1. Ostereier sind theuer.
Böhm.: Drahé vajíčko o pomlásce. (Čelakovský, 330.)
2. Man muss die Ostereier nicht am Charfreitag essen.
Man muss sich nicht zu früh freuen. Ueber den mythologischen Ursprung der Ostereier und deren Bedeutung vgl. Mühlhause, Urreligion, 158. »Das Ei«, sagt Baumgarten (Programm, 26), »ist von jeher Sinnbild der erwachenden Pflanzen- und Thierwelt, sowie das der Auferstehung. Insofern es Feuer, besonders den Blitzstrahl abwendet, steht es mit Donar in Verbindung, der auch als Gott der Fruchtbarkeit und Lebensfülle gilt.« Das Bild des Eies findet man überall, vom alten Aegypten an, dem Mutterlande der Religion, bis zu den Ostereiern, welche die katholische Welt einem Gebrauch der Kopten und der meisten orientalischen Völker entlehnt hat, als das Emblem der Welt, als das Symbol des irdischen Daseins, zuletzt als das der Auferstehung und der Unsterblichkeit. Zu vergleichen eine Abhandlung der belgischen Académie d'archélogie von Doynee, Die Symbole des Eies im Mutterlande der Religion (Les symboles antiques L'oeuf etc., Brüssel 1865). Der Verfasser versucht die Symbolik des Eies bei den Aegyptern, Juden, Persern und Chaldäern, Phöniziern und Assyrern, Chinesen und Japanern, Griechen, Galliern und Römern zu erläutern. (Vgl. Magazin für die Literatur des Auslandes, Berlin 1866, Nr. 70, S. 276.) Ueber Osterbrote, Ostereier u.s.w. vgl. ferner Rochholz in der Illustrirten Zeitung, Leipzig 1868, Nr. 1292-1294.
Frz.: Il ne faut point chômer les fêtes d'avance. – Quand la fête sera venue, nous la chômerons.
Holl.: Men moet geene paasch eijeren op goeden vrijdag eten. (Harrebomée, II, 173b.)
3. Ostereier – Kinderfeier.
4. Wer die Ostereier am Charfreitag gegessen, kann sie Ostern nicht noch einmal essen.
*5. Die haben auch die Ostereier schon am Freitag gessa. (S. ⇒ Kyrie eleison und ⇒ Orgeln 1.) (Ulm.) – Birlinger, 958.
*6. Er hat seine Ostereier bekommen.
Von der Sitte, am Osterfeste Eier zu essen, die sich nicht blos bei den Deutschen findet. In der Lombardei war es ehedem Sitte, das Osterlamm zu essen, sodass es in einer alten italienischen Handschrift heisst: Es sterben mehr Lämmer zu Ostern als Schafe im ganzen Jahr. (Vgl. Reinsberg-Düringsfeld, Festgebräuche aus Oberitalien, in den Hausblättern, Stuttgart 1865, S. 299.)
Frz.: Je lui ai donné ses oeufs de Pâques. (Leroux, I, 73.)
*7. Er hat viel (d.i. oft) Ostereier gessen, die ihm schaden. – Eiselein, 501; Sailer, 308.
Ironisch vom Alter. »Die jar han mich zu sehr besessen, vnd hab viel ostereier gessen.« (Waldis, IV, 91, 22.)
Holl.: Hij heeft al veel paasch eijeren gegeten. (Harrebomée, II, 173b.)
Lat.: Multorum festorum Jovis glandes comedit. (Binder II, 1934; Eiselein, 501; Erasm., 793; Franck, II, 97b; Philippi, I, 263; Tappius, 146a.)
*8. Er wird keine Ostereier mehr essen.
*9. Wir haben zu viel Ostereier gegessen. – Luther.
*10. Die Ostereier schon am Palmsonntag essen.
Sein Erbgut z.B. im voraus verzehren.
It.: Mangiarsi il patrimonio (il grano) in erba. (Giani, 1851.)