Freien

1. Am freyen liegt eines Mannes gedeyen.Henisch, 1207; Petri, II, 13.

D.h. von der Wahl seiner Gattin ist sein häusliches Glück abhängig.


[1147] 2. Bâr lang freit, krîgt zeletzt noch'n Gigak1. (Meiningen.) – Frommann, II, 415, 134.

1) Zunächst in der Kindersprache eine Gans, dann ein dummer Mensch, besonders ein dummes Mädchen.


3. Bar sich beim Freie betrügt, dâr muss Heppelesmelech1 trenk. (Henneberg.) – Frommann, II, 414, 103.

1) Ziegenmilch. Heppela, Hepp heisst die Ziege von dem bekannten Lockruf; aber auch Mädchen, die sich dem mannbaren Alter nähern, werden so genannt.


4. Beim Freien ist oben das Mehl und unten sind die Kleien.


5. Besser freien, denn Brunst leiden.1 Kor. 7, 9; Schulze, 260; Henisch, 537.

Lat.: Melius est nubere, quam uri.


6. Bi Frien un Peerköäpen mot man sik vorseien. (Hannover.) – Schambach, 1; Brem. Sonntagsbl., 1855, Nr. 4.

Beim Heirathen und Pferdekaufen ist grosse Vorsicht nothwendig.


7. Dat Frîen het wol Moie, et bringet awer ak Bedde un Koie. (Göttingen.) – Brem. Sonntagsbl., 1855, Nr. 4.

Macht das Freien den Männern auch Mühe, so werden sie doch durch das Heirathsgut (Bett und Kühe u.s.w.) reich entschädigt.


8. De freen will, mut erst ûtdenen.Goldschmidt, 114; Frommann, III, 298; Bueren, 133; Eichwald, 571; Weserzeitung, 4057.


9. De frîgen will, hett seben Hüd äwer de Ogen. (Mecklenburg.) – Günther III.

Wer freien will, hat sieben Häute über den Augen. Liebe macht blind.


10. De ut is op dat Frîen, hett vêle Schäperîen; is de Frî erworben, sünd de Schâp verdorben.Diermissen, 265.


11. Die da freien, verderben oder gedeihen.


12. Elk1 frêe sîn Nâbers2 Kind, denn wêt he3 wat he find. (S. Nachbar.) (Ostfries.) – Firmenich, I, 18, 17; Bueren, 443; Frommann, IV, 287, 420; Eichwald, 57, 1375; Köster, 253.

1) Jeder.

2) Nachbars.

3) Weiss er.


13. Es freiet sich am besten, wo der Kessel über dem Herde hängt.Simrock, 2672; Venedey, 97; Körte, 1586.

Heirathen in eingerichtete Wirthschaften hinein sind die vortheilhaftesten. Man ist dann der Mühe überhoben, für eine Wohnung zu sorgen, die doch vor dem Eingehen einer Ehe besorgt werden muss. Der Franzose sagt in Bezug hierauf: Das Haus gemacht, die Frau zu machen. Der Engländer: Bevor du heirathest, sei eines Hauses sicher, wo du wohnen kannst. Aehnlich heisst es in Toscana: Vor dem Heirathen habe die Wohnung. Und in Mailand: Ehe du ein Weib nimmst, suche den Ort, wo du bleiben willst. (Reinsberg I, 95.)


14. Es freyet sich niemand reich.Petri, II, 245; Henisch, 1207.


15. Es hat noch keiner je gefreit, der's nicht manchmal schwer bereut.Gaal, 493.


16. Freen mak't Arbeit un Möhe, aber et gift Linnen un Köhe. (Bremen.) – Köster, 252.


17. Frêen under ên Dak1 is grôt Gemack2. (Ostfries.) – Bueren, 466; Frommann, V, 430, 465; Eichwald, 572; Goldschmidt, 161.

1) Dach.

2) Bequemlichkeit, Gemächlichheit.

