Lehre

1. An guter Lehr' trägt keiner schwer.


2. Böse Lehr ist im bösen Menschen wie ein tropffen Oel im Kleid, sie lest sich nicht aussreiben.Lehmam, 454, 19.


3. Dein lehr ist ohn gewicht, hastu dabey die Werke nicht.

Lat.: Dogma tuum sordet, cum te tua culpa remordet. (Loci comm., 65.)


[1880] 4. Der lehr wend allzeit ohren dar, dass dir nichts böses widerfahr.

Lat.: Audidoctrinam, si vis uitare ruinam. (Loci comm., 47.)


5. Die lehr falsch vnd der bann vnrecht, seind stuck, damit der Teuffel fecht.Henisch, 185, 17.


6. Die Lehre verlieren, ist viel verlieren; das Gehör verlieren, ist viel verlieren, aber die Ehre verlieren, ist alles verlieren.


7. Ehe ich mit der neuen Lehre in den Himmel komme, sagte der Pietist, fahre ich lieber mit der alten zum Teufel.

8. Eine newe Lehr bedarff newer Wunder.Herberger, II, 317.


9. Eines vnverstendigen lehr ist eines blinden vnterricht.Henisch, 479, 32.

Lat.: Non intelligentis est caeci praescriptio. (Henisch, 479, 33.)


10. Falsche Lehr helt die länge den stich nicht. Henisch, 993, 63.


11. Für reine Lehr' und Unterthan(-sassen) soll ein Regent sein Leben lahn (lassen).

Lat.: Pro lege et pro grege. (Seybold, 460; Philippi, II, 111.)


12. Gute Lehre nimmt der an, der sich am andern spiegelt.


13. Gute Lehren muss man nicht blos hören.


14. In die Lehre gehen, heisst auch Leiden ausstehen.


15. In schlimmer Lehre lernt man nur Schlimmes.


16. Je elter Lehr, je rechter vnd warhafftiger. Petri, I, 56.


17. Lehr bringt (gibt) Ehr.Petri, II, 436.

Schwed.: Lähra giur ähra. (Grubb, 488.)


18. Lehr' ohn Beispiel wirkt nicht viel.

Holl.: Leeringen wekken, maar vorbeelden trekken. (Harrebomée, II, 13.)


19. Lehr' und Unterricht muss man annehmen, käm' er auch aus dem Maul einer Kuh. Burckhardt, 234.

Man muss keine Erkenntnissquelle verschmähen.


20. Lehr vnd kunst bringt gelt vnd gunst.Lehmann, 298, 76 u. 453, 3; Moscherosch, 355.


21. Lehre führt die Natur in die Quere.


22. Lehre ist ein blassbalg, der die Funken der Natur brennen macht.Lehmann, 453, 5; Sailer, 289.

Lehre ohne Talent bildet nicht.


23. Lehre ist ein langer Weg, Beispiel ein kurzer.

Lat.: Longum iter est per praecepta, breve et efficax per exempla. (Egeria, 124.)


24. Lehre ist ein Samen, der mit der zeit frucht bringt.Lehmann, 455, 30.


25. Lehre ist eine angestrichene Farb, die in Luft vnd Wetter abfellt, vnd guckt die Natur jmmer wieder herfür.Lehmann, 455, 22; Sailer, 147.

Von der Uebermacht der Natur über die Lehre, was im Menschen ist, ist mächtiger, als was von aussen hineinkommt.


26. Lehre ist eine gute Arznei, aber für unsere Natur zu schwach.Sailer, 209.

»Blosse Lehre bildet nicht, sie bringt's nur dahin, dass man der Tugend die Hände gibt, aber nicht das Herz


27. Lehre thut viel, das Leben mehr.

Holl.: De leer dringt zeer, maar't leven meer. – De leere klinkt, maar't leven dwingt. (Harrebomée, II, 13.)


28. Lehre und Leben sollen miteinander stimmen.

Holl.: Leer en leven moeten overeenstemmen. (Harrebomée, II, 13.)


29. Wenn's gute Lehren vom Himmel regnete, so wär' doch mancher zu faul, sie aufzuheben.


30. Wer Lehr' annimmt vom grauen Haar, lebt froh auf Erden immerdar.Willkomm, 76.


31. Wer lehr vnd straff nicht leyden wil, der hat gar selten witze vil.

Lat.: Doctrinae cultus spernit nemo nisi stultus. (Loci comm., 48.)


32. Wer verachtet gute Lehr, den wird Rewe beissen sehr.Froschm., Bbiii.


[1881] 33. Wer zu früh aus der Lehre gegangen, ist auf dem Wagen zu kurz und auf der Karre zu lang. (Harz.) – Lohrengel, I, 866; Reinsberg VII, 104.


34. Wo keine Lehr ist, da ist kein recht vnd gilt der Herr weniger denn der Knecht.Petri, II, 807.


35. Wo Lehre (Toore) is, is Weisheit (Chochme). (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 828.


36. Zu früh aus der Lehr' ersetzt sich schwer.


37. Zu rechter Lehr gehört Weissheit.Petri, II, 826.


[1882]

38. Lehr gehet vor Stand.Cramer, 5.


39. Lehr und kunst gibt nicht zu, dass ein löblich Mann sterben thu.Monatsblätter, VI, 189, 1.


40. Lehre bildet Geister, doch Uebung macht den Meister.


41. Närrische Leer hat närrische Zeugnuss.Der Blindenführer, 22b.


42. Wer will nach Lehr und Künsten streben, soll Geld nicht bösen Weibern geben.

Lat.: Clerice sis fortis, nec fer tua munera scortis. (Loci comm., 116.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Aristoteles

Nikomachische Ethik

Nikomachische Ethik

Glückseligkeit, Tugend und Gerechtigkeit sind die Gegenstände seines ethischen Hauptwerkes, das Aristoteles kurz vor seinem Tode abschließt.

228 Seiten, 8.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon