1. Am Tag ein Bettler, zu Nachts ein Dieb. – Sailer, 199; Simrock, 1032.
2. An ringen Bedler, thiar egh ian dör amgungkân. (Nordfries.) – Firmenich, III, 5, 65.
Ein schlechter Bettler, der nicht eine Thür umgehen, meiden kann.
3. Au der mis'rabligst Bettler cha e Hus mide.
4. Auch wenn ein Bettler grüsst, muss man danken.
5. Bey vilen uberkompt der betler vil. – Franck, I, 38b; Lehmann, II, 47, 21; Henisch, 345; Körte, 596; Simrock, 1024.
Frz.: Une besace bien promenée, nourrit son maître.
6. Besser als Bettler sterben, denn leben als Bettler.
Engl.: Better die a beggar, than live a beggar. (Cahier, 4383; Bohn II, 2.)
7. Besser zehn Bettler in einer Hütte, als zwei Fürsten in eines Landes Mitte.
8. Bettler, die reich geworden, sind der stolzeste Orden.
Frz.: Il n'y a rien de plus orgueilleux qu'un riche qui a été gueux.
9. Bettler fasten selten. – Sailer, 198; Henisch, 345; Simrock, 1023.
10. Bettler fürchten keinen Krieg.
Engl.: Beggars fear no rebellion. (Bohn II, 326.)
11. Bettler geben keine Steuern.
12. Bettler gehen nit irr, und wissen, was sie haben, nemblich Nichts. – Sutor, 628.
Engl.: The beggar is never out of his way. (Bohn II, 2.)
13. Bettler haben ein goldenes Handwerk, sechs Tage feiern sie und den siebenten sitzen sie vor der Kirche. – Sailer, 199; Simrock, 1044.
Lat.: Solent extrema securos facere male. (Sutor, 625.)
14. Bettler kriegen die Kinder und die Reichen füttern sie.
Engl.: Beggars breed and rich men feed. (Bohn II, 326.)
15. Bettler lieben zerrissene Kleider.
Holl.: Bedelaars scheuren hunne kleêren, om medelijden te verwekken. (Harrebomée, I, 36.)
16. Bettler machen Staat in alten Röcken.
Tausende leben in abgelebten Ideen, wie die Lumpen in abgelegten Röcken.
17. Bettler pfeifen, wenn auch Räuber im Walde streifen.
Engl.: The beggar may sing before the thief. (Bohn II, 2.)
Lat.: Cantabit vacuus coram latrone viator. (Juvenal.) (Seybold, 66; Faselius, 40; Wiegand, 871; Philippi, I, 71.)
18. Bettler scheuen keine Kosten.
Lat.: A dispendio pauperes tuti. (Philippi, I, 9.)
19. Bettler schlagen sich um Pfennige.
Auf die kleinsten und erbärmlichsten Auszeichnungen sind gemeine Menschen darum so eifersüchtig, weil ihnen ihr eigenes Gewissen sagt, dass sie keine grossen verdienen und zu hoffen haben.
20. Bettler seynd nicht zu pochen, denn es ist ein gross Geschlecht. – Lehmann, II, 51, 45.
21. Bettler sind den Hunden feind und die Hunde den Bettlern. – Sailer, 199.
Denn sie sind eines Handwerks, sie leben von der Gunst ihrer Herren.
It.: La rabbia rimane tra cani.
22. Bettler sind Freiherren. – Pistor., II, 84; Simrock, 1021.
[356] 23. Bettler sind nicht wählerisch.
Engl.: Beggars and borrowers must be no choosers. (Bohn II, 326.) – Beggars must not be choosers. (Cahier, 4381.)
24. Bettler sind Sommervögel.
Mit dünnen Lumpen behängt, die keine Kälte abhalten.
25. Bettler sind überall zu Hause und nirgend im Elend (d.i. hier Exil).
26. Bettler und Krämer sind nie vom Weg ab. – Körte, 590; Simrock, 1046; Eiselein, 74.
27. Bettler und Läus', Ratzen und Mäus', Hühner und Hahnen, Borgen und Mahnen, Feuer und Rauch, Zwiebeln und Lauch, Rettich und Ruben, Huren und Buben, Hering und Tonnen, Mönch' und Nonnen, Säufer1 und Branntwein wollen beieinander sein. – Schaltjahr, II, 228.
1) Kirchhofer (Wend Vnmuth, 1598) hat statt Säufer – Pfefferkuchen.
28. Bettler verderben nicht. – Guttenstein, II, 49; Lehmann, 23, 36; Egenolff, 67.
Engl.: Beggars can never be bankrupts. (Bohn II, 326.)
29. Bettler wechseln ihre Kleider nicht.
30. Bettler wollen mit den fünf Worten Fleischbrühe machen. – Eiselein, 74.
31. Bettlern gibt man kleine Münzen.
Lat.: Exigua pauperibus moneta. (Bovill, I, 75.)
32. Bettlern ist man allweg geneigter zu geben denn frommen (weisen) leuthen. – Henisch, 345.
33. Bettlers Säcke haben keinen Boden. – Winckler, XVIII, 51.
34. Bettlers Tasch' wird nimmer voll. – Henisch, 347.
35. Blöde Bettler haben leere Säcke.
36. De Bedler bestellt sin Harbarge nich. – Eichwald, 105.
37. De sik mit'n Bedler sleit1, kriggt Lüse. – Eichwald, 106.
1) Schlägt.
38. Dem Bettler braucht man den Weg nicht zu zeigen.
39. Dem Bettler gehört der Sack.
Frz.: Toujours aux gueux la besace.
40. Dem Bettler gib: Trag Wasser in ein Sieb. – Körte, 597.
41. Den Bettler belangen, heisst nichts als Läuse fangen.
42. Den Bettler hängt man nicht, aber den Dieb.
Besser betteln als stehlen.
43. Der Bettler behält seinen Quersack.
Der Arme wird schwerlich reich.
44. Der Bettler feiert sechs Tage in der Woche und am siebenten sitzt er vor der Kirche. – Körte, 594.
45. Der Bettler greift nie fehl. – Körte, 591; Simrock, 1033.
46. Der Bettler Glocken läuten: Tragt her, mehr her, gebt mir, mangelt ihr. – Simrock, 1057.
47. Der Bettler hat Fett und Mahl, Haus und Hof, Kisten und Kasten bei andern Leuten. – Sailer, 199.
48. Der Bettler hat vollauf: ohne Müh' (Sorg') und Arbeit. – Sailer, 198; Simrock, 1026.
49. Der Bettler nimmt nichts übel.
Weil man geschenktem Gaule nicht ins Maul sieht.
50. Der Bettler Noten in ihrem Gesang sind: Soll – soll, mi – mi, soll – soll, mi – mi.
51. Der wahre Bettler ist der wahre König. – Körte, 598; Simrock, 1020.
52. Des bettlers angesicht ist schwartz, aber sein säcklein voll. – Henisch, 345.
53. Des Bettlers Sack wird nicht voll (oder: hat keinen Boden).
54. Des Bettlers Stab geht nicht ins Getreide.
55. Die Bettler raufen sich, wir werden den Speck kriegen.
56. Die bettler, Tattern, Dieb geschwind vnd Landsknecht eines gebacks sind. – Henisch, 345.
57. Doas is kroat, as wenn ma an Betle' i' d' Höl wurf. (Unterinnthal.) – Frommann, VI, 36, 70.
Das ist gerade, als wenn man einen Bettler in die Hölle würfe; das reicht nicht, die Hölle will mehr und – Besseres.
[357] 58. Durch Bettler gibt man Kinder aus. – Tendlau, 798.
Kann man sie verheirathen.
59. E guete Bettler verdirbt nit, aber er wird unwerth. (Aargau.)
60. Ein Bettler darf zu seinem Vater nicht sagen: Freund!
61. Ein Bettler füllte den Sack von einem andern Bettler.
62. Ein Bettler geht nicht irre.
Frz.: Les gueux ne sont jamais hors de leur chemin. (Bohn I, 35.)
63. Ein Bettler hasst den andern.
64. Ein Bettler hat mehr als Ein Gewerbe.
65. Ein Bettler im Lande macht keinen Kummer. – Henisch, 346.
66. Ein Bettler in gutem Rock ist ein Esel mit Spazierstock.
67. Ein Bettler ist immer wider den andern, der vor der Thür steht. – Nass. Schulblatt, XIV, 5.
68. Ein Bettler klagt über den andern.
69. Ein Bettler schlägt nicht Almosen ab, der Krämer nit ein Kauffmann (auch: nit ein Lügner), der Hund nit ein Bradwurst. – Lehmann, 1, 10; Simrock, 5900; Sailer, 144; Körte, 599.
