Nur allein in Mailand kann man seinem Leibe was Rechtes zugute thun. – Deutsche Romanzeitung, III, 45, 712.
Ich fand dies Sprichwort in dem Fragment einer al ten deutschen geographischen Schrift, vermisse es abe bei Berckenmeyer, der diese Art von Sprichwörtern in seinem Antiquarius aufgeführt hat. Dagegen findet sich in [350] den Hausblättern (Stuttgart 1865) in einem Artikel über Festgebräuche aus Oberitalien von Reinsberg (VI, 20 u. 139) ein anderes verwandtes Sprichwort, nämlich: Wer Mailand den Rücken zukehrt, kehrt ihn dem Brote zu; du mit dem dort darüber Gesagten zur Erklärung des obigen dient. Es heisst dort: »Mailand wird in ganz Italien wegen seiner trefflichen Küche ebenso gerühmt, wie wegen des starken Appetits seiner Bewohner, die deshalb die lombardischen Wölfe genannt werden, verspottet. Und in der That wird in keiner italienischen Stadt von Inländern so viel gegessen als in Mailand, weshalb auch das charakteristische Gepräge der Festzeiten des Jahres dort in einer Reihe von verschiedenen Gerichten besteht, die vorzugsweise an dem oder jenem Tage zubereitet und genossen werden oder in keiner nur einigermassen bemittelten Familie fehlen dürfen. So isst man z.B. gleich am 1. Januar überall la Crescenza, ein Backwerk aus Eiern, Zucker, Butter und Mehl, das in vornehmen Häusern abends zu Wein oder Thee herumgereicht wird. Während des Carnevals bildet ›Honigmilch‹ (latte miel), geschlagene Sahne mit Zucker (ursprünglich Honig) und Zimmt einen wesentlichen Bestandtheil jedes mailänder Tisches« u.s.w.
2. Mailand, die Grosse, Reiche, Wohlhabende.
Sie liegt in einer reichgesegneten Fruchtebene und hatte bis zum 16. Jahrhundert den grössten Dom der Erde und noch jetzt das erste Theater der Welt. So heisst Mantua, eine der stärksten Festungen, die Starke, die Ruhmreiche, Marsala die Alte, Messina die Edle, Vornehme.
It.: Milano, la grande, la ricca, l' opulente; Mantova, la forte, la gloriosa; Marsala, l' antica; Messina, la nobile. (Giani, 1477.)
3. Mailand kann sprechen und handeln, doch kann es nicht Wasser in Wein verwandeln.
It.: Milan può far, Milan può dir, ma non può far dell' acqua vin. (Giani, 1071.)
4. Wer Mailand den Rücken kehrt, auch des Brotes entbehrt.
It.: Chi volta il culo a Milan, lo volta al pan. (Giani, 1072.)