1. A Narr hot a schöne Welt. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Dem Dummen erscheint die Welt um so schöner, als er von manchen ihrer Uebel und Leiden nicht berührt wird.
2. A Narr hot lieb Süss. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Diese auch in Deutschland verbreitete Meinung rührt, wie Hr. Bernstein mir schreibt, vielleicht davon her, dass kleine Kinder gewöhnlich Süssigkeiten gern haben.
3. A Narr is a Gsar1. (Jüd.-deutsch. Warschau.) – Blass, 10.
1) Ein (schlimmes) Verhängniss.
4. A Narr is a Kaleke1 auf alle vier. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
1) Polnisch = Krüppel. Um zu sagen: Dummheit ist eine Krankheit, der so schwer zu helfen ist, wie einem an Händen und Füssen Gelähmten.
5. A Narr is sein eigener Musser (Verräther). (Jüd.-deutsch. Warschau.)
6. A Narr lacht drei mûl (mal). (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Der Narr lacht beim Anhören einer Geschichte, ohne ihren Sinn zu verstehen, blos weil alle lachen. Befragt, worüber er eigentlich lache, lacht er wiederum, und nachdem man ihm den Witz erklärt hat, lacht er erst recht.
7. A Narr narrt män vün 'm Bud heraus. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Einen Narren narrt, d.i. lockt man selbst aus dem Bade heraus. Der Einfältige lässt sich selbst von öffentlichen Orten verdrängen.
8. A Narr schickt män voraus. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Um den Weg zu bahnen.
9. A Narr thur (darf) män keine halbe Arbeit nit weisen (zeigen). (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Weil des Fragens kein Ende sein, er sie auch vielleicht verderben würde.
10. A Narr tûet geng 's Zeicha. (Bern.) – Zyro, 111.
11. Ain Narr, wenn er schwige, würde auch weyse gerechnet vnd verstendig, wenn er das Maul hielte. – Agricola II, 10.
12. Also muss man den Narren vber den Dölpel werffen vnd ein specklein auff die fallen legen. – Henisch, 725, 48.
13. Alt narren, so sie gerathen, sind besser narren, dann andere narren. – Franck, I, 78b; Eyering, I, 14; Lehmann, II, 26, 20.
14. Alte Narren, wann sie gerathen, seynd besser als die jungen. – Sutor, 926; Körte, 4454; Simrock, 7372; Braun, I, 2931.
15. An des Narren Barte lernt das Messer scheren.
It.: A la barba de' pazzi il barbier impara a radere. (Bohn I, 69.)
Lat.: A barba stulti discit tonsor. – Audax in barba stulti novacula. (Bovill, II, 103.)
Port.: Na barba do nescio aprendem todos a rapar. (Bohn I, 284.)
Span.: A barba de necio aprenden todos á rapar. (Bohn I, 193.)
16. An narren hilfft weder chrisam noch tauff. – Franck, II, 54b; Lehmann, II, 28, 53; Simrock, 7359; Körte, 4471; Grubb, 566.
Frz.: Tout est perdu ce qu'on donne à fol.
17. An Narren ist nirgend Mangel.
Lat.: Stultorum plena sunt omnia. (Gaal, 1194.)
Ung.: Rakva vagyon e' tarka világ sokféle bolondokkal. (Gaal, 1194.)
18. Antworte dem Narren nach seiner Narrheit, auf dass er sich klug dünke. – Acerra philologica.
19. Antworte dem Narren nach seiner Narrheit, das er sich nit weyse lasse duncken. – Agricola II, 64.
20. Antworte dem Narren nicht nach seiner Narrheit, dass du jm nicht auch gleich werdest. – Agricola II, 63.
Die Araber sagen: Das Schweigen ist die beste Antwort für Narren.
Böhm.: Blázna mlčením nejlépe odbudeš. (Čelakovský, 70.)
Holl.: Antwoord den zot niet naar zijne dwaasheid. (Harrebomée, II, 510a.)
[877] 21. Arme Narren gibt es auch in Wien zu Scharen.
22. As (wenn) a Narr worft (wirft) a Stein in den Garten, können ihn zehn Klüge nischt herausholen. (Jüd.-deutsch. Brody.)
23. As män schickt a Narr auf'n Mark, freuen sich die Krämer. (Jüd.-deutsch.) – Blass, 21.
24. Auch ein Narr kann einmal ein klug Wort reden.
Dän.: En daarlig kand undertiden sige viis tale. – Gekken kand og undertiden finde paa et sandt ord. (Prov. dan., 101 u. 221.)
25. Auch wenn man den Narren in Baumwolle legt, die Schellen rasseln, so er sich regt.
26. Auf a Narr is kein Pejresch (Commentar) zü machen. (Jüd.-deutsch. Warschau.) – Blass, 6.
Was ein dummer Mensch thun werde, lässt sich nicht vorausbestimmen; die Handlungen eines Narren sind nicht zu berechnen.
27. Auf des Narren Rücken gehört eine Ruthe. – Spr. Sal. 10, 13; Schulze, 52; Zehner, 59.
28. Auf einen Narren soll man nicht harren. – Simrock, 7395; Körte, 4449.
29. Auf Narren tropft es überall.
Böhm.: Všude na blázna kape. (Čelakovský, 213.)
Poln.: Wszędzie na błaznów kapie. (Čelakovský, 213.)
30. Auf zehn Narren kaum ein Weiser.
Bei den Osmanen kommt auf jeden Narren ein Weiser. (Schlechta, 446.)
31. Aus einem Narren wird kein Weiser.
Die Russen: Der Narr kann sich wol vom Wege der Narrheit verlieren, er wird aber nie einlenken in den Pfad der Weisheit. (Altmann VI, 453.)
32. Aus eines Narren Kopf kommt auch wol ein witziger Gedanke.
Mhd.: Doch geschicht es ze den stunden, daz ein närrli vindt ein list, die dem weisen selczen ist. (Ring.) (Zingerle, 107.)
33. Bei den narren richtet man nichts aus, weder mit worten noch mit werken. – Tappius, 54b; Lehmann, II, 46, 12.
Lat.: Molestum sapientem apud stultos loqui. (Philippi, II, 254; Erasm., 516; Tappius, 54b.)
34. Bei Narren geht's immer hoch hinaus.
Böhm.: Blázen se o málo nepokusí. (Čelakovský, 212.)
35. Bei Narren ist weder Witz noch Verstand. – Chaos, 947.
Lat.: Mens non inest centauris. (Chaos, 947.)
36. Bei Narren richtet man nichts aus, man sehe sauer oder süsse aus.
37. Bei Narren schweige oder narre mit.
Schopenhauer (Parerga, I, 424) sagt: »Dummköpfen und Narren gegenüber gibt es nur Einen Weg, seinen Verstand an den Tag zu legen, und der ist, dass man mit ihnen nicht redet. Aber freilich wird alsdann in der Gesellschaft manchem bisweilen zu Muthe sein, wie einem Tänzer, der auf einen Ball gekommen wäre, wo er lauter Lahme anträfe: mit wem soll er tanzen?«
38. Beim Narren ist's nicht neu, dass er gibt Korn für Spreu.
Die Russen: Wer ein Narr ist, gibt auch wol Tarto für Jama mois. D.h. Dorpat für Jama, ein kleines Gehöft in der Nähe von Dorpat.
39. Besser ein alter Narr als keiner.
Holl.: Beter een olt sot dan gheen. (Tunn., 5, 19.)
Lat.: Est melius multum veterem quam non fore stultum. (Fallersleben, 120.)
40. Besser ein gewanderter Narr als ein heimischer Chochem (Weiser). (Jüd.-deutsch.)
Denn »das Leben bildet den Mann und wenig bedeuten die Worte«.
41. Besser ein Narr mit der Gemein als ein Weiser allein.
Das ist wol nur Geschmackssache, doch scheint auch J. Chr. Günther dieser Ansicht zu sein; denn er dichtet: »Die Welt ist jetzo voller Narren, und darum bin ich einer mit; und der hat wol den grössten Sparren, der aus gemeinem Gleise tritt. Ihr Narren lügt, so will ich lügen, bis dass wir alle Kappen kriegen.« Und Amara George: »Sei nur nichts einzeln und allein. In Compagnie ein Narr zu sein, gereicht zu keinerlei Beschwer, es kann dem Menschen au contraire nur von dem grössten Nutzen sein. Doch mitten in der närrischen Gemeinde mit der Vernunft erhabnem Licht allein zu stehn – dem schlimmsten meiner Feinde wünsch' ich ein solches Schicksal nicht.« Auch Leibniz soll einmal gesagt haben, er wolle lieber ein Narr[878] mit vielen, als ein Narr für sich allein sein. (Der Gesellschafter, Magdeburg 1783, S. 136.)
Frz.: Il vaut mieux être fou avec tous que sage tout seul. (Bohn I, 26.)
Holl.: Een dwaas laat zich in zijne woorden hooren. (Harrebomée, I, 168a.)
42. Besser ein weiser Narr, als ein thörichter Weiser.
43. Besser ein witziger Narr, als ein närrischer Witzling. – Eiselein, 487; Körte2, 5602; Braun, I, 2929.
44. Besser mit einem ganzen Narren umgehen als mit einem halben.
»Thoren und gescheite Leute«, sagt Goethe, »sind gleich unschädlich; nur die Halbnarren und Halbweisen, das sind die gefährlichsten.« (Loeper, Sprüche, 395.) Ein Witzbold, der sich klug dünkte, sagte zu einem Schalksnarren, dessen Witz ihm nicht gefiel: »Ich wollte, du wärst ein ganzer Narr oder gar keiner.« – »Gib mir deinen Witz zu meinem«, erwiderte Pritschenpeter, »so bin ich ein ganzer Narr.« (Wurzbach I, 273.)
45. Bey einem narren richt man nichts aus, widder mit bitte noch mit trawen. – Agricola I, 34; Petri, II, 44; Henisch, 400, 55; Richard, 379; Schottel, 1129a; Simrock, 7391.
Holl.: Een zot gelooft niet, voor hij gevoelt. (Harrebomée, II, 510b.)
46. Bey Narren, Kindern vnd Wein kann nichts lange verborgen sein. – Eyering, I, 185; Chaos, 1053.
47. Bey Narren wird man zum Narren. – Gruter, III, 8; Lehmann, II, 50, 18.
48. Biss ein narr, so schlicht man dirs har. – Franck, I, 121b.
49. Bist du ein Narr, so lass dir eine Kappe machen. – Simrock, 12378.
50. Bist mit einem narren besessen, so lass dich beschweren. – Franck, II, 8a; Simrock, 7392; Körte, 4474; Körte2, 5617.
51. Bürge man den Narren hinter der Thür, er steckt die Ohren doch herfür.
52. D' Narre si au Lüt (Aargau.) – Schweiz, II, 144, 19.
53. D' Narre si au Lüt, aber nid wie ander. – Sutermeister, 141.
54. D' Narre sy au Lüt, aber nit all' Lüt Narre. (Solothurn.) – Schild, 67, 121.
55. D' Narre thüend e Zeiche. (Aargau.) – Schweiz, II, 144, 16.
56. D' Narre wachse, me brûcht si nid z' b'schütte. – Sutermeister, 140.
B'schütte = mit Dünger begiessen.
57. D' Norre und Narre sind z' thür, wie me's kauft. – Sutermeister, 140.
Die Russen: Der Narr ist ein Narr von sich selber, der Weise ist ein Weiser durch den Umgang mit den Leuten. (Altmann VI, 457.)
58. Dar is kên Narr of he mâkt sik darto. – Bueren, 160; Frommann, II, 535, 95; Eichwald, 1385.
59. Dar is kên Narr so kön, he driggt gêl or grön. – Eichwald, 1381.
60. Darbey erkennt man einen Narren, wenn er wil klug seyn. – Petri, II, 53.
61. Das ist der grösste Narr von allen, der allen Narren will gefallen.
Poln.: Jeszcze tęn się nie urodził, co by wszystkim dogodził, Pan Bog ludziom niedogodzí a cóź człowiek. (Masson, 281.)
62. Das ist ein narr, der do redet, was yhm eynfellet. – Agricola I, 430.
63. Das sind die schlimmsten Narren, die freiwillig sich närrisch gebaren.
Lat.: Stultior est stultus fictus fatuus, quam non ita dictas. (Loci comm., 190; Sutor, 922.)
64. Das sind Narren, die Geld vergraben, und haben keins.
65. Dat es kên Narr, de 't sägt, de ess 'n Narr, de 't lüft. (Lippe.)
66. De Narre träumt nüt G'schids. (Aargau.) – Schweiz, II, 144, 18.
67. De Narren bûet de Hüser, un de Klauken bewônet se. – Schambach, II, 70.
Weil sich so mancher durch Bauen zu Grunde richtet, wodurch das gebaute Haus in andere Hände kommt.
[879] 68. De Narren un de kleinen Kindere köret ût. – Schambach, II, 71.
Narren und kleinen Kindern soll man nichts anvertrauen, weil sie in ihrer Naivetät auch da von der Sache sprechen, wo ein kluger Mensch wegen der möglichen Folgen es bedenklich finden würde. (S. ⇒ Kind 570.)
69. Dem Narren fehlt nichts als der Verstand.
Holl.: De dwazen hebben geen verstand. (Harrebomée, II, 168.)
70. Dem Narren gefällt seine Kappe (Weise) wohl, drum ist das Land (die Welt) der Narren voll. – Spr. Sal. 12, 15; Schulze, 59; Petri, II, 75; Henisch, 1415, 50; Zehner, 83.
Lat.: Suo quisque studio maxime ducitur. (Cicero.) (Philippi, II, 206.)
71. Dem Narren gefelt nichts bessers als sein Kolbe vnd Pfeiffe. – Henisch, 1415, 51; Petri, II, 75.
72. Dem Narren gehört die Welt.
Holl.: Dwase hebben voordeel in allen landen. (Tunn., 15, 18.)
Lat.: Blas est exemptus et a legibus undique demptus. (Fallersleben, 280.)
73. Dem Narren geht alles hin.
74. Dem Narren ist des Kukuks Sang viel lieber als der Harfenklang.
Mhd.: Ein tôre naeme des gouches sanc für der süezen harpfen klanc. (Freidank.) (Zingerle, 147.)
75. Dem Narren ist ein Bauernbissen (grosse Pfeffernuss) lieber als ein Bauergut.
Die Russen: Der Liman (eine Bucht) gilt dem Narren vor dem Meere. (Altmann VI, 489.)
76. Dem Narren ist kein Amt zu hoch und schwer, wär' sein Kopf auch noch so leer.
Die Russen: Die Narren haben zu allen Aemtern Zutritt. (Altmann VI, 405.)
77. Dem Narren ist's ebenso schwer zu schweigen, als dem Gescheiten dumm zu reden. – Winckler, XIV, 21.
78. Dem Narren sagt man, dem Weisen glaubt man.
It. Schweiz.: Al narr al dies, al saviu al cré. (Schweiz, I, 234, 10.)