70. Ein Bettler steht sich gut auf Erden, er kann nicht bankerott werden.
71. Ein Bettler thut nie Gutes.
72. Ein Bettler wird nicht bankrott.
73. Ein gesunder Bettler ist reicher als ein kranker König. – Seybold, 537.
Lat.: Sani aegris ditiores.
74. Ein guter Bettler findet überall eine offene Thür.
75. Ein hoffärtiger Bettler, der in sein eigen Beutel leugt. – Henisch, 345.
76. Ein hungriger Bettler ist schwer abzuweisen.
77. Ein hungriger Bettler nimmt auch schwarzes Brot.
78. Ein schamhafter Bettler ist elend.
Holl.: Een beschaamd schooijer heeft een' platten bedelzak. (Harrebomée, I, 36.)
79. Ein verschämter Bettler trägt keinen vollen Sack zu Hause.
80. Einem Bettler steht ein jedes Kleid wohl an.
It.: Al mendico ogni veste s'adatta. (Pazzaglia, 372.)
81. Einem Bettler thut es weh, wenn er einen andern vor der Thür sieht. – Gaal, 203.
82. Einem klugen Bettler wird der Sack bald voll.
83. Einen Bettler, den man vertreiben will, muss man nicht mit Pfannkuchen werfen.
84. Es erschrickt kein Bettler vor einem grossen Stück. – Sailer, 198; Henisch, 346.
85. Es ist dem eynen betler leydt, das der ander für der thüren stheydt. – Tappius, 77a; Henisch, 346; Lehmann, II, 140, 122; Körte, 603; Eiselein, 74; Simrock, 1049; Grimm, I, 1736.
Der Brotneid herrscht selbst in den niedrigsten und verachtetsten Schichten.
Engl.: It 's beggars woe, to sea another by the door go.
Holl.: Het is den eenen bedelaar leed, dat de andere voor de deur staat. (Harrebomée, I, 36.)
Lat.: Etiam mendicus mendico invidet.
86. Es ist ein Bettler, der von der Leiter (der Faulheit) gefallen ist und einen Arm gebrochen hat.
Von solchen, die sich gebrechlich stellen, um das Mitleid ihrer wohlhabenden Mitmenschen zu erregen.
87. Es ist nicht stets ein Bettler vor der Thür, wenn ein Hund bellt.
88. Es ist niemand ärmer als der Bettler, man kann ihn nicht erfüllen.
89. Es ist niemand reicher als der Bettler, es tropft täglich.
90. Es muss ein schlechter Bettler sein, der nicht wenigstens Eine Thür (Ein Haus) meiden kann. – Pistor., II, 83; Siebenkees, 282; Körte, 593; Simrock, 1051; Eiselein, 74; Kirchhofer, 213.
Oft um zu sagen, der unverdiente Unwille eines einzigen Menschen sei zu ertragen, zu überwinden.
Holl.: Een slechte bedelaar, die geen' duit missen kan. (Harrebomée, I, 36.)
Ung.: Hitvány koldus, ki egy házat el nem tud kerűlni, vagy: Egy ház nélkül a koldus is elélhet. (Gaal, 204.)
[358] 91. Es neidet je ein bettler den andern. – Egenolff, 60a; Henisch, 346; Simrock, 1048; Sailer, 199.
92. Es seind vil reicher betler auff erden. – Franck, II, 136a; Henisch, 345; Simrock, 1018.
93. Es thut kein betler kein gut. – Henisch, 346.
94. Es verdriesst einen Bettler, wenn der andere vor der Thür steht. – Kirchhofer, 213; Seybold, 183.
Lat.: Figulus figulo invidet, faber fabro (lignarius lignario). (Seybold, 183; Weber, II, 1; Binder II, 1149.)
95. Es wird dem Bettler nie genug. – Kirchhofer, 213.
96. Fürm betler thu die Thüren zu. – Henisch, 346.
97. Gottlose Bettler geben gern Verräther, Mordbrenner und Meuchelmörder. – Sailer, 199.
Frz.: Gueuserie engendre tricherie.
98. Je fauler der Bettler, je fauler die Luft.
99. Je mehr Bettler, je fauler die Luft. – Maltzahn, Schiller's und Goethe's Xenien.
100. Je schwächer der Bettler, je stärker die Krücke; je ärger der Schalk, je grösser das Glücke. – Körte, 604; Simrock, 1030.
Mitleidserregung ist des Bettlers stärkste und schändlichste Krücke.
