1. Am marckt lernt man die Leut kennen. – Gruter, III, 5; Lehmann, II, 341, 43; Braun, I, 2574.
2. Am Markt und Handel erkennt man den Wandel. – Eyering, I, 64.
3. Auf dem Markte gibt es mehr Kälber als Ochsen.
4. Auf dem Markte gibt es nur zweierlei Kühe: tragende und solche, die eben gekalbt haben. (Gross-Tabor bei Wartenberg in Schlesien.)
5. Auf dem Markte lernt man die Leute besser kennen, als in der Kirche. – Petri, II, 13; Simrock, 6837; Sailer, 183; Körte, 4127.
Lat.: Fraus sublimi regnat in aula. (Sutor, 222.)
6. Auf dem Markte lernt man kaufen. (S. ⇒ Gebrauch 11.)
Engl.: Buy at a market, but sell at home. (Bohn II, 3.)
Span.: Comprar en feria, y vender en casa.
Ung.: Meg tanít, a' piatz vásárlani. (Gaal, 601.)
7. Auf dem Markte muss jeder auf seine Bude (Waare) achten.
Böhm.: Trhový den hled každy svého. (Čelakovský, 10.)
Poln.: Targowy dzień, pilnuj każdy swego. (Čelakovský, 10.)
8. Auf dem Markte tanzen, macht viel Staub.
9. Auf den Markt kommen, wenn die Kaufleute schon fort sind, macht arme Krämer.
10. Auf einen bösen (schlechten) Markt gehört ein guter Muth. – Simrock, 6834a.
Frz.: Il faut faire bonne mine à mauvais jeu.
Holl.: Op eene kwade markt zal men teren. (Harrebomée, II, 67a.)
Lat.: In re mala, utere animo bono. (Sutor, 170.)
[463] 11. Auf gutem Markte geht man zu Grunde.
Ital.: Le buone derrate vuotan la borsa. (Cahier, 2884.)
12. Auf kleinen Markt gehört kleiner Zoll. – Lehmann, II, 31, 51; Petri, II, 26.
Lat.: Quale forum fuerit, uictigal tale requirit. (Loci comm., 184.)
13. Auf Märkten und Kirchweihen findet ein durchläufiger Arsch allezeit genug Dreck. – Fischart, Gesch.
»Er hat nach dem sprichwort: auff Märckten vnd Kirchweyhen find ein durchläuffiger Arss allzeit genug trecks, etliche grobe Heintzen u.s.w. gefunden.« (Kloster, VIII, 219.)
14. Auf solchem Marckt solcher Zoll. – Lehmann, II, 31, 53; Petri, II, 26.
15. De immer to Marcht geit un flitig Vadder steit, den wä(r)t dat Geld nich olt in d' Tasch. (Altmark.) – Danneil, 267.
16. Der Marck wird gemeiniglich gut, der sich langsam anlest. – Lehmann, 452, 24.
17. Der Marckt lernt (lehrt) kramen (kaufen). – Gruter, III, 18; Lehmann, II, 80, 99; Petri, II, 100; Pistor., IV, 43; Lange, 1046; Körte, 4128; Simrock, 6829; Eichwald, 1279; Chaos, 133; Braun, I, 2568.
In Würtemberg: Der Markt lernt kroma. (Nefflen, 454; Michel, 260.) Es lassen sich nicht für alle Fälle Vorschriften geben; die Umstände erfordern ein selbständiges Urtheil; sie müssen oft erst zeigen, was in dem gegebenen Fall zu thun ist. »Der Markt wird einem wol lernen kauffen.« (Luther's Tischr., Append.)
Dän.: Markedet lærer os kiöbet. (Prov. dan., 443.)
Lat.: Consilium nobis resque locusque dabunt. (Ovid.) (Binder I, 219; II, 588; Philippi, I, 91; Seybold, 861; Eiselein, 450; Froberg, 94.) – Gladiator in arena consilium capit. (Seneca.) (Philippi, I, 168; Froberg, 330.) – Ipsa re experiere prope forum. – Res publica virum docet. (Philippi, II, 156.)
Schwed.: Marknan larer kiöpet. – Ondt sittia hemma och giöra kiöpet. (Grubb, 519 u. 639.)
18. Der Marckt muss den Kauff setzen. – Gruter, III, 18; Lehmann, II, 80, 100.
19. Der Mark lehrt (sagts) einem wol, wie er sein Wahr geben sol. – Petri, II, 100.
20. Der Markt blüht, die Krämer pfeifen (singen).
Holl.: De markt is over het hoogst, de kramers (oder koeboers) fluiten. (Harrebomée, II, 66b.)
21. Der Markt der Liederlichkeit ist immer offen. – Burckhardt, 329.
22. Der Markt hat ein Ende. – Parömiakon, 589.
23. Der Markt hat kein Gewissen.
Holl.: Geene conscientie in de negotie. (Harrebomée, II, 119.)
24. Der Markt ist ein Garten mit allerhand Früchten und Gewächsen.
Engl.: The market is the best garden. In London: Cheapside is the best garden. (Bohn II, 13.)
25. Der Markt ist um so besser, je mehr Schafe dort sind.
Frz.: La foire sera bonne, les marchands s'assemblent. (Leroux, II, 96.)
26. Der Markt lehrt dich's, nicht der Tempel. – Eiselein, 451; Simrock, 6838.
Ein selbständiges Urtheil wird am besten im geschäftlichen Verkehr gewonnen.
27. Der Markt setzt den Preis.
Holl.: De markt leert den prijs berammen. – Die markt zal 't u wel leeren. – Die markt zal u den kop wel zetten. (Harrebomée, II, 66b.)
28. Der Markt will seine Krämer, die Kirmes ihre Gäste.
Holl.: De kermis moet zijne gasten, en de mark zijne kooplieden hebben. (Harrebomée, II, 66b.)
29. Der Markt wird immer gut, auf den man Thoren schicken thut.
30. Der Mêrt ist's Wort und 's Maigji ist der Korb. – Sutermeister, 113.
Der Markt ist der Vorwand, um Mädchen zu sehen.
31. Die tregen Marckt werden offt die besten. – Petri, II, 146.
32. Die tregen (spaten) merckte werden gern gut. – Agricola I, 693; Franck, II, 14a; Eyering, I, 727; III, 315; Tappius, 16a; Egenolff, 263b; Petri, II, 539; Gruter, I, 21; III, 83; Lehmann, 421, 64 u. 452, 25; [464] Lehmann, II, 72, 71 u. 579, 99; Schottel, 1140a; Eiselein, 452; Sutor, 988; Simrock, 6834; Körte, 4129; Braun, I, 2573.
Holl.: Spade markten zijn gemeenlijk goede markten. (Harrebomée, II, 67a.)
Lat.: Quae sero contingunt, sed magnifica. (Philippi, II, 119; Tappius, 16a.) – Romanus sedendo vincit. (Varro.) (Seybold, 530; Binder I, 1599; II, 2377; Faselius, 225; Wiegand, 1106; Philippi, II, 159.) – Tarda et sera nimis, sed fama et laude perenni.
33. Die vom Markte kommen, wissen wol, wie es da hergeht.
Engl.: You may know by the market folks how the market goes. (Bohn II, 114.)
34. Drei leipziger Märkte und eine frankfurter Messe, jede fünf vom Hundert, machen auch zwanzig. – Fischart.
35. Ein böser Markt kommt immer zu zeitig.
Holl.: Eene kwade markt komt tijdig genoeg van zelf. (Harrebomée, II, 66b.)
36. Ein grosser marckt ist selten ohne Diebe. – Henisch, 694, 21; Petri, II, 192.
37. Einer nennt den Markt gut, der andere schlecht, je nachdem er ihm zugeschlagen. – Winckler, XIV, 6.
38. Es geht nicht jeder auf den Markt um zu kaufen.
In Russland (Bor) sagt man: Es fährt nicht jeder nach Nishnij-Nowgorod des Marktes wegen. (Altmann V.)
39. Es ist böse zu Markte gehen ohne Geld. – Petri, II, 257; Lehmann, II, 130, 173.
Holl.: Tis quaet ter merckt gaen sonder ghelt. (Tunn., 26, 9.)
Lat.: Impedit ire forum defectus denariorum. (Fallersleben, 729.)
Schwed.: Den som wil kiöpslaga vthen penningar, han skal gå på det torget der intet ar föret. – Ondt gå til torgs vthen penningar. (Grubb, 634.)
40. Es ist nicht allzeit Markt. – Altmann V, 117.
41. Es ist nichts auf dem Markte, als was man hingebracht hat.
42. Es kommen auf den Marckt vil Kälber-Häuth vnd sterben von uns vil junge Leuth.
Lat.: Mors nisi mactaret juvenes lanijque juvencos omnia stultorum plena boumque forent. (Sutor, 501.)
43. Guter Markt leert den Beutel.
Schöne und wohlfeile Waare lockt zum Einkauf.
Frz.: Il n'y a que les bon s marchés qui ruinent. (Leroux, II, 102.)
It.: Il buon mercato vuota la borsa. (Pazzaglia, 221.)
44. Guter Markt leert den Korb, füllt aber den Beutel.
45. Je später der Markt, je schöner die Leut'. – B. Auerbach, Dorfgeschichten (Stuttgart 1861), IV, 8.
46. Jeder spricht vom Markte, nachdem er dort verkauft hat.
Die Russen: Jeder rühmt den Markt, auf dem er seine Waare losschlug. (Altmann V, 430.)
Holl.: Elk spreekt van de markt, waarnaar hij verkocht heeft. (Harrebomée, II, 66b.)
47. Kein Markt ohne Dieb. (S. ⇒ Haus 306.) – Parömiakon, 299; Chaos, 1047.
48. Man bringt nicht alles zu Markte, was man verkaufen will.
Man sagt nicht alles, was man sagen kann, man würde sonst nichts für sich behalten.
Dän.: Man fører ei alt til torve, som sælges kand. (Prov. dan., 57.)
49. Man findet auf dem Markte Fett von jungen wie von alten Schafen.
50. Man findet auf dem Markte mehr Kälberhäute als Kuhhäute.
51. Man geht nicht so vom Markte fort, wie man hinkommt.
Frz.: L'en ne s'en va pas de faire comme de manhé. (Leroux, II, 255.)
52. Man muss die schlechten Märkte aushalten, bis wieder gute kommen.
Engl.: He that cannot abide a bad market deserves not good one. (Bohn II, 114.)
53. Man muss nicht alles auf den Markt bringen.
Böhm.: Ne se vším na harc. – Nechod' se vším na trh. (Čelakovský, 78.)
54. Man muss sich in den Markt schicken.
Holl.: Men moet zich naar de markt schikken. (Harrebomée, II, 67a.)
[465] 55. Man soll den Markt nicht loben (rühmen), ehe er zu Ende ist. – Gaal, 860; Körte, 4130; Simrock, 6833; Braun, I, 2572.
Der Gedanke, man soll nicht zu früh, sondern erst, nach genauer Prüfung, am Ende der Sache urtheilen, ist von verschiedenen Völkern in mannichfacher Form ausgesprochen worden. Die Franzosen sagen: Sprich nie von einem Baume, bevor du gesehen, was für Frucht er bringt. Die Russen: Lobe den Flachs nicht, bevor das Leinen gewebt ist. Die Czechen: Lobe den Monat nicht beim Anfang, den Mond nicht beim Aufgehen. Die Litauer: Lobe die junge Frau nicht, die du noch nicht überwintert hast; wenn du sie einen Winter ernährt, dann kannst du sie loben. (Reinsberg II, 86.)
Schwed.: Rosa intet marknan för än han är hållen. (Grubb, 593.)
56. Morn es Mart; bâr ke Geld hat, dâr muss wart. (Henneberg.) – Frommann, II, 408, 34.
57. Nücke Marckt sind die besten. – Petri, II, 515.
58. Spate Marckt werden gern gut. – Chaos, 680.
59. 'T Markt sett't den Kôp. (Ostfries.) – Bueren, 1085; Hauskalender, I.
60. Wammer (wenn man) üvver der Mât (Markt) geit, môss mer e Fedderchen hingerlosse. (Köln.) – Firmenich, I, 472, 12.
Man kann nicht über den Markt gehen, ohne gerupft zu werden.
61. Was kümmert's den Markt, wenn auch die Weiber zanken.
Poln.: Gniewa się baba na targ, a targ o tém nic nie wie. (Wurzbach I, 241, 145.)
62. Was mich der Marckt lehrt, das thu' ich. – Petri, II, 605.
63. Weil Markt ist, muss man kaufen. – Körte, 4131; Braun, I, 2571.
64. Wenn der Markt vorüber ist, schliesst man die Buden.
65. Wenn man auf dem Markte zu jeder Lüge pfeifen sollte, gäb's einen grössern Schall, als die grosse Orgel zu Ulm.
66. Wenn man vom Marckt kompt, ist man Klüger, als da man hingieng. – Lehmann, 273, 15.
»Dann man sihet erst, wie man betrogen worden.«
67. Wenn man vom Markte geht, lernt man die Marktleute kennen.
68. Wenn man zum Marckt schickt narn vnd frommen, so thun die Kremer Geld bekommen. – Eyering, II, 56.
69. Wenn Markt ist, muss man seine Backbirnen verkaufen.
Böhm.: V trh i pšenici prodati. (Čelakovský, 329.)
70. Wenn sich der Markt spät anlässt, wird er gut.
71. Wer auf dem Markte erzählt, darf sich nicht wundern, wenn viel Geschichten entstehen.
Jeder versteht und erzählt anders, wenn er heimkommt.
Span.: Saca lo tuyo al mercado, y uno te dirá prieto y otro blanco. (Bohn I, 255.)
72. Wer auf dem Markte singt, dem bellt jeder Hund ins Lied. – Eiselein, 452; Körte, 4133; Simrock, 6836; Lohrengel, I, 787; Sprichwörtergarten, 203; Braun, I, 2569; Masson, 282.
73. Wer auf den Markt geht, Ochsen zu kaufen, fragt nicht nach Schweinen.
74. Wer auf den Markt kommen will, muss langsam fahren.
75. Wer den Markt versäumt, dem schlägt man keinen neuen Kram auf. – Blum, 336; Gaal, 1136; Bücking, 232; Simrock, 6830; Körte, 4132; Braun, I, 2570; Reinsberg III, 7.
It.: Chi non fa quando può, non fa quando vuole. (Gaal, 1136.)
76. Wer lange auf dem Markte bleibt, macht Schulden.
An öffentlichen Orten kann man sein Geld los werden.
77. Wer sich auf den Markt stellt, dessen Wuchs beurtheilt jeder.
78. Wer vom Markte kommt, weiss am besten, was der Preis ist. – Winckler, II, 80.
Engl.: Men speak of the fair as things went with them there. (Bohn II, 91.)
Holl.: Die van de markt komen, weten den prijs. (Harrebomée, II, 66b.)
[466] 79. Wer zu spät auf den Markt geht, kommt leer zurück.
Das deutsche Sprichwort empfiehlt damit für den Zweck jedes Marktbesuchs die entsprechende Zeit zu wählen. Der Italiener hat dafür verschiedene Sprichwörter; er sagt: Auf den Fischmarkt früh, in die Fleischbank spät. Und bemerkt: Wer spät auf den Gemüsemarkt geht, bringt wenig zurück, oder macht schlechten Kauf. (Magazin, 1863, S. 604.)
80. Wie der marckt ist, also ist der zol. – Franck, I, 83a; Egenolff, 342a; Eyering, III, 554; Petri, II, 787; Eiselein, 452; Sailer, 150; Simrock, 6835; Körte, 4124.
Holl.: Tot sulker merct sulken tol. – Zulke markt, zulke tol. (Harrebomée, II, 67b.)
Lat.: Quale forum fuerit, tale vectigal requirit. (Binder II, 2717; Fallersleben, 693; Eiselein, 452.)
81. Wô e wenig Muork äs, dô sumelt sich mî. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 777.
82. Zeitig zum Markt, langsam zum Kruge. – Winckler, XV, 18.
83. Zeteler Markt kumt all Jahre man enmal. – Volksbote, IX.
84. Zu einem schlechten Markt gehört ein guter Muth. – Birlinger, 366.
85. Zu einem schlechten Markt gehört ein guter Schluck (Trank).
Frz.: A meschante foire bonne chère et bien boire. (Leroux, II, 96.)
86. Zu Markt kommen, wenn die Kaufleute fort sind, macht arme Krämer.
Holl.: Naar de markt te komen, als de kooplieden weg zijn, maakt arme kramers. (Harrebomée, II, 67a.)
*87. Auf dem wohlfeilsten Markte kaufen.
Von werthlosen Sachen sagt man, sie sind auf dem »wohlfeilsten Markte« gekauft.
*88. Auf einem andern Markte einkaufen.
Von einem eifersüchtigen, argwöhnischen Ehemann, der sein Kind nicht ähnlich findet, sagt Abraham a Sancta Clara: Er glaubt stets, seine Frau habe auf einem andern Markte eingekauft.
*89. Auf solchem Markte ist (zahlt man) solcher Zoll. – Eiselein, 656.
Lat.: Quale forum fuerit, vectigal tale requirit. (Sutor, 560.)
*90. Da bin ik schön to Markt brögt. (Holst.) – Schütze, III, 82.
Da bin ich schlimm wieder weggekommen, da habe ich schlecht eingekauft.
*91. Dä ess von alle Mäede widderkumme. (Bedburg.)
Hat Erfahrung, Weltkenntniss, ist durchtrieben.
*92. Da käm' ich schön zu Markt. (Meiningen.)
Da würde ich übel ankommen.
*93. Das war mein bester Markt.
Frz.: Il n'en a pas eu meilleur marché. (Leroux, II, 102.)
*94. Der marckt hat es nit besser geben. – Tappius, 124b.
*95. Der marckt wirt dichs wol lernen. – Agricola I, 247; Gruter, I, 16; Eyering, I, 494; Egenolff, 131b; Sutor, 125; Körte, 4333a.
*96. Der Markt hat ein Ende. – Parömiakon, 589.
*97. Der Markt ist noch nicht verlaufen.
*98. Einen bösen Markt halten.
Mehr Schaden, als Gewinn haben.
*99. Einen kalten Markt bekommen. – Theobaldi, Hussitenkrieg, I, 24.
*100. Einen übeln Markt anrichten. – Parömiakon, 3170.
Böses anstiften.
*101. Er bringt auch etwas zu Markte.
Holl.: Ook wat ter markt brengen. (Harrebomée, II, 67a.)
*102. Er hat auf diesem Markte die beste Waare ertappt. – Parömiakon, 1405.
Wer das Beste von etwas davongetragen hat.
103. Er hat die Märkte besucht.
Er weiss, wie es in der Welt zugeht, hat sich in der Welt umgesehen, kennt die Menschen.
Frz.: Cet homme a hanté les foires. (Lendroy, 866.)
*104. Er hat noch nicht alle Märkte besucht.
Er hat noch viel zu lernen, noch manche Erfahrung zu machen.
Frz.: Il ne sait pas toutes les foires de Champagne. (Lendroy, 567.)
*105. Er ist von allen Märkten zu Hause gekommen.
Ein Herumtreiber, Vagabund.
*106. Er macht nicht lange Markt mit ihm.
[467] *107. Es kummt auf a brasler Markt. (Umgegend von Breslau.)
Wird durchgebracht, unterschlagen, übel verwandt. (S. ⇒ Klein-Breslau.)
*108. Et fangt up dem Markte an un brennet de hêle Strât hendâl. – Richey, 161.
Wenn man etwas einschluckt, das vom Munde bis in den Magen hinabbrennt.
*109. Etwas auf dem Markte erzählen.
Wo es sofort allgemein bekannt wird. Die Araber sagen zu jemand, der sein Geheimniss allgemein bekannt sieht: Du hast das einem Mekkareisenden erzählt. (Reinsberg VI, 99.)
*110. Etwas zu Markte bringen. – Mathesy, I, 135a.
»Was vor Frede erlabt ma nich a fleissigen und gehursamen Kindern, die ihre Sachen su geschickt wissen zu markte zu bringen.« (Keller, 165b.)
*111. He hett ên gôd Mark hett. – Dähnert, 298b.
Er hat einen guten Handel getroffen.
*112. He is von allen Märkten torüggkommen. (Holst.) – Schütze, IV, 267; Schlingmann, 1000.
*113. Ik haww'et up dem Markede inkoft. (Marsberg.) – Firmenich, I, 321, 7.
Nämlich ein gewisses Gebrechen.
*114. Je nachdem der Markt ist.
Holl.: Al naardat de markt is. (Harrebomée, II, 66b.)
*115. 'S koan ne jeder uff a brasler (breslauer) Morgkt ziehn. (Schles.)
*116. Sich einen Markt machen. – Weinhold, 60.
Ein Vergnügen.
*117. Wat kuom îk niu to Moate. (Hamm.)
*118. Wie's der Markt gibt.
Dän.: Alt efter markedsgang. (Prov. dan., 243.)
119. Auf dem Markt und im Handel hat jeder frei Wandel.
It.: In piazza e in mercato ognuno è licenziato. (Giani, 1330.)
120. Auf den Markt gehört gute Waare und Gewinn mit Fug, aber kein Betrug.
121. Der Markt wird gekehrt und die Lauben bleiben. (Hirschberg.)
Wo Ordnung und Reinlichkeit nur da erhalten werden, wo es in die Augen fällt, während da, wo es weniger bemerkt wird, das Gegentheil herrscht. Das Fegen des Marktes ist an gewissen Tagen polizeilich geboten, die Reinhaltung der Lauben und des Platzes vor dem eigenen Hause ist mehr dem Anstandsgefühl der Hausbesitzer überlassen.
122. Ehe der Markt aus ist, gibt es noch mehr selben Kofents zu kaufen. – Bechstein, Michel, 34.
123. Man muss auf einem Markte gewinnen, was man auf dem andern verloren.
Die Russen: Man muss in Petersburg gewinnen, was man in Moskau verliert. Vielleicht kann dies Sprichwort auch den russischen Instanzengang im Auge haben.
124. Märkte und Maultaschen sind nicht gleich. (Wien.)
125. Wenn der Markt leer ist, wie soll man im Kramladen was finden?
Die Russen: Wenn Nishnij-Nowgorod es nicht voll hat, so muss Bor gar darben. (Altmann V, 124.)
126. Wie der Markt, so der Preis.
Lat.: Quale forum, tale vectigal.
127. Zu kleinem Markt ein kleiner Korb.
*128. Das lasst er nicht auff dem Markt aussruffen. – Theatr. Diabolorum, 345b.
*129. Dass er am kalten Marckt besteh. – Hans Sachs, Schwänke, 171.
Wenn jemand übervortheilt worden ist.
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