Holl.: Vrijen onder één dak, is een groot gemak. (Harrebomée, I, 228.)


18. Frei über den Mîst, ze wäste bâ de kriegst. (Henneberg.)

Das spanische Sprichwort empfiehlt, die Tochter an den Nachbar zu verheirathen: Con buen vezino casarás tu hija, y venderás tu vino. (Zeiller.)


19. Freie um die Witwe, weil sie noch trauert.


20. Freien bringt Verderben oder Gedeihen. Simrock, 2678; Körte, 1581; Venedey, 97.


21. Freien geht vor Leihen.Estor, II, 4670; Graf, 179, 215; Hamburger Stadtrecht, II, 8, 4.


22. Freien geht vor Miethe.Eisenhart, 118; Hillebrand, 109; Graf, 179, 213; Eiselein, 182; Sachsenspiegel, II, 33.

Gilt in den Ländern, in welchen das Heirathen zu den einen Miethcontract rechtmässig aufhebenden Ursachen gehört, wie dies z.B. nach dem sächsischen Landrecht, [1148] dem lübischen und hamburger Recht der Fall ist. Anderwärts gilt: Wer freien will, muss ausdienen. (S. Ehe 24.)

Frz.: Mort et mariage rompent tout liage. (Loysel, 474.)


23. Freien geht vor Tanzen, sagte das Mädchen, und nahm einen Lahmen.


24. Freien ist kein Wettrennen und Pferdewerk.


25. Freien ist so süsse wie gebratne Kälber(Lämmer)füsse.Simrock, 2666.

Der Engländer bemerkt indess beschränkend: Werben ist bei einem jungen Manne ein Vergnügen, bei einem alten ein Fehler. (Reinsberg I, 72.)


26. Freien ist wie Pferdekauf, Freier thu die Augen auf.Simrock, 2670; Venedey, 97; Gaal, 495; Körte, 1583.

Holl.: Die eene goede vrouw behoeft, de knoop is vast eer hij ze wel beproeft. (Harrebomée, II, 419.)

It.: Femmina, vin e cavallo, mercanzia di fallo.


27. Freien un sterben gibt wunderbare Erben. Curtze, 361, 565.


28. Freien und Backen geräth nicht immer.Simrock, 2668; Körte, 1582.

Die Basken behaupten sogar: Der Tag, an dem man sich verheirathet, ist der letzte Morgen der guten Zeit. (Reinsberg I, 92.)


29. Freien und Backen hat den Teufel im Nacken.

Die Franzosen sagen: Die Ehe hat funfzehn Freuden (d.h. Plagen). Und die Spanier: Heirathen klingt gut, schmeckt aber schlecht. (Reinsberg I, 92.)


30. Freien und Backen hat seine Zacken.


31. Freies on Heudruges des geschüht völl ömmesös. (Solingen.) – Firmenich, I, 442, 9.

Freiens und Heutrocknens geschieht viel umsonst, vergeblich.


32. Freye auss dem Lande, dess hast du ewig schande.Henisch, 1207; Petri, II, 313.

Auch der Araber sagt: Verlange kein Weib zur Ehe, ehe du nicht weisst, wie und woher sie ist.


33. Freye für der thür, so hast du wechseln kür. Henisch, 1207; Petri, II, 313; Graf, 141, 34.

D.h. freie Hand immer noch zurückzutreten.

34. Freye oder heurate, hast du was gethan, es kompt wol herfür.Henisch, 1207; Petri, II, 313.


35. Freyen ist besser denn brennen.Henisch, 1207; Petri, II, 313; 1 Kor. 7, 9.

Dän.: Bedre at gifte sig end at brænde.

Frz.: Il vaut mieux se marier que brûler.


36. Freyen ist ein langer kauff.Henisch, 1027; Petri, II, 313; Gaal, 493.


37. Freyen ist kein Pferdt kauffe.Henisch, 1207; Petri, II, 313.


38. Freyen vnd Berggraben stehet alles auff dem Glück.Petri, II, 313; Henisch, 291.


39. Freyen zu morgen bringt zu abend sorgen. Gruter, III, 38; Simrock, 2667.


40. Frie Nawers Kind, köäp Nawers Rind, sau weisst de, wat de hest. (Göttingen.) – Schambach, 30, 2.

In Bergamo sagt man: Frauen und Ochsen nimm aus deinem Orte. In Krain: Hole dir die Frau aus der Nachbarschaft, die Gevattern von soweit als möglich. Denn, sagt der Mailänder, wer in die Ferne geht, um zu heirathen, will entweder betragen oder wird betrogen. Und der Toscaner: Wer sich eine Frau aus fernem Lande holt, hat oft für die neuen Verwandten Ausgaben zu machen. Und der Brescianer: Wer die Frau von draussen gebracht, hat sein Haus zum Wirthshaus gemacht. (Reinsberg I, 105-106.)


41. Frîen is nich Eines Minschen Arbeit. (Göttingen.) – Brem. Sonntagsbl., 1855, 4.

Für die, welche gern heirathen wollen, ist es recht schlimm, dass zu diesem Act immer zwei gehören.


42. Frîg' man îerst, säd' de Schêper tau sîn'n Köter, sast'n Stîrt wol hangen lâten. (Mecklenburg.) – Günther III; Hoefer, 894; Raabe, 103.

Ehe macht zahm.


43. Frîg' man îerst, säd' de Schêper tô sîn'n Hund, denn wârst du dat fix öwern Tûn springen wol lâten.Hoefer, 894b; Raabe, 103.


44. Frigg' din Nabers (s.d.) Kint, dann wes du, bat du finns; kop din Nâbers Piärt, dann wes du, bas du hiäs. (Iserlohn.) – Woeste, 67, 67; für Dessau: Firmenich, II, 234; ostfriesisch bei Firmenich, I, 18, 17; Bueren, 443.


[1149] 45. Frigge dienes Nôwers Kind, kaupe dienes Nôwers Rind, dann wirst du nit bedrôgen. (Waldeck.) – Curtze, 325, 133.


46. Frigge dines Nowers Kind, dann wêsst du, wor dat es gesinnt. (Waldeck.)


47. Friggen is kenn Perrekaup, Mäken hall de Augen Up. (Waldeck.) – Curtze, 325, 132; für Mecklenburg: Günther III; für Altmark: Danneil, 207.


48. Friggen un Backen geroath nich jümmer, un 't sall sik alle nau wuel rîgen1. (Münster.) – Frommann, VI, 431, 94; für Osnabrück: Firmenich, III, 162, 16.

1) Reihen, fügen.


49. Friggen un Höggen1 geschuit faken2 ümmesüss3. (Driburg.) – Firmenich, I, 363, 30; für Iserlohn: Woeste, 67, 64; Firmenich, III, 186, 36; für Meurs: Firmenich, I, 402, 145.

1) Heutrocknen.

2) Oft.

3) Umsonst.


50. Friggen un Högmâken geroet nit ümmer.


51. Für andere freien ist bedenklich.


52. Heute gefreit, morgen gereut.

Der Mailänder sagt: Heirathe nur, und du bist sicher, es zu bereuen. Und der Engländer meint: Ehrenwerthe Männer heirathen bald, weise gar nicht. (Reinsberg I, 102-103.)