79. Dem Narren stehts nit wol an, gute tage haben, vil weniger ainem knechte, zu herrschen über Fürsten. – Agricola II, 266.
80. Dem Narren wäre zu helfen, wenn man die rechte Ader träfe. – Simrock, 7362; Körte2, 5589; Braun, I, 2930.
81. Den Narren am Kopf, am Klange den Topf. – Eiselein, 600; Simrock, 10411.
Gehört zu den sechzehn Sprichwörtern, die an der Decke eines der Sitzungssäle im neuen berliner Rathhause stehen.
82. Den Narren am Sang, den Hafen am Klang. – Eiselein, 270.
Lat.: Ex verbis fatuus pulsu dignoscitur olla. (Eiselein, 270.)
83. Den Narren bei seinem Stolz man kennt, denn Stolz von stultus wird genennt. – Hertz, 63.
»Wir Teutschen han verstanden wol, wie man die Hoffart nennen soll.« (Hertz, 63.)
84. Den narren bringt sein eygen glück umb. – Franck, II, 157a; Sutor, 276; Sailer, 205; Körte, 4451; Simrock, 7402; Masson, 257; Braun, I, 2922.
85. Den Narren kennt man an seiner Rede.
Die Russen: Negerschaft wird am Gesicht, Eitelkeit am Gang, Narrheit am Wort und Weisheit an den Werken erkannt. (Altmann VI, 458.)
Dän.: Paa haanden og munden kiendes en gæk. (Prov. dan., 212.)
Frz.: On connaît les fous aux paroles et les ânes aux oreilles. (Kritzinger, 328a.)
Schwed.: Narren kiännes af talet. (Grubb, 563; Törning, 42.)
86. Den Narren macht die Hoffnung reich.
Böhm.: Blázna i nadĕje obohatí. (Čelakovský, 200.)
87. Den Narren und ein'n Mann im Zorn soll man lassen ungeschor'n.
88. Der eine ist ein Narr, der andere thut wie ein Narr.
Dän.: Mangen er en nar, mangen giør som en nar. (Prov. dan., 425.)
89. Der hat einen Narren hoch vonnöthen, der selbst ein Narr wird.
Frz.: Grand besoin a de fou, qui de soi-même le fait. (Kritzinger, 356b.)
[880] 90. Der is gên Narr, of he mâkt sik derto. – Hauskalender, I.
91. Der ist der grösste Narr, der sein eigener Henker ist. – Chaos, 313.
92. Der ist ein Narr bei jedermann, der alle welt zu freund wil han.
Lat.: Stultus cunctorum fis, qui uis amicas eorum. (Loci comm., 190.)
93. Der ist ein Narr, der alle ding will verantworten. – Lehmann, 35, 18.
94. Der ist ein Narr, der alles sagt, was er denkt.
Frz.: Fou est qui dit tout ee qu'il pense. (Kritzinger, 327b.)
95. Der ist ein Narr, der arm lebt, um reich zu sterben.
It.: E gran pazzia il viver povero per morir ricco. (Pazzaglia, 414, 6.)
96. Der ist ein Narr, der auf anderer Thun achtet und sieht nicht auf das Seine.
Frz.: Celui est fou, qui avise et prend garde aux faits d'autrui, et aux siens ne regarde. (Kritzinger, 327a.)
97. Der ist ein Narr, der auf eines andern Tod wartet.
Holl.: Het is een dwaas, die zich betrouwt op eens andermans dood. (Harrebomée, II, 168a.)
98. Der ist ein Narr, der auf Eis baut.
Holl.: Hij is zot, die op broos ijs timmert. (Harrebomée, II, 511a.)
99. Der ist ein Narr, der bei den Narren Verstand sucht. – Winckler, XVIII, 82.
Die Russen: Der Narr sucht Laub an den Fichten und Nadeln an den Birken. (Altmann VI, 465.)
100. Der ist ein Narr, der das Fleisch für die Knochen gibt. – Winckler, VII, 16.
Die Russen: Der ist ein ganzer Narr, der das Kalbfleisch für die Ochsenknochen weggibt. (Altmann VI, 443.)
Holl.: Het is een zot, die het vleesch laat om het been. (Harrebomée, II, 511a.)
101. Der ist ein Narr, der dem Koch in den Arsch bläst, um eine Tasse Fleischbrühe zu kriegen.
Holl.: Het is gewis een gek, die den kok in den aars blaast, om een' schotel vol vleeschnat. (Harrebomée, II, 117a.)
102. Der ist ein Narr, der dem Pferde zu Gefallen zu Fuss geht. – Winckler, XII, 57.
Holl.: Een gek die een gezadeld paard bij den weg vindt staan, en dan toch te voet blijft gaan. (Harrebomée, I, 213b.)
103. Der ist ein Narr, der den Esel beim Schwanze zäumt. – Winckler, XI, 21.
104. Der ist ein Narr, der den Finger zwischen Hammer und Amboss legt.
105. Der ist ein Narr, der den Hasen laufen lässt, den er in der Hand hat.
Holl.: Het is een zot, die in het zand werpt, het geen hij vast in de hand heeft. (Harrebomée, II, 511a.)
106. Der ist ein Narr, der denen traut, die ihn einmal betrogen haben.
Holl.: Hij is zot, die zich betrouwt op dengenen, daar hij eens van bedrogen is. (Harrebomée, II, 511a.)
107. Der ist ein Narr, der die Brotkrumen in der Hand hingibt, um einen Schinken aus dem Schornstein zu holen.
Holl.: Het is een zot, die het zekere voor het onzekere laat varen. (Harrebomée, II, 511a.)
108. Der ist ein Narr, der die Kerne isst und die Schalen aussäet.
Die Russen: Der Narr isst die vollen Nüsse und lässt die hohlen zur Aussaat. (Altmann VI, 477.)
109. Der ist ein Narr, der ein Messer hat und braucht's nicht.
110. Der ist ein Narr, der eine Thür aufthut, die man nicht wieder zuschliessen kann.
111. Der ist ein Narr, der einem Narren die Finger ins Maul steckt.
112. Der ist ein Narr, der einen Ochsen kauft, um gute Sahne zu haben.
Die Russen: Der Narr kauft auch wol einen Ochsen des Melkens halber. (Altmann VI, 406.)
113. Der tat ein Narr, der einen Wagen hat und fährt mit der Karr'.
[881] 114. Der ist ein Narr, der einer Frau weiter traut, als er mit den Augen schaut.
Holl.: Hij is dwaas die eene vrouw meer betrouwt, dan als het pas geeft. (Harrebomée, I, 168a.)
115. Der ist ein Narr, der eines Hasen wegen ein Pferd zu Tode reitet.
Die Russen: Der Narr setzt den Fischteich daran, um den Froschsumpf zu gewinnen. (Altmann VI, 449.)
Holl.: Hij is een dwaas, die om een' haas veel smarten lijdt, en nog een paard, veel ponden waard, den hals afsnijdt. (Harrebomée, I, 168a.)
116. Der ist ein Narr, der fünf Füsse beim Kalbe sucht. – Winckler, VIII, 90.
117. Der ist ein Narr, der für gut hält, was böse ist, und für böse, was gut ist.
118. Der ist ein Narr, der geht, wenn er gut steht (rückt, wenn er gut sitzt).
Frz.: Fou est, qui bien est, et se bouge. (Kritzinger, 327a.)
119. Der ist ein Narr, der gern höret, was jhm einfällt. – Lehmann, 532, 65.
120. Der ist ein Narr, der Haare auf dem Ei sucht. – Winckler, XII, 12.
121. Der ist ein Narr, der hungert, weil er die Suppe blasen muss.
It.: Pazzo chi perde il volo per lo sbalzo. (Bohn I, 118.)
122. Der ist ein Narr, der keine Ziege tragen kann und Ochsen tragen will. – Winckler, XIV, 16.
123. Der ist ein Narr, der mehr verzehrt, als ihm sein Land beschert.
Frz.: Fou est celui qui dépend plus que sa rente ne vaut. (Kritzinger, 328a.)
Holl.: Hij is zot, die meer verteert, dan zijn land waard is. (Harrebomée, II, 511a.)
124. Der ist ein Narr, der sein eigen Gut daransetzt, um etwas für einen andern zu gewinnen. – Winckler, XIX, 93.
125. Der ist ein Narr, der sein Haus einreisst, um die Steine zu verkaufen.
Auch russisch Altmann VI, 459.
126. Der ist ein Narr, der seine Faust zum Hammer (Schlägel) macht.
Holl.: Het is een zot, die van zijne vuist een' beitel maakt. (Harrebomée, II, 511a.)
127. Der ist ein Narr, der seine Hand zwischen Thür Angel steckt. – Winckler, VIII, 25.
Frz.: A la presse vont les fous. (Starschedel, 188.)
128. Der ist ein Narr, der seiner selbst vergisst.
Frz.: Fou qui s'oublie. (Kritzinger, 327a.)
129. Der ist ein Narr, der sich an anderer Leute Kesseln die Hände verbrennt.
Holl.: Hij is dwaas, die zich brandt aan eens andermans ketel. (Harrebomée, I, 168a.)
130. Der ist ein Narr, der sich die Augen ausreisst, damit auch andere sollen blind sein. – Winckler, IX, 89.
131. Der ist ein Narr, der sich die Nase abschneidet, weil sie andern nicht gefällt.
It.: O di pazzia segno espesso per far ben ad altrui perder se stesso. (Pazzaglia, 281, 6.)
132. Der ist ein Narr, der sich durch seinen Leib stösst, um anderer Kleider zu durchbohren.
133. Der ist ein Narr, der sich mit seinem eigenen Messer schneidet.
Frz.: Fou est qui se coupe de son propre couteau. (Kritzinger, 327b.)
134. Der ist ein Narr, der sich nimmt an, was er doch nicht vollbringen kann. – Bücking, 373; Simrock, 7409.
135. Der ist ein Narr, der sich selber vergisst und andern stillet ihr Gelüst.
Frz.: Est bien fou qui s'oublie. (Kritzinger, 327b; Starschedel, 187.)
Holl.: Het is een zot, die zich zelven vergeet, en zijne beeten aan anderen geeft. (Harrebomée, II, 511a.)
136. Der ist ein Narr, der sich selbst eine Ruthe auf den Rücken bindet.
Mhd.: Ez ist ein michel dorheit, daz im zucht leit selbes uff den nack. (Muskatblut.) (Zingerle, 148.)
137. Der ist ein Narr, der sich selbst für klug hält. – Moscherosch, 351.
138. Der ist ein Narr, der sich zweimal an denselben Stein stösst.
Ung.: Bolond ki egy kőbe kétszer ütközik meg. (Gaal, 383.)
[882] 139. Der ist ein Narr, der sich zwischen zwei Degen wirft. – Winckler, VIII, 25.
140. Der ist ein Narr, der stillen Wassern traut.
Frz.: Fou est qui se fie en eau endormie. (Kritzinger, 327a.)
141. Der ist ein Narr, der tanzt, ehe er satt ist.
Frz.: Il est bien fou qui danse s'il n'est soû. (Kritzinger, 328a.)
142. Der ist ein Narr, der vmb einer guten nacht willen ein langwieriges vnglück auf sich ladet. – Lehmann, 399, 13.
143. Der ist ein Narr, der wegen einer Metze Korn eine Mühle baut. – Winckler, IX, 48.
144. Der ist ein Narr, der wider den Wind brunzt.
It.: Pazzo è chi non sa da che parte vien il vento. (Bohn I, 118.)
145. Der ist ein Narr, der wohl steht und nicht bleibt.
146. Der ist ein Narr, der zu Unzen gewinnt und mit Pfunden wegwirft. – Winckler, XVIII, 39.
147. Der ist ein Narr in aller Welt, der Mäusedreck für Pfeffer hält.
Die Russen: Der Narr sieht Mausdreck für Pfeffer an, der Geizhals isst ihn dafür. (Altmann VI, 425.)
148. Der ist ein Narr in jedem Land, der erzählet seine eigne Schand'.
Dän.: Det er en gek, der ei kand tie sin egen skam. (Prov. dan., 221.)
149. Der ist ein Narr in seiner Haut, der auf des Glückes Gunst vertraut.
Böhm.: Blázen, kdo štĕstí vĕří, a před nuznym zavírá dveři. (Čelakovský, 152.)
150. Der ist ein Narr vor aller Welt, der alles redt, was jm einfellt. – Eyering, I, 495.
151. Der ist ein Narr, welcher andere Leute für dumm hält.
It.: Sciocco è chi pensa che un altro non pensi. (Bohn I, 125.)
152. Der ist ein Narr, welcher die Wahl hat, und nimmt das Schlimmste.
153. Der ist ein Narr, welcher wegen einer guten Nacht sich viel böse Tage macht.
154. Der ist ein Narr, wie gross er sei, der ein Pferd gibt um (für) ein Ei.
155. Der ist ein narre, der da redet, was ym einfellet. – Agricola I, 220 u. 430; Lehmann, II, 64, 137.
Holl.: Het is een zot, die al spreekt, wat hem invalt of voorkomt. (Harrebomée, II, 511a.)
156. Der ist kein Narr, der einem etwas Böses (Dummes, Närrisches) heisst, aber der, so es thut.
In fränkischer Mundart vgl. Frommann, VI, 321, 288.
157. Der ist kein Narr, der etwas närrisch thut, sondern der sein narrheit nicht verschweigen kann. – Lehmann, 531, 42.
Dän.: Den er ei daare der giør daarlighed, men som kand ei tie det. (Prov. dan., 100.)
158. Der ist kein Narr, der viel haben will, sondern der es gibt.
Engl.: A fool demands much, but he's a greater that gives it. (Bohn II, 8.)
159. Der muss ein Narr gewisslich sein, der von Weib und Schuhen leidet Pein.
Schwed.: Skovskaff och Qwinnetwång lijdes illa, och klädeträng. (Grubb, 726.)
160. Der muss ein Narr sein, der ein Ei für einen Ochsen nicht geben will.
161. Der muss eines Narren sehr nöthig haben, der sich selber dazu macht. – Winckler, III, 86.
Frz.: Grand besoin a de fol qui de soi-même le fait. (Bohn I, 19.)
Holl.: Grootelijks behoeft hij eenen zot, die van zich zelven den zot maakt. (Harrebomée, II, 511a.)
162. Der Narr bekommt überall Kopfnüsse.
Böhm.: Blázna i v kostele tepou. (Čelakovský, 209.)
163. Der Narr bleibt ein Narr, gäbst du ihm gleich eine Pfarr'. – Körte, 4450.
164. Der Narr denkt jmmer an die Pfeiff. – Lehmann, 23, 29.
165. Der Narr erstickt in seinem Glück wie das Schwein im Fett.
Aehnlich sagen die Chinesen: Was ist ein Narr, der sein Glück gemacht hat? Ein Schwein, das sein Fett plagt. (Qu'est-ce qu'un sot qui a fait fortune? C'est un cochon qui est embarrassé de son lard.) (Cibot, 168.)
[883] 166. Der Narr geht grad' aus wie der Mühlesel.
