1. A Praester skal a Klaker nicks ufstridj. (Nordfries.) – Lappenkorb; Firmenich, III, 4, 37.
Der Priester, Geistliche wird dem Küster nichts abstreiten.
2. A Prêster pretjet man ians. (Amrum.) – Haupt, VIII, 363, 195.
Der Priester predigt nur einmal. Wenn man etwas zweimal sagen soll.
3. A Prêster sprêgt a Klâker nicks uf. (Amrum.) – Haupt, VIII, 353, 49.
Der Priester spricht dem Küster nichts ab.
4. Abgesetzte Priester geben die besten Küster.
Dän.: Man faaer ingen bedre degn end en afsadt præst. (Prov. dan., 108.)
5. An der Priester Leben kehrt man sich mehr als an ihre Lehren.
6. Auch der Priester auf der Kanzel verspricht sich. – Gaal, 1265.
It.: Qualche volte sonnacchia il buon Omero. (Gaal, 1265.)
Lat.: Quandoque bonus dormitat Homerus. (Gaal, 1265.)
7. Auf den Priester folgt der Küster. – Graf, 536, 19; Eiselein, 515; Simrock, 8005; Braun, I, 3360.
8. Dat is 'n lêgn Prêster, de nich denkt, mâl Superndent do warden.
Das ist ein niedrig denkender Priester, der nicht meint, einmal Superintendent zu werden.
9. De Prêster seggt nie: Was ist gefällig? sondern immer: Was bringen Sie? (Pommern.) (S. ⇒ Kaufmann 2.)
10. Dem Priester, Arzt und Advocaten soll man nichts verschweigen.
Dän.: For præsten, lægen og talsmanden, skal man intet dølge. (Prov. dan., 459.)
11. Der Priester hat es bald vergessen, dass er Kaplan gewesen.
Engl.: The priest forgets that he was clerk. (Bohn II, 126.)
12. Der Priester ist mehr als Ackersmann, denn er baut den Himmel an.
Ein wettinger Mönch predigte einst über die Priesterwürde und die sakramentalische Gewalt des Geistlichen. Die Hoheit ihres Standes darstellend bediente er sich des obigen Wortes und fuhr dann fort: »Der Geistliche ist mehr als ein Kaufmann, denn er handelt mit ewigen und himmlischen Waaren. Er ist mehr als ein Kriegsmann, denn er streitet mit dem Satan. Er ist mehr als ein König und Kaiser, denn er ist ein Stellvertreter des Königs aller Könige. Er ist mehr als ein Heiliger, denn vor ihm, wenn er erscheint, müssen sich alle Knie beugen im Himmel und auf Erden. Ja, die Hoheit des geistlichen Standes ist ganz überschwenglich und unaussprechlich. Denn seht an das grosse Weltgebäude mit Land und Meer, mit Sonne, Mond und Sternen und Millionen wunderbarer Geschöpfe, wer hat das alles gemacht? Gott, der allmächtige Schöpfer Himmels und der Erden, und zwar aus nichts; aber doch brauchte er sieben Tage dazu. Wie aber der katholische Priester? Seht welche Gewalt und Macht der hat! Tagtäglich in dem Opfer der heiligen Messe macht er sogar Gott, diesen allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erden, und zwar auch nur mit einem blossen Worte und nicht in sieben Tagen, sondern in einem einzigen Augenblicke. Und also hat Gott dem katholischen Priester noch grössere Allmacht gegeben, als er selber hat.« (Klosterspiegel, 106, 33.)
13. Der Priester ist nie sen alt, de Winter nie se chalt, das er si nid darüber beschwert, so lang dass es Opfer währt. – Sutermeister, 121.
14. Der Priester lebt vom Altar.
Frz.: Il est juste que le prêtre vive l'autel. (Bohn I, 21.) – Le prêtre vit de l'autel. (Lendroy, 83.)
15. Der Priester muss die Messe lesen, wenn's Zeit ist.
Frz.: A envis ou volentiers convent au sene aller le prestre. (Leroux, I, 27.)
16. Der Priester muss ein Vogt der Wahrheit sein. (S. Pfaffe ⇒ 197.) – Graf, 456, 506.
Obgleich der Priester als gerichtsstandunfähig kein Zeugniss ablegen konnte (s. ⇒ Pfaffe 197), so wurde ihm doch gelegentlich, worauf sich das obige Sprichwort bezieht, sogar die Glaubwürdigkeit zweier Zeugen beigelegt.
17. Der Priester segnet mit der einen Hand und langt nach dem Opfer mit der andern.
Böhm.: Knĕz nikdá nemá dosti, jednou rukon žehná a druhou béře. (Čelakovsky, 336.)
[1399] 18. Der Priester soll trösten in der Noth, und es fehlt ihm oft selber das Brot.
19. Der Priester thut mehr denn der Artzt. – Petri, II, 102.
Mehr vielleicht, aber selten Erspriessliches und Nothwendiges.
20. Der Priester und der Hund verdient sein Brot mit dem Mund. – A. Ruge, Aus früherer Zeit (Berlin 1863), I, 134.
21. Der Priester und seine Maid haben gleiche (eine) Zeit.
Böhm.: Dokud knĕze stáva, i kuchařka vládne, a jak ho není, i ta zapadne. (Čelakovsky, 337.)
22. Der Priester Zänkerei ist des Teufels Jubelei. – Sailer, 230; Simrock, 8007; Körte, 4845; Braun, I, 3362.
Böhm.: Knĕžská sváda, d'áblova svatba. (Čelakovsky, 335.)
Dän.: Præsten bogen, bonden plogen. (Bohn I, 395; Prov. dan., 459.)
23. Die besten Priester sind nicht immer gelehrte Biester.
Holl.: Die beste clerken en zijn die wijste lieden niet.
Lat.: Clericus edoctus semper non est sale coctus. (Fallersleben, 288.)
24. Die Priester kommen zum Wein, die Offiziere zum Töchterlein.
Holl.: Domines komen om je wijn, en officiers om je dochters. (Bohn I, 312.)
25. Die Priester sagen, sie dienen Gott und dienen ihrem Bauch.
Böhm.: Krajíc hezký, ne Pán nebesky (takového víhí). (Čelakovsky, 335.)
Poln.: Dla chleba, nie dla nieba. (Čelakovsky, 335.)
26. Die Priester sind die Augen der Christenheit. – Graf, 535, 4.
Altfries.: Die preesters sint oghen den Kerstenheit. (Richthofen, 7.)
27. Die Priester sollen beten vnd lehren, die Bürger vnd Bawren ander nehren. – Petri, II, 140.
28. Die pryster sint engel des gotlichen folcks. – Hug, 3; Graf, 535, 5.
29. Du Priester bete, du Fürst vertrete, du Bawr ackre vnd jäte! – Petri, II, 155; Henisch, 1310, 6; Simrock, 8001; Sailer, 71; Schottel, 1144a; Braun, I, 3661; Körte, 4842.
Die Neugriechen: Basil, den Priester, ehre mir, du Priester, sei verständig. (Sanders, 223, 32.)
Lat.: Tu supplex ora, tu protege, tuque labora. (Henisch, 1310, 8.)
30. Ein frommer Priester und ein weisser Spatz ist ein selten Schatz.
Die Russen: Es fehlt mehr an guten Priestern als an guten Kirchen. (Altmann V, 128.)
31. Ein Priester lebt ein Jahr nach seinem Tode. – Eisenhart, 670; Hillebrand, 246; Sailer, 253.
D.h. es wird noch eine gewisse Zeit nach seinem Tode zum Vortheil seiner Familie so betrachtet, als ob er noch am Leben sei, und sein Amt verwalte. Es findet dies jedoch nicht nur auf Geistliche, sondern auch auf andere Beamte, z.B. Lehrer, Anwendung. Unter Jahr ist keineswegs stets der Zeitraum von einem Jahre, es wird meist nur eine gewisse, festgesetzte Anzahl Monate darunter verstanden.
32. Ein Priester mag den andern nicht, weil er ihm das Brot wegisst. (Neugriech.)
33. Ein Priester muss einen Teufel haben. – Meisner, 118.
34. Ein Priester ohne Genuss ist eine Brautnacht ohne Kuss.
35. Ein Priester opfert (zehntet) dem andern nicht.
Schwed.: Den ene presten ger ej den andre offer. (Wensell, 13.)
36. Ein Priester sei beim Buche, ein Bauer bei dem Pfluge, ein Jäger in dem Walde, ein Krüger in dem Kruge.
37. Ein Priester soll führen ein englisch Leben, so wird er Gott und der Welt ergeben.
Lat.: Presbyter anglicam dignetur ducere vitam: sic erit acceptus plebibus atque Deo. (Sutor, 671.)