101. Jedem Bettler gefällt sein Stecken. – Kirchhofer, 213.
102. Jeder Bettler lobt seine Krücke.
Holl.: Ieder bedelaar prijst zijn nap. (Harrebomée, I, 36.)
103. Jeder Bettler würde reiten, wenn Wünsche Pferde wären (oder: wenn Pferde Wünsche frässen).
104. Junge Bettler, alte Diebe.
105. Kein Bettler ist je Hungers gestorben. – Körte, 592; Simrock, 1022.
106. Kein Bettler sagt: es ist zu viel. – Sailer, 198; Henisch, 346; Simrock, 1046.
Ung.: Soha sem elég a koldusnak. (Gaal, 202.)
107. Kein Bettler verdirbt. – Henisch, 346; Kirchhofer, 213; Sutor, 634.
108. Keine ärmern Bettler als die Kirchväter, die haben nicht einmal einen eigenen Beutel.
109. Kommt der Bettler auf den Gaul, wird er stolz wie König Saul. – Simrock, 1053.
110. Krumme Bettler, gerade Diebe.
111. Lieber ein Bettler mit gesunden Beinen, als ein Reicher mit goldener Krücke.
Die classischen Bettler sind dieser Ansicht nicht. (S. Pappo.)
112. Man kann sich zum Bettler fressen, aber vornehm kann sich niemand essen.
113. Man muss nicht den Bettler auf den Herrn setzen. – Kirchhofer, 213.
114. Mancher Bettler wär' ein reicher Herr, wenn das Wörtlein Wenn nicht wär'. – Kirchhofer, 213.
115. Mit (nacketen) betlern ist kein ehr einzulegen. – Henisch, 345; Sailer, 123.
116. Muthwillige Bettler geben Mordbrenner und Verräther. – Henisch, 345.
117. Schamhafte Bettler kriegen nichts.
118. Schenkte man dem Bettler die ganze Welt, er bettelte noch um Kupfergeld.
119. So der Bettler aufs Ross kommt, reitet er ärger als der Herr. – Eiselein, 74.
Engl.: Set a beggar on horseback, and he'll ride a gallop.
120. Stehen viel Bettler vor Einer Thür, so kriegt keiner viel.
Holl.: Veel bedelaars aan een deur bij een, dat maakt voor hen de winsten kleen. (Harrebomée, I, 36.)
121. Thi ean Bedler kan't egh ferdregh, that thi öther för dör steant. (Nordfries.) – Lappenkorb.
Der eine Bettler kann's nicht vertragen, dass der andere vor der Thür steht.
122. Um bald ein Bettler zu werden, muss man zur See handeln.
Beim Seehandel ist zwar viel zu gewinnen, aber auch leicht alles zu verlieren.
123. Unser Lebtag haben Bettler Läuse und die Hunde Flöhe. – Kirchhofer, 350.
[359] 124. Vier reiche Bettler sind in der Welt: Barfüsser, Dominicaner, Augustiner und Karmeliter. – Henisch, 345; Körte, 602; Lehmann, 800, 83.
Die vier, im 13. Jahrhundert gestifteten Bettelmönchsorden.
125. Was der Bettler erbettelt, steckt er in seinen eigenen Sack. – Körte, 600.
Das Unglück, was jemand andern wünscht, trifft oft ihn selbst.
126. Was der Bettler fischt, kann man nicht alles auf der Wage wiegen. – Körte, 595; Simrock, 1032.
127. Was nützt dem Bettler eine goldene Kette, wenn er sich dran hängen will.
128. Wat de Bädler nich hebben schall, dat fallt emm där de Kîpe. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4036.
129. Wei dem Beadeler giet noa Loew, dei maut van Hius un Hoew. (Westf.)
130. Weinenden Bettlern und lachenden Wirthen ist nicht zu trauen. (S. ⇒ Wirth.)
Frz.: A mendiant qui pleure, et cabaretier qui rit, ne te fie qu'à demi. (Cahier, 4138.)
131. Wenn auch ein Bettler stirbt, deshalb kommt kein Komet.
132. Wenn de Bedler nix hebben sall, so verlüst he dat Brot ût de Kiep. (Holst.)
133. Wenn der Bettler aufs Pferd kommt, reitet er Galop.
Engl.: Set a beggar on horseback and he will ride a gallop.
Frz.: Mets un rustre en selle et il partira au galop. (Cahier, 4380.)
