Mühlstein

1. Der härteste Mühlstein läuft sich das rauhe Korn ab.

Dasselbe geschieht mit der stärksten Menschennatur.


[757] 2. Der Mühlstein dreht sich immerdar, und er braucht nichts das ganze Jahr.

Böhm.: Žernovy samy nejedí, a lidem mouku dávají. (Čelakovsky, 55.)


3. Der Mühlstein, welcher unten liegt, mahlt auch.

Dän.: Den qwernsteen maler og som under ligger. (Prov. dan., 402; Bohn I, 354.)

Engl.: The lower mill-stone grinds as well as the upper. (Bohn II, 113.)


4. Ein guter Mühlstein zerreibt alles Mahlgut fein (klein).

Böhm.: Dobré žernovy všecko zmelí. (Čelakovsky, 189.)


5. Einen Mühlstein wirft man nicht weit.

Holl.: Een molensteen is kwalijk ver te werpen. (Harrebomée, II, 95a.)


6. Gute Mühlsteine (Zähne) zermalmen alles Korn.


7. Ich sehe so tief in einen Mühlstein als ein anderer.Simrock, 7137.

Engl.: I can see as far into a mill-stone as another man. (Bohn II, 475.)


8. Mühlsteine werden nicht mosig.Mayer, I, 35; Braun, II, 557; Masson, 352.


9. Twe harde Molensteine khonen nicht wohl thosamen malen (alse men jm sprichworde seckt).Kantzow, 171.


10. Wer nicht selbst zwischen zwei Mühlsteinen steckt, weiss nicht, wie einem das Schinden thut.


*11. Eher wird ein Mühlstein fliegen und sich das Glas wie eine Sende biegen.Parömiakon, 358; Judas der Erzschelm, I.


*12. Er hat einen Mühlstein am Halse.

Hat ein Weib, Haussorgen, ist zum Untergange belastet.


*13. Er will die Mühlsteine schwimmen lehren.

Holl.: Hij wil de molen steenen leeren zwemmen. (Harrebomée, II, 95b.)


*14. In einen Mühlstein hineinsehen.

»Es wird immer genug Ueberweise und Naseweise geben, die tiefer als gewöhnliche Sterbliche in einen Mühlstein hineingucken können.« (Breslauer Zeitung, 1865, Nr. 401, S. 2302.)


*15. Sich zwischen zwei Mühlsteine legen.

»Der Freundt zertrag vnd hinderlieg vnd Finger zwischen Angel dieg, die werden offt geklembt daruon als dem der zwischen Mühlstein leit, geschiht.« (Brandt, Nsch., 7, in Kloster I, 265.)


*16. Sie ist ein wittenbergischer Mühlstein, der dem Mehl Sand zugibt.Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 119.

Von einer vermittelnden Frau, weil zwei harte Steine nicht fein mahlen.


[Zusätze und Ergänzungen]

17. Abgenutzte Mühlsteine und grosse Manschettenknöpfe sind schwer zu verwenden.


18. Der untere Mühlstein ist zum Mahlen so nöthig wie der obere.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
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