1. Aus Italien bringen die Deutschen drei Unheil zu Hause: leeren Säckel, kranken Leib und bös Gewissen. – Deutsche Romanzeitung, III, 45, 711; Hesekiel, 30.
2. In Italien sind die Weiber eingezogen und böse, in Deutschland häuslich und kaltsinnig, in England Königinnen und allzu frei, in Frankreich Frauen und prächtig, in Spanien sklavisch und verliebt. – Deutsche Romanzeitung, III, 39, 234.
3. In Italien sind viel schöne Sachen zu sehen, aber es ist wenig Tugend und Gottseligkeit da zu lernen oder zu holen. – Zinkgref, III, 175.
4. Italien hat drei Dinge zu viel: zu viel Höfe, zu viel Feiertage und zu viel Pfaffen.
Deutschland, von andern Ländern abgesehen, kann von diesen Artikeln auch noch Erkleckliches zu billigem Preise ablassen. An Höfen hat Italien seinen Ueberfluss beinahe abgegeben und scheint auch mit den übrigen schier aufräumen zu wollen.
Holl.: In Italie zijn te veel feesten, te veel hoofden, te veel tempeesten. (Harrebomée, I, 367b.)
5. Italien ist das Land, wo Milch und Honig fleusst.
Nicolai in seiner Reisebeschreibung klagt mehr über Flöhe als über Milch und Honig. H. Heine (Reisebilder, Hamburg 1840, III, 159) empfiehlt seinem Freunde: »Reise nur nicht Anfang August (nach Italien), wo man des Tages von der Sonne gebraten und des Nachts von den Flöhen verzehrt wird.« Die Spanier wünschen sich Italien zum Geburtsland, Frankreich zum Leben und Spanien zum Sterben, weil Italien das schönste Klima habe, Frankreich die grösste Bequemlichkeit [968] zum Leben und Genusse aller Art darbiete, und Spanien durch seine vielen Kirchen und Klöster und den ernsthaften Charakter seiner Bewohner am besten zum Tode vorbereite. (Reinsberg V, 7.)
Lat.: Aurea fruges Italiae pleno diffudit copia cornu. (Horaz.) (Philippi, I, 50.)
6. Italien ist der Franzosen Kirchhof. – Schuppius, Tract.; Hesekiel, 30.
7. Italien ist die Höll der Seelen, ein Paradeiss des Leibs und Fegefeuer dess Beutels. – Zinkgref, III, 421.
8. Italien ist die Schatzkammer aller natürlichen Raritäten Europas. – Deutsche Romanzeitung, III, 45, 711; Hesekiel, 30.
Nicht blos Europas, sondern auch Asiens und der übrigen Welttheile, nicht blos der natürlichen, sondern auch vieler unnatürlichen, sogar unmöglichen.
9. Italien ist ein Paradies des Leibes, eine Mördergrube für Reisende, ein Fegfeuer des Beutels und eine Hölle der Seele. – Deutsche Romanzeitung, III, 45, 711; Berckenmeyer, 203; Hesekiel, 30.
10. Italien ist ein Paradies, in dem jeder seinen Sündenfall hat. – Hesekiel, 30; Deutsche Romanzeitung, III, 45, 711.
11. Italien ist ein Paradies mit Teufeln bewohnt.
»Das heisst der menschlichen Natur Hohn gesprochen«, sagt Seume in seinem Spaziergange nach Syrakus. »Der Italier ist ein edler, herrlicher Mensch, aber seine Regenten sind Mönche oder Mönchsknechte. Die meisten sind Väter ohne Kinder; das ist Erklärung genug. Ueberdies ist es der Sitz der Vergebung der Sünden.«
12. Italiens Städte heissen: Verona, die würdige (la degna); Genua, die stolze (la soperba); Mailand, die grosse (la grande); Mantua, die rühmliche; Ravenna, die alte; Florenz, die schöne (la bella); Neapel, die edle; Capua, die verliebte (amorosa); Cuma, die alte Mutter von Neapel. – Deutsche Romanzeitung, III, 45, 711.
13. Wenn Italien Guitarre spielt, Spanien Castagnetten1 schlägt, Frankreich seine Lauten rührt, Irland dazu Harfe trägt, Deutschland die Trompete bläst, England Violinen streicht, die Schweiz pfeift, Holland lässt die Trommeln hören, nichts dem gleicht. – Berckenmeyer, 5; Deutsche Romanzeitung, III, 39, 234.
1) Handschellen, Tanzklappern zu Schautänzen.
14. Wer einmal in Italien reiset, der sucht ein Schalck, zum zweitenmal find er jhn, zum drittenmal bringt er jhn mit herauss. – Lehmann, 687, 14.
Lehmann fügt schon die Bemerkung hinzu: »Aber zu diesen Zeiten kan mans vff einer reiss verrichten, so vehig sind die Teutschen worden.«
15. Wer Italien helfen will, muss Mailand curiren.
16. Wer Italien will befriedigen, muss Meyland erniedrigen (ruiniren). – Berckenmeyer, 148; Deutsche Romanzeitung, III, 45, 712.
Entweder, weil man meinte, Mailands Handel müsse durch ganz Italien vertheilt werden, oder weil die Stadt dem Lande mehrere unglückliche Kriege verursacht habe.
17. In Italien ist zu viel Gefeier, Geleier und Gefeuer.
It.: In Italia troppe feste, troppe teste, troppe tempeste. (Giani, 867.)
18. Italien ist der Maler Universität. – Frommel V, 73.
»Denn Italien ist ja der Maler Universität, und wenn ein Künstler nicht in Italien war, so ist das seiner Zeit ärger gewesen, als wenn ein Goldarbeiter nicht in Pforzheim und ein Lebküchler nicht in Basel oder Nürnberg war.«
Brockhaus-1809: Italien · Italien
DamenConvLex-1834: Italien (Literatur und Poesie) · Italien (Musik) · Italien Kunst) · Italien (Kochkunst) · Italien (Frauen) · Italien (Geographie) · Italien (Geschichte)
Meyers-1905: Krone von Italien · Junges Italien · Italĭen
Pierer-1857: Junges Italien · Sibirisches Italien · Italien [1] · Italien [2]
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