1. Erst die Pfarre, dann die Quarre. – Körte, 4722; Simrock, 7787; Masson, 177; Lohrengel, I, 253; Frischbier2, 2901; Hennig, 201.
Das Sprichwort ist ursprünglich plattdeutsch und lautet in Grubenhagen: Erst 'ne Parre, denn 'ne Quarre; in der Ukermark (Prenzlau): Lass en Par un dän en Quar. (Engelien, 215.) Es warnt vor verfrühten, ehelichen Freuden. Quarre (von quarren, d.i. anhaltend weinen) bezeichnet ein kleines viel weinendes Kind und keineswegs eine junge Frau.
Engl.: Before you marry, be sure of a house wherein to tarry. (Körte, 4722.)
Frz.: On ne se doit point marier, si l'homme n'a de quoi dîner et la femme de quoi souper. (Masson, 177.)
2. Ihrst Parr un denn 'n Quarr. (Mecklenburg.) – Günther II, 199, 37; für Holstein: Eichwald, 1479; Brem. Sonntagsblatt, 1855; für Lübeck: Deecke, 7; für Hannover: Schambach, II, 5; für die Altmark: Danneil, 165; Firmenich, III, 72, 88.
Erst eine Pfarre und dann ein quarrendes Kind. »Parr hat aber nicht blos der Prediger, auch der Lehrer, Dorfhirte, Nachtwächter, Holzhirte u.s.w. hat seine Parr.« Sinn: Erst eine sichere Stellung mit dem erforderlichen Einkommen und dann die Heirath. Ein schleswigsches Sprichwort sagt ungefähr dasselbe: De skolmester schall nok en skorsteen kriegen. Der Schulmeister wird wol einen Schornstein bekommen, was ungefähr den Sinn hat: Wer ein Amt hat, bekommt auch einen Herd, kann also heirathen.
3. Wie die Pfarr, so ist der Pfarrherr. – Lehmann, 327, 20.
*4. Bi de Parre is'ne Quarre. – Dähnert, 345a.
Wer diese Pfarre haben will, muss sich zu einer bestimmten Heirath bequemen.
*5. Die ist auf neun Pfarren b'schreit. (Rott-Thal.)
Sie ist in neun Pfarreien verschrien.
*6. Es ist eine arme Pfarre, wo der Priester selber läuten muss.
Böhm.: Chudá fara', sám knĕz (sami mniší) zvoní. (Čelakovský, 101.)
Poln.: Chuda fara, sam pleban dzwoni. (Čelakovský, 101.)
[1249] *7. Es ist eine Pfarre ohne ABC. – Körte, 4721.
D.h. ohne Adel, ohne Beamten und ohne Collegen.
8. Ein Pfarr, ein Quarr, ein Plarr, ein Narr. – Schuppius, Tract.