» ... Den Narren dreht das Leben sich in Kreisen, ein Paradiesespfad, ein grader, ist's dem Weisen.« (Julius Altmann, Wüstenharfe, Leipzig 1836.)
167. Der Narr geht mit einem Angelstock in den Wald, um Marder zu fangen. (Jakut.)
168. Der Narr gibt das (fette) Huhn hin, um einen (magern) Sperling zu gewinnen.
Die Russen: Der Narr verschenkt die Wolga, um die Tmatka zu bekommen. (Altmann V.)
169. Der Narr glaubt nicht, bis er fühlt.
Böhm.: Blázen nebojí se kříze, ale kyje. (Čelakovský, 209.)
Frz.: Foû ne croit, tant qu'il ne reçoit. (Kritzinger, 327a.)
170. Der Narr hält jeden Kiesel für einen Diamanten.
Auch russisch Altmann V, 98.
171. Der Narr hält sich für weise, aber der Weise weiss, dass er ein Narr ist.
172. Der Narr hat das Herz auf der Zunge, der Weise die Zunge im Herzen.
Die Russen: Das Herz des Narren hat seinen Thron auf der Zunge. – Das Herz des Narren ist elastisch wie Gummi, es springt mit einem Satz auf die Zunge. – Immer hat der Narr die Thür des Mundes offen und die Pforte der Ohren verschlossen. (Altmann VI, 455, 457 u. 479.)
Dän.: En daare haver hiertet paa tungen, men en viis mand tungen i hiertet. (Prov. dan., 99.)
It.: Un pazzo non sa bene guardar un secreto. – Un pazzo parla col cuore in su la lingua.
173. Der Narr hat die Sau bei den Ohren. – Brandt, Nsch., 72.
Um die Sauglocke zu läuten. »Herr Glimpfius ist leider todt, der Narr di Souw bein ohren hot, schütt sie, das jhr die Seuwglock kling vnd sie dem Moringer jm sing.« (Kloster, I, 612.)
174. Der Narr hat seine Antwort auf der Zungenspitze. – Burckhardt, 179.
Er antwortet unbedachtsam, was ihm in den Sinn kommt.
175. Der Narr hat 's Glück (jüdisch: Massel). – Tendlau, 607.
176. Der Narr hat Vortheile in allen Landen. – Simrock, 7340; Körte, 4442; Braun, I, 2919.
Lat.: Asinus in paleas incidit. – Mopso Nisa datur. (Masson, 256.)
177. Der Narr hofft wol, aber der Tag bringt's nicht.
Die Russen: Dem Narren gelten zwei Hoffnungen für eine Erfüllung. (Altmann VI, 452.)
Frz.: Quoique fol tarde, jour ne tarde. (Bohn I, 54.)
178. Der Narr ist darum ein Narr, dass er rede, was ihm einfällt. – Eiselein, 487.
179. Der Narr ist nicht zu faul, hat einer Kirschen gepflückt, er steckt sie ins Maul.
»Hat einer reife Frucht gepflückt, gleich will der Narr sie mit ihm essen; vermeint, er habe sie längst erblickt und abzupflücken nur vergessen.« (Schücking, Welt und Zeit, III, 435.)
180. Der Narr ist stets voran, wird wo was Dummes than.
Frz.: Un fou fait toujours commencement. (Bohn I, 62.)
181. Der Narr ist zufrieden mit sich, der Weise mit der Welt. – Altmann VI, 451.
182. Der Narr knüpft oft einen Knoten, den ein paar Kluge kaum lösen können.
Die Russen meinen: Den Knoten, den der Narr knüpft, löset der Weise. (Altmann VI, 508.)
Böhm.: Co hloupý zaváže, moudrý nebrzo rozváže. (Čelakovský, 213.)
183. Der Narr lässt die Worte zu einem Ohre eingehen, zum andern wieder aus.
Dän.: Daare lader ord gange indad et øre, og ud af det andet. (Prov. dan., 99.)
184. Der Narr läuft mit der ⇒ Latte (s.d. 6).
Lat.: Sinciput illi non est sanum.
185. Der Narr liegt ihm auf'm Punim (Gesicht).
In Warschau, um zu sagen, man sieht es ihm am Gesicht an, dass er ein dummer Mensch ist.
186. Der Narr redet, wenn der Kluge denkt.
Die Finnen sagen: Der Narr spricht lange, der Kluge denkt lange. (Bertram, 54.)
187. Der Narr sagt alsobald, was ihm in den Mund kommt.
Frz.: De fou juge courte sentence. (Kritzinger, 327a.)
188. Der Narr schläft nicht, so lange man wacht.
Dän.: Gekken sover ikke mens du vaager. (Prov. dan., 221.)
189. Der Narr schlägt (stösst) Beulen, der Weise muss sie heilen.
[884] 190. Der Narr schneidet sich mit seinem eigenen Messer.
Frz.: Le fou se coupe de son couteau. (Bohn I, 32.)
Holl.: De zot snijdt zich met zijn eigen mes, en maakt zich dronken van zijn eigen flesch. (Harrebomée, II, 510b.)
191. Der Narr schürzt den Knoten, der Weise muss ihn lösen. – Altmann VI, 399.
192. Der Narr sieht Messing für Gold an.
Die Russen: Der Narr nennt jeden grünen Stein, den er im Ural findet, Malachit. (Altmann VI, 471.)
193. Der Narr taucht bis auf den Grund des Nilsumpfs unter, um Perlen zu holen, aber er bringt nichts als Kothklumpen herauf. (Aegypt.)
194. Der narr thut nichts vngeschlagen. – Pauli, Schimpf, VIa.
195. Der Narr thut zuletzt, womit der Kluge anfängt.
Port.: O que faz o doudo á derra deirafaz' o sesudo á primeira. (Bohn I, 290.)
196. Der Narr und der Geck mischen sich in allen Dreck.
Engl.: Fools will be meddling. (Gaal, 841.)
197. Der Narr und sein Geld sind leicht geschieden. – Winckler, IX, 58.
Er gibt es für unnütze Dinge aus.
It.: Il danaro non è sicuro nelle mani d'un pazzo.
198. Der Narr versteht eine Sache, wenn sie geschehen ist.
199. Der Narr will den Doctor lehren. – Eiselein, 488.
Derselbe Gedanke ist in der deutschen Sprache vielfach sprichwörtlich ausgedrückt. In andern Sprachen ist mehr oder weniger Aehnliches der Fall. Die beiden deutschen Redensarten: Das Ei will klüger als die Henne sein, und: Der Narr will den Doctor lehren, finden sich bei Binder angewandt, um den Sinn der folgenden lateinischen auszudrücken: Ante barbam doces senes (II, 186). – Asinus portat mysteria (262). – Bubo canit lusciniae (381). – Digitus docet podicem cacare (782). – Imberbis senes docet (1383). – Majori minor cedat in arte sua (1754). – Sus minervam (3258). – Vespa cicadae obstrepit (3519). – Die Russen: Der Narr liebt es zumeist, die Weisheit zu lehren. – Wenn der Narr den Fischer sieht, will er ihn lehren die Netze kennen. (Altmann VI, 438 u. 448.)
Lat.: Pica cum luscinia certat. (Binder I, 1362; II, 2571; Buchler, 158; Erasm., 271; Faselius, 202; Hanzely, 131; Philippi, II, 95; Seybold, 441; Wiegand, 872.)
200. Der Narr will, was der Weise thut, und der Weise thut, was der Narr will.
Holl.: De dwaas heeft met den wijze slechts dit gering verschil: deez' wil, hetgeen hij doet; die doet, hetgeen hij wil. (Harrebomée, I, 168a.)
201. Der Narr wird mit eigenem, der Kluge aus fremdem Schaden klug.
Frz.: Le fou apprend à ses dépens. (Kritzinger, 327a.)
It.: Impara a vivere lo sciocco a sue spese, il savio a quelle d'altri. (Pazzaglia, 414, 8.)
202. Der narr wirt nit, dann mit streychen weiss. – Franck, II, 89a.
203. Der Narr wünscht sich Regen, aber er bedauert, dass er nass ist.
In Habesch: Der Narr sitzt gern auf dem Kamele, aber er tadelt den Buckel desselben. (Altmann II.)
204. Der Narr zählt seine Pfennige auf dem Markte, der Kluge seine Thaler in der Kammer.
Dän.: Naar daaren udpraler sin velstand, forberger den viise sin nødtørft. (Prov. dan., 100.)
205. Der Narr zankt mit seinem Nachbar, weil ihm dessen Nase nicht gefällt.
Die Finnen: Der Tolle schilt den Gutherzigen und zankt mit dem Stillen. (Bertram, 55.)
206. Der Narr zielt wol, aber er trifft selten.
Die Russen: Wohin der Narr zielt, dahin versagen die Pfeile. (Altmann VI, 438.)
207. Der Narren Blaumal lehrt die Weisen Vorsicht.
Lat.: Casus dementis correctio fit sapientis. (Binder II, 453; Gartner, 74.)
208. Der Narren Freundschaft ist süss, sie gibt ein gutes Abschieds(Trennungs-)gemüs.
209. Der Narren frewd ist spott vnd schand. – Henisch, 1216, 50; Petri, II, 102.
210. Der Narren Geselle ist auf dem Wege zur Hölle.
Luther: »Wer der Narren Geselle ist, wird Unglück haben.« (Schulze, 61.)
211. Der narren glück, jhr höchst vnglück. – Gruter, I, 16; Petri, II, 102; Henisch, 1661, 14; Simrock, 7403; Körte, 4452.
Frz.: Un fol quiert son malheur. (Masson, 257.)
[885] 212. Der Narren Händel und Ducaten machen reiche Advocaten.
It.: I sciocchi egl' ostinati fanno ricchi gl' avvocati. (Pazzaglia, 24.)
213. Der Narren Handwerk ist gemein in der Welt.
214. Der Narren Kopf wird weder weise noch weiss. – Kritzinger, 73a.
Der Kummer wird ihr Haar nicht bleichen.
215. Der Narren Leben ist halber Tod.
Dän.: En daares liv er værre end døden. (Prov. dan., 101.)
216. Der Narren Rath bedarf einer hölzernen Glocke.
Dennoch behaupten die Dänen: Fire narre raade ofte bedre end een viis allene. (Prov. dan., 467.)
Mhd.: Man horet selten toren rât vil grôszer land betwungen hât. (Wolkenstein.) – Wa tôren rât für sich gât, dâ tuont sie niht danne missetât. (Renner.) (Zingerle, 147.)
217. Der Narren Rath und Buhler Werk, ein' Stadt gebauet uf ein Berg, und Stroh, das in den Schuhen lît, die vier verbergen sich kein Zît.
218. Der Narren Rede sieht wie ein eingefallen Haus. – Pred. Sal. 21, 21; Schulze, 159; Zaupser, 95; Agricola I, 220; II, 430.
Man vergleicht gern thörichte Reden mit einem baufälligen oder eingefallenen Hause. (S. ⇒ Einfall 6.)
219. Der Narren Vaterland ist, wo sie geboren sind.
Böhm.: Kde hlupoův rodina, tu i jejich ctčina. (Čelakovský, 211.)
220. Der Narren Verdruss ist der Weisen Freude.
221. Der Narren vnfall ist der Weisen besserung. – Henisch, 319, 37.
222. Der Narren wegen braucht man nicht übers Meer zu reisen, wir haben deren auch.
Russ.: Dla durakow ne za more jezdut i zdjes jest.
223. Der Narren Weisheit besteht im Schweigen.
224. Der Narren wil weise machen, der hat gern vergeben arbeyt. – Franck, II, 172a.
225. Der narren wil weise machen, der hat gern vil zu schaffen. – Franck, II, 172a.
226. Der Narren zu Freunden hat, muss selbst nicht klug sein.
Böhm.: Komu vila (blázen) mil, nikdy moudrý nebyl. (Čelakovský, 211.)
Poln.: Komu wiła mił, nigdy mądry niebył. (Čelakovský, 211.)
227. Des is a Narr, dean 's Leaba freut, dear's Sonntighäs am Weatig trait. – Birlinger, 395.
228. Des Narren Bolzen sind bald verschossen. – Körte2, 5575.
229. Des Narren Fäuste sind besser als sein Kopf.
Dän.: Daaren har ørne-vinger, men ugle-øyne. (Prov. dan., 101.)
230. Des Narren Kraft ist bald erschlafft.
Böhm.: Bláznovská síla brzo slabne. (Čelakovský, 213.)
231. Des Narren Messer fährt zuerst in die Butter.
Dän.: Folsk mands kniv er først smøred. (Prov. dan., 173.)
Schwed.: Narre knijfwen är först i smöret. (Grubb, 566.)
232. Des Narren Zunge ist so lang und scharf, dass er sich damit den eigenen Hals abschneiden kann.
Engl.: A fools tongue is long enough to cut his own throat. (Bohn II, 94.)
233. Dess Narren hand beklecket thür vnd wand. – Henisch, 270, 44; Petri, II, 120.
234. Dess Narren Leben ist ärger denn sein tod. – Petri, II, 120.
235. Dess Narren Hertz ist ein rinnender Topf vnd kan kein Lehr halten. – Petri, II, 120.
236. Dess Narren Hertz ist in seinem Munde. – Petri, II, 120.
237. Dess Narren Mund speyet eitel Narrheit. – Petri, II, 120.
238. Dess Narren vnfall ist dess Weisen Warnung. – Lehmann, II, 69, 5; Petri, II, 120; Sutor, 548; Körte2, 5591.
Engl.: A fool may give a wise man a counsel. (Marin, 11.)
Frz.: Un fou avise bien un sage. (Kritzinger, 1391.)
Lat.: Saepe etiam stultus valde opportuna locutus est. (Marin, 11.)
Schwed.: En dåre han ofta ge den wize ett godt råd. (Marin, 11.)
[886] 239. Dess Narren Wunsch wird oft sein Vnglück. – Petri, II, 120.
240. Die allergrössten Narren sind vor allen andern auf dieser Welt: der Diener, der sich an bösen Herrn bind't, der Herr, so üble Diener hält.
Poln.: Dwaj głupcaj na swiecie: pan co niechętnego sługę chowa a sługa co niechętnemu panu służy. (Wurzbach I, 262, 216.)
241. Die alten Narren die besten. – Petri, II, 122; Sutor, 922.
Engl.: No fool like the old fool. (Bohn II, 94.)
Holl.: Oude narren zijn de beste. – Oud mal gaat boven al. – Oud mal heeft geen' stal; oud mal heeft geen' val. – Oud mal, kwaad mal. (Harrebomée, II, 51b u. 117b.)
Schwed.: Gambla narrar äro och til. (Grubb, 244.) – Gamla narrar finnas och. (Wensell, 34.)
242. Die der Narren Rathe glauben, trinken Wein aus unreifen Trauben.
243. Die eingesperrten Narren sind die erträglichsten.
244. Die gelehrten Narren sind die grössten Narren.
Lat.: Postquam docti surrexerunt boni viri desierunt.