53. Jung gefreit hat gar oft gereut.


54. Jung gefreit hat nie(mand) gereut.Bücking, 124; Simrock, 2664; für Hannover: Schambach, 3.

Wahlspruch junger Heirathslustiger. – Plattdeutsch für Göttingen: Jung efriet het niemals gerüet. (Vgl. Brem. Sonntagsbl., 1855, 4; Schambach, 30, 3.) Für Waldeck (Curtze, 325, 131): Jung gefrigget hät neemesen gerügget. Das Sprichwort räth, in der Jugend zu heirathen und den Gatten aus dem Kreise der Bekanntschaft zu wählen. Was übrigens den Punkt des jungen Freiens betrifft, so sind fast alle Völker darüber verschiedener Ansicht. Die Neugriechen empfehlen, jung zu heirathen: Freie jung oder du wirst jung schon ein Mönch sein. Auch die Polen sind dafür; sie behaupten: Früh freien und jung heirathen wird niemand gereuen. Die Litauer stimmen, den Grund angebend, bei, indem sie sagen: Jung gefreit (vom Manne), jung geheirathet (von der Frau) lass dich nicht gereuen; die Söhne werden heranwachsen wie Brüder und dir Töchter wie Schwestern. Damit übereinstimmend sagt der Araber: Meine Söhne sind im Herbste meines Lebens geboren; glücklich der, dessen Söhne im Frühling seines Lebens geboren sind. Aber die Begriffe »früh« und »jung« sind einer sehr verschiedenen Auslegung fähig. Was ist früh, was spät? Die Chinesen sagen ganz allgemein: Wenn man das gehörige Alter erreicht hat, muss man heirathen. Der Spanier sagt: Wenn du den Säbel umgürten kannst, verheirathe dich. Der Engländer: Wer heirathet, eh' er klug ist, der stirbt, eh' er reich ist. Und in Venetien heisst es: Wer sich jung verheirathet, der trägt nicht Greisenhosen. (Reinsberg I, 128-129.)


55. Jung gefreit macht das Kind zu früh gescheit.

W. Müller fügt diesem Spruche aber als Nachsatz hinzu: »Wer als Greis zum Altar geht, wird ein närrisch Kind zu spät.«


56. Kurz gefreit, hat niemand gereut.Gaal, 494; Mayer, I, 213.

Aus praktischen Gründen ist auch der Engländer für kurzes Freien, indem er sagt: Glücklich ist das Werben, das nicht lange währt. (Reinsberg I, 72.)

Engl.: Happy is the wooing that is not long a doing. (Bohn II, 43.)


57. Lange freien macht gereuen.

Ein Sprichwort der Krainer gibt den Grund dafür an, indem es sagt: Wer viel auswählt, erwählt selten was Gutes. In Sardinien heisst es: Der Wähler findet ein Wischtuch. Die Russen sagen: Willst du viel auswählen, bleibst du zuletzt ledig. Und die Spanier lassen die alten Jungfern klagen: Während ich auf einen Mann warte, der Ritter sei, fallen mir die Brüste bis auf die Schürze herab. (Reinsberg I, 73.)


58. Langes Freien ist ohne Gedeihen.

Der Pole sagt: Wer gern wirbt, heirathet nicht gern. (Reinsberg I, 73.)


59. Lustig ist das Freien ohne Zierereien.Eiselein, 182.


60. Nicht jedes Freien bringt Gedeihen.Parömiakon, 2697.


61. Oft freien macht Schande.

Lat.: Habent locum maledicti crebrae nuptiae. (Philippi, I, 172.)


62. Schnell gefreit hat oft gereut.Gaal, 493.


63. Täoun Friggen heurt meir os en Paar Schäou. (Lippe.) – Firmenich, I, 270.

Zum Freien gehört mehr als ein Paar Schuhe. (Simrock, 2673.) Der Engländer sagt: Zur Heirath gehört [1150] mehr als vier blosse Beine in einem Bette. In Hindostan heisst es: Vor der Heirath waren nur zwei Füsse zu waschen und jetzt sind ihrer vier. Und in Estland: Von Holze macht man nicht Hochzeit, Ehre nicht von Zaunstecken. (Reinsberg I, 95.)


64. Ungefreit, unverworren.Simrock, 2679.

Der Unverheirathete lernt die Unannehmlichkeiten der Ehe nicht kennen; aber er muss auch die günstigen Seiten den ehelichen und häuslichen Lebens entbehren.


65. Unklug gefreit, gar selten gedeiht.


66. Viele zum Freien, wenig zum Heirathen. (Wend. Lausitz.)


67. Vorschnell gefreit, hat oft gereut.

Engl.: Marry in haste, repent at leisure. (Gaal, 493.)

Frz.: Qui se marie à la hâte, languit doucement. (Gaal, 493.)

It.: Chi si marita in fretta, stenta adagio. (Gaal, 493.)

68. Wan zwei sich freien onger1 ên Dâch, dat brengt kleng Ihr2 en gruss Gemach3. (Aachen) – Firmenich, I, 491, 9.

1) Unter.

2) Bringt kleine Ehre.

3) Gemächlichkeit, Bequemlichkeit.


69. Wenn das freyen vbel gereth, so hat einer das Fegfewr sein lebenlang im Hauss.Henisch, 1207; Petri, II, 629.


70. Wenn einer freyet eine alte, die alle gute schöne farbe hat, aber nicht am rechten Ort, die röte in den augen, die gelbe an den zänen, die weisse an den Haaren, an der Stirn gerunzelt vnd an der Haut geschupen ist, da wirdt kein gute Ehe auss. (S. Frau 647.) – Henisch, 1207.


71. Wenn einer freyet, so hat er die besten Tag gehabt.Henisch, 1208; Petri, II, 650.


72. Wer an to frien fank1, bruk2 vor Schnak3 ni to sorg'n. (Rendsburg.)

1) Fängt.

2) Braucht.

3) Gerede.


73. Wer da denkt ans Freien, muss sich selbst erneuen.

Dän.: En frier maa holde sig vel. (Prov. dan., 199.)

Lat.: Cuicunque est uxor, mores mutare necesse est. (Philippi, I, 100.)


74. Wer freien will, der neme seins gleichen. Tappius, 127a; Petri, II, 708; Henisch, 1208; Lehmann, II, 841, 270; Gruter, III, 106; Sailer, 258; Graf, 141, 37.

»Aus Liebe zum Contrast geschieht es häufig, dass kleine magere Männchen nach grossen und dicken Weibern, Schwarzköpfe nach Blondinen und Dummköpfe nach gescheiten und gelehrten Weibern fahnden, und umgekehrt.« (J. Weber.)


75. Wer freien will, hat vier Scheffel über dem Gesicht.Simrock, 2669; Gaal, 495.


76. Wer freien will in die Fern', der wäre betrogen gern.

Dän.: Man kiøber ei en hest som har en lyde. Men man tager tit en hustrue langt bort med to lyder, naar man kunde faae en hiemme med en lyde. (Prov. dan., 286.)

Span.: Quien lejos va á casar, ó va engañado ó va á engañar. (Bohn I, 249.)

77. Wer freien will, muss erst ausdienen.Eisenhart, 117; Weserzeitung, 4057; Simrock, 2674; Hassl., 24; Hertius, I, 47; Eiselein, 182; Pistor., I, 25; Estor, I, 347; II, 640 u. 727; Hillebrand, 110; Graf, 179, 212.

Nach diesem Sprichwort wird das Heirathen nicht als eine die Aufhebung des Miethcontracts herbeiführende Ursache angesehen. (S. Ehe 24 und Freien 22.) In Polen fordert man statt des Ausdienens das Austoben: Vor dem Heirathen muss jeder tollen. (Reinsberg I, 72.)


78. Wer freien will, muss nicht lange wählen.


79. Wer freiet vor der Thür, hat Wechsel und Kür; wer freiet über Feld, das kostet Schuh' und Geld.Bücking, 148.


80. Wer freit den Narren um seinen Barren, verliert leicht die Barren und behält den Narren.


81. Wer freit die Maid um das Kleid, verliert das Kleid und behält die Maid.


82. Wer freit im Mai des Jahr, der hat kein gutes Haar.


83. Wer freit, ist nicht gescheit.

Holl.: Een ezel, die vrijt, die pist (schopt) of hij smijt. (Harrebomée, I, 188.)


