Klodebach

Wer sich will zu Klodbach nähren, muss essen Pilz' und Heidelbeeren.

Ein neuer Beleg für die Neigung des Volks, sich gegenseitig zu verspotten. (S. Eselsfresser.) Wie sich einzelne Personen untereinander necken, so auch ganze Ortschaften. Die Schlesischen Provinzialblätter (V, 616) bringen aus der Gegend von Ottmachau in Oberschlesien einige Beispiele; so erhielt von den Nachbarorten Gauers den Spitznamen Quark-Gauers, Ogen-Ziegen-Ogen, Zedlitz-Dreck-Zedlitz, das in obigem Sprichwort vorkommende Klodebach (Dorf bei Ottmachau, Kreis Grottkau, Regierungsbezirk Oppeln) Pilz-Klodebach, Schleiwitz – Süssäpfel-Schleiwitz. Der obige Spottspruch hat darin seinen Grund, dass in der Nähe von Klodebach, und zwar an die klodebacher Feldflur angrenzend, die gutbestellten Forsten der Herrschaft Bechau liegen, in denen eine Menge essbarer Pilze, Heidelbeeren u.s.w. wachsen. Arme Leute aus den nächsten Ortschaften, namentlich aber aus Klodebach, sammeln diese theils für ihren Bedarf, theils zum Verkauf auf den Markt der benachbarten Städte. Da auch die Bauern sich Pilze und Beeren durch ihre Kinder oder weiblichen Dienstboten für den eigenen Bedarf sammeln lassen, so bilden sie ein wesentliches Nahrungsmittel für die Bewohner überhaupt, und sie mögen zur betreffenden Jahreszeit häufiger auf dem Tische erscheinen, als manchem Gaumen wünschenswerth ist. (S. Kuhschmalz, Obernigk.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870, Sp. 1397.
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