245. Die gelehrten Narren sind über alle Narren. – Braun, I, 2932.
246. Die Narren bedürfen keine Schellen, Mien' und Geberde verrathen sie. – Sailer, 183.
247. Die Narren beissen, aber die Weisen achten nicht darauf.
248. Die Narren bekommen die besten Karten.
Und gewinnen so das Spiel. Die Gaben des Zufalls werden blindlings ausgetheilt. Die Russen: Der Narr hat die meisten Karten von der Farbe, die Trumpf ist. (Altmann VI, 396.)
Holl.: De gekken krijgen de kaart. (Harrebomée, I, 113b.)
249. Die Narren bringen die Moden auf und die Weisen folgen.
250. Die narren bringt jhr eigen glück vmb. – Gruter, I, 21.
251. Die Narren erfinden die Moden und die Klugen machen sie nach.
Frz.: Les fous inventent les modes et les sages les suivent. (Bohn I, 34; Kritzinger, 327b; Lendroy, 1019.)
252. Die Narren fragen nach der Uhr, die Weisen wissen ihre Zeit.
Holl.: De gekken vragen naar de klok, maar de wijzen weten hunnen tijd. (Harrebomée, I, 213b.)
253. Die narren haben das beste leben. – Tappius, 45a; Eyering, I, 716; IV, 158; Henisch, 327, 29; Lehmann, II, 71, 53; Petri, II, 489; Schottel, 1114b; Sutor, 917; Gaal, 1189.
»Die Schurken gehören an den Galgen, die Tollen nach Bedlam, die Narren lässt man laufen; und die Vernünftigen? – sind schon zufrieden, wenn man sie lässt, wie sie sind.« (Seume.) »Eine vornehme Frau hat ein Sohn, der an Verstand eben so klug als ein Kalb, und weil sie fürchte, er möchte gar ein Ochs, oder wie man sagt, ein Narr in Folio werden, bracht sie ihn zum Doctor. Der rieth ihr, sie solt ihn nur so lassen, wie er wäre, sagend, die Narren hätten das best Leben; er selbsten hätt viel besser und glücklicher gelebt, als er noch mit der Narrenstange gelofen, als jetzt, da er vor weiss und gelehrt gehalten wird.« (Zinkgref, III, 227.)
Mhd.: Got git den tôren senfte lebn, den wîsen nôt ze lône. (Spervogel.) – Got hât den wîsen sorge gegeben, dâbî den tôren senfte leben. (Freidank.) (Zingerle, 170.)
Dän.: Gekke har de beste dage. (Prov. dan., 221.)
Engl.: Children and fools live merry lives. (Gaal, 1198.)
Lat.: Qui addit scientiam addit dolorem. (Tappius, 44b; Henisch, 327, 30; Philippi, I, 200.)
254. Die Narren haben ihr Herz im Maul, aber die Weisen haben ihren Mund im Herzen. – Pred. Sal. 21, 29; Schulze, 160; Zehner, 386.
Holl.: Der zotten hart ligt in den mond, der wijzen mond in's harten grond. (Harrebomée, II, 510b.)
255. Die Narren haben immer schlecht Wetter in ihrem Kalender.
Holl.: De dwazen hebben altijd regen in hunnen almanak. (Harrebomée, I, 168.)
256. Die Narren lachen der Gescheyden, die Vnsinnige der Weisen, die Gottlosen der Frommen. – Phil. von Sittewald (Strasburg 1643), II, 41.
257. Die Narren lachen gern.
[887] 258. Die Narren machen Gastereien, die Weisen essen sich (drauf) satt. – Müller, 43, 5; Simrock, 3054; Frischbier2, 2725.
Frz.: Les fous font les fêtes, et les sages en ont le plaisir. (Kritzinger, 328; Starschedel, 188.)
Holl.: De gekken geven gastmalen, de wijzen nemen er nota van. (Harrebomée, II, 46a.)
259. Die Narren meinen. – Simrock, 6938.
260. Die Narren müssen gezeichnet sein.
261. Die Narren reden geradezu und schlagen zwischen die Radspeichen hinein wie jener Bauernknecht. – Herberger, I, 819.
262. Die Narren scherzen, es wird gut Wetter werden, die Hundstage gehen bei ihnen an.
Frz.: Les fèves sont en fleur, les fous sont en vigueur. (Kritzinger, 312a.)
263. Die Narren schöpfen den Teich aus, und die Klugen fangen die Fische.
Holl.: De zotten dragen het water uit, en de wijzen vangen de visch. (Harrebomée, II, 510b.)
264. Die Narren schwatzen viel, die Klugen schweigen still.
Die Russen: Während die Narren poltern, schweigen die Klugen still. (Altmann VI, 437.)
265. Die Narren sind jetzt selten, denn es gibt zu viel Narrenfresser.
266. Die Narren sind nicht werth klug zu sein.
267. Die Narren sind oft die gescheitesten Leute am Hofe.
Auch zuweilen im Lande. L. Börne (Pariser Briefe) behauptet: »Wenn die Regierungen verrückt sind, werden alle vernünftigen Leute eingesperrt.« Nicht alle, die man Narren nennt, sind es immer und unter allen Umständen. Besonders gab es unter den ehedem sogenannten Hofnarren einzelne, die unter der Hülle der Narrheit grosse Klugheit verbargen. Zu diesen gehörte unter andern Klaus Narr, ein Zeitgenosse Luther's, der als Hofnarr an den Höfen vier sächsischer Kurfürsten von 1486-1532 lebte, sich jedoch während dieser Zeit einige Jahre bei dem Erzbischof Ernst von Magdeburg aufhielt. Klaus war aus Ranstädt gebürtig und hütete in seiner Jugend die Gänse. In einer possirlichen Form erwartete er einst den vorbeifahrenden Kurfürsten, der ihn mit an seinen Hof nahm und in eine Narrenkappe steckte. Man hat ein eigenes Buch unter dem Titel: Sechshundertundsiebenundzwanzig Historien von Klaus Narren, worin seine Schwänke und Possen enthalten sind.
268. Die Narren sind wohlfeilen Kaufs.
Lat.: Stultorum plena sunt omnia.
269. Die Narren sterben nicht aus.
Frz.: Dieu ait l'âme de Jean-bête, il a laissé beaucoup d'héritiers. – Les sots depuis Adam sont en majorité. – Quand Jean-bête est mort il a laissé bien des héritiers. (Masson, 257.)
270. Die Narren tragen das Wasser ab, die Weisen fangen die Fische.
Engl.: Fools lade water, and wise men catch the fish. (Bohn II, 94.)
Frz.: Les fous sont plus utiles aux sages, que les sages aux fous. (Kritzinger, 327b.)
271. Die Narren verlieren den Weg ins nächste Dorf.
Holl.: De zotten weten niet naar de stad te gaan. (Harrebomée, II, 510b.)
272. Die Narren wachsen ungesäet hinter der Wand.
Lat.: Stultitia est foecunda mater.
273. Die Narren werden nicht grau, aber die Esel.
274. Die Narren wissen nicht, was sie waschen. – Luther's Tischr., 199b.
Von sinnlosem, unverständigem Geschwätz.
275. Die nüchternen Narren sind die schlimmsten.
Holl.: Het is kwaad, nuchteren mal te wezen. (Harrebomée, II, 51b.)
276. Doa is kên Narr so klên, hä drögt göäl o'r grön. – Schlingmann, 1068.
277. Drei Narren sind genennt, die bleiben's bis ans End': wer auf dem Pflaster rennt und auf der Brücke sprengt und ein Weib nimmt, das er nicht kennt. – Welt und Zeit, V, 86, 56.
278. Dünkt ein Narr sich mehr als ich, desto höher acht' ich mich.
279. Durch Narren kann Gott auch warnen. – Petri, II, 156.
280. E Narr is kaan Beweis. – Tendlau, 823.
Auch Schiller sagt: »Die Worte eines Verrückten beweisen nichts.«
[888] 281. E Narr si zur rechte Zit, ist au e Kunst. (Luzern.)
282. Ehe der Narr weiss, was er kaufen will, ist der Markt zu Ende.
Span.: Quando el necio es acordado, el mercado es ya pasado. (Bohn I, 243.)
283. Eim ieden narren gefelt sein kolb. – Franck, I, 76a.
284. Ein alter Narr thoret mehr als viel junge. – Petri, II, 165.
Dän.: Gammel giek er værre end ung daare. (Bohn I, 370.)
285. Ein alter Narr, wenn er wohl geräth, ist besser als zehn junge. – Petri, II, 165; Gaal, 1193.
Dän.: Tit gaaer en gammel giek i tallet for to unge. (Prov. dan., 226.)
Engl.: No fool to the old fool. (Gaal, 1193.)
Holl.: Beter een oude zot dan geen. (Harrebomée, II, 510.)
286. Ein alter Narr wird selten klug.
287. Ein einziger Narr kann ein Glas zerbrechen, das tausend Gescheite nicht machen können. – Chaos, 990.
Lat.: Unicus stultus potest plus negare quam centum octi probare. (Chaos, 950.)
288. Ein ganzer Narr is a halber Nuwij (Prophet). (Jüd.-deutsch. Warschau.)
289. Ein ganzer Narr ist besser als ein halber.
Die Russen: Lieber ein ganzer Narr als ein halber. (Altmann VI, 493.)
Dän.: Det er bedre at lide en heel gek end en halv. (Prov. dan., 221.)
290. Ein glückhaffter Narr darf keinen Witz. – Lehmann, 345, 47.
291. Ein jeder hat einen Narren bey jhm, allein einer kan jhn besser bergen den der ander. – Petri, II, 202.
292. Ein jeder Narr ist in seiner Sache gescheit. – Blass, 11.
293. Ein jeder Narr läuft zu seiner Schell', wie der Hund zu seiner Bell'.
294. Ein jeder Narr will sein eigen Kolben haben. – Petri, II, 202.
295. Ein Narr achtet dess Glücks nit. – Lehmann, II, 424, 34.
296. Ein Narr antwortet, ehe er hört. – Spr. Sal. 18, 13.
Mhd.: Wer da antwort ee er gehore, der glichet sich eym doren. (Morolf, bei Hagen und Büsching, I, 503.)
Lat.: Qui prius respondit quam audiat, stultum se esse demonstrat et confusione dignum. (Schulze, 76.)
297. Ein Narr auff der Brücken ist ein Trummel im Fluss. – Lehmann, II, 424, 47.
298. Ein Narr bedarf keiner Schellen, er klingelt mit dem Maule.
Holl.: Een zot heeft geene bellen van doen, hij laat zich zelven genoeg hooren. (Harrebomée, II, 510b.)
299. Ein Narr bekommt keine grauen Haare.
300. Ein Narr bildet ihm allzeit mehr ein als zehen Verständige. – Opel, 374.
Und er bewundert sich, wie die Chinesen sprichwörtlich sagen, nie mehr, als wenn er eben eine Dummheit gemacht hat. (Un sot ne s'admire jamais tant, que quand il a fait quelque sottise.) (Cibot, 176.)
301. Ein Narr bildet sich auf seine Perrüke so viel ein als ein Weiser.
Holl.: Eenen zot dunkt zijne kaproen zeer kostelijk te wezen. (Harrebomée, II, 510b.)
302. Ein Narr bleibt ein narr, leihe jhm gleich ein pfarr. – Franck, I, 141b; Masson, 11.
Die Russen: Der Narr kann wol verlernen, ein Narr zu sein, er kann aber nicht lernen, ein Weiser werden. – Der Narr bliebe Narr und würde er auch ein Zar. Sie behaupten zwar auch: Wenn der Dumme Zar wird, so wird er auch ein Weiser. (Altmann VI, 421 u. 461.)
303. Ein Narr bleibt ein Narr vnd ob er schon Gold trüge. – Mathesy, I, 137b.
304. Ein narr bleibt ein narr, wann er gliech des weisen Salomons Kleider antrüg. – Eyering, II, 152-153.
»Es ändert mit der Zeit der Narr sein Kleid, obwol der Narr derselbe bleibt.« (W. Menzel, Streckverse, 128.)
305. Ein Narr bleibt ein Narr, wenn er gleich in gülden stücken gekleidet würde. – Petri, II, 216; Gaal, 22.
Schwed.: Narr är en narr, fast han klädes i purpur. (Grubb, 564.)
[889] 306. Ein Narr bleibt ein Narr, wenn man ihm auch die Kappe mit Weisheit füttert.
Mhd.: Ein tôr wirt dik gelêret wol, doch is sîn herze gouchheit vol. (Boner.) (Zingerle, 147.)
307. Ein Narr bleibt immer bei seiner Geige.
308. Ein Narr bleibt verkehrt, wenn man ihn hundert Jahre lehrt. – Masson, 11.
Lat.: Stultum qui instruit, sibi ipsi contumeliam facit. (Chaos, 985.)
309. Ein Narr, den man zum Brüten setzt, verdirbt ein ganz Nest voll Eier.
Schwed.: Narren skiämmer bort mycken wijsheet. (Grubb, 615.)
310. Ein Narr denkt, dass andere nichts denken. – Körte, 4478.
311. Ein Narr denkt mancherlei, aber es geschieht nicht alles.
Dän.: Dat daaren tænker skeer sielden. (Prov. dan., 101.)
312. Ein Narr, der fragen darf, sieht gescheiter aus, als ein Gescheiter, der antworten muss. – Simrock, 7321; Körte, 4447; Braun, I, 2925.
Bezieht sich auf Examinatoren, die oft in grosse Verlegenheit kommen würden, wenn ihre Prüflinge sie fragen dürften.
313. Ein Narr, der dem Doctor traut.
314. Ein Narr, der die Wahrheit redet, ist mehr werth als hundert Lügner.
315. Ein Narr, der einmal witzig ist, und ein Droschkenpferd, das durchgeht, erregen Lachen.
316. Ein Narr, der höret wachsen grass vnd der bey Hünern gsessen was, vnd jn die Eyer wachsen hört, dem schmeckt es wol, wird er geehrt von dem, der ist so klug als ich, vnd sonst ein vnuernünfftig Viech. – Büttner, P, 6.
317. Ein Narr, der nicht folgt trewem rath, der hab den schaden, wens jhm vbel gath. – Petri, II, 216.
318. Ein Narr, der nicht studirt, verachtet freye Künste. – Büttner, N, 4.
319. Ein Narr, der über eyern sitzt, der bläst vnd zischt vnd wird nichts drauss. – Lehmann, 750, 26.
320. Ein Narr düncket sich jederzeit klug vnd witzig zu seyn. – Lehmann, II, 424, 35.
321. Ein Narr dünckt sich klüger seyn, den sieben weise. – Petri, II, 216.
322. Ein Narr dünkt sich klüger als unser Herrgott.
323. Ein Narr ermahnt wol einen Weisen.
Frz.: Un fou avise bien un sage. (Kritzinger, 46a.)
324. Ein Narr fährt den Karren so in Dreck, dass drei Kluge Mühe haben ihn herauszubringen.
Engl.: Fools tie knots, and wise men loose them. (Bohn II, 8.)
325. Ein Narr fängt damit an, womit der Kluge aufhört.
Span.: Lo que hace el loco á la derreria, hace el sabio á la primeria. (Bohn I, 229.)
326. Ein Narr fängt das Lied an, und die Klugen1 singen mit.
1) D.h. die, welche sehr gescheit oder klug sein wollen. »Es stünde noch ziemlich gut in der Menschenwelt, wenn nur die Thoren allein und nicht auch kluge Leute – dumme Streiche machten.«
327. Ein Narr fragt viel, worauf ein Weiser nicht antwortet.
»In den Hospitälern bemerkt man, dass die Narren vorzüglich gern Taback schnupfen; in der Gesellschaft erkennt man sie an den vielen Fragen.« (Welt und Zeit, I, 119, 103.)
Lat.: Saepe carent multa responsis verbula stulta. (Binder II, 2990; Gartner, 197.) – Stulto nullus quaerendi finis. (Binder II, 3212; Schreger, 21.)
328. Ein Narr fühlt nicht, wie krank er ist, und viel Deutsche merken nicht, wie nahe ihnen das spanische Joch am Halse ist. – Opel, 382.
Wie die guten Deutschen im 17. Jahrhundert die Nähe des spanischen Jochs nicht gemerkt haben, so im 19. nicht das französische, bis es 1871, das Modenjoch ausgenommen, welches fortzutragen, deutsche Frauen sich zur Ehre machen, abgeschüttelt war.
329. Ein Narr gefällt dem andern.
It.: Alli matti ogni matto par savio. (Pazzaglia, 216, 3.)
[890] 330. Ein Narr gefellt jhm selber wol, maynet, jdermann jhn loben soll. – Gruter, III, 28; Lehmann, II, 149, 56.
Die Russen: Es schaut sich kein Narr nach einem andern um, der ihn an Narrheit übertreffe. (Altmann VI, 450.)
331. Ein Narr geht schlafen und ein Narr steht auf.
Dadurch unterscheidet sich der Narr vom Betrunkenen, der seinen Rausch ausschläft.
Böhm.: Opilý se prospí, ale bláze n nikdy. (Čelakovský, 209.)
332. Ein Narr gewinnt gern das erste Spiel, doch hat er am Ende selten viel.
Dän.: End vinder folsk mand første leg. (Bohn II, 365.)
333. Ein Narr gewinnt wol auch ein Spiel.
334. Ein Narr gibt auch zuweilen einen guten Rath.
Port.: Homem nescio dá ás vezes bom conselho. (Bohn I, 279.)
Span.: De un hombre necio á vezes buen consejo. (Bohn I, 213.)
335. Ein Narr gibt dem andern Unterricht, aber beide verstehen sich nicht.
336. Ein Narr gibt und ein Gescheiter nimmt.
337. Ein Narr gibt Worte gegen Prügel aus.
Dän.: Daare giver ord ud og tager hug igien. (Prov. dan., 99.)
338. Ein Narr greift nach mehr als er halten kann.
Frz.: Les sots veulent tout embrasser. (Kritzinger, 655b.)
339. Ein Narr hält jeden Menschen für närrisch.
It.: Il matto crede, che tutti gli altri sien matti perch' egli è matto.
340. Ein Narr hat die Ohren auf dem Rücken.
Er hört nicht eher, bis er fühlt.
341. Ein Narr hat immer Festtag.
Engl.: The mad-man always feasts.
342. Ein Narr hat mehr Schalen als Nüsse.
343. Ein Narr hat oft zu End' gesponnen, was ein kluger Mann begonnen.
344. Ein Narr hat viel Brüder.
345. Ein Narr ist bald fertig mit seinem Gut, der Weise behält seinen Muth.
Die Russen: Der Narr und seine Habe sind leicht geschieden; der Weise und seine Armuth bleiben immer verbunden. (Altmann VI, 468.)
346. Ein Narr ist der, der stillen Wassern traut.
347. Ein Narr ist, der ein Messer hat und braucht's nicht.
348. Ein Narr ist der im ganzen Land, der wählen kann und nimmt statt Körner (Ehre) Sand (Schand').
Frs.: Foû est celui partout l'empire, qui a le choix, et prend le pire. (Kritzinger, 327a.)
349. Ein Narr ist, der seine Feinde veracht. – Froschm., DVI; Petri, II, 216.
350. Ein Narr ist ein Narr vnd bleibt ein Narr, er komme wohin (sei, wo) er wolle. – Petri, II, 216; Lehmann, II, 125, 82; Lohrengel, I, 236.
Engl.: A fool is fulsome. (Bohn II, 8.)
Holl.: Een zot is een zot, al ware het paaschlag. (Harrebomée, II, 510b.)
Lat.: Mori morantur, quacunque sub axe morantur. (Sutor, 923.)
351. Ein Narr ist ein Narr, wenn er gleich einen Boden voll Gold hätte. – Philippi, II, 185.
352. Ein Narr ist ein übler Reisekumpan.
Die Türken sagen: Mit einem Narren (Thoren) mache dich nicht auf den Weg; bricht sein Wagen, so weint er; bricht dein Wagen, so lacht er. (Nordmann.)
353. Ein Narr ist genug im Haus, sonst muss der Kluge hinaus. – Simrock, 7377; Körte, 2435; Wurzbach I, 273; Braun, I, 2910.
It.: Basta un matto per casa. (Bohn I, 74.)
354. Ein Narr ist nicht weit zu suchen.
355. Ein Narr ist nie ruhig.
Er gibt sich durch sein unruhiges Treiben zu erkennen; sitzt er so sitzt er oder schleudert mit den Beinen.
It.: Pazzo in banca o mena i piedi o egli canta.
356. Ein Narr ist unter den Leuten, was ein Fastnachtsbutz unter den Bräuten.
Dän.: Saa er folsk mand blant folk, som ugle blant krager. (Prov. dan., 173.)
357. Ein Narr ist, wo er goht und stoht, wer si vo Schuene und vo Wîbere drucke lot. – Sutermeister, 111.
358. Ein Narr ists, der dem Glück trawet. – Petri, II, 216; Henisch, 1661, 47.
[891] 359. Ein Narr ists, der den Todt ladet. – Petri, II, 216.
360. Ein Narr ists, der ein Weib nimpt. – Petri, III, 5.
361. Ein narr kan (in einer Stunde) mehr fragen, denn zehen (alte) weisen (in einem Jahre) berichten kunnen. – Agricola I, 219; Gruter, I, 27; Egenolff, 121b u. 284b; Petri, II, 216; Henisch, 1189, 11; Hollenberg, I, 51; Sutor, 925; Schottel, 1132a; Gaal, 484; Bücking, 203; Pistor., IX, 30; Eiselein, 487; Körte, 4445; Simrock, 7319; Günther, 5; Siebenkees, 108; Lohrengel, I, 236; K.V. Nose, Gedanken von der Freiheit in Fragen (Frankfurt a.M. 1799); für Waldeck: Curtze, 334, 256.
»Gleichwie das gemeine Sprichwort sagt, das offt ein narr gar viel mehr fragt von grossen lachen vnd geschichten, denn zehen weisen könnten berichten.« (Waldis, IV, 95, 9.) In dem alten Volksbuche Till Eulenspiegel heisst es: »Die allgemeine Maxime im menschlichen Leben hiess sonst: Ein Narr kann mehr fragen als zehn Kluge beantworten können. Hier aber kehrt sich's um; denn da der Rector und Magister der Universität Prag so viele Fragen an Eulenspiegel gelangen lassen, so beantwortet er sie doch dergestalt, dass sie ganz beschämt dastehen und ihn mit Frieden lassen mussten.« (Gubitz, Gesellschafter, Berlin 1831, S. 649.)
Jüdisch-deutsch: Aan Narr kann mehr frage as zehn Chacho (Weise) mim antworte könne. (Blass, 10; Tendlau, 820.) In Warschau: Ein Narr känn mehr frägen, eider zehn Klüge können äntvern.
Böhm.: Jeden blázen více můž otázek nadĕlati, než mu deset moudrých stači odpovídati. (Čelakovský, 73.)
Dän.: En nar kand spørge meere en ti kand svare til. (Prov. dan., 425.)
Engl.: A fool may ask more questions in an hour, than a wise man can answer in seven years. (Bohn II, 286.)
Frz.: Un fou fait enrager un sage. – Un fou fait plus de questions qu'un sage de raisons. (Kritzinger, 328a; Masson, 254.) – Vng fol faict plus de questions que vng saige ne donne de raisons. (Bovill, 21.)
Holl.: Een gek kan meer vragen, dan zeven (tien, twaalf, honderd) wijzen kunnen beantwoorden. (Harrebomée, I, 213b; Bohn I, 366.)
It.: Chi troppo dimanda ha testa di matto. – Un matto sa più domandar che sette savj rispondere. (Bohn I, 130; Gaal, 484.)
Lat.: Percontatorem fugito: nam garrulus idem est. (Marin, 11.) – Plura interrogantur a stulto quam queant a sapiente dilui. – Quaerit delirus, quod non respondit Homerus. (Binder I, 1424; II, 2712; Gaal, 484; Philippi, II, 119; Seybold, 469.) – Stulto nullus quaerendi finis. (Masson, 254.)
Schwed.: En dåre (narr) kaa meer fråga, än tije wijsa kunna swara til. (Grubb, 187; Marin, 11.)
362. Ein Narr kann einem Weisen wol einen Rath geben.
Holl.: Een dwaas raadt wel eenen wijze. (Harrebomée, I, 168a.)
363. Ein Narr kann einen Stein in den Brunnen werfen, den zehn Weise nicht herausziehen. – Fabricius, 88; Winckler, I, 67; Blass, 20.
Ist eine Sache durch Dummheit oder Ungeschicklichkeit verdorben, so ist es oft sehr schwer, das wieder gut zu machen. In Warschau jüdisch-deutsch: Wenn a Narr warft a Stein in Gurten, können ken zehn Klüge nit auswurten (ausreuten).
Böhm.: Jeden blázen hodí kámen v vodu, ale deset moudrých ho nevytáhne. (Čelakovský, 213.)
It.: Un pazzo getta la pietra nel pozzo, e dieci savii vi vogliono a cavarla. (Pazzaglia, 270, 18; Bohn I, 130.)
Poln.: Jedna baba kamień do studnie uwali, a dziesięíć, go chlodów niedobędzie. (Čelakovský, 213.)
Ung.: Néha egy bolond olly követ vethet a' kutba, hogy tiz okos sem vonnya ki. (Gaal, 484.)
364. Ein Narr kann kaufen, was sieben Weise nicht verkaufen.
Böhm.: Co jeden hloupý koupí, ani sto rozumných neproda. (Čelakovský, 213.)
365. Ein Narr kann mehr als zehn Weise.
Frz.: Au jeu d'échecs les fous sont plus forts que les rois. (Venedey, 165.)
366. Ein Narr kann mehr befealen, äs tein (zehn) Klauke utrichten könnt. (Westf.)
367. Ein Narr kann mehr fragen als sieben Weise sagen. – Simrock, 7318; Braun, I, 2918.
Die Dresdener Nachrichten (1869): »Ein Stadtverordneter kann mehr fragen, als zehn Stadträthe beantworten können.« Im Plattdeutschen: En Nar kan mer fragen, as söben Wise beantworten könt. (Marahrens, 97.) Die Russen: Fragt der Narr auch den Weisen, wie alt die Welt sei, so hat doch der Narr keine Antwort dafür. (Altmann VI, 426.)
Altfries.: En narr kjen muar fraage, üs tiin wissen beswaare kjen. (Hansen, 10.)
368. Ein Narr kann mehr verneinen, als zehn Kluge behaupten. – Simrock, 7320; Körte, 2446.
[892] 369. Ein Narr kann reisen, aber nicht weisen.
370. Ein Narr kann sich nicht allein schlagen.
Es gehören dazu stets zwei. Der Narr ficht aber nur mit dem Munde. Seine Reden werden selten als Beleidigungen aufgefasst; er selber aber vermeidet die Gelegenheit, Genugthuung zu fordern, und allein kann er sich nicht schlagen.
Dän.: Daare vil ei eene fegte. (Prov. dan., 100.)
371. Ein Narr kann so viel einrühren, dass es zehn Kluge nicht ausessen können.
Böhm.: Co jeden hlupák skazí, tisíc moudrých nenapraví. (Čelakovský, 213.)
Holl.: Een dwaas berokkent, dat veertig wijzen niet zouden kunnen stillen. (Harrebomée, I, 168a.)
Kroat.: Već more jeden bedak tajiti, neg sto zpametneh dokazati. (Čelakovský, 213.)
Poln.: Jeden głupí zepsuje, tysiąc mądrych nienaprawi. (Čelakovský, 213.)
372. Ein Narr kann Splitter machen, die auch in eines Klugen Kopf fliegen.
Engl.: A fool may put somewhat in a wise body's head. (Bohn II, 94.)
373. Ein Narr kehret sich wenig an gute Lehr. – Petri, II, 216.
374. Ein Narr kennt kluge Leute nicht, doch kluge Leute kennen Narren.
Dän.: Daaren mistænker viise mænd, men viise kiende daaren. (Prov. dan., 101.)
375. Ein Narr kommt leicht zu Beulen am Kopf.
376. Ein Narr kriegt auch in der Kirche Prügel.
Frz.: De la peau du bonhomme on fait un tambour. (Masson, 258.)
377. Ein Narr lacht der übeln Nachrede. – Eiselein, 523.
Lat.: Insontes vanae rident mendacia famae. (Eiselein, 523.)
378. Ein Narr lässt nimmer das Feuer zufrieden.
379. Ein Narr lässt sich keine grauen Haare wachsen.
380. Ein Narr lässt sich nicht rathen. – Simrock, 7401.
381. Ein Narr lässt von der Narrheit nicht.
»Es geht ihm (dem Läuser in der Hölle), wie Salomon spricht, der Narr lässt von der Thorheit nicht, wenn man sie gleich abwaschen liess, und seinen Kopf im Mörser stiess.« (Froschm., LVIIb.)
382. Ein Narr liebt den andern. – Schlechta, 238.
Der Verständige geht gern mit Verständigen um, denn gleich und gleich gesellt sich gern.
Böhm.: Blázen blázna neporazí, bud' ti mladý nebo starý. – Dva blázni svobodni. (Čelakovský, 211.)
383. Ein Narr lobt den andern. – Simrock, 7357.
Frz.: Un âne gratte l'autre. – Un sot trouve toujours un plus sot qui l'admire. (Masson, 259.)
Holl.: De eene gek prijst den anderen. (Harrebomée, II, 213b.)
Lat.: Asinus asinum fricat. (Masson, 259.)
384. Ein Narr macht auss Fried vnruhe. – Petri, II, 217; Henisch, 1242, 4.
385. Ein Narr macht den andern vnsinnig. – Petri, II, 217.
386. Ein Narr macht keinen klug. – Petri, II, 217.
387. Ein Narr macht 'ne Thür auf, die er nicht wieder zumachen kann. – Simrock, 7410; Körte, 4477.
Frz.: Un fol émeut ce que quarante sages ne pourraient apaiser. (Masson, 255.)
