Marodeur

* Es ist ein Marodeur.

Trotz seines fremden Gesichts schreibt man diesem Ausdruck deutschen Ursprung und deutsches Bürgerrecht zu. Was Marodeur ist, weiss in Gegenden, wo Krieg geführt wird, jedermann, namentlich wissen es die Landbewohner, unter denen sich zurückgebliebene Soldaten des feindlichen Heeres plündernd und raubend umhertreiben. Nach der Angabe des Geschichtschreibers W. Menzel hätte ein Graf von Merode, im Dreissigjährigen Kriege kaiserlicher General, zur Rettung des alleinseligmachenden Glaubens eine Schwefelbande ins Feld gestellt, die durch Zuchtlosigkeit aller Art sich bald so verrufen machte, dass alle Nachzügler und Plünderer » Merodebrüder« (s.d.) genannt wurden. Menzel bezieht sich bei Erklärung des Namens auf den berühmten Roman Simplicissimus, dessen Verfasser die Verkommenheit jener Glaubensstreiter aus eigener Anschauung schildert. In dem Roman heisst es: »Als der Graf von Merode einmal ein neugeworbenes Regiment zur Armee brachte, waren die Kerle so schwacher Natur, dass sie das Marschiren nicht erleiden konnten; wo man einen Kranken oder Lahmen auf dem Markte, in Häusern, hinter den Zäunen u.s.w. fragte, wes Regiments er sei, so war die Antwort: ›Von Merode.‹« Die spätern Merodebrüder aber, die von jenen nur den Namen entlehnten, schildert der Verfasser als die Pest der Heere, indem sie die Dörfer ausleerten, und was sie nicht brauchten, muthwillig zerstörten. (Frankfurter Zeitung, 1874, Nr. 157, 2. Bl.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
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