1. Aha, das ist ein ander Korn, sagt der Müller, hat in ein Mausbemmerl bissen. (Rott-Thal.)
2. Am eigenen Korn sieht man wol, wenn des Nachbars Roggen reif ist. – Altmann VI, 433.
3. Aus einem kleinen Korn wird eine grosse Staude. – Reinsberg III, 126.
4. Aus schlechtem Korn wird kein gut Mehl (Brot).
Frz.: De mauvais grains jamais bon pain. (Leroux, I, 50.)
5. Danach einer Korn in die Mühle trägt, danach bringt er Mehl heim. – Altmann VI, 431.
[1540] 6. Das beste Korn entgeht dem Flegel nicht. – Parömiakon, 1416.
7. Das beste Korn ist unfruchtbar, wenn es auf schlechten Boden fällt.
8. Das ist ein ander Korn, hat der Schwab gesagt, als er auf Mausbollen gebissen. – Eiselein, 391.
9. Das ist ein ander Korn, sagt Mehlhorn. – Braun, I, 1962.
10. Das ist ein ander Korn, sagte der Müller, und fuhr ledig heim.
11. Das Korn bleibt auch nicht immer grün. – Simrock, 5878a.
12. Das Korn geht von Hand zu Hand, kommt aber zuletzt in die Mühle. – Burckhardt, 122.
Er mag es noch so schlau anfangen, noch so oft durchschlüpfen, er wird endlich doch erwischt werden und in die Hände seines Feindes, Richters, Verfolgers u.s.w. fallen.
13. Das Korn gesäet und Gott vertraut.
14. Das Korn ist wie der Same.
15. Das Korn mag wie es will gerathen, das früh Saat (die Frühsaat) geht vor dem spaten. – Bücking, 158; Blum, 228; Simrock, 5870.
Auch: In den frühesten Jahren schon soll man anfangen zu sparen, soll man den Keim zur Tugend legen; mit der Morgenröthe soll man sein Tagewerk beginnen, zeitig soll man Hülfe bei Krankheit suchen.
16. Das Korn muss auf die Tenne.
Frz.: A la granche vet li biez (à la grange va le blé). (Leroux, I, 38.)
17. Das Korn scheidet sich von der Spreu.
18. Das Korn verjagt der Wind nicht, aber die Spreu.
Böhm.: Zrno tone, pléva pluje; proto předce plévou sluje. (Čelakovsy, 166.)
19. Das Korn wird alle Jahr einmahl reiff. – Petri, II, 67.
20. Dat is'n anner Körn, sär de Bûr (Müller), dôr bêt he dörch ênen Mûsekätel. – Hagen, 97, 5; für Münster: Firmenich, I, 297, 15; Eichwald, 1114; Kern, 347; Frommann, VI, 425, 20; Bueren, 360; für Meurs: Firmenich, I, 403, 189; für Iserlohn: Firmenich, III, 185, 19; Woeste, 63. 19; für Mecklenburg: Günther, III; Raabe, 75; Hoefer, 760; hochdeutsch bei Simrock, 5872.
21. Dat Kôrn ingestâwet, de Hâwer ingekleiwet. (Waldeck.) – Curtze, 316, 35.
In Oberschwaben: »A so, des ist ann anders Koarn, hat der Müller gsait und hot in ann Mausdreck bissa.« – (Birlinger, 312.)
22. De sick in Korn un Brannwin besuppt, de is'n Swin. (Ostfries.) – Eichwald, 1897; Frommann, VI, 284, 737.
23. Dem Korn im Thau gleicht am Sonntag die Frau.
24. Dem Korn unter dem Schnee thut die Kälte nicht weh.
Die Spanier: Das Korn ruht unter dem Schnee wie der Greis unter dem Pelze. Die Russen: Dem Korn ist ebenso behaglich unter dem Schnee, wie dem Greise unter dem Pelze. In Toscana heisst es in Bezug auf die Saat: Unter Wasser der Hunger, unter Schnee das Brot. In der Lombardei: Unter dem Schnee ist's Mehl. (Reinsberg VI, 29.)
25. Der eine bringt 's Korn zur Mühle, der andere holt 's Mehl.
26. Det Kîren, dâd ed um Mariendâch1 bewînt, dât hîscht bä'm kniede nit vil Wasser. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 19.
1) Mariä Verkündigung.
27. Die Körner rascheln weniger als das Stroh. – Altmann VI, 449.
28. Ein Korn füllt den Sack nicht, aber es hilft ihn füllen.
Port.: Hum grão não enche o celeiro, mas ajuda a seu companheiro. (Bohn I, 280.)
Span.: Grano no hinche harnero, mas ayuda á su compañero. (Bohn I, 223.)
29. Em schmekt det Kîre net, i et réiw äs. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 717.
30. Erwachsen Korn gibt kein gut Brot.
Frz.: De mauvais grains jamais bon pain. (Masson, 23.)
[1541] 31. Es ist besser, dass wir aufs Korn warten, als das Korn auf uns.
32. Es ist kein Korn ohne Spreu. – Gaal, 1035.
Es ist nichts so gut, es klebt ihm etwas Schlechtes, Mangelhaftes, Unvollkommenes an.
33. Es kommt nicht alles Korn in die Scheune.
34. Es wird viel Korn gedroschen, das nicht in die Tenne kommt. – Altmann VI, 497.
35. Fört en Foier Koren (Fuder Korn) weg, sau kümmt en Foier Weiten (Weizen) weder. (Hannover.) – Schambach, I, 104.
36. Geräth das Korn auf dem Sande, so wird Theuerung im Lande. – Orakel, 1144.
37. Gut Korn geht nicht verloren. – Simrock, 5871; Körte, 3504.
38. Gut Korn gibt gut Brot.
Frz.: Bon grain fait bon pain. (Kritzinger, 356a.)
It.: Buon grano fà buon pane. (Pazzaglia, 262, 1.)
39. Gut Kôrn up dem Sande giww't Kummer im Lande. (Westf.) – Boebel, 143.
40. G'wünscht's Kôrn geit (gibt) ke Mahl. (Franken.) – Frommann, VI, 319, 237.
41. Hast du weidlich Korn im Stroh, so leb' in dulci jubilo. – Eiselein, 391.
42. Hawwe ick kenn Kôrn in Feld, dann brûke ick auck kenne Schniddere. (Waldeck.) – Curtze, 340, 328.
43. Hohes Korn zu Sanct-Gürgen wird Gutes verbürgen. – Reinsberg VIII, 125.
44. In Kôrn oder Branwîn, de sick besüppt, de is'n Swîn. (Ostfries.) – Frommann, VI, 284, 737.
45. Je dürer (theurer) das Korn, desto knausiger is de Bur. (Rendsburg.)
46. Je reifer das Korn, desto leichter fällt es aus. (Wend. Lausitz.)
47. Jedes Korn hat seine Hülse (Kleie, Schale, Spreu, Stroh).
Frz.: Chacun grain a sa paille. (Leroux, I, 49.)
Holl.: Alle graan heeft zijne zemelen. (Harrebomée, I, 255b.)
48. Kein Korn ohne Spreu (Streu). – Gaal, 1035; Simrock, 5875; Körte, 3506; Braun, I, 1959; Reinsberg II, 75.
Engl.: Every grain hath his bran. (Gaal, 1035.)
Frz.: Nul grain sans sa paille. (Leroux, I, 50; Kritzinger, 356a.)
Holl.: Geen koren zonder kaf. (Bohn I, 318.) – Onder alle koren is kaf. (Harrebomée, I, 439b.)
It.: Ogni grana ha la sua semola. (Gaal, 1035.)
Ung.: A' legszebb búzának is van allya. (Gaal, 1035.)
49. Kein Korn so rein, es ist Gesäme drein.
Holl.: Onder het beste graan vindt men wel onkruid. (Harrebomée, I, 255b.)
50. Kommt das Korn an die Wied und das Heu ans Seil, so ist es fahrende Habe. (S. 57 und Fackel 7, Fahrbahn, Haus 196.) – Graf, 64, 6.
Mhd.: Wan daz korn an di wid kompt und daz höw an di birling so ist ez dan varnde hab. (Grimm, I, 276.)
51. Korn auf dem Boden treibt keine Aehren.
52. Korn auf dem Sand bringt Hunger ins Land.
53. Korn bezahlt man oft und hat dann Spreu im Sacke. – Sprichwörtergarten, 105.
54. Korn bleibt gleichwol Korn, obschon Raden bey jhm sindt. – Nigrinus, Vorr. 43b.
55. Korn dauert nicht so lange als Stroh.
Frz.: Bon grain périt, paille demeure. (Cahier, 821.)
