Wie der Vogel, so die Federn.
Holl.: Zulke vogels, zulke veren. ( Harrebomée, II, 402a.)
499. Wie der Vogel, so sein Sang.
Lat.: Qualis avis, talis cantus.
500. Wie die alten Vögel sungen, so pfeifen (zwitschern) auch die Jungen. – Parömiakon, 2583.
501. Wie ein Vogel ohn Federn fleugt, so das Gebet ohn Creutz leugt. – Zinkgref, IV, 429.
502. Wie ein vogel zu nest zeucht, also brüt er junge aus. – Franck, II, 56a.
503. Wie kann der Vogel anders singen, als ihm der Schnabel gewachsen ist. – Coler, 1043a.
504. Wie weit der Vogel fliegt, er kommt zum Nest zurück.
505. Will man die Vögel vertreiben, so muss man die Nester verbrennen, sagten die Spanier, als sie die Klöster zerstörten. – Klosterspiegel, 78, 13.
506. Wo de Vogel frett (frisst), dritt (kackt) he gêrn. (Meurs.) – Firmenich, I, 403, 183.
507. Wo der Vogel singt, da ist das Nest nicht fern. – Henisch, 1072, 11; Petri, II, 801.
508. Wo die Vögel selten sind, singt auch der Rabe schön.
509. Wo Ein Vogel sitzt, da hocken bald mehrere.
Damit antwortete einer auf die Frage, woher er alle die vielen Ehrenzeichen habe, mit denen er beladen sei.
510. Wo kein Vuegel ies, doa ies ok kein Nest. (Westf.)
511. Wund'rligi Vög'l hei wund'rligi Näst'r. (Bern.) – Zyro, 41.
512. Zu früh aussgeflogene Vögel fressen die Katzen. – Chaos, 141.
513. Zu jedem wird ein schwarzer Vogel kommen.
Der Tod.
514. Zwei Vögel, die ihr Nest auf Einen Baum bauen, haben viel Sorge.
Schwed.: Twå foglar byggia boo en lefver i oroo. (Grubb, 828.)
515. Zwei Vögel sind hässlich: der Hattich und der Hättich; der dritte aber, der Habich ist schön.
*516. A bleierner Vogel. (Warschau.)
Ein plumper, unbeholfener Mensch. – Zur Bezeichnung von Langsamkeit und Saumseligkeit hat man in Warschau die jüdisch-deutsche Redensart: A jüdischer Saras; vom polnischen Zaraz = bald, gleich.
*517. A hôt gewîss Vegel im Hutte, doss a nich grissen koan. – Gomolcke, 43; Frommann, III, 247, 189.
*518. Dä ess jetzt wie 'ne Voggel op de Heck. (Bedburg.)
In unsicherer Stellung.
*519. Da heisst es: friss, Vogel, oder stirb. – Mayer, II, 222.
*520. Das ist auch ein rarer Vogel.
Holl.: Dat is ook een rare vogel. (Harrebomée, II, 399b.)
[1667] *521. Das ist der beste Vogel im Korbe.
»Die Brotvergauckelung ist der geistlichkeit im Pabstthumb bester Vogel im Korb.« (Pf. M. von Aldegonde; Zinkgref, IV, 71.)
*522. Das ist der rechte Vogel für das Nest. – Sailer, 83.
*523. Das ist ein fremder Vogel.
Holl.: Het is een vogel uit verren lande. (Harrebomée, II, 400b.)
*524. Das ist ein Vogel, den man bei uns zu Hause Schwein (Sau) heisst.
Holl.: Het is een vogeltje, dat men in ons land zwijn heet. (Harrebomée, II, 400b.)
*525. Das ist ein Vogel für die Katze.
Holl.: Dat is een vogel voor de kat. (Harrebomée, II, 399b.)
*526. Das ist ein Vogel in der Luft.
Holl.: Het is een vogel in de lucht. (Harrebomée, II, 400b.)
*527. Dat wietet de Vüegel up'm Dacke. (Westf.)
Die Sache ist allgemein bekannt.
*528. De heft e Vagel. (Elbing.)
Er ist überspannt, hat einen Nagel.
*529. Dem fliegen die Vögel gebraten ins Maul. – Parömiakon, 1204.
*530. Dem Vogel noch Flügel ansetzen.
Einen Eilenden noch anspornen.
*531. Den Vogel im Nest ergreifen (treffen).
Poln.: Zdybał go, jak czajkę na gniaździe. (Lompa, 35.)
*532. Den Vogel pfeifen lehren. – Sutor, 420.
*533. Den Vögeln Salz auf den Schwanz streuen, um sie zu fangen.
*534. Der fangt zwei Vögel in Einem Schlag. – Birlinger, 1070.
*535. Der hat den Vogel abgeschossen. – Klix, 114.
*536. Der hat schon wildere Vögel gefangen.
Er hat schon viel erfahren, Schwereres durchgemacht.
Dän.: Han har fanget saa vild en fugl til form. – Han har før seylet saa høy en søe. – Har før været med at tage Peder paa loftet. (Prov. dan., 192.)
*537. Der hoatt Vögel önner senner Kappe. (Henneberg.)
*538. Der Vogel gefällt mir, aber das Nest nicht.
*539. Der Vogel hat den Leim versucht.
*540. Der Vogel in der Luft ist erfroren. (Nürtingen.)
Zur Bezeichnung eines hohen Kältegrades.
*541. Der Vogel (die Vögel) ist (sind) ausgeflogen.
Der Gefangene ist entflohen. Die Leute, welche man suchte, haben sich fortgemacht; auch: das Geld ist weg.
Böhm.: Uletĕlt' (vynikl) pták z klece; nečekej, by se vrátil. (Čelakovsky, 233.)
Frz.: Il n'y a plus que le nid, les oiseaux s'en sont envolés. – Il va aux rôties. (Kritzinger, 280a u. 624a.)
*542. Der Vogel ist fortgeflogen, das Nest ist leer.
Er hat sich eilends aus dem Staube gemacht.
*543. Der Vogel ist keinen Schuss (Pulver) werth.
Holl.: De vogel is het schot niet waardig. (Harrebomée, II, 400a.)
*544. Der Vogel ist verscheycht. – Franck, II, 73b; Eyering, I, 577.
*545. Der Vogel kann (weiss) nur Ein Lied.
Holl.: De vogel zingt niet al, wat hij weet. (Harrebomée, II, 400a.)
*546. Der Vogel sitzt. – Eiselein, 621.
D.h. der Dieb ist eingefangen.
*547. Die Vögel auf dem Dache wissen es wohl.
Es ist gar zu bekannt.
*548. Die Vögel auf den Bäumen zeigen. (Niederrhein.)
Anführen, Vertrauen misbrauchen.
*549. Die Vögel krönen. – Luther's Tischr., 289.
Mit der beigefügten Bemerkung: »Einen bestechen.« Ich habe die betreffende Ausgabe der Tischreden nicht zur Hand, um mir ein Verständniss zu verschaffen.
*550. Die Vögel uf'n Dächern singen schun dervon. – Robinson, 236.
*551. Dieser Vogel ist des Schusses nicht werth.
*552. Dieser vogel singet, wie jm sein schnabel gewachsen ist. – Wicelius, Dialogorum.
*553. Doas woar a grober Vogel, 's mag wul goar a Trappe seyn. – Keller, 169b; Gomolcke, 322.
*554. Ein dummer Vogel, der ihm 's Nest verscheisst.
Sagen Zigeuner und Landfahrer zur Erklärung, warum sie in ihrer Herberge nicht stehlen.
*555. Ein lustiger Vogel.
Frz.: Un vivendo. (Kritzinger, 720a.)
*556. Einem die Vögel auf dem Dache weisen.
Ihn nicht bezahlen.
[1668] *557. Einen Vogel fangen und zehn fliegen lassen.
*558. Einen Vogel im Fluge schiessen.
Rasch einen Vortheil gewinnen; sich beiläufig einen Gewinn mitnehmen.
*559. Einen Vogel rupfen, ohne dass er schreit.
Frz.: Plumer la poule sans la faire crier. (Lendroy, 1236.)
*560. Er cha nid all Vögel verschotte.
*561. Er duldet keinen fremden Vogel in seinem Nest.
Holl.: Hij duldt ook geen vreemd vogeltje in zijn nest. (Harrebomée, II, 401a.)
*562. Er hat den besten Vogel abgeschossen.
Den Preis gewonnen, sich zum Meister der Situation gemacht u.s.w. Er hat einen gelungenen, auch spottweise, mislungenen Streich gemacht.
*563. Er hat den Vogel entwischen (oder: aus dem Käfig) fliegen lassen.
Holl.: Hij heeft den vogel over het touw (uit de kooi) laten snappen. (Harrebomée, II, 401a.)
*564. Er hat den Vogel in den Händen. (Rottenburg.)
*565. Er hat den Vogel pfeifen hören.
Er hat den Braten oder Lunten gerochen, die Sache gemerkt.
Dän.: Jeg har hørt en fugl sjunge der om. (Prov. dan., 206.)
*566. Er hat den Vogel verscheucht.
Lat.: Homerus caecus appellatus, quod affectibus non succumberet. (Sutor, 667.)
*567. Er hat einen Vogel. (Breslau.)
Ist überspannt.
*568. Er hat einen Vogel gross gezogen, der ihm die Augen aushackt.
*569. Er hat einen Vogel pfeifen hören, und weis nicht, wo. (Nürtingen.)
*570. Er hat Vögel (Ungeziefer). – Frischbier2, 3930.
*571. Er hat wol Vögel unter dem Hute, dass er nicht grüsst. – Simrock, 11022.
Von jemand, der beim Grüssen die Kopfbedeckung nicht abzieht. »Dieser hat gewiss Vögel unter dem Hutte sitzen, dass er ihn so feste stehen lässet.« (Keller, 148a.) In Ostpreussen zu einem Knaben, der nicht grüsst: Häst Vögel undre Mötz? Auch mit dem Zusatz: Wol solke möt sess Fêt ohne Flochte. In derselben Weise wendet man auch, um zum Abnehmen der Mütze zu nöthigen, folgende Redensart an: Häst wol Angst, dat di de Lües tefrere? Oder: – dat säk de Lües vakille? Auch: Schön Dank! Oder: Sädst nuscht? (Frischbier2, 2693.) In Köln: Häss dô jung Vöggel unger der Kappen. (Firmenich, I, 476, 228.)
Holl.: Zitten daar vogeltjes onder? (Harrebomée, II, 402a.)
*572. Er is a freier Vogel. (Warschau.)
Aber nicht in dem Sinne unseres deutschen »vogelfrei«, sondern um zu sagen: Er ist sein eigener Herr, unabhängig wie der Vogel in der Luft.
*573. Er ist ein durchtriebener (dreihäriger) Vogel.
Sehr listig und leichtsinnig.
*574. Er ist ein Vogel in der Haut.
Lat.: Advocatus in aere, revocatus in cute. (Chaos, 442.)
*575. Er ist wie ein Vogel auf dem Baume (Dache). – Frischbier2, 3931.
Unstet und flüchtig.
Frz.: Il est comme l'oiseau sur la branche. (Kritzinger, 488b.)
*576. Er kann nun auf die Vögel schiessen. (Steiermark.)
Er ist brotlos. (Vgl. Zeitschrift für deutsche Philologie, II, 420.)
*577. Er kennt kei Vögel weder de Chrotte. (S. ⇒ Schuld 40.) – Sutermeister, 89.
*578. Er kennt keinen Vogel ausser der Katze und nur dann, wenn sie miaut.
Holl.: Hij kent geen' anderen vogel dan eene kat, en dan ze nog maauwen. (Harrebomée, II, 400a.)
*579. Er lässt die Vögel sorgen. – Sutor, 152.
Hans ohne Sorge, der in den Tag hinein lebt.
*580. Er meint, er hab' den Vogel in der Hand. (Nürtingen.)
*581. Er sitzt wie der Vogel auf dem Zweige.
*582. Er streut dem Vogel Salz auf den Schwanz.
*583. Er sucht Vögel und findet nicht einmal ein Nest.
*584. Erst liess er seinen Vogel fort, dann lief er ihm wieder nach. – Burckhardt, 400.
Zur Bezeichnung wankelmüthiger Menschen.
*585. Es hat dir (ihm) ein guter Vogel gesungen. – Sutor, 273; Körte, 6338; Braun, I, 4817.
*586. Es ist ein leichter Vogel.
Ein Windbeutel, galantes Frauenzimmer.
[1669] *587. Es ist ein listiger Vogel.
Holl.: Het is een listige vogel. (Harrebomée, II, 400b.)
*588. Es ist ein loser Vogel.
*589. Es ist ein nasser Vogel. – Rollwagenbüchlein, XVI u. XXXII.
D.h. ein Taugenichts, wie ein Vogel, wenn er nass ist, zum Fliegen nichts taugt. »Ein vnnützer nasser Vogel, als man denn solche gesellen pflegt zu heissen.« (Rollwagenbüchlein, XXXII.)
*590. Es ist ein rechter vogel in das nest. – Franck, II, 107b.
Lat.: Cauda de vulpe testatur. (Sutor, 117.)
*591. Es ist ein sauberer Vogel.
Ironisch.
Frz.: C'est un bel oiseau. (Kritzinger, 488b.)
*592. Es ist ein stolzer Vogel.
Holl.: Het is een stoute vogel. (Harrebomée, II, 400b.)
*593. Es ist ein unnützer Vogel. – Murner, Schelm., 32.
Von denen, die sich selbst schaden und also auch andern nicht nutzen können. »Der Vogel hat ein böse Art, der sein eigen Nest nit spart ..... Wer da schend sein rats genoss, bei dem er ist ein vndersass; wer sein eigen statt verderbt und sein leiblich Kind enterbt und jm selber stelen kann, ....das mag ein öder Vogel sein.« (Kloster, I, 866.)
*594. Er ist ein unnützer Vogel, der sich über Eier setzt und sie nicht ausbrütet.
*595. Es ist ein unreiner Vogel (jüdisch: e Of tome). – Tendlau, 386.
Mit dem keine Berührung, kein Umgang gepflogen werden soll.
*596. Es ist ein (der alte) Vogel auf dem Dache.
Von jemand, der keinen festen Wohnsitz und sicher nährenden Lebensberuf hat. Lessing brauchte dies Wort häufig von sich. (Vgl. Stahr, Leasing's Leben u.s.w., I, 193.)
*597. Es ist ein Vogel, der nur beim Vollmond singt. – Parömiakon, 1852.
Von denen, die uns ihre Freundschaft nur schenken, so lange es uns gut geht, im Unglück dagegen uns verlassen.
*598. Es ist ein (durchtriebener, leichtsinniger) Vogel in Folio.
*599. Es ist eyn seltzamer vogel. – Tappius, 52a.
Holl.: Het is een zeldzame vogel, hij zit al in de kooi. – Het is een zeldzame vogel, onder duizend niet een. (Harrebomée, II, 400b.)
Lat.: Rara avis in terris, nigroque simillima cygno. (Eiselein, 621; Philippi, II, 150; Tappius, 52a.)
*600. Es kann kein Vogel vorbeifliegen, er muss eine Feder davon haben.
Von solchen, die über alle Vorübergehenden etwas zu bemerken haben.
Holl.: Daar kan geen vogel voorbij vliegen, of hij moet er eene veêr van hebben. (Harrebomée, II, 399b.)
*601. Es krähen alle Vögel gut Wetter.
Holl.: Alle vogels kraajen goed weêr. (Harrebomée, II, 399a.)
*602. Es liegen ihm gelbe Vögel auf der Zunge. – Eiselein, 622.
Lat.: Bos in lingua. (Eiselein, 622.)
*603. Es sind Vögel, die den Schnabel auf dem Rücken tragen.
Holl.: Het zijn vogels, die den bek op den rug dragen. (Harrebomée, II, 400b.)
*604. Es sind Vögel von einerlei Federn.
Holl.: Het zijn vogels van eender veren. (Harrebomée, II, 400b.)
*605. Hä kennt weiter könn Vogel äss bi a Sau. (Henneberg.)
*606. He hett en Vagel afschâten. – Schütze, I, 25.
*607. He wiesde mi den Vägel up'n Bôm. (Rastede.) – Firmenich, III, 28, 90.
*608. Hei kennet keinen annern Vuegel ässe 'ne Katts, un wenn 'e den langen Stêrt nit säe, mênt 'e dreck näu, et wör en Polizeidiener. (Westf.)
*609. Ich bin wie ein gesprenkelter Vogel.
Von allen Seiten angefochten. (Vgl. Jeremias 12, 9.)
Holl.: Het is een gesprenkelte vogel. (Harrebomée, II, 400b.)
*610. Ich hoa wull hîrn an Vogel singen. – Robinson, 131 u. 939; Gomolcke, 533; Frommann, III, 246, 159.
*611. Ich werde den Vogel schon fliegen lehren. – Eiselein, 622.
*612. Ich will seine Vögel singen lehren. – Eiselein, 622.
[1670] *613. Ick hebbe dar al en Vagel vun sing'n hört. – Eichwald, 191.
Es ist mir wol davon schon etwas vor die Ohren gekommen. Ich habe davon schon munkeln hören. (S. ⇒ Hund 1565.)
Dän.: Jeg har vel hord en fugl sjunge. (Prov. dan., 307.)
*614. Jiedermann eh Vuegel un Kasper 'n Baukfinke. (Westf.)
*615. Kälberne Vögel. – Gutzkow, Hohenschwangau, I, 14.
*616. Lieber heute einen Vogel, als morgen eine Gans.
*617. Män seht heraus dem Vogel. (Warschau.)
Jüdisch-deutsch, um zu sagen, man ist der Sache auf den Grund gekommen; es ist ans Tageslicht getreten. Die irdenen Bauernschüsseln pflegten gewöhnlich auf dem Boden einen gemalten Vogel zur Verzierung zu haben, den man aber erst bemerkte, wenn die Schüssel bis auf den Grund geleert ist.
*618. Man sprach von Vögeln, da pfiff die Fledermaus.
*619. Nu de Vägel ausgeflogen sein, wîl a irschte kluk warden. – Gomolcke, 810; Frommann, III, 242, 21.
*620. Solche Vögel gehören auf kein andere Leimruthen, als wo die Raben sitzen. – Chaos, 312; Parömiakon, 188.
Die Galgenreife wird auch in folgender verwandten Form a.a.O. ausgedrückt: Solche Wäsche muss kein anderer aufhenken als der Meister Hämmerle, der Herr Knüpfauf. Solche Häls verdienen keinen andern Kragen, als die der Seiler spendirt.
*621. Solche Vögel habe ich schon mehr singen hören.
Holl.: Ik heb zulke vogeltjes wel meer hooren zingen. (Harrebomée, II, 401a.)
*622. Solchen Vögeln gehört ein solcher Käfig. – Parömiakon, 2370.
Zunächst von denen, die im Zuchthause ein Verbrechen abbüssen, in weiterer Bedeutung von allen, die für irgendein Vergehen eine Strafe abzubüssen haben.
*623. Vagels unnern Hot hebb'n. – Eichwald, 1977.
*624. Vogel öber Tach. – Tobler, 198.
Flugs, schnell, ohne langes Besinnen und Ueberlegen, in Bausch und Bogen, ohne nähern Anschlag den Handel abschliessen. Eigentlich in so schneller Zeit, als ein Vogel braucht, um über ein Dach zu fliegen. Vogel ober Tach schwätza = kopflos reden. Vogel öber Tach kaufen = flüchtig kaufen, ohne den Werth der Sache zu untersuchen, ohne irgendeine Sicherheit von seiten des Verkäufers. Einen Wechsel »Vogel ober Tach« kaufen = ohne dass für dessen Unterschrift gehaftet wird.
*625. Welcher Vogel erhebt nicht sein Gefieder. (Lit.)
*626. Wer solche Vögel heimführt, der hat solche Gäste.
*627. Wie der Vogel auf dem Dache. (Breslau.)
D.h. in jedem Augenblick in Beziehung auf Kleidung u.s.w. bereit sein zum Ausgehen, zum Angriff eines Geschäfts. Eine gute Hausfrau hält es für keinen Ruhm, wie der Vogel auf dem Dache zu sein, d.i. stets bereit in Gesellschaft oder spazieren zu gehen, denn sie trägt ein einfaches Hauskleid.
*628. Zwei Vögel in einem Neste fahen. – Eiselein, 493.
629. Der brät sich die Vögel zum Schmaus, der sich dieselben zuerst holt aus dem Nest heraus. – Wenzig, 83.
630. Der Vogel bleibt am Netze, der Mensch am Golde hangen.
Lat.: Ita aurum homines, ut implicant laquei alites. (Sailer, Sprüche, 265.)
631. Der Vogel flog aus der Hand; da nutzt nichts mehr der Seufzer der Reue. – Merx, 235.
632. Der Vogel sitzt nicht immer auf Einem Zweig. – Merx, 236.
633. Der Vogel zum Fliegen, der Betrübte zum Siegen. – Bertram, 71.
634. Die kleinsten Vögel erbauen sich das grösste Haus.
635. Die Vögel setzen sich auf die Scheuche, sagte Klaus, als die Diebe einen Polizeimann bestohlen hatten. – Harssdörffer, 1412.
636. Die Vögel, so des Hanffbotzens gewohnt, scheissen wol drauff. – Nigrinus, Inquisition, 441.
637. Es gibt Vögel, deren Fleisch gegessen wird, und Vögel, denen man Fleisch zu essen gibt. – Merx, 234.
638. Ferne Vögel haben feine (schöne) Federn.
Warnung vor scheinbarer Liebenswürdigkeit von etwas ungenügend Bekanntem. Die Alliteration tritt auch im ursprünglich schottischen Sprichwort hervor: Far fouls hae fair feathers. (Bohn II, 235.)
639. Kann der Vogel recht viel picken, gibt es reichlich Korn und Wicken.
640. Kein vogel solt auss der hand geben, vmb einen so im lufft thut schweben.
Lat.: Plus ualet in manibus passer, quam sub dubio grus. (Loci comm., 92.)
641. Kleine Vögel und kleine Kinder essen fortwährend. (Ital.)
642. Nicht jedes Vogels Fleisch wird gegessen. – Merx, 21.
*643. Solche Vögel setzt man nicht in den Käfig, um sie wieder fliegen zu lassen. – Harssdörffer, 489.
Sagte der Herzog von Biron, als man ihn ins Gefängniss gebracht hatte und ihm jemand baldige Befreiung in Aussicht stellte.
644. Vögel und Fisch gehören auf Herrentisch.
645. Wann der Vogel flügge wird, so findet man ihn nicht mehr im Neste. – Schuller, 53.
646. Wie der Vogel eignen Flug, so hat jeder seinen Zug.
*647. Er weiss den Vögeln zu locken. – Nigrinus, Vorr. Bl. 45a.
*648. Sich einen schweren Vogel aufgeladen haben. – Fischer, Psalter, 109a.
Adelung-1793: Canarien-Vogel, der · Vogel, der · Advents-Vogel, der · Ānanas-Vogel, der
Brockhaus-1809: Der Vogel Greif
Brockhaus-1911: Vogel [3] · Vögel [2] · Vogel [4] · Vogel [6] · Vogel [5] · Vögel · Vogel · Vogel von Falckenstein · Vogel [2] · Vogel von Vogelstein
DamenConvLex-1834: Vogel von Vogelstein · Vögel · Strauss (Vogel)
Herder-1854: Vogel von Vogelstein · Vögel · Vogel
Meyers-1905: Vogel von Falckenstein · Vogel von Vogelstein · Vogel-Böhmesche Methode · Vögel · Falckenstein, Vogel von · Stymphalische Vögel · Vogel
Pagel-1901: Vogel, Julius · Vogel, Alfred
Pataky-1898: Vogel, Bertha · Vogel, Babette · Vogel, Babette · Vogel vom Spielberg, A. · Vogel, Anna
Pierer-1857: Vögel · T-Vogel · Vogel Caspar · Vogel [2] · Vogel [1] · Sperlingsartige Vögel · Neunhundert u. achtzig-Vogel · Hühnerartige Vögel · Papagaiartige Vögel · Spanische Vögel · Schwalbenartige Vögel
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