1. Besser heut' ein Groschen, als morgen ein Gulden. – Winckler, XVIII, 35.
2. Das ist ein guter Groschen, der einen Gulden nützt.
Groschen (von ihrer Dicke, gros, grossus) wurden zuerst im Jahre 1296 zu Tours in Frankreich und zu Kuttenberg in Böhmen geprägt. Da sich die Münze ursprünglich durch grössere Dicke vor andern, namentlich Blechmünzen unterschied, so ward sie Grossus (= Dick) genannt. Der Werth der Groschen ist von jeher ein sehr veränderlicher gewesen. (Vgl. darüber Wurzbach II, 148.)
Böhm.: Dobrý to groš, co kopy ostříhá. – Ten groš je dobře utracen, jímž se čtyři uspoří. (Čelakovsky, 163.)
Poln.: Dobry to grosz, co kopy strzeže, obo dołožy. (Čelakovsky, 163.)
3. De Groschken gilt nêrgen mei, osse bô hei geschlagen is. (Waldeck.) – Curtze, 355, 509; hochdeutsch in Demokritos, I, 12.
4. Der Groschen, den die Frau erspart, ist so gut wie der, den der Mann erwirbt. – Körte, 2418; Braun, I, 984; Reinsberg I, 153; Simrock, 9625.
5. Der groschen, den man hat erspart, nutzt mehr, dann der gewonnen ward. – Petri, II, 91; Henisch, 1757, 15.
6. Der Groschen gilt am meisten, wo er geschlagen ist.
Böhm.: Kde jest peníz bit, tam nejvíc platí. (Čelakovsky, 226.)
Wend.: Penjez tam najwjacy płaći, dzež je bity. (Čela-kovsky, 226.)
7. Der Groschen spielt die erste Geige.
Böhm.: Peníz pán, chmel hrdina, oves komoň. (Čelakovsky, 161.)
8. Des Groschens rothe Backen kommen vom langen Schacken.
Umherschacken = umherlaufen und wandern ohne bestimmtes Ziel.
9. Die Groschen schlagen sich nicht in der Tasche.
Das Geld ist versöhnlicher als die Menschen.
Frz.: Le teston d'un papan et d'un huguenot ne se battent jamais en l'escarcelle d'un médecin. (Leroux, I, 178.)
10. Ein ehrlicher Groschen ist besser als ein gestohlener Thaler.
Böhm.: Vydĕlaný (spravedlivý) peníz stálost mívá, a vylichvený (nespravedlivý) jak oheň tráví. (Čelakovsky, 61.)
11. Ein Groschen, der in viel Taschen gewesen ist, hat nicht viel Glanz.
12. Ein Groschen, der von Hand zu Hand geht, wird beschmuzt.
13. Ein Groschen im Haus ist besser als ein Thaler drauss.
Böhm.: Groš v dormĕ lepší než zlatý na cestách. (Čelakovsky, 256.)
14. Ein Groschen schützt den andern.
Mit Geld und Gut erhält, vertheidigt man Geld und Gut.
Böhm.: Peníz jeden druhý brání. – Peníz peníze hájí. (Čelakocsky, 163.)
15. Ein Groschen von Herzen ist besser als ein Thaler von der Hand.
16. Ein Groschen zum andern wird mit der Zeit ein Schatz.
17. Ein ungerechter Groschen verzehrt zehn gerechte.
Böhm.: Jeden nespravedlivý groš sto jiných z kapsy vytáhne. – Nespravedlivý groš (krejcar) sto spravedlivých z kapsy vyhání. (Čelakovsky, 55.)
Krain.: En krivičen vinar deset pravičnih ujé. (Čelakovsky, 55.)
Kroat.: Krivičen penez sto drugeh iz žepa spravi. (Čelakovsky, 55.)
18. Einen Groschen im Sack und für zwei Groschen Durst. – Eiselein, 259; Körte, 2417.
19. Es ist ein guter Groschen, der einen Gulden erspart.
Lat.: Dispendum propter compendium. (Binder I, 345; II, 808; Buchler, 240; Seybold, 130.)
[143] 20. Falsche Groschen gelten im Himmel nicht.
21. Falsche Groschen kennt man erst, wenn sie abgegriffen sind.
22. Ihr Groschen galt ehemals für einen Batzen. – Eiselein, 259; Simrock, 4055.
23. Newe Groschen und newe Thaler sind Geste, wer liegende Gründe hat, halte sie feste. – Coler, 211; Nass. Schulblatt, XIV, 5.
24. Ohne Groschen kein Verstand. (Lit.)
25. So vielerlei Groschen, so mancherlei Schock. – Eiselein, 259.
26. Vier Groschen das Stück, sagt die Nonnentaxe des Papstes. – Klosterspiegel, 56, 23.
27. Vierundzwanzig Groschen machen einen Thaler.
28. Wei den Groschken nit hêget, de is des Dâlers nit werth. (Waldeck.) – Curtze, 339, 313.
29. Wenn Groschen kommt, so muss Heller auffstehn. – Herberger, I, 375.
30. Wer den Groschen nicht achtet, kommt nie zu einem Thaler. – Lohrengel, 795.
31. Wer den Groschen nicht ehrt wie den Gulden, der kommt bald zu Schulden. – Körte, 2419; Simrock, 4056; Müller, 56, 1.
Da in Oesterreich die Silbergroschen unsichtbar geworden sind, so hat Wurzbach (II, 150) folgende Fassung dieses Sprichworts für den Kaserstaat vorgeschlagen: »Wer nicht ehrt die Zehnkreuzer-Zetteln, kann zu guter letzt noch betteln.«
32. Wer einen Groschen einnimmt und vier ausgibt, braucht keine Börse.
Port.: Quem tem quatro, e gasta cinco, naõ ha mister bolsa nem bolsinho. (Bohn I, 293.)
Span.: Quien tiene cuatro, y gasta cinco, no ha menester bolsico. (Bohn I, 253.)
33. Wer einen Groschen gibt, kann wie ein Hund hinter dem Wagen laufen.
Poln.: Dasz grosz poleciesz za wozem jak pies. (Frischbier, 4273.)
34. Wer einen Groschen hat und Brot, bei dem hat's (der leidet) keine Noth.
Frz.: Qui a des pois et du pain d'orge, du lard, et du vin pour sa gorge; qui a cinq sous et ne doit rien, il se peut dire qu'il est bien. (Cahier, 1225.)
35. Wer einen Groschen spart, hat zwei verdient.
It.: Quattrino risparmiato, due volte guadagnato. (Bohn I, 123.)
36. Wer einen Groschen um Gottes willen gibt, bekommt zwei wieder.
Böhm.: Štĕdrý groš na střechu uvrže, dva mu spadnou. (Čelakovsky, 44.)
37. Wer einen Groschen und ein eitles Weib verliert, der braucht blos um sein Geld zu klagen.
38. Wer keine Groschen hat, fange keinen Streit an. (Lit.)
39. Wer vier Groschen erwirbt und fünf ausgibt, der bedarf keines Geldbeutels. – Preuss. Volksfreund (Berlin 1845).
40. Wier zem Grosche geslôn äs, kan nit zem Zwinziger werden. – Schuster, 768.
41. Wier zum Grosche' gebîren äs, kit nit zem Taler. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 698b.
42. Wo sich Ein Groschen finden lässt, muss man auch den andern suchen.
*43. Das ist der gangbarste Groschen.
Von etwas, das sehr gebräuchlich ist, einer Redensart, einer Person im Hause u.s.w.
*44. Di gale Grösche wern sich schu noch weiss wäsche. (Henneberg.)
Wird gesagt, wenn jemand eine reiche Frau genommen hat, mit gelbem, hässlichem Gesicht.
*45. Em fehlt am Grosche e Düttke. – Frischbier2, 1376.
*46. Er dreht den Groschen dreimal herum, ehe er ihn ausgibt.
*47. Er ist keinen Groschen werth. – Frischbier, 4032.
*48. Er ist nicht recht beim Groschen. (Ostpreuss.) – Frischbier, 280; Frischbier2, 2137.
Handelt, als wenn er nicht recht bei Verstande wäre.
*49. Er lässt sich um einen Groschen einen Stecken im Arsch abbrechen. (Rottenburg.)
[144] *50. Er weiss aus Einem Groschen vier zu machen.
Holl.: Hij weet vaan één' groot er vijf te maken. (Harrebomée, I, 261.)
*51. Für einen Groschen dreimal ums (um den) Leib und noch ein Ende zum Peitschenstock. – Frischbier2, 1375.
Zur Bezeichnung schlechten Rauchtabacks.
*52. Ihr Groschen gilt keinen Batzen mehr. (Nürnberg.)
Ihre Reize sind dahin, ihre Schönheit ist verblüht.
*53. Noch fer e Grosche. – Frischbier2, 1377.
Wenn jemand schimpft.
*54. Sie dreaht jeden Groscha drai mal 'rum. (Würzburg.) – Sartorius, 162.
Sie ist sehr sparsam; auch karg, geizig.
*55. Vierundzwanzig Groschen gegen einen Thaler verwechseln.
Allgemein von einer Verbindung zweier Personen, die an Werth gleich sind. Angewandt wurde es einst von einer Dame sehr treffend auf ein Mädchen, das einer ihrer vielen Liebhaber heirathete.
*56. Vom Groschen fünfzehn Pfennige ausgeben. – Mathesy, 190b.
Mehr ausgeben als man einnimmt.
It.: Chi non istima un quattrino nol vale. (Gaal, 1243.)
*57. Wann hai en Grosken in der Taske hiät, hiät hai for 'n Daler Duorst. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 83, 35.
*58. Würfe er einen Groschen aufs Dach, es fiele ihm ein Thaler herunter. – Körte, 2417; Winckler, II, 63.
Den Czechen fallen nur zwei Groschen herunter, wenn sie einen aufs Dach werfen. Die Letten sagen: Er ist solch ein Glückskind, legt er der Henne gesottene Eier unter, so kriechen gebratene Küchlein aus. Ferner: Der Glückliche darf nur einen Stein in die Höbe werfen, so fällt gleich eine Wachtel herunter. Die Franzosen sagen von einem solchen: Er ist der Sohn der weissen Henne oder wie die Venetier meinen, der weissen Gans. (Reinsberg IV, 136.)
59. A schneller Grosch ist besser als a langsamer Sechser. (Schwaben.)
60. A tummediker (immer vorhandener) Groschen ist besser wie an amuledig Rändel (Dukaten). (Jüdisch-deutsch. Warschau.)
Besser wenig und sicher als viel und selten.
61. Gew mi 'n Groschen, söä' de Jong, un denn do't sülvst. – Schlingmann, 741.
*62. Einen Groschen auf die Schwelle legen.
D.h. ihn in einem Wirthshause verzehren.
*63. Er hot nit kein Groschen bei der Neschume1.
1) Seele. – Er ist arm wie eine Kirchenmaus.
*64. Es fehlt ihm nor verzehn (14) Groschen züm halben Gülen (Gulden). (Warschau.)
Der polnische halbe Gulden hat 15 Groschen; wem also 14 fehlen, der hat blutwenig.
*65. Es geschieht alles der Groschen wahng (wegen). (Oberharz.)
*66. Es ist ein schöner Groschen, mit dem man einen Thaler gewinnen kann.
*67. Ich komm' auf meinen Groschen.
D.h. ich thaue auf.
*68. Sich ein paar Groschen machen.
Erwerben, meist mit dem Nebenbegriff; auf unredliche Weise.
Adelung-1793: Marien-Groschen, der · Johannis-Groschen, der · Groschen, der
Meyers-1905: Schirmaer Groschen · Maley-Groschen · Groschen
Pierer-1857: Schwarze Groschen · Schirmaer Groschen · Schneeberger Groschen · Zwickauer Groschen · Prager Groschen · Breite Groschen · Birminghamer Groschen · Kleine Groschen · Groschen
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