56. Korn umb saltz. – Franck, I, 58b; Blum, 536; Lehmann II, 315, 66; Siebenkees, 225; Körte, 3503; Simrock, 5869.
Es ist billig, Gutes mit Gutem, Gefälligkeit mit Gefälligkeit zu vergelten.
57. Korn und Haber weicht mit der Gabe. (S. 50.) – Graf, 64, 5.
Bei manchen Dingen war es zweifelhaft, ob sie zu liegendem Gut oder zur Fahrhabe gehörten, und dennoch war, wie z.B. bei Entrichtung des Todfalls (s. ⇒ Fall 6), eine Entscheidung darüber nothwendig. (S. ⇒ Haus 196.) Die Feldfrüchte wurden nun im allgemeinen zur Fahrhabe gerechnet. Das obige Sprichwort bestimmte jedoch den Zeitpunkt, von dem aus es bei bestimmten Fruchtgattungen geschah, der mit der Ernte zusammentraf. Erst mit der Garbe wurde das Getreide Fahrhabe, so lange es irgendwie im Zugammenhange mit dem Boden stand, gehört es zu diesem als dessen »Kopf und Zweig« [1542] und war unveräusserlich. Und dies galt auch von andern Bodenerzeugnissen. (S. ⇒ Wein.) Auf Rügen: Korne vnd Have wickt mit der Garve. (Normann, 83.)
58. Korn und Horn gehen miteinander.
Mit den Getreidepreisen fallen und steigen auch die Viehpreise.
Engl.: Corn and horn go together. (Bohn II, 81.)
59. Korn unterbrenna, Haber unterschwemma. (Deisslingen.) – Birlinger, 622.
Korn (Roggen) soll man bei trockener, Hafer bei nasser Witterung säen.
60. Körner geben Haufen. – Klix, 33.
61. Man drischt das Korn nicht um der Spreu willen. – Altmann VI, 388.
62. Man find kein Korn ohne spreur. – Lehmann, 506, 42.
63. Man kan (muss) das Korn nicht essen, das noch nicht (ehe es) gesäet ist. – Lehmann, 849, 7; Blum, 738; Simrock, 5876; Braun, I, 1962; Reinsberg IV, 25.
64. Man muss das Korn schwingen, ehe man es in die Mühle, und seine Kinder, ehe man sie in die Welt schickt. – Altmann VI, 394.
65. Man muss dass Korn wegen der Sprewr nicht wegwerffen. – Lehmann, 517, 10.
Lat.: Utile per inutile non vitiatur. (Binder, II, 3457.)
66. Man muss Korn in die Scheune sammeln, wenn Ernte ist.
Holl.: Vergader graan in uwe schuren; de oogst zal toch niet eeuwig duren. (Harrebomée, I, 255b.)
67. Man muss sein Korn nicht von einem Reichen kaufen und nicht seinem Freunde verkaufen.
It.: Non vender all' amico, ne comprar grano dal ricco. (Pazzaglia, 62, 11.)
68. Man soll sich über sein Korn nicht eher freuen, bis man es auf dem Boden hat.
Dän.: Roos ei kornet i blade, før du har det i lade. (Prov. dan., 479.)
69. Me sell's Chorn ybore-n-und der Rogge n- ysohle. (Solothurn.) – Schild, 102, 28.
Ausser im Aargau und Wallis, wo man Roggen damit bezeichnet, wird unter Korn Dinkel (Triticum spelta L.) verstanden. Diese Getreideart wird auf festen, scholligen und rissigen Boden gesäet, der Roggen dagegen in lockeres Erdreich, das nachher gewalzt wird. Das Sickern des »Korns« (Dinkels) zwischen die Erdschollen und in die Erdrisse heisst »einbohren«, das Einwalzen des Roggens »einsohlen«. In den Vereinigten Staaten Nordamerikas wird unter Korn Mais verstanden. Ueber die Bezeichnung der verschiedenen Getreidearten durch das Wort Korn vgl. Grimm, V, 1816.
70. Nicht aus allem Korn wird Mehl.
Frz.: En la bouche de l'homme ayant faim n'entre de fourment chascun grain. (Bovill, II, 145.)
Lat.: Haud omne frumenti granum intrat in homiuis palatum. (Bovill, II, 145.)