Poln.: Jeden głupi zepsuje, tysiąc mądrych nienaprawi. – Jedna baba kamień do studni uwali, a dziesięć go chłopów niedobędzie. (Masson, 255.)
388. Ein Narr macht stetige Pferde, aber einem verstendigen folgen sie gern. – Petri, II, 217.
389. Ein Narr macht viel Wort. – Petri, II, 217.
»In einem Gastmahl sass ein vernünftiger Mann, der hörte, wie die Gäste plauderten und unräthliche Wort ausstiessen; er aber schwieg und liess sich nichts merken. Also sprach einer, dieser kan nichts, er sitzt da wie ein Narr. Clauss aber sprach: Wenn er ein Narr wäre, würde er plaudern wie du und die andern thun.« (Zinkgref, I, 319.)
390. Ein narr macht zehen (hundert, viel) narrn. – Franck, II, 54b u. 59a; Petri, II, 217; Gruter, I, 27; Fac. penn., 63; Mathesy, 138b; Schottel, 1114b; Eiselein, 486; Nas, 308b; Gaal, 1190; Simrock, 7332; Braun, I, 2939; Körte, 4470; für Waldeck: Curtze, 334, 258; für Henneberg: Frommann, II, 410, 98; Schmitz, 195, 169.
Der Geist des Schwanks, der, wenigstens periodisch, wie ein Miasma in der Luft schwebt, die Freude an der Caricatur, am Vexiren und Ironisieren, die Lust, ein Narr zu werden, als ein Narr wenigstens zu erscheinen, bemächtigt sich nicht blos vieler einzelner, sondern ganzer Versammlungen und Gemeinden; daher [893] hat man früher förmliche Narrenzünfte und Narrenstaaten gegründet, was jetzt nicht mehr nothwendig erscheint. In neuerer Zeit trägt die Gesellschaft Ulk in Haspe diesem Bedürfniss Rechnung.
Böhm.: Jeden blázen deset jiných nadĕlá. (Čelakovský, 211.)
Dän.: En abe kommer en anden til at gloe og gabe. – En nar (som er agtet) giør fleere. – To giekke giør læt den tredie. (Bohn I, 364; Prov. dan., 425.)
Engl.: One fool makes a hundred. (Gaal, 1190; Eiselein, 486.)
Frz.: Il ne faut souvent qu'un fou pour rendre fous les autres. (Gaal, 1190.)
Holl.: Een dwaas maakt er veel. (Bohn I, 313.) – Een dwaes maket vele dwasen. (Tunn., 11, 12.) – Eén gek maakt tien (veel) andere gekken. (Harrebomée, I, 213b.)
It.: Un matto nè fà cento. (Pazzaglia, 216, 6.) – Praticando co' matti, si corre il risico d'ammattire. – Un pazzo, che vien lodato, ne fa cento.
Krain.: En sam norec deset drugih napravi. (Čelakovský, 211.)
Lat.: Magna in formandis moribus, tam bonis, quam malis, exemplorum vis est. – Oscitante uno, oscitat et alter. (Chaos, 923; Philippi, II, 77.) – Stultitia est contagiosa. (Gaal, 1190.) – Unus Blas multos facit per secula stultos. (Fallersleben, 324.)
Port.: Hum doudo fará cento. (Bohn I, 280.)
Schwed.: En narr gjör många. (Grubb, 187; Rhodin, 47.)
Span.: Un loco hace ciento. (Bohn I, 260.)
391. Ein Narr macht zehn Narren, aber tausend Kluge noch nicht Einen Klugen. – Sutor, 925; Simrock, 7332a.
Die Russen behaupten dasselbe, vgl. Altmann VI, 391. Sie sagen aber auch: Ein Narr macht viel Narren, aber eine Närrin noch mehr Närrinnen. (Altmann VI, 406.) Klaus von Ranstätt in Meisssen, der Hofnarr Kurfürst Friedrich's von Sachsen, schlug einmal die Trommel, und als jedermann zulief, sprach er: »Sehet, ein Narr kann ein ganz Schloss voll Narren zusammenbringen; wenn zehn Doctores beisammen wären und all auf Trommeln schlügen, sie brächten nicht soviel gelehrte Doctores zusammen.« (Zinkgref, I, 313.) (Vgl. auch Saphir, Narreteisprichwörter in der Humoristischen Perlenschnur, Stuttgart 1836, Bd. 1.) »Der Mysticismus steckt an wie die Krätze, wie die Jesuiten unserer Zeit wol wissen, und ein Narr macht zehn andere, ja leider noch weit mehr.« (Weber, Das Papstthum und die Päpste, I, 359.)
392. Ein Narr mag der wol seyn, der von Schue und Weib leidet Pein. – Sutor, 467.
Lat.: Hunc fatuum fateor, quem calceus urget et uxor. (Sutor, 467.)
393. Ein Narr mag keinen gelehrten kennen. – Petri, II, 216; Henisch, 1459, 12.
394. Ein Narr meint, alle Menschen seynd so witzig wie er. – Lehmann, 327, 27.
Böhm.: Blázen každeho za blázna soudí. (Čelakovský, 211.)
Dän.: Narren meener at alle ere som han. (Prov. dan., 426.)
395. Ein Narr meistert den andern.
Böhm.: Blázen blázna učí a oba nesmyslí. (Čelakovský, 212.)
396. Ein Narr melkt seine Kühe den ganzen Tag und erhält doch wenig (oder: hat doch keine) Milch.
Die Finnen: Der Tolle arbeitet viel, der Kluge lebt mit weniger Mühe. (Bertram, 54.)
397. Ein Narr merkt (kennt) die Nessel nicht eher, bis er sich die Finger verbrannt.
Die Russen: Da der Narr die Nesseln nicht durch die Augen kennen lernt, muss er sie durch die Hände kennen lernen. (Altmann.)
398. Ein Narr muss dess Weisen Knecht seyn. – Petri, II, 217.
399. Ein Narr neckt (spottet, verlacht) den andern. – Kritzinger, 330a.
Böhm.: Blázen na bláznu jede, a bláznem pohání. – Blázen s bláznem chodí, a oba nikam se nehodí. (Čelakovský, 211.)
Dän.: En geek vil narre daaren. (Prov. dan., 212.)
400. Ein Narr nimmt keine Lehre (keinen Rath) an.
»Ein Rath aber nimmt jeden Narren an, und jeder Narr nimmt den Rath (Titel) an.« (Saphir, Narreteisprichwörter.)
Böhm.: Darmo blázna učili a mrtvého léčiti. – Dĕravého méchu nenadmeš a hlupce népoučíš. (Čelakovský, 209.)
401. Ein Narr nur will einem Wetzstein das Schwimmen lehren.
402. Ein Narr nützt dem Weisen mehr als zehn Weise Einem Narren.
403. Ein Narr redet, als wenn er unsers Herrgotts Geheimschreiber wäre.
Holl.: De dwaas bemerkt het niet, dat God ons in het duister ziet. (Harrebomée, I, 167b.)
[894] 404. Ein narr redet auch ye etwan ein weyss wort. – Tappius, 59a; Lehmann, II, 125, 83.
Dän.: En gek taler undertiden viise ord. (Prov. dan., 221.)
405. Ein Narr redet Narrentand. – Petri, II, 217.
406. Ein Narr redet närrisch mit Narren. – Petri, II, 217.
407. Ein narr redt alles, was jm einfellet. – Egenolff, 122a; Petri, II, 217; Gruter, I, 27; Schottel, 1132a.
»Ein bäuerischer Narr ward von einem am Hof gefragt, warumb er doch ein Narr wäre; der anwortet: Darumb, dass er rede, was ihm einfiele.« (Zinkgref, I, 324.)
Dän.: Det er en gæk, der taler hvad ham falder ind. – En nar giør gierne hvad ham befalder, og taler det ham indfalder. (Prov. dan., 221 u. 425.)
Frz.: Le fou dit incontinent ce qui lui vient en la bouche. (Kritzinger, 327a.)
It.: Un pazzo non sa bene guardar un secreto. – Un pazzo parla col cuore in su lingua. (Biber, Ms.)
408. Ein Narr regiert die gantze Statt. – Gruter, III, 28; Lehmann, II, 149, 57.
409. Ein Narr reicht aus für ein grosses Haus.
Oder: Ein Narr im Haus reicht völlig aus, d.h. er kann Verwirrung genug im Hause veranlassen.
It.: Un pazzo per casa basta. (Pazzaglia, 270, 15.)
410. Ein Narr reisst ein, was sieben Weise bauen.
411. Ein Narr ruckt die Wolthat auff. – Lehmann, 909, 19.
412. Ein Narr schüttet alles auf einmal aus. – Eiselein, 487; Simrock, 7382; Spr. Sal. 29, 11; Schulze, 103.
Holl.: Een gek zegt wel eens een wijs woord. (Harrebomée, I, 213b; Bohn I, 313.)
It.: Anch' il pazzo dice tal volta parole da savio. (Bohn I, 71; Pazzaglia, 264, 3.)
Lat.: Totum spiritum suum profert stultus.
413. Ein Narr sein zu rechter Zeit ist auch eine Kunst.
»Es ist zu zeiten nutz vnd fein dass man auch könne thorecht sein.«
Böhm.: Blázniti i moudrým se trefí. – Necht' neposlouchá, kdo se uráži, a žertovat' jiným nepřekáží. (Čelakovský, 83.)
It.: Chi sa esser pazzo a tempo, è un gran savio.
Lat.: Esse loco stultum est saepius utile multum. (Loci comm., 188.)
414. Ein Narr sein zu rechter Zeit ist gross Klugheit.
Dän.: At slaae gekken los iblant, er klogskab. (Prov. dan., 221.)
It.: Chi sa esser pazzo a tempo, è un gran savio. – Saper a tempo e luogo esser pazzo è una saviezza. (Pazzaglia, 270, 17.)
Lat.: Non in temporibus vitium est, non vitiamur ab his temporibus sed in his. (Sutor, 987.) – Stultitam simulae loco, prudentia summa est. (Sutor, 922.)
415. Ein Narr sich wenig daran kehrt, so man ihm schon was Gutes lehrt.
Lat.: Non est consultum super ova ponere stultum. (Sutor, 918.)
416. Ein Narr sieht am Ei, ob ein schwarz oder weiss Küchlein heraus kommen werde.
Die Russen: Der Narr prüft schon am Laich, wie gross die Karpfen gerathen werden. (Altmann VI, 434.)
417. Ein Narr sieht aufs Geschenk, ein Weiser aufs Herz. – Chaos, 252; Winckler, XII, 16.
418. Ein Narr sieht den Höcker auf des Nachbars Rücken, aber seinen eigenen Buckel nicht.
Holl.: Het is een dwaas, die wel anderer gebreken kent, maar zijne eigene vergeet. (Harrebomée, I, 168a.)
419. Ein Narr sihet mit einem Aug, was er gibt, vnnd mit sieben Augen, was er dafür wider kriege. – Petri, II, 217; Henisch, 1382, 26.
420. Ein Narr sperrt öfters den Mund als den Kopf auf. – Sprichwörtergarten, 408.
421. Ein Narr strafft alles, was gute Leute thun. – Lehmann, II, 125, 84; Petri, II, 217.
422. Ein Narr und ein Kluger (Weiser) wissen zusammen mehr als ein Kluger (Weiser) allein.
It.: Sa più un savio et un matto, chè un savio solo. (Pazzaglia, 333, 17; Bohn I, 125.)
423. Ein Narr und sein Geld sind nicht lange Freund' in der Welt.
Engl.: A fool and his money are soon parted. (Bohn II, 99.)
Holl.: Een zot en zijn geld zijn haast gescheiden. (Bohn I, 312; Harrebomée, II, 510b.)
It.: Il danaro non è sicuro nelle mani d'un pazzo.
[895] 424. Ein Narr verachtet guten Rath.
Lat.: Oderit insipiens sapientis verba magistri. (Columb.) (Binder II, 2351.)
425. Ein Narr verheist an einem Tag mehr als alle Welt leisten kan. – Petri, II, 217.
426. Ein Narr verliert den Henkel leicht vom Kruge.
427. Ein Narr verspottet den andern.
Schwed.: Narren wil apa skratten. (Grubb, 563.)
428. Ein Narr versteht, jedoch zu spät.
Holl.: Een dwaas verstaat als 't is te laat. (Harrebomée, I, 168a.)
429. Ein Narr warnt wol einen Weisen.
430. Ein Narr weiss besser, was ihm, als zehn Weise, was einem andern fehlt. – Winckler, XV, 5.
431. Ein Narr weiss in seinem eigenen Hause besser Bescheid, als ein Kluger in dem Hause eines andern. – Winckler, VIII, 67.
Holl.: Een zot is wijzer in zijn eigen huis, dan een wiis man in dat van een ander. (Harrebomée, II, 510b.)
It.: Più sà un matto in casa sua ch'un savio in quella degl'altri. (Bohn I, 120; Pazzaglia, 48, 9.) – Sa meglio i fatti suoi un matto che un savio quei degli altri. (Bohn I, 124.)
Span.: Mas sabe el necio en su casa, que el cuerdo en la ajena. (Don Quixote.) (Bohn II, 48.)
432. Ein Narr weiss mehr in seinem Haus als der Kluge drauss.
433. Ein Narr weiss seine Fehler besser, als ein Weiser die anderer.
434. Ein Narr, welcher schweigt, gleicht einem Klugen.
Böhm.: Dobrý jest nĕkdy stulkvík. – Kdyby umĕl blázen mlčeti, při mudrcích by mohl sedĕti. (Čelakovský, 78.)
Frz.: Fou qui se tait passe pour sage. (Bohn I, 19.)
It.: Il pazzo si somiglia al savio allor che tace. (Pazzaglia, 270, 10.)
Port.: O parvo, se he callado, por sabio he reputado. (Bohn. I, 289.)
Span.: El bobo si es callado por sesudo es reputado. (Bohn I, 216.)
435. Ein Narr, wer in den Mist sich legt, wo Pack sich schlägt und Pack verträgt.
436. Ein Narr will allzeit reden viel und wär' doch besser, er schwiege still. – Sutor, 476; Chaos, 488.
437. Ein Narr will Feigen lesen von den Dornen.
Die Russen: Der Narr erhofft auch von den Wespen Honig. (Altmann V, 107.)
438. Ein Narr will klüger sein als sieben Weise.
439. Ein Narr will was zu spielen haben.
Engl.: The fool will not part with his bawble for the Tower of London. (Bohn II, 94.)
440. Ein Narr wird lieber wagen als fragen.
Holl.: De zot wil liever wagen dan twijfelen en vragen. (Harrebomée, II, 510b.)
441. Ein Narr wird nicht leicht ohnmächtig.
442. Ein Narr wird nimmer weiss. – Lehmann, II, 124, 80.
443. Ein Narr wird so wol ein Herr als ein Witziger. – Lehmann, 346, 66.
444. Ein Narr wirft den Pelz weg, weil die Motten darin sind. – Altmann V, 118.
445. Ein Narr zehn Kluge betölpeln kann, aber ein Kluger führt nicht zehn Narren an.
Böhm.: Jeden blázen druhdy patero moudrých svadí. (Čelakovský, 212.)
Poln.: Jeden głupi dziesięc mądrych źwiedzie, a dziesięc mądrych jednego głupiego nie. (Wurzbach I, 273, 243.)
446. Ein Narr zu sein, dazu gehört nicht viel.
Auch russisch Altmann VI, 451.
447. Ein rechter Narr, der sich selbst vergisst.
Frz.: Est bien fou qui s'oublie.
448. Einem jeden Narren deucht seine Kapp am hübschesten. – Theatrum Diabolorum, 427b.
449. Einem Narren antworte nach seiner Narrheit, dass er sich nicht lasse weise dünken. – Spr. Sal. 26, 5; Schulze, 92; Zehner, 470.
Lat.: Responde stulto juxta stultitiam suam, ne sibi sapiens esse videatur. (Schulze, 92.)
450. Einem Narren darf man nichts übel nehmen.
451. Einem Narren fehlt nichts als alles (oder: nichts als Verstand).
Dän.: Daaren fattes alting. (Prov. dan., 100.)
452. Einem Narren gefällt auch ein hölzerner Säbel.
[896] 453. Einem Narren henckt man Schellen an. – Petri, II, 177.
454. Einem Narren ist alles möglich.
Frz.: Il ne faut jamais défier un fou. (Lendroy, 570.)
455. Einem Narren ist nichts so ähnlich als ein Betrunkener.
Oder auch ein Dünkelhafter. »Was einem Narren am gleichsten? Antwort: die sich weiser dann alle andere dünken zu sein.« (Zinkgref, III, 206.)
Frz.: Il n'y a rien plus semblable à un fou qu'un yvrogne. (Kritzinger, 730b.)
456. Einem Narren ist schlimm Weisheit predigen.
Lat.: Sapiens amat correctionem, stultus abominatur. (Chaos, 985.)
457. Einem Narren ist's eins, gehe es wie es wolle.
Lat.: Insipiens curam male gestat corde futuram. (Sutor, 923.)
458. Einem Narren können gescheite Leute selten recht thun.
Die Russen: Gott kann allen Weisen genügen, aber keinem Narren es recht thun. (Altmann VI, 453.)
459. Einem Narren muss man alles zugute halten. – Frost, 48.
460. Einem Narren muss man die Kolbe lausen. – Pistor., VII, 14.
Den kahlen Kopf, weil die Narren früher geschoren wurden, d.h. man muss strafend auf ihn einschlagen.
461. Einem Narren muss man kein Messer geben.
Man muss thörichten Leuten nicht Mittel und Waffen in die Hand geben, zu schaden. Die Russen: Zum Mörder wird, wer dem Narren das Messer gibt. (Altmann VI, 422.)
Böhm.: Nedávaj bláznu palice. (Čelakovský, 346.)
462. Einem Narren muss nichts gut seyn. – Petri, II, 177.
463. Einem Narren und einem Trunkenen muss man mit einem Fuder Heu ausweichen. – Ramann, Unterr., I, 44.
464. Einen geschickten Narren spielen können, ist Kunst. – Lehmann, 530, 29.
465. Einen Narren darf man nicht weit suchen. – Eiselein, 487.
Lat.: Si quando fatuo delectari volo, non est longe quaerendus, me video. (Eiselein, 487.)
466. Einen Narren erkennt man an seinen Spassen, den Schneider an den Massen, den Fürsten an seinen Strassen. – Riehl, Land und Leute.
It.: Il matto si conosce al fatto. (Pazzaglia, 216, 2.)
467. Einen Narren hat jeder im Aermel, er darf blos schütteln.
468. Einen Narren kennt man auch ohne Kappe.
It.: Chi no ha senno poco senno mostra. (Biber, Ms.)
Lat.: Stulti non indigent tintinnabulis. (Binder II, 3208.)
469. Einen Narren kennt man nicht, bis er spricht.
470. Einen Narren kent man an der Kappen (Kleidung). – Petri, II, 179.
Dän.: Klæder og lader vise narren klæder, latter, tale og gang giver narren til kiende. (Prov. dan., 426.)
471. Einen Narren muss man gehen lassen.
472. Einen Narren muss man nie herausfordern.
473. Einen Narren schlagen, bringt wenig Ehr'.
Böhm.: Škoda pĕsti na blázna. (Čelakovský, 210.)
474. Einen Narren, wenn er toll wird, haben sieben Gescheite zu halten. – Frost, 56.
475. Einen Narren wirft man bald aus der Wiege. – Sailer, 165.
476. Einen Narren zu curiren gibt's kein Mittel in der Apotheke.
Die Russen: Gegen die Krankheit der Narren gibt's keine Heilart. (Altmann VI, 453.)
477. Einen Narren zu heilen, werden anderthalb Narren erfordert.
It.: A guarir un pazzo, ce ne vuol uno e mezzo.
478. Eines Narren Bolzen sind bald verschossen. – Eiselein, 487; Simrock, 7407; Braun, I, 2936.
Engl.: A fool's bolt is soon shot. (Eiselein, 487; Bohn II, 94.)
Frz.: De fol juge brève sentence. (Bohn I, 14; II, 94.)
479. Eines Narren Kopf wird wol weiss, aber nicht weise.
Frz.: Tête de fou ne blanchit jamais. (Bohn I, 58.)
480. Eines Narren Namen liest man an jeder Wand.
[897] 481. Eines Narren Rath muss ein kluger Mann ausführen.
482. Eines Narren red hat kein end vnd nichts hinter sich. – Henisch, 887, 19; Petri, II, 226; Eiselein, 487.
483. Eines Narren Rede kann man mit Verstand hören.
Span.: Aunque el decidor sea loco, el escuchador sea cuerdo. (Bohn I, 203.)
484. Eines Narren soll man müssig gehen.
Man soll sich nicht mit ihm einlassen, da er bei jedem Geschäft hinderlich ist.
Böhm.: Hloupý unesnadí, ale neporadí. (Čelakovský, 212.)
Poln.: Głupi zamiesza, nieporadzi. (Čelakovský, 212.)
485. Em ideren (jeden) Narren gefällt sine Müsse (Mütze). (Waldeck.) – Firmenich, I, 325, 20.
486. Ên Narr kann mehr frag'n as fiv Wise antworden könnt. – Eichwald, 1380.
487. Én Narr mâkt téîn (völe) Narren. – Bueren, 409; Eichwald, 1382; Kern, 415; Hauskalender, I.
488. En Narre fröget meih, osse me anferen kann. (Waldeck.) – Curtze, 334, 257.
489. Ennjedere ist en Narr in sinn Sack. – Tobler, 374.
Ein jeder ist närrisch genug, für seinen Vortheil zu sorgen.
490. Es gehet den Narren so wohl als den Weisen. – Lehmann, 531, 39; Richard, 395.
Nicht nur so wohl, sondern meist besser.
491. Es gehört ein Narr und ein Weiser dazu, einen Käse zu schneiden.
Ich finde die Erklärung: »Man muss Narren und kluge Leute in der Welt haben«, vermuthe aber, dass dies wenigstens der ursprüngliche oder ausschliessliche Sinn des Sprichworts nicht ist, dass es vielmehr sagen will: der Narr mag den Käse wol schneiden, aber es muss unter Aufsicht und nach Anweisung eines Verständigen geschehen, weil der Käse, soll er der Gesundheit nicht nachtheilig sein, nur mässig genossen werden darf.
Frz.: Il faut un fou et un sage pour bien couper un fromage. (Kritzinger, 327b.)
492. Es gibt auch alte Narren.
Schwed.: Man finner och fulle gambla narrar. (Grubb, 891.)
493. Es gibt auch gelehrte Narren.
Dän.: De lærde ere ei altid viise. – Der ere og lærde narre. (Prov. dan., 425.)
It.: I più literati non sono i più savii.
494. Es gibt mehr Narren als Pfundbrötlein. – Simrock, 7332b.
In der Schweiz: Es git meh Nare as Pfundbrötli. (Sutermeister, 141.) »Wo zwei zusammenstehen, wirst du einen Narren sehen; und welchen du genommen, du hast den rechten bekommen.« (Schücking, Welt und Zeit, 10, 38.)
Holl.: Er zijn meer gekken dan één. (Harrebomée, I, 214a.)
495. Es gibt mehr Narren unter den Käufern als unter den Verkäufern.
Frz.: Il y plus de fols acheteurs que de fols vendeurs. (Recueil, 1.)
496. Es gibt noch viel Narren in der Welt. – Kritzinger, 68b.
497. Es gibt (sind) viel Narren ohne Schellen und Kolben. – Eiselein, 487; Körte, 4456; Körte2, 5596; Petri, II, 295.
498. Es haben nicht alle Narren Schellen.
499. Es hat offt ein Narr bessern rath gegeben, denn viel weisse. – Petri, II, 251.
500. Es hat wol mehrmal ein Narr weisslich geredt. – Petri, II, 251.
501. Es hätte wol jeder gern einen Narren, doch will ihn keiner füttern und karren.
Dän.: Alle ville folsk finde, ogingen føde. (Prov. dan., 173.)
502. Es ist besser mit einem ganzen Narren handeln, als mit einem halben. – Simrock, 7355; Körte, 4453; Körte2, 5593; Braun, I, 2923.
503. Es ist besser mit einem halben Narren umgehen, als mit einem halben Klugen.
Dieser will nämlich stets der Klügste sein.
504. Es ist dem Narren eine Pein, wenn man ihn lässt allein.
»Du hättest weniger genirt, wenn du dich nur nicht isolirt, weil nichts die Narren mehr genirt, als wenn ein Kluger sich isolirt.« (Schücking, Welt und Zeit, 42, 165.)
[898] 505. Es ist der narren gut entbern, die stets mit steinen werffen gern. – Henisch, 897, 12.
506. Es ist ein Narr, der allein spricht und sich nur selber hört. – Schlechta, 237.
507. Es ist ein Narr, der mit vollen Segeln gegen den Sturm schifft.
508. Es ist ein Narr wie der andere. – Theatrum Diabolorum, 416a.
509. Es ist gut Narren fressen, aber böss zu verdawen. – Lehmann, II, 143, 169; Sutor, 304; Simrock, 7406.
510. Es ist gut Narren fressen, (sie) die Schelmen haben gut Fleisch. – Petri, II, 264; Schottel, 1126b.
Bei Petri mit dem Zusatz: »vnd schmecket vns die thorheit wol.«
511. Es ist jedem Narren auch eine Frage, erlaubt. (Rottenburg.)
512. Es ist kein Narr, der einem ein Thorheit (Narrheit) anmuthet, sondern der sie thut, der ist ein grosser Narr. – Petri, II, 269.
513. Es ist kein Narr, er findet einen grössern.
514. Es ist kein Narr, er hält sich für klug (gescheit, weise).
Die Russen: Kein dümmerer Narr, als der sich für einen Weisen hält. (Altmann VI, 484.)
Dän.: Enhver tosse mener, han er klog nok. (Bohn I, 366.)
Holl.: Het eerste kapittel van de zotten is zich wijs te houden. (Harrebomée, II, 511a.)
Schwed.: Narren behagar sitt egit wijs. (Grubb, 564.)
515. Es ist kein narr, er ist seins vorteyls gescheid. – Franck, I, 77a; Egenolff, 336a; Petri, II, 269; Henisch, 1534, 4; Schottel, 1127a; Sutor, 925; Körte, 4440; Braun, I, 2920.
516. Es ist kein Narr, er sagt auch einmal ein gescheit Wort.
Die Russen: Das ist kein echter Narr, der nicht einmal ein klug Wort redet. (Altmann VI, 430.)
517. Es ist kein Narr in Dorf und Stadt, er gibt gern guten Rath.
It.: Ogni pazzo vuol dar consiglio. (Bohn I, 116.)
518. Es ist kein Narr so gross, er findet einen grössern, der ihn bewundert.
Frz.: Un sot trouve toujours un plus sot qui l'admire. (Bohn I, 63.)
519. Es ist leicht ein Narr zu sein, wenn man keinen Verstand hat.
Böhm.: Snadno blázniti, když rozumu není. (Čelakovský, 210.)
520. Es ist mit narren nichts auss zurichten (anzufangen). – Franck, II, 54b; Lehmann, II, 144, 194; Chaos, 948; Sutor, 916.
521. Es ist nicht immer leicht ein Narr zu sein.
Wenn L. Börne (Pariser Briefe) nicht irrt, so gehört zur Dummheit mehr angeborenes Genie als zu irgendeiner Kunst.
522. Es ist nicht rathsam, dass man Narren vber Eyer setze. – Lehmann, II, 135, 50.
523. Es kan ain Narr mehr fragen, dann zehen Weysen berichten können. – Agricola II, 8.
524. Es kan kein narr reich sein. – Franck, II, 136a; Lehmann, II, 136, 168.
525. Es macht sich keiner zum Narren, er wär' denn schon ein halber.
Dän.: Ingen giør sig til trold uden hand er daare. (Prov. dan., 556.)
526. Es meinen Narr und Kind, dass zwanzig Jahr und zwanzig Thaler unerschöpflich sind.
Ruth.: Djeli da durnki dumajut czto dwaciat rubłej da dwaciat ljet bezkoneczny. (Wurzbach I, 333, 481.)
527. Es müssen die Narren reisen, wenn es fehlt an Weisen.
Holl.: Het gebrek van wijzen doet de zotten rijzen. (Harrebomée, II, 511a.)
528. Es müssen viel Narren heran, ehe man bekommt einen weisen Mann.
Mhd.: Dâ hundert tôren sint, dâ ist ein wîser niht. (Diutisca.) (Zingerle, 146.)
529. Es schadet nichts, ein Narr zu sein, wenn man's nur nicht merken lässt.
[899] 530. Es seind verdrüssliche Narren, die Gottes Wort vnnd Werck nach ihrer vernunfft messen. – Lehmann, 798, 19.
531. Es seynd mancherley (unterschiedliche) Narren.
Böhm.: Bláznův rozmanitost veliká. (Čelakovský, 210.)
Lat.: Insania non est omnibus una. (Sutor, 916.)
532. Es seynd viererlei Art oder Geschlecht der Narren: die allzeit andern dreuen und doch von niemand gefürchtet werden; der allezeit schweret, dem doch niemand glauben zustellt: der alles hingiebt und selber nichts behält; der selbst keinen knecht hat und nicht haben will, dass ihme andere dienen. – Welt und Zeit, V, 92, 268.
533. Es sind der Narren mancher Art, auch viele ohne Bart.
Dän.: Der er mange gekke, alligevel de ere ikke ragede. (Prov. dan., 221.)