84. Wer freit ohn' Gott und guten Rath, den reut gar bald sein' That.


85. Wer freit und siehet nicht aufs Herz, hat hintennach viel Reue und Schmerz. (Kurhessen.)


[1151] 86. Wer freyen will, der soll für der beredung rathfragen.Henisch, 1208; Petri, II, 708.

Der Mailänder sagt: Um eine Frau zu nehmen, sind zwei Köpfe nicht genug. Denn, sagen die Neger in Surinam, es sind nicht alle Früchte gut zu essen. (Reinsberg I, 104.)

Lat.: Par pari jugato conjux, dissidet quod impar est. (Philippi, II, 82.)


87. Wer freyt nach grossem Gut, nicht stets wol freyen thut.Petri, II, 708; Henisch, 1208.


88. Wer frigen will, dô de ôgen up, frîgen is ken Pîrkôp. (Mecklenburg.)


89. Wer geht zu freien, wird's sicher bereuen.


90. Wer sich freijt e Nobberschkenk (Nachbarskind), de weess auch wat he fengt. (Aachen.) – Hochdeutsch bei Simrock, 7239; Reinsberg, I, 105.


91. Wer sucht zu freien ohne Weh, nehm' seinesgleichen zu der Eh'.


92. Wer vbel freyet, der hat vnselige Kleider angezogen.Petri, II, 770.


93. Wer will freye', darf nit scheue'.Tendlau, 736.

Als Entgegnung auf den Einwurf, dass eine gewisse Person oder deren Verhältnisse nicht ganz nach Wunsch sind.


94. Wer will frîen, hett väl Schêperien, is dei Frî, erworben, sünd de Schâp verdorben. (S. Freier 1 u. 2.) (Mecklenburg.)


95. Zu freyen oder nicht, keinem gewalt geschicht.Henisch, 1208; Petri, II, 823.


96. Zu früh gefreit, hat oft (manchen) gereut. Simrock, 2665; Körte, 1584.

Engl.: He that weds, before he's wise, shall die before he thrives. (Gaal, 493.)

Frz.: Qui se marie à la hâte se repent à loisir.


97. Zum Freien und Testamentmachen gehört freier Wille und gesunder Verstand.


*98. Du freihest das gelt mehr dan die person. Tappius, 51a; Eyering, II, 239.


*99. Er freiet mit den Augen.Henisch, 1207.

Lat.: Ex aspectu nascitur amor. (Eyering, II, 239.)


*100. Er freit die Person und meint das Geld. Simrock, 3304.


[Zusätze und Ergänzungen]

101. Beim Freien und Pillenschlucken muss man sich nicht lange besinnen.


102. Die nicht freihen, sind Freybeuter.Monatsblätter, VI, 184.


103. Frey nach deinsgleychen, damit du nitt Herren für schwäger überkommest.Gretter, Catech.


104. Im Freien geht's so zu: da tröstet man einen mit lauter Meistergesängen und speiset ihn mit worten.Monatsblätter, VI, 158.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Aristophanes

Die Vögel. (Orinthes)

Die Vögel. (Orinthes)

Zwei weise Athener sind die Streitsucht in ihrer Stadt leid und wollen sich von einem Wiedehopf den Weg in die Emigration zu einem friedlichen Ort weisen lassen, doch keiner der Vorschläge findet ihr Gefallen. So entsteht die Idee eines Vogelstaates zwischen der Menschenwelt und dem Reich der Götter. Uraufgeführt während der Dionysien des Jahres 414 v. Chr. gelten »Die Vögel« aufgrund ihrer Geschlossenheit und der konsequenten Konzentration auf das Motiv der Suche nach einer besseren als dieser Welt als das kompositorisch herausragende Werk des attischen Komikers. »Eulen nach Athen tragen« und »Wolkenkuckucksheim« sind heute noch geläufige Redewendungen aus Aristophanes' Vögeln.

78 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon