Künstler

1. Da gehen wir Künstler, sagte der Schuhflicker zum Bildhauer.


2. Der ist ein Künstler, der das macht, was seiner kunst gemess ist.Lehmann, 450, 8.


3. Die besten Künstler haben das wenigste gelt. Henisch, 1469, 16; Petri, II, 124.

Was sie leicht gewinnen, das verzehren sie leicht. Darauf bezieht sich das holländische Sprichwort: De kunst moet regel houden. (Harrebomée, I, 457.)


4. Die grössten Künstler, die ärmsten Bettler.

Lat.: Sunt Musae multae, nostraque fama fames. (Philippi, II, 206.)


5. Die Künstler lassen sich gern die Ohren mit Lobwurtzen reiben.

Lat.: Spiritus est parvus, quamvis sim corpore magno. (Sutor, 315.)


6. Ein guter Künstler, ein schlechter Handwerker.Lohrengel, I, 221.


7. Ein Künstler neidet den andern.

It.: L'astio è fra gli artifici. (Gaal, 854.)

8. Es müste ein guter Künstler seyn, der es allen recht macht.Petri, II, 290.


9. Es wird kein Künstler geboren.

Dän.: Kunst vil have tiid. (Prov. dan., 366.)

Holl.: Niemand is met kunst geboren. (Harrebomée, I, 458a.)


10. Grosse Künstler werden gemeiniglich Betteler oder Narren.Petri, II, 360.

Holl.: Groote kunstenaars gedijen zelden. (Harrebomée, I, 458b.)


11. Je grösser der Künstler, je kleiner der Christ.Riehl, Novellen, 222.


12. Künstler haben weder Gunst noch Geld. Petri, II, 429.


13. Künstler seynd jmmer die ersten im Narrenschiff.Franck, I, 90b; Petri, II, 429; Henisch, 931, 69; Lehmann, 450, 19; Lehmann, II, 315, 84; Eiselein, 404; Körte, 3641; Braun, I, 2100.

Brandt eröffnet bekanntlich sein Narrenschiff mit »gelehrten und kunstnarren«.


14. Vor zytten ward hoch geacht kunstler vnd haust ytz gelt so haust du er.

Lat.: Profuit ingenium quondam coluisse per artes, nunc valet ad mundum nil nisi divitiae. (Bebel, Liber hymnorum, 1501, S. 137.) (vgl. J. Franck, im Archiv für neuere Sprachen, XXXIX, 82.)


15. Wann de Künstler küemt met der Kunst, dann es de Läpper all met de Gelle futt. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 186, 49; Woeste, 72, 177.


16. Wenn der Künstler geht nach Brot, so leidet die Kunst Noth.

It.: Se manca la mercede manca l'arte. (Pazzaglia, 18.)


17. Wenn Künstler von Künsten reden, so stehets wol in der Welt.Petri, II, 661.


18. Will der Künstler Brot ins Haus, so plaudert er die Kunst nicht aus.

It.: L'artefice valente cela la sua arte. (Pazzaglia, 18.)


*19. Du büst'n Künstler, schittst bi hellem Maonschîn up'n Sechser, dat'n kên Schrift süht. (Pommern.)

Holl.: Hoe meerder kunstenaar, hoe meerder deugniet. (Harrebomée, I, 458b.)


*20. Er ist ein Künstler, wie das Schwein ein Opernsänger.


[1723] *21. Er wäre ein Künstler, wenn er aus Groschen Thaler machen könnte.


[Zusätze und Ergänzungen]

22. Den Künstler ziert Bescheidenheit.


23. Die Künstler leben von der Ehre.Fliegende Blätter, VI, 4.

Ein vielverbreiteter Irrthum; Hausmiethe und Kost sind nicht mit Ehre zu bezahlen.


24. Ein Künstler liebt nur seine Kunst.

Lat.: Diversa studia odere cuncti, amant sua. (Sailer, Sprüche, 90.)


25. Grosse Künstler, grosse Lumpen. (Wienerwald.)


26. Künstler leiden Noth, Prudler haben Brot. (Zittau.)


27. Man muss dem Künstler in seiner Kunst Vertrauen schenken.

Lat.: Artifici in sua arte erdendum. (Frisius, 222.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
Lizenz:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Buchempfehlung

Musset, Alfred de

Gamiani oder zwei tolle Nächte / Rolla

Gamiani oder zwei tolle Nächte / Rolla

»Fanni war noch jung und unschuldigen Herzens. Ich glaubte daher, sie würde an Gamiani nur mit Entsetzen und Abscheu zurückdenken. Ich überhäufte sie mit Liebe und Zärtlichkeit und erwies ihr verschwenderisch die süßesten und berauschendsten Liebkosungen. Zuweilen tötete ich sie fast in wollüstigen Entzückungen, in der Hoffnung, sie würde fortan von keiner anderen Leidenschaft mehr wissen wollen, als von jener natürlichen, die die beiden Geschlechter in den Wonnen der Sinne und der Seele vereint. Aber ach! ich täuschte mich. Fannis Phantasie war geweckt worden – und zur Höhe dieser Phantasie vermochten alle unsere Liebesfreuden sich nicht zu erheben. Nichts kam in Fannis Augen den Verzückungen ihrer Freundin gleich. Unsere glorreichsten Liebestaten schienen ihr kalte Liebkosungen im Vergleich mit den wilden Rasereien, die sie in jener verhängnisvollen Nacht kennen gelernt hatte.«

72 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.

444 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon