Befehlen

1. Befehlen ist leicht gethan, aber 's fällt davon kein Span.


2. Befehlen, stehlen und hehlen sind drei Diebe.


3. Befehlen thut's nicht, selbst angreifen thut's. Sailer, 275.


4. Befehlt und thut, so wird's geschehen.


5. Befiehl es Sanct-Rochus, der hat jetzo nichts zu schaffen.


6. Befiehl's und mach's selber, so brauchst du nicht zu sorgen. (S. Selber.)


7. Es wird viel befohlen, aber wenig gehalten. Körte, 473.


8. Ich will befehlen, sagte Hans, grabe du den Garten.

It.: A ognun piace il comandare.


9. Was im Befehlen zu viel gethan wird, geschieht im Ausführen zu wenig.


10. Wem viel befohlen ist, von dem wird man viel fordern.Luc. 12, 48; Schulze, 237; Simrock, 872; Zehner, 509.

Lat.: Cui commendaverunt multum, plus petent ab eo.


11. Wer befehlen will, muss gehorchen können.

Frz.: Pour commander, il faut savoir obéir.

It.: Chi vuol bene comandare prima cominci a fare.


12. Wer befehlen will, muss kaufen. (Altröm.)

Seinen Sklaven kann man befehlen, aber nicht ebenso den Freien; daher Plautus: Kaufen musst du, wer dir gehorchen soll.


13. Wer 's Befehlen lernen will, muss zuvor gehorchen gelernt haben.


14. Wer wohl befiehlt, dem wird wohl gehorsamt.Körte, 474; Simrock, 871.

Gehorsam sein ist eine Kunst, die durch weises Regieren gelehrt werden muss.


15. Wo man befehlen kann, braucht man nicht zu bitten.

It.: Non occorre pregare dove si può comandare.


*16. Befehl dich selbst.Lehmann, II, 49, 11.


*17. Es ist ihm mehr befohlen, als er ausrichten kann.Lange, 332; Pred. Sal., 3, 25; Schulze, 139.

Lat.: Plurima enim super sensum hominum ostensa sunt tibi.


*18. Hä, hät zo befelle zo Trippstrill, wo nümmes1 en es. (Köln.) – Firmenich, 1, 475, 207.

1) Niemand.


[290] *19. Lat iuw befohlen sin uf Triuwe und uf Gnade.Nibelungen.


[Zusätze und Ergänzungen]

zu3.

Span.: Manda, y descuida; no se parà cosa ninguna. (Cahier, 3528.)


zu6.

Ding (Miethe) dir a Meschures (Diener) ün thü es dir allein. – Empfiehlt, sich nur auf eigene Kräfte zu verlassen.


zu13.

Engl.: You must learn to creep before you go.

Frz.: Il faut avoir obéi pour être digne de commander.

It.: Chi non sa obbedire, non sa comandare.

Schwed.: Man måste krypa innam man kan lära sig att gå. (Marin, 20.)


[939] 20. Befehle, wer kann; gehorche, wer muss.

It.: Comandi chi può, e obbedisca chi deve. (Giani, 369.)


21. Befêlen is lichter as befolgen.Schambach, II, 15.


22. Befiehl du deine Wege und fall' nur nicht vom Stege, weil du besoffen bist. (Schles.)


23. Grosse Befelch und kleine Ruh, ein wenig Brot und nichts dazu, seynd lange Füss und kurtze Schuh.Kirchhofer, Wendvnmut, VI, 219.


24. Viel befehlen vnd gebieten vnnd wenig exquiren, ist so viel als wenn ein Kuh viel gute Milch gibt vnnd den Kübel mit einem Schanckl anfasset.Lehmann, 269, 56.


25. Was nutzt das befehlen, wenn Niemand gehorcht.

Dän.: Han befalder som en mand, men agtes som et barn. (Prov. dan., 59.)


26. Was vielen befohlen ist, das thut keiner. Lehmann, 807, 20.


27. Was vielen bevolen ist, wird selten wol aussgericht.Lehmann, 807, 11.


28. Wem es nicht anders befohlen ist, der sol in der rechten Fahrstrasse bleiben.Petri, II, 623.


29. Wem etwas befohlen wird, der soll sein warten.Graf, 269, 282.

Wem man etwas zur Aufbewahrung übergab, der übernahm die Verpflichtung, für die Erhaltung der Sache zu sorgen und sie vor Verderben und Untergang zu bewahren.

Mhd.: Wem daz ding befolen wird, der sal sin warten. (Stakenberg, II, 60.)


30. Wer nicht befehlen kann, der soll gehorchen.

It.: Chi non sa comandare, sappia obbedire. (Giani, 367.)


31. Wer nicht befehlen und nicht gehorchen kann, der ist ein unbrauchbarer Mann. Goethe, Zahme Xenien, III, 75.


32. Wo alle befälen wilt, da geit et keinen gauen gang; ein Häre maut in'n Huse sîn. Schambach, II, 590.


*33. E hôt nemestern üst ze befielen. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 36, 70.

Er hat Niemandem etwas zu befehlen, er ist ein armer, bedeutungsloser Mensch.


*34. Es wer jm gut etwas befelhen, das die gannz welt solt wissen.Franck, I, 82a.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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