Catalonier

Die Catalonier ziehen Brot aus den Steinen.

Sacan de piedros panes. Im Mittelalter wetteiferte Catalonien, besonders dessen Hauptstadt Barzelona, mit den italienischen Handelsstädten Genua und Venedig. Wie nun die rührigen Catalonier nach diesem Sprichwort Brot aus Steinen zogen, so zogen sie während ihrer Herrschaft in Italien, wie man dort behauptet, den Bewohnern desselben den letzten Soldo aus der Tasche; daher der Hass der Italiener gegen alle Spanier, wie er sich in vielen Sprichwörtern ausspricht. So behaupten sie: die Justiz vom spanischen Reich verzehre Lamm und Wolle zugleich: La giustizia Catalana mangia la pecora e la lana. (Giani, 327.) Ferner: Ein Mann aus dem spanischen Reich spielt, wo er kann, dir einen Streich: Uomo di Spagna, ti fa sempre qualche magagna. (Giani, 1572.) Mailand, Neapel und Sicilien kamen durch Kaiser Karl V. im Jahre 1555 an Spanien, und erst der spanische Erbfolgekrieg machte 1714 dieser verhassten Herrschaft ein Ende. Aus der unglücklichen Zeit dieser Herrschaft stammt auch das folgende Sprichwort: Der Minister (Vicekönig) von Sicilien nagt, der von Neapel isst, der von Mailand verschlingt: Il ministro di Sicilia rode, quel di Napoli mangia, quel di Milana divora. An jene Missregierung erinnert auch das Sprichwort: Der weiss Italiener Werth nicht anzuschlagen, der nicht zuvor der Spanier Joch getragen: Non conosce l' Italia e non la stima, chi provato non ha la Spagna prima. (Giani, 868.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 1096.
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