71. Reifes Korn fällt selber aus der Aehre.
Böhm.: Zralé zrní samo se z klasu sype. (Čelakovsky, 264.)
Wend.: Zrališe žito lóžo so roni. (Čelakovsky, 214.)
72. Säe Korn Aegidi (1. Sept.). (S. ⇒ Säen.) – Petri, II, 517; Boebel, 44.
73. Schlechtes Korn reichet nicht.
Macht den Landmann nicht reich.
Frz.: De meschant grain trésor vain. (Leroux, I, 40.)
74. Schön Korn im Sande gibt Theurung im Lande.
Weil nur in sehr nassen Jahren das Getreide im Sandboden geräth, während solche eine allgemeine Misernte zur Folge haben.
75. Soll gedeihen Korn und Wein, muss im Juni Wärme sein. (Koblenz.) – Boebel, 99.
Span.: Siembra trigo en barrial, y pon viña en cascajal. (Bohn I, 257.)
76. Twîlöpsch Kôren gift slechte Waare. (Göttingen.)
Korn was nicht gleichzeitig aufläuft.
77. Ungesäetes Korn macht Ungewisse Ernte. – Eiselein, 391.
Holl.: Ongezaaid koren maakt een' ongewissen oogst. (Harrebomée, I, 440.)
78. Unser Korn soll noch reif werden. – Eiselein, 391.
79. Van gôd Korn soll ick völ van, sä de Müller. (Ostfries.) – Hauskalender, III.
80. Viel kleine Körner machen einen Haufen, viel kleine Vögel einen Braten.
81. Viel Körner machen einen (grossen) Haufen. – Simrock, 5873; Körte, 3505; Braun, I, 1958; Reinsberg III, 16.
[1543] Engl.: Many a little makes a mickle. (Körte, 3505.)
Poln.: Ziarnko do ziarnka a będzie miarka. (Lompa, 36.)
82. Von allem Korn, das man zur Erde säet, geht der Zehent ab. (S. ⇒ Pflug.) – Graf, 122, 322.
Die frei willigen milden Gaben der Landbebauer an die Kirche wurden später zu Zwangsleistungen unter dem Namen Zehent.
Westgoth.: Aff all thae korn man sa til iorth skal tiunda aff.
83. Von bösem Korn wird kein gut Brot. – Grubb, 4.
84. Wächst das Korn im Januar, wird es auf dem Markte rar. – Boebel, 73.
85. Wann 't Kären wuorpet werd, blift't Kaff vor to liggen. – Lyyra, 194.
86. Was das Korn gilt, weiss man erst, wenn man einige mal betrogen worden.
87. Was ich am Korn verliere, gewinn' ich am Speck, sagte der Bauer, als seine Schweine im Getreide gingen (wühlten).
Holl.: Dat ik aan het koren verlies, zal ik aan het spek wel weêr vinden, zei de boer, en zijne varkens liepen door het koren. (Harrebomée, I, 439a.)
88. Was nützt das Korn auf der Mühle, wenn nicht gemahlen wird.
Holl.: Wat baat het, veel koren ter molen te brengen, zoo de molen gebroken zijnde, het niet breken kan? (Harrebomée, I, 440.)
89. Was nützt das Korn, wenn's die Mäuse fressen.
Nicht angewandter Ueberfluss.
Böhm.: Nač hromada žita, pakli se neji. (Čelakovsky, 169.)
Ill.: Čemu bi hàrpa žita, kad se nebi jela. (Čelakovsky, 169.)
90. Wenig Körner, viel Dörner.
Die Noth sticht von allen Seiten.
91. Wenn auch nur Ein Korn Wurzel fasst, so bringt es ein paar Aehren.
92. Wenn das Korn auf dem Felde steht, gehört es Gott; wenn's auf dem Boden liegt, den Juden und Müllern.
Holl.: Als het koren op het veld staat, behoort het God en zijnen heiligen; als het op de koren zolders is, kan men het niet krijgen zonder geld. (Harrebomée, I, 439a.)
93. Wenn das Korn bei vollen Scheuern aufschlägt, fällt es bei leeren wieder. – Simrock, 5878; Orakel, 1145.
94. Wenn das Korn gedeiht up'n San'n (Sande), wârd düer Tîd in'n Lan'n (Lande). (Mecklenburg.)
95. Wenn das Korn gedeyet auff dem Sande, so ist Hunger im Lande. – Petri, II, 631.
96. Wenn das Korn misrathen ist, so soll man Gott für das Stroh danken.
Frz.: Faute blé on mange de l'avoine. (Cahier, 223.)
97. Wenn das Korn reif ist, kommt's in die Scheune (oder: unter den Flegel).
Frz.: A la grange va le blé. (Cahier, 825.)
98. Wenn das Korn wohlfeil ist, so sind die fische thewer. – Henisch, 1116, 21; Petri, II, 852.
99. Wenn das Korn wolfeil ist, sol mans zu rath halten. Mathesius, Historia, XXXIIa.
100. Wenn dir das Korn nicht gehört, so bleibe nicht dabei stehen, wenn es gemessen wird. – Burckhardt, 89.
Du bekommst sonst Staub in Augen und Haar, und musst dich abmühen, ihn wieder herauszubringen, d.h. du wirst es stets bereuen, dich in fremde Geschälte gemischt zu haben.
101. Wenn es Korn gibt, wird auch das Mass nicht fehlen.
102. Wenn Gott Korn gibt, so gibt er keine Trespe.
Die Russen: Das Korn, das Gott gibt, ist schon verlesen. (Altmann VI, 407.)
103. Wenn kein Korn auf dem Mühlstein ist, zerreibt er sich.
104. Wenn man bös Korn nicht bald mühlet, so fliegt es aus. – Eiselein, 391.
105. Wenn man das Korn nicht rührt und umschlägt, fressen es die Würmer. – Parömiakon, 2270.
106. Wenn man das Korn nicht umrührt, so verdirbt es. – Parömiakon, 2106.
107. Wenn man Korn isset, Korn trinckt vnd Korn anzeucht, so wird jhm zuviel auffgelegt. – Petri, II, 667.
Von Leuten, die von ihren Lehngütern leben.
[1544] 108. Wenn man von Korn spricht, sieht der Müller nach dem Winde. – Altmann V, 75.
109. Wenn 't Kôren wolfäle is, sau is de Sack düer; un wenn 't Kôren düer is, sau is de Sack wolfäl. – Schambach, II, 667.
Wenn das Korn (Roggen) gut geräth, so pflegt der Flachs zu misrathen; geräth aber der Flachs, so pflegt das Korn zu misrathen.
110. Wenn's im Chorn i d' Hose regnet, so git's Brang. (Solothurn.) – Schild, 106, 60.
Wenn es zur Blütezeit dem Korn in die Hosen (Blütenspelzen) regnet, so soll sich Fruchtbrand bilden.
111. Wer aus Korn Gold machen will, dem macht Gott Spreu daraus.
Gegen die Getreidewucherer.
112. Wer das Korn am Wege und die Jungfern in der Kirche abschätzt, wird betrogen.
113. Wer das Korn brav drischt, bekommt viel Körner. – Sprichwörtergarten, 15.
Das Dreschen allein thut's nicht; es kommt alles darauf an, wie gedroschen wird. So bei jedem Geschäft.
114. Wer das Korn nicht sichtet, verdirbt sich die Aussaat.
115. Wer eine Hand voll Korn zu sehen beut, der beut den ganzen Hauffen feil. – Petri, II, 702.
116. Wer gut Korn säet, der bekommt gut Brot.
It.: Semina buon grano et haverai buon pane. (Pazzaglia, 345, 4.)
117. Wer gutes Korn ernten will, darf keine Trespe säen.
Die Russen: Säe nicht Kukuruzen (Mais), wenn du Reis ernten willst. (Altmann. V, 98.)
118. Wer kein Korn säet, dem trägt der Acker Disteln.
Engl.: The brain that sows not corn, plante thistles. (Bohn II, 3.)
119. Wer Korn auf den Stein schüttet, bekommt Mehl zurück.
120. Wer Korn inholt, dem fluchen die Leut. – Petri, II, 730.
121. Wer Kôren nâ 'r Möhle bringt, môt 't ôk mahlen lâten, segt de Klickemöller. (Hildesheim.) – Hoefer, 610.
122. Wer nachts Korn stiehlt, verschuldet den Galgen. – Graf, 365, 464.
Am Tage verübt, galt der Getreidediebstahl bei unsern alten Vorfahren als Raub, und ging nicht an den Hals, sondern nur an die Hand; und wenn der Raub auch am Leben gestraft wurde, so geschah es nicht durch den schimpflichen Galgen, sondern durch das weniger entehrende Schwert oder Beil. (S. ⇒ Hauen 8.)