Holl.: Helpt gij een' bedelaar te paard, hij draaft niet, maar hij galoppeert. (Harrebomée, I, 36.)
134. Wenn der Bettler aufs Pferd kommt, so kann ihm kein Teufel mehr vorreiten. – Simrock, 1052.
In Steiermark sagt man: daraidden, erreiten, reitend einholen. (Vgl. Firmenich, II, 769, 132.)
Engl.: Set a beggar on horseback, he'll ride to the devil. (Bohn II, 483.) – There is no pride equal to the enriched beggars. (Bohn II, 70.)
Frz.: Il n'est orgueil que de pauvre enrichi.
It.: Il villan nobilitado non conosce il parentado.
Span.: Mete mendigo en tu pajar, y hacersete ha heredero. (Bohn II, 70.)
135. Wenn der Bettler aufs Ross kommt, so reitet er vornehmer als der Herr. – Kirchhofer, 213.
136. Wenn der Bettler ein Ritter wird, jagt er sein Pferd zu Tode.
»Niemand ist so anmassend wie ein Mensch, der aus dem Staube in die Höhe kroch«, sagte der unten angeführte römische Dichter Claudianus, der gegen das Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr. lebte.
Engl.: Beggars mounted run their horses to death. (Bohn II, 326.)
Holl.: Als men een' bedelaar te paard helpt, wordt hij een trotsche jonker. (Harrebomée, I, 36.)
It.: Non v'è maggiore amaro, che un povero superbo, e un ricco avaro.
Lat.: Asperius nihil est humili, cum surgit in altum. (Claudianus.) (Seybold, 41; Binder I, 95; II, 265; Philippi, I, 45; Faselius, 23; Wiegand, 218.)
137. Wenn der Bettler nichts haben soll, verliert er das Brot aus dem Sack. – Simrock, 1055; Körte, 601.
138. Wenn der Bettler nid zum Bündtel luegt, so chunt er drum. – Schweiz.
139. Wenn der Bettler trotzt, bleibt der Sack leer. – Sprichwörtergarten, 87.
140. Wenn der Bettler wird zum Cavalier, so ist's das stolzeste Thier.
Holl.: Geen bedelaar zal graaf worden. (Harrebomée, I, 36.)
141. Wenn der Bettler zu einem Herrn wird, so reitet er viel stärker als ein Herr. – Kirchhofer, 213.
142. Wenn die Bettler tanzen, fliegen die Lappen, und wenn die Herren (Junker) reiten, die Rappen.
Holl.: Daar de heeren rijden, stuift het stof, daar de bedelaars dansen, stuiven de lappen. (Harrebomée, I, 36.)
143. Wenn ein Bettler dem andern schenkt, so lachen die Engel.
144. Wenn man mênt, dat de Bädeler nien Brod het, denn ett he Braën1. (Rastede.) – Firmenich, III, 29, 21.
1) Braten.
Holl.: Dat is bedelaars kost, zei de vrouw, en zij bakte eijeren met metworst. ( Harrebomée, I, 36.)
[360] 145. Wer Bettler will belangen, wird höchstens (oder: nichts als) Läuse fangen.
146. Wer einem Bettler ein Ross leiht, bekommt einen Klepper zurück.
147. Wer einem Bettler hilft, denkt an sich selber. – Sutor, 630.
148. Wer einen betler von der gassen zur ehe nimpt, der hat jmmer einen Eselsmann am Tisch sitzen. – Henisch, 346.
149. Wer einen Bettler betrügen will, muss viel vom Fuchse haben.
150. Wer mit Bettlern ficht, bekommt Läuse. – Winckler, III, 28.
Holl.: Die met een' bedelaar vecht, wint niet dan luizen. (Harrebomée, I, 36.)
151. Wer mit Bettlern tanzt, bekommt Läuse zur Heimfahrt.
Engl.: A beggar pays a benefit with a louse. (Bohn II, 70.)
152. Wer sich mit einem Bettler rauft, der hat Läuse für den Sieg.
Engl.: Sue a beggar, and catch a louse. (Bohn II, 492.)
Frz.: A colleter un gueux, on devient pouilleux. (Cahier, 4382.)
153. Wie kommt der Bettler dazu! – Tendlau, 247.
Hinzugedacht: solche Ansprüche zu machen, solche Forderungen zu stellen!
154. Wiltu einem Bettler nichts geben, so schlag jhn auch nicht. – Lehmann, II, 881, 292.
155. Zwei Bettler vor einer Thür können sich nicht vertragen.
Lat.: Ab ostio uno mendicantes duo. (Bovill, I, 14.)
*156. Das ist ein in Saffian gebundener (vornehmer) Bettler.
Jüd.-deutsch: E saffianener Gascht. (Tendlau, 256.)
*157. Die Bettler schlagen einander heut nicht um den Schatten. – Kirchhofer, 213.
*158. Ein armer Bettler wie Pappo.
In Italien war, solange das Bourbonenregiment bestand, das Betteln ein Gewerbe und ist's noch, soweit das sich zu demselben hinneigende Priesterthum herrscht. Die Bettler werden nicht wie bei uns von der Polizei verfolgt, sondern privilegirt; die privilegirten Bettler tragen als Ehrenzeichen ein Schild im Knopfloch. Der König unter den jetzt in Rom lebenden Bettlern ist Pappo, dessen Beine wirklich verstümmelt sind und der sich deshalb auf den Händen bewegt, aber stets heitern Sinnes ist. Er ist auf der Monte Pincio postirt und reitet stets auf einem Esel auf seinen Posten und ebenso zurück. Er hat seiner Tochter eine glänzende Ausstattung gegeben und selbst erst kürzlich wieder eine junge schöne Frau geheirathet, die er aber, solange er auf seinem Posten ist, von einem zuverlässigen Freunde gegen 6 Sgr. täglich aus Eifersucht bewachen lässt. (Vgl. Briefe aus Rom, National-Zeitung, 1857, Nr. 13.)
*159. Einen zum Bettler machen.
zu21.
Dän.: En stav strygen som maae staaes, med hoer mandshund, gaae om at banke hunde-naeser. (Prov. dan., 117.)
zu23.
Span.: A quien dan, no escoge. (Bohn I, 201.)
zu51.
Lessing's Nathan, Schluss von Akt II (Lochm.-Maltzahn, II, 253): »Der wahre Bettler ist doch einzig und allein der wahre König«, womit Goethe's Noten und Abhandlungen zum westöstlichen Divan, künftigen Divan, Buch Suleika (Werke IV, 307) zu vergleichen: »denn der gründliche Bettler soll eine Art von König sein.«
zu79.
Ung.: Szemérmes koldúsnak üres a' táskája. (Gaal, 916.)
zu85.
»Dem enen beddeler is altit let, dat de ander vor der doren stet.« (Verlorener Sohn, 1712.)
Schwed.: Den ena tiggarn för tryter det att den andra står för dörre. (Marin, 7.)
Dän.: En armstaader der ey kand gaae en dör forbi. (Prov. dan., 35.)
Lat.: Est miser hostiolum qui nescit omittere solum. (Reuterdahl, 284.)
Schwed.: Thz aer een vsal man ey kan fly eth hws. (Reuterdahl, 284.)
zu96.
Bei Petri (III, 6) mit dem Zusatz: »bringt einer wass denselben einlass.«
zu107.
»Von einem Bettler liest man, dass so offt sein fraw eines jungen Kindts eingelegen er demselben ein arm oder bein gebrochen vnd gesagt: Nun bist du ernehrt vnd reich genug.« (Zinkgref, IV, 182.)
zu133.
Böhm.: Ještĕ nedosedl na konĕ, a už kope nohama. (Čelakovský, 100.)
zu134.
Böhm.: Když se žebrák na konĕ dostane, ani čert ho nedohoní. (Čelakovský, 100.)
Slovak.: Nenie horšá ako ked' sa chudobný na kóň dostanĕ. (Čelakovský, 100.)
zu135.
Lat.: Paupere ditato nil acrius, esse putato. (Gaal, 900.)
zu137.
In Ostfriesland: Wenn de Bedler 'es Unglück hebben sall, den verläst he't Brot ut de Put (Sack). (Kern, 271.)
zu140.
Böhm.: Zpanoší-li chudcra hnĕo z nĕho funĕra. (Čelakovský, 100.)
Frz.: Rien de plus orgueilleux qu'un riche qui a été gueux. (Cahier, 1543.)
Poln.: Pyszny nądzka, kiedy zpanoszeje. (Čelakovský, 100.)
zu143.
Münsterländisch: Wann die arme Biädler den andern wot giev, freue sik de Engel in de Himmel. (Archiv, 48, 363.)
zu158.
Vgl. Pilot, Rudolstadt 1863, Nr. 24 den Bettlerkrieg, der dort »Beppo« geschrieben ist.