38. Ein Priester soll leben vom Opfer, ein Amptmann vom Ampt. – Lehmann, 13, 21.
[1400] 39. Ein Priester verzeiht nie.
Wie ei hier unversöhnlich erscheint, so schildert ihn ein jüdisch-deutsches Sprichwort (Warschau) als jähzornig, indem es sagt: A. Kohjen (Priester) is a Kaassen (Jähzorniger).
40. Ein ungelehrter Priester und ein Esel, der die Monstranz trägt, ist ein Ding.
So pflegte Papst Pius II. (von 1485 an) zu sagen. (Gottfrid, 680a.)
41. En Prêster un en Düwel, de mâkt en god Gespan. – Marahrens, 98.
42. Es gehet dem Priester wie dem Volck. – Henisch, 1436, 6.
43. Es ist ein armer Priester, der keine Mauke hat.
Frz.: C'est un pauvre prestre, s'il n'a point d'argent caché. (Leroux, I, 27.)
44. Es seind nicht alle Priester gut, die platten tragen vnderm Hut.
Lat.: Quisquis coronatus non presbyter est uocitatus. (Loci comm., 124.)
45. Es sind nicht alle gute Priester, die einen seidenen Talar tragen.
Schwed.: Det äre icke alla goda prāster som draga sida kappier. (Grubb, 412.)
46. Es wird nicht jeder ein Priester, der in die Schule geht.
Schwed.: Alla bli ej prester, som gå i skolan. (Wensell, 6.)
47. Jeder Priester rühmt sein heilig Gebein (oder: sein heilig Gerümpel).
It.: Pazzo è quel prete che biasima le sue reliquie. (Bohn I, 119.)
48. Junge Priester, volle Kirchen.
Frz.: Il n'est devotion que de jeune prêtre. (Lendroy, 599.)
49. Lass den Priestern jhre Gense vnd Hüner vngehindert passiren, sie gehen in Gottes Geleit. – Petri, II, 846.
50. Man soll sich den Priester ansehen, dem man beichten will.
Die jungen Damen pflegen dies wol auch zu thun.
Span.: A clerigo hecho de fraile, no le fies tu comadre. (Bohn I, 194.)
51. Man soll sich nach der Priester Lehren richten und nicht nach ihrem Leben.
Schwed.: Hwar äger lefwa, som prästen lärer, men ingen som han lefwer. – Prästen predikar peen, och sjelver lefwer ey utan meen. (Törning, 73 u. 325.)
52. Nach dem Priester muss man auch den Chorrock (Mantel) schneiden.
It. Schweiz: Tenur al preat begna far enca la capa. (Schweiz, I, 234, 6.)
53. Ohne Priester und ohne Wegweiser kann man auch fern gehen.
Böhm.: I bez pepže doráži k srdci. (Čelakovsky, 182.)
54. Priester lehren viel Gutes, nicht jeder aber thut es. – Simrock, 8004; Körte, 4844.
Schwed.: Gör som jag lärer och inte som jag gör. (Marin, 14.)
55. Priester, Mönche, Nonnen und junge Hähne sind niemals satt.
It.: Preti, frati, monache e polli non si trovan mai satolli. (Bohn I, 121.)
56. Priester segnen sich zuerst.
»Thu wie der Priester, das rath ich, und segne vor allen erst dich.«
Lat.: Te primo benedic nam praesbyter ipse facit sic. (Sutor, 83.)
57. Priester sind auch Leute.
Das will sagen Menschen. Ein böhmisches Sprichwort sagt, sie möchten sich daran erinnern, dass sie ehedem Menschen waren: Pomni, knĕže, žes dříve byl človĕkem. (Čelakovsky, 333.)
Frz.: Prestres sont gens. (Leroux, I, 26.)
58. Priester soll man ehren, weil (wenn) sie Gutes lehren. – Simrock, 8003.
59. Priester sollen nicht würfeln, betteln und Karten spielen.
Tunnicius (74, 864): Prêsters sullen nicht dobbelen snurren, kârten. (Dedecet ignavis toxillis ludere clerum.) Snurren = betteln, besonders um Lebensmittel; kann aber auch sein, bemerkt Hoffmann von Fallersleben, sich zu Gast einladen, um mit zu essen, weil snorren, snueren, snollen gleichbedeutend mit eten.
Böhm.: Více lid hledí na to jak knĕz živ nežsi jak učinečiň to, co knĕz činí, ale ĕiň, čemu uči. (Čelakovsky, 334.)
[1401] 60. Priester und Frauen soll man ehren. – Pistor., V, 36; Estor, I, 29, 74; Simrock, 8002; Graf, 536, 24; Henisch, 1198, 1.
Während die Kirche die Priester von den Frauen scheidet, rächt sich die Natur und bringt sie im Sprichwort zusammen.
61. Priester und Hebammen halten zusammen.
Holl.: Presters en vroedvrouwen moet men onderhouden. (Harrebomée, II, 200b.)
62. Priester und Küster kennen einander wie Geschwister.
Ironisch auch: lieben einander u.s.w.
Altfries.: Di Prester schel wessa een foged der wird. (Hettema, XV, 62, 118.)
Dän.: Ingen kiender præsten bedre end degnen. (Bohn I, 381.)
63. Priester und Levit haben es lieber, zu gehen vorüber.
64. Priester und Nonnen thun vier Gelübde: der Armuth, des Gehorsams, der Keuschheit und das vierte, die ersten nicht zu halten.
65. Priester und Schafe haben einen goldenen Fuss. – Körte, 4841; Körte2, 6061; Simrock, 8000; Braun, I, 3364.
Von jenen glauben es die Katholiken, und lassen sich daher gern ihre Kornfelder etwas zertreten, weil die dabei ausgesprochenen Segenswünsche reichlichen Ersatz geben sollen. Von den Schafen glauben es die Landwirthe, weil der Schafdünger auf dem Felde zurückbleibt und das Erdreich befruchtet. Was mich betrifft, der ich kein Landwirth bin, so würde ich a priori, was die Fruchtbarmachung betrifft, den Schafen den Vorzug vor den Processionen einräumen.
66. Priester und Singer sind gute Schlinger.
It.: Date bere al prete, che il chierico ha sete. (Bohn I, 90.)
67. Priester und Soldaten sind selten gute Hausfreunde.
Frz.: Entre gens mariez presbters et soldats ne sont aimez. (Leroux, II, 221.)
68. Priester und Wegweiser zeigen wol den rechten Weg, aber sie gehen ihn selbst nicht mit.
Aus diesem Grunde hatte ein Maler auf einer Landschaft einen Wegweiser dargestellt, auf dem sich das Brustbild eines Priesters befand. (Vgl. Braun, Bibliothek des Frohsinns, III, Hft. 1, S. 202.)
69. Priestern, Ertzten vnd Juristen soll man recht beichten, so folget ein guter Raht darauff. – Mathesy, 284b.
70. Sei Priester beim Buche, Bauer beim Pfluge, Jäger im Walde, Krüger im Kruge.
71. Selten hat ein alter Priester sein anderte erste Mess wohl gesungen. – Sutor, 549.
72. Unsere Priester vermeinen in den Himmel zu steigen durch eben das Mittel, durch welches Lucifer aus dem Himmel gestossen ward. – Sailer, 349.
Ein Wort des Cornelius Agrippa von Nettesheim wider den Hochmuth der Geistlichen.
73. Was der Priester nicht mag, kommt in Küsters Hag.
74. Was du nicht wilt dem Priester geben, das must du lassen den Landsknecht heben. – Petri, II, 591.
75. Wenn eines Priesters kelnerin die stiegen abfällt, wess weib wirt waynen? – Wachter.
76. Wer Priester, Jungfrawen vnd Obrigkeiten ehrt, den ehrt Gott wieder. – Petri, II, 748.
77. Wer Priester, Weib und Alter nicht in Ehren hat, der schändet Gott. – Sailer, 220.
»Wir Deutschen haben ein gemein ernstes vnnd wahrhafftiges Sprichwort: Wer Priester, Obrigkeit vnnd Jungfraven schmeht, vnnd schendet, dem gehets nimmermehr wol; dis Sprichwort ist aus der Historie Num. 16 von der Rotte Chora, item, Dathan vnd Abyram genommen, die Mosi vnd Aaroni viel Dampffs vnd vnruh machten.« (Mathesy, 388a.)
78. Wie der Priester ist, also auch die Zuhörer. – Petri, II, 786.
79. Wie der Priester, so das Volk.
Böhm.: Jaký farář taková osádka: Jaký pastýř takové stádo. (Čelakovsky, 333.)
Engl.: Like priest, like people. (Bohn II, 111.)
Frz.: Tel prestre, tel peuple. (Leroux, I, 27.)
It.: Ad un popolo pazze, un prete spiritato. (Bohn II, 111.)
Poln.: Jaki pop laki chłop. (Čelakovsky, 333.)
[1402] 80. Wie der Priester, so die Absolution.
Böhm.: Jaký knĕz takové jeho požehnáni. (Čelakovsky, 334.)
81. Wie schall ik wêten, wat de Prêster predigt het, sagte die Magd, als sie aus der Kirche kam, he het mi dat ni seggt, un ik heff em ni darna fragt. – Piening, 27.
82. Wo die Priester führen den Pflug, da wird die Predigt kurz genug.
Schwed.: När klärken plöjer så blir tidegörden kort. (Grubb, 578.)
83. Wo ein Priester hintritt, da wächst kein Gras mehr.
Der Prediger der freien Gemeinde Scholl in Nürnberg gibt unter dem Titel: Es werde Licht, eine Zeitschrift in Heften heraus. Das elfte des zweiten Jahrgangs (1871) hat das obige Sprichwort zur Ueberschrift; und der Spruch weist aus Vergangenheit und Gegenwart nach, dass sich an die Priestertritte so viel Unheil hefte, dass unsere Zeit sich zurufen müsse: »Keine Priester mehr!«
*84. De kann dem Prêster de Schrift ûtleggen. (Pommern.)
*85. Er ist ein Priester wie der Teufel ein Apostel. – Schuppius, Schriften, II, 58.
*86. Mit'n Prêster ên Stand hämm. (Altmark.) – Danneil, 207.
Von jemand, der gerade dann immer nicht in der Kirche ist, wenn der Priester dort ist, also scherzhaft zur Bezeichnung schlechter Kirchenbesucher.
87. Dat häw ick 'n Prêster awsiehn, söä' de Bû'r, un döpte sîn twê't Kind sülwst. – Schlingmann, 189.
88. Dem Priester gibt man zu trinken und der Küster dürstet.
It.: Dà bere al prete, che il cherico ha sete. (Giani, 1413.)
89. Es ist gut Priester zu sein zu Ostern, ein Kind in den Fasten, Bauer zu Weihnachten und Füllen im Herbste.
90. Mag der Priester noch so laut zur Kirche rufen, man geht nicht schneller als man vermag.
91. Priester und Mönche sind die fröhlichsten Menschen; die einen singen bei Begräbnissen und neben Leichen, diese Tag und Nacht Psalmen.
Lat.: Nugae venales, sive thesaurus ridendi et canendi.
92. Wenn die Priester reisen oder zum Pfarrkapitel gehen, folgt Regenwetter. (S. ⇒ Mönch u. ⇒ Pfaffe, 251.)
Da nach dem heidnischen Volksglauben die Götter die Witterung bringen, so wird der schlimmere Theil dieses Vermögens auch nachmals auf ihre behüteten Priester übertragen, und es heisst: so oft die Priester auf Reisen gehen oder zum Pfarrkapitel sich versammeln, so folgt Regenwetter. Von dieser Gleichzeitigkeit des Regens und der Pfaffenreise galt schon im Mittelalter der lateinische Vers: Imber descendit Monachus dum pergere tendit. (Rochholz, Deutscher Glaube, II, 234.)
93. Wenn ein Priester am Bord ist, kann man auf Sturm rechnen. – Neue Freie Presse, April 1875.
Die italienischen Matrosen sagen: A bordo un prete, tempesta e saette.
94. Zwey Priester an einer Calenden, zwey Mönch an einer Präbenden, zwey Juristen an einem Clienten, zwey Ertzt an einem Patienten, [1663] zwey Rectores an einer Schulen, zwey Buler an einem Bulen, zwey Hund an einem Bein, kommen selten überein (oder: gnagen selten allein). – Monatsblätter, 12, 189.
*95. Einer der unausstehlichsten Priester auf Gottes Erdboden.
Es ist ein widerwärtiger Mensch überhaupt gemeint.
Brockhaus-1837: Priester · Hohe Priester
Brockhaus-1911: Priester Johannes · Priester vom Heiligen Geist · Priester · Priester der Mission
DamenConvLex-1834: Bonzen (Priester)
Goetzinger-1885: Priester Johannes · Priester
Herder-1854: Priester der Mission · Priester Johannes · Hoher Priester · Priester
Meyers-1905: Priester Johannes · Priester vom Heiligen Geist · Johannes der Priester · Priester
Pierer-1857: Priester Johannes · Unbeeidigte Priester · Melchisedeksche Priester · Priester
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