Paul

1. An Pauli Bekehrung (25. Jan.) dreht sich die Padde (Frosch) um. (Seelow.) – Boebel, 4.


2. An Pauli bekerungtag, dess Wetters solche rechnung trag: so die Sonne thut scheinen klar, das bedeutet ein gutes Jar; ein nebel auch, gross oder klein, der bringt ein sterben allgemein. Nimpt aber der wind überhand, darauff eruolget krieg im land; durch [1197] regen aber oder schnee soltu ein theure zeit versteh.

Lat.: Clara dies Pauli, bona tempora denotat anni, si fuerint nebulae pereunt animalia quaeque; si fuerint uenti nascuntur praelia genti: si nix aut pluuia designat tempora cara. (Loci comm., 195; Henisch, 1268, 3.)


3. An Sanct Paul Bekehr wendt sich der Winter halb hin, halb her.Chaos, 1100.


4. Auf Pauli Bekehr kommt der Storch wieder her. (Sachsen.) – Boebel, 4.


5. Bringt Paulus Wind, regnet's geschwind.


6. Hat Paul ein schaden an eim fuss, Peter darumb nicht hincken muss.Lehmann, 179, 3; Sutor, 184; Simrock, 7726; Körte, 4686.

Lat.: Laeditur Urbanus, non claudicat inde Rhabanus (Hrabanus). (Binder, II, 1620; Fallersleben, 634; Lehmann, 179, 3; Loci comm., 88.)


7. Hat Pauli Bekehr Nebel in der Höh, so kommt über die Grossen (Hohen) viel Weh; liegt unten die Wolk' (der Nebel), so kommt's übers Volk.

In Oberösterreich herrscht der Volksglaube, wenn sich der Nebel in der Höhe zeige, über die hohen Häupter ein Sturm komme, während er das Volk treffe, wenn der Nebel am Boden lagere. (Vgl. Baumgarten, Progr., 17.)


8. Hat Paulus weder Schnee noch Regen, so bringt das Jahr gar manchen Segen.Boebel, 4.


9. Hen Paulus kîn Schnee, kîn Rîgen, sau brenk dat Joer vielen Sîegen. (Tecklenburg.) – Boebel, 4.


10. Ist zu Paul Bekehr das Wetter schön, wird man ein gutes Frühjahr sehn, ist's schlecht, dann kommt es spät als fauler Knecht.

11. Paul bekeahr, de halb Winte' hî, de halb hear. (Innsbruck.) – Frommann, VI, 34, 11.


12. Paul Bekeahr drâht se eim Loch um de Bear. (Innsbruck.) – Frommann, VI, 34, 12.


13. Paul Bekehr ändert das Wetter. (Luzern.)


14. Paul, bekehr di; Winter, wehr di.Bueren, 308.

Frz.: Le jour Saint-Paul l'hiver se rompt le col. (Leroux, I, 80.)


15. Paule, du rasest!Eiselein, 503; Simrock, 7725; Körte, 4688; Körte2, 5879; Braun, I, 3191.

Erklärt sich aus Apostelgesch. 26, 24.

Lat.: Tu vere insanis.


16. Pauli bekehr' dich, halb Winter scher' dich. Baumgarten, 43; Kern, 1184; Orakel, 228.


17. Pauli Bekehr; Gans, gib deine Eier her.Simrock, 7728; Boebel, 4.


18. Pauli Bekehr muss man den Pflug sterz, über Berg und Thal muss er gehen im März. (Sachsen.) – Boebel, 5.


19. Pauli Bekehrstag kriecht aus seiner Höhle der Dachs.

20. Pauli Bekehrung der Lämmer Bescherung.


21. Pauli Bekehrung, halb Winter hinum, halb Winter herum.Bair. Hauskalender.


22. Pâuli dâi wan a San do so laang skintj dat Pâul a Hingst sâde (satteln) kann, do wardt 't an fruugtbar Juar. (Amrum.) – Haupt, VIII, 370, 326.


23. Pauli klar, ein gutes Jahr; Pauli Regen, schlechter Segen. (Oels.) – Boebel, 5.


24. Paulus hat geschrieben: Was nicht fertig wird, bleibt liegen.


25. Paulus machte Christen, aber keine Colonisten.

Mit diesem Bescheide soll Friedrich der Grosse einen Geistlichen abgewiesen haben, der unter seiner Aufsicht eine Colonie gründen wollte.


26. Paulus spricht zu Peter: Reib' den Ars, so geht er.Simrock, 579.


27. Sanct Paulus klar, bringt ein gutes Jahr. Blum, 263; Simrock, 7727; Boebel, 4.

Georg Gräfinger hat hierüber folgenden Vers: Wenn Paulus sich bekehrt mit Sonnenschein, so hofft man auf ein Jahr, sehr reich an Korn und Wein; so aber Nebel ist, so sorgt man sehr vor Sterben, wenn Regen fällt, ist Furcht, dass Korn und Kraut verderben. (Boebel, 5.)

[1198] Frz.: De Saint-Paul la claire journée nous dénote une bonne année; s'il fait vent, nous aurons la guerre, s'il neige ou pleut, cherté sur terre: s'on voit fort espois les brouillards, mortalité de toutes parts. (Leroux, I, 81.)


28. Sanct Paulus klar, bringt gutes Jahr; hat er Wind, regnet's geschwind.Bair. Hauskalender; Orakel, 222.

Der Tag Pauli Bekehrung (Mittwinter) gehört zu den vorbedeutsamen, sogenannten Merktagen, aus denen der Volksglaube das Wetter prophezeit: »Glückliches Jahr verkündet ein heiterer Himmel am Paulstag; blutige Schlachten der Sturm und verheerende Seuchen der Nebel; Mangel und theure Zeit bedeutet der Schnee wie der Regen.« (Dibelius, Die heiligen Zeiten der Christen, Halle 1867.)


29. Sanct Paulus schön mit Sonnenschein bringt Fruchtbarkeit dem Korne und dem Wein.Boebel, 4; Orakel, 224.


30. Sanct Paulus schön mit Sonnenschein, füllt Speicher und Keller mit Frucht und Wein. (Rhein.) – Boebel, 5.


31. Sanct Paulus Wind, regnet's geschwind.


32. Schlägt Paul nur erst einen Haken ein, klimmt Hans am Strick in den Mond hinein. Körte, 4687; Braun, I, 3190.


33. Schön an Pauli Bekehrung, bringt allen Früchten Bescherung. (Eichsfeld.) – Boebel, 4.


34. Wenn Paul die Sonne mit Nebel verhüllt, so wird der Aerzte Wunsch erfüllt. (Euskirchen.) – Boebel, 5.


35. Wenn Sanct Pauli regnet oder schneit, folget eine theuere Zeit. (Kreuznach.) – Boebel, 5.


36. Wer an Sanct Pauli spinnt, die Mäuse vom Felde gewinnt.

Man meint (Westpreussen), dass sich Mäuse und Ratten vom Felde nach dem Hause ziehen, wenn an diesem Tage gesponnen werde. (Boebel, 4.)


37. Zu Pauli Bekehr kommt der Storch wieder her.Simrock, 7729; Orakel, 229.


38. Zu Pauli Bekehrung dreht sich der Frosch im Loch um.Klix, 58.


*39. Davon schreibt Paulus nichts.Frischbier2, 2880.


*40. Er macht aus Pauli Bekehrung Mauli Verehrung.Parömiakon, 1208.


*41. Sanct Paulus schreibt nicht also.Sailer, 142.


Paul's wegen muss man oft gegen Peter ein Auge zudrücken.

Böhm.: Šetř Havla pro Pavla. (Čelakovský, 112.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 1649.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:

Buchempfehlung

Anonym

Schi-King. Das kanonische Liederbuch der Chinesen

Schi-King. Das kanonische Liederbuch der Chinesen

Das kanonische Liederbuch der Chinesen entstand in seiner heutigen Textfassung in der Zeit zwischen dem 10. und dem 7. Jahrhundert v. Chr. Diese Ausgabe folgt der Übersetzung von Victor von Strauß.

298 Seiten, 15.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon