1. Anders regiert man das Schiff, wenns gut Wetter ist, anders wanns böss vnd vngestümm ist. – Lehmann, 671, 157.
2. Da wird übel regiert, wo Zorn und Neidthardt Richter sind.
3. Dan regyer, wanner du eirst gelert hefst worden geregeirt. – Suringar, CVL, 2.
4. Der regiert vbel, der selbst regenten von nöthen hat. – Lehmann, 670, 148.
5. Der wird nicht gut regieren, der nicht gehorchen gelernt hat.
Lat.: Nemo bene imperat, nisi qui paruerit imperio. (Seybold, 338.)
6. Drei regieren die Welt: Gerechtigkeit, Weisheit und die Schreibfeder.
7. Durch übel Regieren und Rebelliren thut man gut Regiment verlieren. – Petri, II, 157.
8. Einer regiert viele.
Böhm.: Jeden řídí, mnozí táhnou. (Čelakovský, 318.)
9. Es ist nicht gut, wenn jr viel regieren, das Regiment (Steuer) sol einer füren. – Lauterbeck, Vorr. IIb; Körte, 5010.
Lat.: Non est bona multitudo Imperatorum. (Sueton.)
10. Es regiert nicht allzeit Ein Planet. – Petri, II, 291.
11. Es regiert sich vbel, da der Pöfel den Fürsten regiert. – Petri, II, 291; Henisch, 1310, 26.
12. Es regiert sich vbel, da man die leute an galgen hengt vnd vber drey tage begert man erst ein halsgericht vnd fraget, ob jenen recht geschehen sey. – Mathesius, Sarepta, CCXVIIa; Petri, II, 291; Henisch, 1337, 40.
13. Es regiert sich vbel, wenn der Herr von seinen Vnterthanen Geld entlehnen vnd der Mann dem Weibe in die Hände sehen muss. – Petri, II, 291.
14. Es regiert sich vbel, wo Zorn vnd Neidhart richter ist. – Petri, II, 291.
15. Freundlich regieren vnnd gebührlich gehorsamen erhalten dass regiment. – Lehmann, 654, 39.
Auch die Chinesen sagen: Die Regierung muss sanft sein, aber Gesetz (Befehl) streng. ( Cahier, 2140.)
16. Ich regiere, sagte der Hofnarr, als er sich in des Fürsten Stuhl dehnte und gefragt wurde, was er da treibe.
»Im Polsterstuhl des Fürsten dehnte sein Hofnarr einst sich aus und gähnte. Zum Unglück kam der Fürst dazu, geführet vom Veziere: Ei, rief er, Kerl, was treibest du? Ach, nichts, sprach Niklaus, ich regiere.«
17. Im Regieren ist mehr Last als Lust, mehr Beschwer denn Ehr'. – Eiselein, 524; Simrock, 8314.
Wahlspruch Kaiser Heinrich's IV.
Schwed.: Regera är en skijnande träldom. (Grubb, 682.)
18. Mancher kann sich selber nicht regieren und will über andere die Herrschaft führen.
Lat.: Qui sese non habet, Samum habere postulat. (Philippi, II, 167.)
[1587] 19. Regieren besteht nicht im Hetzen und Jagen, sondern in Sorgen und Plagen. – Parömiakon, 1987.
20. Regieren, Gebären, Beten und Lehren sind Arbeiten unter den schweren.
Dän.: Regering er en skinnende trældom. (Prov. dan., 471.)
21. Regieren ist adelig dienen. – Henisch, 696, 60.
Lat.: Regnum nobilis servitus est. (Seybold, 525.)
22. Regieren ist ain Gottesgabe. – Agricola II, 208.
23. Regieren ist ein mühselig Ding.
Dennoch streitet man sich oft blutig darum, was sich vielleicht aus dem Umstande erklärt, dass es zuweilen noch unangenehmer ist, regiert zu werden, besonders schlecht.
Lat.: Reipublica gubernario summa miseria. (Seybold, 525.)
24. Regiren fruntlik und mit willen doth vel zanck und hader stillen. – Ebstorf, 7.
25. Regirn freundtlich vnd mit willen thut viel hass vnd haders stillen; wer mit dem kopf will obenauss, der thut viel schaden vnd richt nichts auss. – Gruter, I, 63; Latendorf, Jahrbuch, 264.
26. Vbel regieren lehrt rebelliren.
Goethe (Loeper, Goethe's Sprüche, 478) bemerkt in Bezug hierauf: »Welches Recht wir zum Regiment haben, danach fragen wir nicht, wir regieren. Ob das Volk ein Recht hat, uns abzusetzen, darum bekümmern wir uns nicht; wir hüten uns nur, dass es nicht in Versuchung komme, es zu thun.«
Dän.: Uretfærdig regering er en moder til Ulydighed. (Prov. dan., 471.)
27. Vbel regieren verleurt alle Herrschafft. – Petri, II, 553.
28. Viel können nicht regieren zugleich; es gehört nur einer ins Königreich. – Oec. rur., I, 3.
29. Wenig Regierens macht guten Frieden. – Graf, 523, 295; Simrock, 8311; Körte, 5009.
30. Wenn die, so regieren, sich verstehen, wird's Land und Leuten wohl ergehen.
It.: Governo ben unito è la conservazione dello stato. (Pazzaglia, 158, 7.)
31. Wenn man nicht wol regieren wil, so kompt das Reich vmb Strumpff vnd Stiel. – Petri, II, 668.
32. Wer andere regieren will, muss einen guten Kiel haben.
33. Wer andere regieren will, muss zuvor sich selbst beherrschen können.
Die Chinesen sagen: Wer andere wohl regieren will, muss vorher die Seinigen wohl regieren; wer die Seinigen wohl regieren will, muss erst sich selbst, sein Gemüth, seine Absicht und seinen Verstand regieren. (Hlawatsch, 192.)
Dän.: Det er første regering at kunde regere sig selv, thi ellers kand man ikke regere andre. (Prov. dan., 471.)
It.: Chi vuol regnare, deve saper se stesso dominare. (Pazzaglia, 320, 2.)
34. Wer nicht viel regieren will, lebt wohl im Fried' und in der Still'.
35. Wer nicht zuuiel regieren will, mag wol leben in rhu vnd still.
Lat.: Pauca gubernare pacem solet hoc generare. (Loci comm., 168; Sutor, 57.)
36. Wer regieren will, kann nicht den Acker pflügen.
Die Finnen: Die Gekrönten pflügen nicht das Feld. (Bertram, 41.)
37. Wer regieren will, muss auch können durch die Finger sehen. (S. ⇒ Finger 77.) – Simrock, 8310; Eiselein, 524.
»Nicht wol regiert derselbig Mann, der nicht übersehen, nachgeben kann.« (Froschm., JiVIII.)
Span.: Quien no sabe sufrir, no sabe regir. (Cahier, 3723.)
38. Wer regieren will, muss einen freundlichen Kopf aufsetzen.
»Wenn das Haupt seine Füsse liebt, und wol versorgt, so tragen sie das Haupt durch gute und böse Wege.«
39. Wer regieren will, muss Leuten trauen. – L. Bechstein, Grumbach (Hildburghausen 1839), II, 275.
40. Wer regiren wil, der muss horen vnd nicht horen, sehen vnd nicht sehen. – Agricola I, 306; Franck, II, 117b; Tappius, 186b; Petri, II, 748; Gruter, I, 82; III, 102; Lehmann, II, 879, 266; Schottel, 1115a; Guttenstein, 145, 42; Eiselein, 524; Simrock, 8313; Graf, 523, 281.
Dän.: Hvo som vil regeren, skal høre og ikke høre, see og ikke see. (Prov. dan., 470.)
[1588] Lat.: Potestate optime utitur qui moderate. – Qui nescit dissimulare, nescit imperare. (Philippi, II, 133; Seybold, 492; Schonheim, Q, 11.) – Qui nescit dissimulare, nescit regnare. (Sutor, 222.)
41. Wer sich regierens thut vnterstahn, der muss reden für ohren lassen gahn. – Eyering, III, 521 u. 579.
42. Wer sich selbst nicht kann regieren, wie mag der andere zu führen. – Suringar, CXL, 34.
Lat.: Si te ipsum rexeris, rex eris. (Egeria, 275.)
43. Wer sich selbst regieren kann, was geht den ein Vormund an.
»Wer sich selbst zu regieren versteht, der bedarf keines Vormundes.« (Hillmer, 430.)
44. Wer wenig regiert, behält viel Freunde.
45. Wer wohl will regieren, der muss hier belohnen und dort bestrafen.
It.: Pena e premio, son l'anima del buon governo. (Cahier, 3041.)
46. Wer wohl will regieren, der muss viel dinge nicht wissen wollen. – Lehmann, 658, 70.
47. Wer wol regieren will (soll), der muss den Teuffel zu Gevattern haben. – Henisch, 1418, 11; Petri, II.
48. Wo man übel regieret, da wird auch übel gehorsamet (gehorcht). – Opel, 384.
Dän.: Hvor ilde regeres, er ond lydighed. (Prov. dan., 460.)