159. Auch dem Bettler soll man zu seinem Vaterunser Zeit lassen.
160. Bettler beschmeissen alle Land. – Petri, II, 41.
161. Bettler fürchten keine Diebe.
Dän.: Tiggeren er altid sikker, frygter hverken tyve eller rövere. (Prov. dan., 550.)
162. Bettler haben keine Wahl.
»Neulich wurde berichtet, ein Bettler habe in einer Hausflur ein paar Hüte, einen Regenschirm und einen Ueberzieher ausgewählt; wo bleibt da das alte Sprichwort: Bettler haben keine Wahl.« (Sonntags-Journal.)
163. Bettler habens besser als ein Herr. – Lehmann, 46, 74.
»Bettler seynd semperfreyen, habens besser als ein Herr.«
164. Bettler sind nicht zu erfüllen. – Eyering, I, 218 u. 438.
165. Bettlers Gut liegt in allen Landen.
Holl.: Bedelaars erf ligt in alle landen. (Bohn I, 300.)
166. Bettlers Haus brennt nicht ab.
Dän.: Tigger huus forbraend es ey, haus korn fordervers ey, og hand giver ingen told. (Prov. dan., 550.)
167. Dat es 'n slechten biädeler, da nitt ene düör missen kann. (Iserlohn.) – Woeste, 66, 38.
Um zu sagen: ich kann auch ohne dich fertig werden, ich bedarf deiner nicht.
168. Dem enen biädler es et let, dat de annere vör der düören stet. (Iserlohn.) – Woeste, 65, 15.
Lat.: Figulus figulo invidet, lignonus lignario. (Binder II, 1149; Froberg, 287; Weber, 2, 1.) – Figulus figulo invidet, faber fabro. (Binder I, 555.) – Figulus figulum odit. (Schonheim, F. 10.)
169. Der Bettler braucht nur zwei Dinge zum Leben: den Weg ins Land und den Stock in der Hand. – Bertram, 50.
Aehnlich die Finnen.
170. Der Bettler geht in den Bauerhof, wo er Brot bekommt, auch wenn der Hund bellt.
Die Türken: Wer was erhält, dem ist Stechfliegengesumme genug Musik; wer leer ausgeht, dem sind Trommeln und Pfeiffen zu wenig. (Nordmann.)
171. Der Bettler ist so wenig werth wie seine Rede. – Sanders, 85.
172. Der Bettler kann auch vor dem Räuber singen.
It.: Il mendicante può cantare dinanzi al ladro. (Giani, 1848.)
173. Der jungste Bedler môt de Püt (Bettelsack) dragen. – Kern, 272.
Auch die Bettler haben ihre Ordnung, wie in London die Diebe ihre Statuten.
174. Der zerlumpteste Bettler hat den vollsten Sack.
175. Des Bettlers Freunde wohnen fern.
Lat.: Mundico ne parentes quidam amici sunt. (Gaal, 99.)
Ung.: A' koldúsnak míg maga apja se baráty. (Gaal, 99.)
176. Des Bettlers Geld ist so beständig als das Wasser im Siebe. – Wirth, I, 35.
177. Di ean Beedlar kann egh vör dreügh, dat di öödar vöör dör steant. (Nordfr.) – Johansen, 66.
[982] 178. Die Bettler lagern vor Thür, ehe die Küche fertig ist. – Schlechta, 325.
179. Die frühen Bettler und die frühen Regen kehren bald ein. (Oberösterreich.)
180. Een Beddler geiht nich ümme. (Lippe.)
Für Bettler gibts keine Umwege; das Wort wird auch wol vom Jäger gebraucht.
181. Ein Bettler beneidet den andern.
Böhm.: Závidĕl lysý holému. (Čelakovský, 108.)
Lat.: Figulus figulo invidet. – Figulus figulum odit. (Čelakovský, 108.)
Kroat.: Lončár lončára nenavidi. (Čelakovský, 108.)
Sloven.: Hrnčár hrnčá rovi závidi. (Čelakovský, 108.)
182. Ein hoffärtiger Bettler kommt mit leerem Sack nach Haus.
Böhm.: Pyšný žebrák nic nevyprosí. (Čelakovský, 98.)
183. Ein lebender Bettler ist besser als ein todter Edelmann.
Die Russen: die Laus eines geköpften Heiligen ist übler daran als die Laus eines lebenden Schuftes. (Altmann VI, 407.)
184. Ein stolzer Bettler, glaub es mir, ist ein widerwärtig Thier.
Frz.: Il n' est si grand dépit que de pauvre orgueilleux. (Bohn I, 25.)
185. Einem Bettler stehet das Wählen übel an. – Wirth, II, 47.
186. Faule Bettler, die nicht wollen arbeiten, seynd zu straffen. – Lehmann, 43, 19.
187. Frühe Bettler und frühe Wetter kommen des Tags neunmal. (Oberösterreich.)
188. Geht der Bettler leer herfür, schimphiret er die Thür.
Dän.: Ofte gielder dör stakkara-vrede. (Prov. dan., 116.)
189. Geschwind ein Bettler werden kann, der vor gewest ein reicher Mann.
Lat.: Jens et est subito, qui modo Croesus erat. (Dietrich, I, 436.)
190. In's Bettlers Kleid machen sich die Läuse breit.
Engl.: A rogue's wardrobe is arboar for a louse. (Bohn II, 128.)
191. Kein Bettler ist arm, aber unwerth. – Lehmann, 46, 67.
192. Kein Bettler schlägt ein Almosen, kein Hund eine Bratwurst, kein Krämer eine Lüge, und kein Mönch eine Hure aus. – Klosterspiegel, 13, 7.
193. Kluge Bettler drehen das böse Loch im Mantel um die Falte.
»Denn wenn's böse Buben merken, so fahen sie mit den Fingern drein, vnd reissen 's grösser.« (Herberger, I, 18.)
194. Komm nur, lud der Bettler den Gast; wo Drei hungern, kann es auch ein Vierter fast. – Neue Freie Presse, 4581.
195. Kommt der Bettler in Sattel, so jagt er das Ross todt. – Klosterspiegel, 13, 8.
Sagte Abt Adalbert von Meurd.
196. Man soll dem Bettler nicht geben, dass er St. Martin lobt, vnnd der Geber den Heiligen fasten müsse. – Lehmann, 236, 70.
197. Nur verschämte Bettler sind unverschämt.
Behaupten die Rumänen. (Neue Freie Presse, 4581.)
198. Wann da Be'la aufs Ross kimd, da raid'n da Daif'l nid. (Niederösterreich.) – Frommann, III, 390, 21.
199. Wann de Biädler nien Glück hewwen sall, verlüset hai den Sack mit den Kuorsten. (Iserlohn.) – Woeste, 65, 16.
200. Was Bettler einnemen, ist lauter gewinn. – Lehmann, 46, 74.
201. Wat de Bedler biddet, stikt he in sin êgen Sack. – Schütz, I, 78.
202. Wat en Bed'er bed, dit stat hi ön sin ein pöös. (Sylt.) – Haupt, VIII, 350, 3.
203. Wenn der Bettler nichts haben soll, so verliert er auch den Sack.
204. Wenn der Bettler nid zum Büntel luegt se chund er drum. (Luzern.)
[983] 205. Wenn der Bettler of's Ross chond, ist er wohlgementer1 as der Herr. – Tobler, 450.
1) Auch wohlgemänt, waulgmênt = sich viel einbildend, hochmüthig.
206. Wenn ôk alle Bedlers starven, kann ik noch gên Püt (Beutel, Bettelsack) arven. – Kern, 268.
Klage eines Menschen, der sich von aller Welt verlassen glaubt.
207. Wer dem Bettler gibt nach Lob (Luaf), der muss von Haus und Hof (huaf). (Westf.)
208. Wo Bettler ein Stall, Flecken vnd Dorf ansehen, da fordern sie jhre zinss vnd gülten, haben jhr Futer vnd Mahl. – Lehmann, 76, 74.
209. Wo viel Bettler sind im Lande, da ist die Regierung in schlechtem Stande. – Devisenbuch, 485.
*210. A sammtener Bettler. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Ein Bettler, der grosse Ansprüche macht, der schon durch sein Aeusseres als ein »vornehmer« auftritt.
*211. Dås is kråt, es wenn ma an Betle i d' Höl wurf. (Innsbruck.) – Frommann, VI, 30, 70.
Um etwas als unzureichend zu bezeichnen.
*212. Den Bettler spielen.
Jüdisch-deutsch in Warschau: Er zieht auf sich den Kapzen. – Polnisch kapcan = Bettler. D.h. er zieht den Bettler bei den Haaren herbei, er geberdet sich wie ein Bettler, ohne es noch zu sein.
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