Mhd.: Swer des nachtis korn gtilt, der verschuldet den galgen. (Sachsenspiegel, II, 39, 1.)
123. Wer nicht nach Korn geht im Ôst (August), läuft nach Brot, wenn's viel kost't. – Nass. Schulbl., XIV, 5.
124. Wer 's Korn beim Fürhaupt anschaut und die Menscher (Weibsleut) beim Tanz, der ist betrogen. (Rott-Thal.)
125. Wer sein Korn will gut und rein, muss selber bei dem Mahlen sein.
Lat.: Ades tritico, dum molitur, tuo. (Philippi, I, 7.)
126. Wer zu viel Korn hat, stell' sich Mäuse ein, und wer zu viel Geld hat, fange Processe an. – Mayer, II, 83; Simrock, 8106; Lohrengel, I, 868.
Böhm.: Kdo mnoho žita má, at si myší nasadí, kdo mnoho penĕz, aff se soudí. (Čelakovsky, 348.)
Frz.: De mauvais grains jamais bon pain. – Qui sème bon grain, recueille bon pain. (Leroux, I, 50.)
127. Wie das korn ist, so das (gibts) Mäl. – Fischart, Bkb. (1581), 35b; Eiselein, 391; Simrock, 5874; Reinsberg VIII, 62; Braun, I, 1963.
Aehnlich russisch Altmann VI, 485. »Wie das Korn ist, so geit es Mehl, kein gutes Leder ein faules fehl (Fell)«. (Kirchhof, Wend Vnmuth, I, 582.)
128. Wo das Korn fehlt, nützt das Dreschen nicht viel. – Altmann VI, 405.
129. Wo das Korn zum Worfeln fehlt, was nützt da die Schaufel. – Reinsberg IV, 124.
130. Wo es an Korn fehlt, bäckt man aus Baumrinde Brot.
131. Wo es Korn gibt, wird das Stroh gedroschen.
Ich hörte dies Sprichwort von Deutschen in Neuyork, wo es angewandt wurde, um zu sagen, dass man die [1545] Anwesenheit der Jenny Lind benutze, um reiche, aber unwissende Menschen zu behumbugen und ihnen etwas Geld abzunehmen.
132. Wo kein Korn ist, da ist auch kein Brot.
*133. Auf seine Mühle bringt ein jeder Korn.
Engl.: All bring grist to your mill. (Bohn II, 163.)
*134. Aus dem Korn wird noch lange kein Mehl. (Grünberg.)
*135. Das ist ein ander Korn. – Mayer, II, 4.
Das ist eine andere Sache. In Würzburg: Dess is an annersch Korn. (Sartorius, 170.)
*136. Das ist Korn auf seine Mühle.
Holl.: Dat is koorn op zijn molen. (Harrebomée, I, 439a.)
*137. Das ist so gut wie Korn auf dem Boden.
Es ist so gut wie baar Geld.
Frz.: C'est du blé en grenier. (Lendroy, 857.)
*138. Das Korn aus dem Sacke verlieren. – Reinsberg IV.
*139. Das Korn dreschen, um die Spreu zu gewinnen. – Altmann VI, 512.
*140. Das Korn eingeernten (eingesiebt), den Hafer eingekneten.
*141. Das Korn essen, eh' es gesäet ist. – Eyering, I, 319; Schottel, 1121a; Sutor, 421; Sailer, 269.
Den Lohn verzehren, ehe man die Arbeit macht.
*142. Das Korn fällt noch nicht aus.
Die Sache eilt nicht. Der Ton auf das.
*143. Das Korn säen um der Mäuse willen. – Altmann VI, 516.
*144. Das Korn walket. (S. ⇒ Schaf.)
In der Schweiz, wenn der Wind es in wogende Bewegung setzt. (Vgl. Sutermeister, Erntesitten in der Schweiz in den Grenzboten, 1865, Nr. 41, S. 595.)
*145. Dorch Koren un Flass kören1. (Hannover.) –
1) Auch keddern = reden, namentlich traulich reden, plaudern, oberdeutsch kosen, kusen, kusern. (Vgl. Frommann, II, 512, 15.) Die Redensart wird von jemand gebraucht, der wirr durcheinander redet, und namentlich auch von Betrunkenen, da diese alles durcheinandermischen. Daher weil Korn und Flachs so viel als möglich rein gehalten werden.
*146. Du fragst nicht, was das Korn jetzt gilt. – Eyering, I, 776.
*147. Einen aufs Korn nehmen. – Meinau, 216.
*148. Er drischt Korn in fremder Scheune.
Verletzt die eheliche Treue.
Holl.: Hij dorscht koren in eens anders schuur. (Harrebomée, I, 439b.)
*149. Er hat auch noch jung Korn auf dem Felde.
Holl.: Hij heeft ook nog jong koren te veld. (Harrebomée, I, 439b.)
*150. Er hat eigen (selber) Korn im Felde.
Holl.: Hij heeft zelf koren te veld. (Harrebomée, I, 439b.)
*151. Er hat Korn auf dem Boden. (Köthen.)
Er hat zuzusetzen.
*152. Er hat mich auf dem Korn.
Ich hin der Gegenstand seiner Beobachtungen, Neckereien, Nachspürungen, Beleidigungen. Von Schiessgewehren entlehnt. In Würzburg: Een' auf'n Korn haba. (Sartorius, 170.)
*153. Er hat schlechtes Korn erbaut.
*154. Er hat sein Korn vertrunken, ehe es in die Scheune gekommen ist.
Dän.: Han har drukket kornet op paa ageren. (Prov. dan., 126.)
*155. Er kümmert sich nicht darum, was das Korn gilt.
Holl.: Hij laat er zich niet aan gelegen liggen, wat het koren geldt. (Harrebomée, I, 439b.)
*156. Er misst alles Korn mit seinem Scheffel.
Beurtheilt alle Leute nach sich.
Engl.: You measure every one's corn by your own bushel. (Bohn II, 170.)
*157. Er steckt die Körner noch einmal ins Stroh.
*158. Er will Korn und Wein behalten, bis Sanct Gregorius auf einem falben Hengst über die Brücke reiten wird. – Geiler von Kaisersberg.
Von solchen, welche ihr Getreide bis Mitte März (Gregoriustag) liegen lassen, um welche Zeit Reif fällt, der die Farbe eines falben Hengstes hat.
*159. Es ist Korn auf dem Boden.
So gut; es gilt immer sein Geld, verliegt sich nicht.
*160. Es ist lauter Korn ohne Spreu. – Eiselein, 575.
*161. Etwas aufs Korn nehmen.
Zum Ziel nehmen, weil das Gezielte dann fürs Auge wirklich als auf dem Korn liegend erscheint. Auf dem [1546] Korne hat man das, nach dem genau gezielt ist. (Vgl. Grimm, V, 1818, 7a.)
*162. Gestrichen Korn. – Grimm, V, 1818.
Scharf aufs Korn gehalten.
*163. Halbes (oder volles) Korn nehmen.
So zielen, dass man auf der Kerbe des Visirs das halbe oder ganze Korn sieht. (Grimm, V, 1818, 7a.)
*164. He muss gôd Kôrn wassen (wachsen) laten. (Jever.) – Firmenich, III, 12, 6.
Er musste gute Miene zum bösen Spiele machen.
*165. Korn vmb saltz geben. – Franck, II, 169b; Petri, II, 426; Mathesius, Sarepta, CXXVa; Henisch, 1646, 56; Hauer, 15; Eiselein, 391.
Wurst um Wurst; kein Dienst ohne Gegendienst. »Für was gehört was; Korn umb saltz.« »Die Welt ist nur von Milthausen, wenn ihr pfeif voll ist ... korn vmb saltz, wurst wiederwurst.« (Franck, Paradoxa.) Die Redensart führt den Fall vor, dass einer vom Nachbar Salz holen ging und es umsonst haben wollte; der Fall muss aber oft vorgekommen sein, um sprichwörtlich zu werden. (Grimm, V, 1817.)
Böhm.: Za moje žito ještĕ mĕ bito. (Čelakovsky, 50.)
Lat.: Opera pro pecunia. (Seybold, 416.)
Poln.: O moje žyto jeszcze mię bito. (Čelakocsky, 50.)
*166. Sein Korn grün essen.
Verzehren, was man noch nicht hat, ein schlechter Hauswirth sein.
Frz.: Manger son blé en vert, en herbe. (Lendroy, 149; Leroux, I, 39; Bohn I, 20.)
Holl.: Hij eet zijn kornetje groen. ( Harrebomée, I, 439b.)
Lat.: In diem vivit. (Sutor, 165.)
*167. Sein Korn ist auch nicht ohne Spreuer gewachsen. – Sailer, 329.
*168. Sein Korn ist auf der Mühle.
Holl.: Uw koren is nu in den molen. (Harrebomée, I, 440a.)
*169. Sein Korn mit allen Winden mahlen. – Eiselein, 391.
*170. Sein Korn ist reif.
Seine Sache ist fällig, sein Verdienst gewiss, sein Einkommen gesichert.
*171. Sein Korn vom Bäcker kaufen. (S. ⇒ Hafer 44.)
*172. Sie haben sich schlecht Korn erbaut.
»Bald muss der gute Bräut'gam leiden, bald reibet man sich an die Braut und spricht zuletzt von allen beiden: sie haben sich schlecht Korn erbaut.«
*173. Ungesäet Korn essen. – Körte, 3504.
*174. Unser Korn soll noch reif werden. – Braun, I, 1960.
*175. Wegen einer Metze Korn eine Mühle bauen. – Winckler, IX, 48.
*176. Wir haben ja noch Korn auf dem Boden.
Um zu sagen: Ich habe ja gewonnen, kann also auch etwas wagen; verliere ich auch das Spiel, so verliere ich noch nicht mein Geld.
177. Es ist nicht alles Korn, was zur Mühle gebracht wird.
178. Gib deyn korn vnd weyn auff borg, als vmb bar gelt, das du Got sein Zeyt nicht verkaufest. – Wachter.
179. Hast du vil korns vnd weins, so hab die Thewrung nicht lieb, oder du wirst verarmen. – Wachter.
180. Jedes Korn hat sein Spreu und jedes Mehl hat sein Klei.
It.: Ogni grano ha la sua paglia, e ogni farina ha crusca. (Giani, 804.)
181. Man muss nicht mehr Korn auf der Tenne ausbreiten, als gedroschen werden kann.
Man soll nicht mehr unternehmen, als man ausführen kann.
Altfries.: Breede ek muar, üs uk torsken uud kjen. (Hansen, 4.)
182. Soll das Korn gerathen fein, muss Johanni Regen sein. – Payne, 25.
183. Steht das Korn in der Blut, ist's in sieben Wochen gut (reif). (Eifel.)
184. Wer kennen lernte Korn und Weizen, den können Wurzeln nicht mehr reizen.
185. Wer sein Korn auf eine schlechte Mühle bringt, dem wird es schlecht gemahlen.
*186. Das Korn mähen, ehe es blüht, Früchte fordern, ehe die Zeit dazu da ist.
Lat.: Muscum demetere. (Erasm., 306; Philippi, I, 265.)
*187. Sie sind desselben Korns.
»Eben des Korns sind die, welche auf dem Pflaster daher wallen.« (Schaltjahr, III, 528.)
Adelung-1793: Korn (2), das · Martins-Korn, das · Davids-Korn, das · Korn (1), das
Brockhaus-1911: Schrot und Korn · Korn
Lueger-1904: Korn [2] · Korn [1]
Meyers-1905: Nordhäuser Korn · Körn. · Schrot und Korn · Walachisches Korn · Sibirisches Korn · Astrachanisches Korn · Ägyptisches Korn · Indisches Korn · Korn [2] · Korn [1]
Pataky-1898: Korn, Minna · Korn, Leonore u. Marie Koch
Pierer-1857: Türkisches Korn · Korn [3] · Korn · Welsches Korn · Korn [2] · Astrachanisches Korn · Arabisches Korn · Korn [1] · Feines Korn
Buchempfehlung
Die vordergründig glückliche Ehe von Albertine und Fridolin verbirgt die ungestillten erotischen Begierden der beiden Partner, die sich in nächtlichen Eskapaden entladen. Schnitzlers Ergriffenheit von der Triebnatur des Menschen begleitet ihn seit seiner frühen Bekanntschaft mit Sigmund Freud, dessen Lehre er in seinem Werk literarisch spiegelt. Die Traumnovelle wurde 1999 unter dem Titel »Eyes Wide Shut« von Stanley Kubrick verfilmt.
64 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
396 Seiten, 19.80 Euro