49. Wo regieret das Bibere, da verlieret das Credere.
50. Wo regiert das Spinnrad, da steht es schlimm um Haus und Staat.
Gegen Weiberregiment.
Holl.: Alwaar het spinrok dwingt het zwaard, daar staat het kwalijk met den waard. (Harrebomée, II, 290b.)
51. Wo viele regieren, steht's nicht gut, das Steuer passt nur für Einen Hut.
52. Wo zu viel regiert wird, da wird schlecht regiert.
»Gesetze geben, reicht nicht hin, es muss auch gesehen werden, ob man sie befolgt. Nur wo man wenig regiert, gedeihen die in der Bildung fortschreitenden Völker.«
53. Wohl regieren ist eine schwere Kunst.
»Wenn ein Schulmeister soll Schuh machen, ein Becker zimmern, ein Metzger mahlen, ein Schneider ein Schiff regieren, würde jeder sagen, er hab es nicht gelehrnet, hab nit darauff gewandert, aber wenn einer ein Regent, Ratsherr oder Burgermeister sein soll, da steckt jeder in dem Dünckel, er sey der Man, der es kan.« (Lehmann, 680, 228.)
54. Zu viel regieren macht Kopfweh.
It.: Il desio di comandare è una bestia molto feroce. (Pazzaglia, 58, 8.)
*55. Also regieren die Planeten. – Eyering, I, 27.
*56. Du hast vil zu regirn ynn anderer leutte heuser. (S. ⇒ Schaffen.) – Agricola I, 258; Tappius, 46b; Franck, II, 49b; Egenolff, 160a; Gruter, I, 23; Eyering, I, 810; Schottel, 1115a.
*57. Er kann sich selber nicht regieren und will andere gubernieren. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 514.
Holl.: Hij wil een ander regeren, die zelf steêkind is. (Harrebomée, II, 298a.)
*58. Er regiert die Welt (den Staat) wie die Mücke das Mühlrad.
*59. Er regiert mit dem Beil des Henkers.
Ursprünglich von den Stuarts, später von jedem Tyrannen.
*60. Er regiert von Gottes Gnaden.
»Die ersten Oberamtmänner im Staat und in der Kirche, Fürsten und Bischöfe, behaupten, sie hätten ihr Amt von Gott erhalten, indem sie sagen: ›Wir von Gottes Gnaden.‹ Wenn es so ist, so darf man hoffen, dass ihnen Gott mit dem Amte auch den Verstand ertheilt haben werde, oder, dass er, falls er es nicht für thunlich fand, heimlich die Regierung selber führen werde. Die Königin Christine von Schweden, die ihren Thron verlassen und in Rom als Privatperson lebte, schrieb, dies bestätigend, an den Bischof Burnet in England: ›Es könnte nicht anders sein, als dass die Kirche durch den Heiligen Geist regiert werde, denn sie habe vier Päpste in Rom erlebt, in Betreff deren sie wol schwören könne, dass kein einziger derselben gesunden Menschenverstand gehabt habe.‹ Auch der deutsche Kaiser Maximilian I. bekannte, dass die Welt übel bestellt wäre, wenn Gott nicht selbst das Beste bei der Regierung thäte; denn das geistliche Regiment, sagte er, ist mit einem tollen Pfaffen (Papst Julius II.) und das weltliche mit mir, einem verwegenen Gemsen [1589] jäger besetzt. Bei den Unterbeamten, die nicht von Gottes Gnaden ins Amt kommen, wird der Mangel der Fähigkeiten sofort sichtbar. Die es vermögen, halten sich einen heiligen Geist unter der Gestalt eines Secretärs.« (Mayer, I, 29.) Die Regierung ist die beste, welche fünf P zur Grundlage hat: Prevedere (vorhersehen), Provedere (sorgen), Pagare (bezahlen), Premiere (belohnen) und Punire (bestrafen). (Witzfunken, IVb, 49.)
*61. He regert as nix Gots. – Eichwald, 658.
*62. Sie regiert im Haus wie der Teufel.
Lat.: In domesticis negotiis ingeniosa. (Chaos, 517.)
*63. Wenn der soll regieren, so können die andern frieren. (Warschau.)
Zur Bezeichnung eines Egoisten.
64. Sich selbst regieren ist das schwerste Regiment.
Lat.: Imperare sibi, maximum est imperium. (Seneca.) (Philippi, I, 189; Schonheim, J, 8.)
65. Wer sich selber nicht regieren kann, muss von andern regiert werden. – Harssdörffer, 655.
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