534. Es sind grosse Narren, die einen Stein wöllen tragen, den sie nicht gewinnen noch erheben können. – Petri, II, 293.
535. Es sind mehr Narren als Menschen in der Welt.
Der berühmte Casuist und Seelsorger Schupp sagt: »In der Welt sind mehr Narren als Menschen.« (H. Heine, Reisebilder, Hamburg 1840, II, 202.) Der Kaiser Rudolf II. behauptete: »alle Menschen wären Narren und wenn man stürbe, beging man die letzte Narrerey.« (Zinkgref, III, 34.)
536. Es sind Narren, die kein Brot haben vnnd wöllen doch Hunde halten. – Petri, II, 293; Henisch, 524, 9.
537. Es sind Narren, die sich grosses dings vnterwinnen ohn hülff. – Petri, II, 294.
538. Es sind Narren in der Haut als Ritter Peter von Prundraut. – Eiselein, 488.
539. Es sind Narren, welche die Ketten nach dem Eimer und die Axt nach dem Stiele werfen.
540. Es sind nicht alle Narren geschoren, aber es werden mehr gemacht als geboren. – Eiselein, 487.
541. Es sind nicht alle Narren im Narrenhaus.
Ein Franciscanermönch suchte in einer Fastenpredigt während des Carnevals nicht alle Narren im Tollhause, nicht alle Blinden im Hospital und nicht alle Teufel in der Hölle. (Witzfunken, IIb, 127.)
Frz.: Tous les fous ne sont pas aux petites maisons. (Starschedel, 188.)
Holl.: Alle gekken zitten ook niet in het dolhuis. (Harrebomée, I, 213a.)
542. Es sind nicht gar alle Narren, die im Rathe sitzen. – Eiselein, 487; Simrock, 7374.
543. Es sind nit alle narren, die nit1 in rath gehen. – Franck, II, 102b; Eyering, II, 582; Petri, II, 294; Sutor, 914; Simrock, 7373.
1) Bei Gruter (III, 36) und Lehmann (II, 158, 186) findet sich dafür die Lesart: »mit«. Da die Sprichwörter mitunter voll Schalkheit sind, so lässt sich mit Bestimmtheit nicht sagen, welche von beiden Formen die richtige und welche Druckfehler ist. Es wäre wol gar zu boshaft, wenn man sich für »mit« erklären wollte, sowie wol nicht alle, welche in den Rath gehen Weise sind.
544. Es sind viel Narren, die Brot essen, aber noch mehr kluge Leute, die hungern müssen.
It.: Quanti matti mangiano pane, quanti savii non ne hanno. (Pazzaglia, 216, 6.)
545. Es sind viel Narren, die nicht beschoren sind. – Lehmann, II, 139, 111.
Holl.: Men vint vele dwasen, al sijn si niet geschoren. (Harrebomée, I, 168.)
Lat.: Estimo quod multi sint irrasi quasi stulti. (Fallersleben, 472.)
546. Es sind viel Narren, die nicht in Aachen gewesen sind.
Holl.: Men vint menighen dwaes, die nie t Aken enquam. (Tunn., 17, 3; Harrebomée, I, 168b.)
Lat.: Non fuit omnis Aquis stultus quem continet orbis. (Fallersleben, 471.)
547. Es sind viel Narren, die sich für klug halten.
Frz.: Tel se croit sage, qui est fou. (Starschedel, 188; Kritzinger, 327b.)
548. Es sind wol grosse Narren, die eine Weile gut sind, aber nicht verharren. – Parömiakon, 2977.
549. Es sindt nit all narren beschoren. – Franck, I, 88b; Egenolff, 347a; Gruter, I, 38; Petri, II, 294; Henisch, 303, 25; [900] Schottel, 1128a; Simrock, 7328; Körte, 4457; Masson, 258.
Die eigentlichen Narren wurden von Amts wegen kahl geschoren. (Vgl. Wurzbach I, 12.)
Engl.: More know Jack Pudding, than Jack Pudding knows. (Masson, 258.)
Frz.: A fol ne faut point de sonnette. – Tous les fous ne portent pas la marotte. – Tous les fous ne sont pas aux petites maisons. (Masson, 258.)
Holl.: Daar zijn veel narren zonder kolven. (Harrebomée, II, 117a.)
550. Es sindt vil narren on einn kolben. – Franck, I, 88a; Gruter, I, 88.
551. Es steht und guckt der Narr allein, bis er Krampf bekommt in die Bein'.
552. Es were vielen Narren wol zu helffen, wenn man jhnen die rechte Ader schlagen vnd treffen könt. – Petri, II, 304; Eiselein, 487.
553. Es zog ein Narr vmb Weissheit aus, vnd kam ein Thor wider zu hauss. – Eyering, I, 583.
554. Et göfft drei Narre: de erschte öss de Jäger, de sêkt, wo he nuscht verlare heft; de zwête öss de Mutter, de seggt ömma: wo öss min Söhnke? wo öss min Dochterke? on heft et op em Schôt; de dredde öss de Scholmester, de fragt ömma de Kinder: wat öss dit? wat öss dat? on he mot et doch sölwst am beste wete. – Frischbier2, 2730.
555. Et is better, en ollen Narren es gar keiner. (Soest.)
556. Et ist kein Narre, dei en'n wat ansinnen1 is: awer et is en Narre, dei et doit. – Schambach, II, 183.
1) Steht für: ansinnend. – Es ist weniger thöricht, einem Ungebührliches zuzumuthen als solchem Ansinnen Folge zu geben.
557. Eynem yeden narren gefelt sein kolben wol. – Tappius, 81b; Lehmann, II, 133, 4; Lange, 168.
558. Eynem yeden narren gefeit sein weise wol, darumb ist das land der narren vol. – Tappius, 81b; Lehmann, II, 133, 5.
559. Fremde Narren machen Spass, die eigenen bringen unters Gras.
Man lacht über Narrheiten solcher Leute, die uns fern stehen, ärgert sich aber über sie, wenn sie von Verwandten und Freunden ausgehen.
Böhm.: Cizí blázen smích, a svůj styd. (Čelakovský, 209.)
560. Für Narren ist stillschweigen jhre gröste Weissheit. – Lehmann, II, 425, 50.
561. Gäbe es keine Narren, so gäbe es keine Weisen. – Simrock, 7337; Braun, I, 2946.
Mhd.: Die wîsen möhten niht genesen soltens âne toren wesen. (Freidank.) (Zingerle, 146.)
562. Gebrödete Narren sind solche, die man ums Brot anstellt. – Eiselein, 489.
563. Gelehrte Narren seynd die besten. – Lehmann, 531, 36.
Der Schriftsteller David Fassmann widmete seine Schrift Der gelehrte Narr u.s.w., gedruckt zu Freiburg 1729, dem Baron von Gundling mit der wörtlichen Zueignung: »Dem Grossgebornen, Grossgelahrten und Grossweisen Herrn Peter Baron von Schuenz, Erbherrn auf Närrisch- und Tollhausen, Polyhistori, Gross-Cancellario in dem platonischen Utopia, Grossschatzmeister aller philosophischen Weisheiten, Gross-Reverenzmeister auf dem Parnasso u.s.w.« (Witzfunken, Ib, 182.)
Schwed.: Lärda narrar äre de bäste. (Grubb, 489.)
564. Gelert narren sindt über all narren. – Franck, I, 88b; Egenolff, 348a; Petri, II, 332; Henisch, 1458, 64; Lehmann, II, 225, 35; Körte, 4455.
»Es gibt Narren, die glauben, sie könnten mit ihrer Schreibfeder die Welt aus den Angeln heben; was aber noch ärger ist, es gibt auch Pinsel, welche dies für wahr halten.« (Welt und Zeit, I, 121, 114.) Die Russen sagen in Bezug auf Narren dieser Art: Kommt der Narr das erste mal von der hohen Schule, so ist er gewiss darüber, dass die Hand fünf Finger hat; kommt er das letzte mal von derselben, so ist er zweifelhaft darüber, ob sie vier oder sechs Finger habe. (Altmann VI, 463.)
It.: I pazzi per lettera sono i maggiori pazzi. (Bohn I, 105.)
Span.: Tonto, sin saber latin, nunca es gran tonto. (Bohn I, 259.)
[901] 565. Gib dem Narren die Schale, er glaubt, er habe das Beste vom Ei.
566. Gib dem Narren einen Strick, er schlägt dich damit ins Genick.
Holl.: Zoo gij een' stok geeft aan den gek, gewis hij slaat u in den nek. (Harrebomée, II, 119b.)
567. Gib dem Narren einen Titel und lass ihn gehen.
Schwed.: När man gier narren en spann, så taar han sielf en aln. (Grubb, 405.)
568. Gibst du dem Narren einen Finger, so will er die ganze Hand haben. – Simrock, 7380.
569. Gibstu dem narren die finger, so wil er die faust gar haben. – Franck, II, 117a; Lehmann, II, 229, 126; Henisch, 1383, 8.
570. Glückliche Narren bedörffen keiner Weisheit (keines Witzes). – Petri, II, 342; Henisch, 1655, 41; Gaal, 1201.
Holl.: Gelukkige gekken behoeven geene wijsheid. (Harrebomée, I, 214a.)
571. Gou de Naren at de Muort, hun de Juden en gâde Muort. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 437.
572. Gross narren müssen gross schellen haben. – Gruter, III, 45; Lehmann, II, 238, 86.
573. Grosse Narren, grosse Schellen. – Luther's Ms., S. 5; Pistor., VIII, 50.
Grosse Narren müssen grosse Schellen haben, sagte Philipp Melanchthon, als man von einer berühmten Stadt sprach, in der es grosse und herrliche Glocken gebe. (Einfälle, 325.)
Dän.: Til store narre skulle store bielder. ( Prov. dan., 425.)
Holl.: Groote narren moeten groote bellen hebben. (Bohn I, 326; Harrebomée, II, 117a.)
Schwed.: Stoor narr, stora biälror. (Grubb, 765.)
574. Grosse Narren haben grosse Farren. – Petri, II, 360.
575. Guckt ein weisser (weiser?) Narr ins Wasser, so guckt ein schwarzer heraus.
576. Hat der Narr die Bolzen verschossen, so kommt er an mit seinen Rossen.
577. Hat man einen Narren ausgesandt, muss man einen Narren nachschicken.
Böhm.: Pošli hloupého, a za ním druhého. (Čelakovský, 212.)
578. Heystu mich einn narrn vnd sol morgen predigen. – Franck, II, 96b.
579. I grösser narr, i grösser pfarr. Gruter, I, 49; Lehmann, 12, 17.
580. Ich bin gern ein Narr, aber der Narren Narr möcht' ich nicht sein. – Simrock, 7412b.
581. Ik warr kên Narr sin, säd' de Wulf, un lat mi von 't Schâp bîten. – Hoefer, 1134; Schlingmann, 1478; hochdeutsch bei Frost, 208.
582. In einen Narren ist nichts zu bringen. – Petri, II, 403.
583. Ist dem Narren der Essig zu sauer, so will er Honig daraus machen.
In Abyssinien sagt man ähnlich: Als dem Narren das Bleichen des Ebenholzes nicht gelang, wollte er das Elfenbein schwärzen.
584. Ittlicher Narr hot dem S'echel (Verstand) bei sich.
Jüdisch-deutsch in Warschau, um zu sagen, dass selbst der Dumme seinen Vortheil instinctmässig herausfühlt und ihn wahrnimmt.
585. Je grösser Narr, je besser Pfarr. – Eyering, I, 370; Egenolff, 300a; Petri, II, 392; Mathesy, 303b; Latendorf II, 18; Körte, 4439; Körte2, 5573; Weber, Möncherei (Stuttgart 1820), III, 325.
Napoleon I. erwiderte einmal einem Pfarrer, der bei seinem Einzuge aufrief: »Kleiner Gott, grosser Napoleon«, mit den Worten: »Kleiner Pfarr', grosser Narr.« (Janus, Neuyork vom 29. Nov. 1852, S. 2.)
Engl.: Luck for fools and chance for the ugly. – Som have the hap, som stick in the gap.
586. Je grösser Narr, je grösser Hochmuth. – Lehmann, II, 276, 6.
Die Russen: Je ärgerer Narr, je grösserer Prahler. (Altmann VI, 452.)
587. Je grösser Narr, je grösser Schelle. – Eiselein, 488; Simrock, 7368.
588. Je länger ein Narr lebt auf Erden, je thörichter pflegt er zu werden.
[902] 589. Je mehr ein narr zu verzehren hat, je mehr verthut er ohne Rath. – Petri, II, 394.
Lat.: Stultus habens plura, vorat haec vivens sina cura. (Loci comm., 190; Sutor, 915.)
590. Je mehr Narren, je mehr Gelächter.
Frz.: Plus on est de fous, plus on rit. (Lendroy, 768; Kritzinger, 327b; Starschedel, 188.)
591. Jedem Narren das gebricht, dass er nicht sein will, was er ist.
Es ist der Fehler jedes Narren.
592. Jedem Narren gefällt seine Kappe (Keule, Kolben, Mütze, Weise). – Eiselein, 487; Sailer, 177; Simrock, 7369; Körte, 4465; Körte2, 5607; Lohrengel, I, 398; Oec. rur., 185; Mauvillon, I, 9; Müller, 10, 8; Birlinger, 390; Braun, I, 2940; Fac. facet.; für Hannover: Schambach, II, 285; für Waldeck: Curtze, 337, 297.
»Es gefelt doch einem ieden Narren seine Keule und Weise oder Kappe wol. « (Coler, 144.) »Ein jeder nar let sik sin kapken wol gefallen.« (Lauremberg, Bischlut, 138.) »Jeder Narr hält seine Kappe für ein Heiligthum, welches niemand berühren darf; daher gibt es in der Welt so viel Heiligthümer.« (Welt und Zeit, I, 15, 17.) »Wie glücklich ist ein jeder Narr. Fragt einmal unsere Weisen, ob ihnen ihre Kappe gefällt.« (Saphir, Narreteisprichwörter.)
Mhd.: Jm ist als dem tôren, den duuchet nihtes guot, wan daz er mit sînem cholben tuot. (Massmann, Denkmäler, I.) – Die bîschaft sî geseit dem tôren, der sîn kolben treit, der im ist lieber denn ein rîch. (Boner.) – Keyn guot dem narren jn der welt basz dann syn kolp vnd pfiff gefelt. (Narrenschiff.) (Zingerle, 146.)
Böhm.: Bláznu sluši každá čepice. (Čelakovský, 210.)
Frz.: A chaque fou plaît sa marotte. (Bohn I, 2; Starschedel, 187.)
Holl.: Den gek behaagt zijne kolf. – Ieder gek vindt behagen in zijne kap. (Harrebomée, I, 213b u. 214b.)
It.: Ognun fa a suo modo. – Ognuno ha qualche balocco prediletto. – Ognuno si diletta di quel che più gli piace. (Biber.)
Lat.: Cuilibet fatuo placet sua clava. (Binder II, 629; Eiselein, 487.)
Schwed.: Hwarje narr sätter wärde på sin kåpa. (Wensell, 40.) – Hwar narr behagar sitt egit wijs. – Narren tycker altijd at hans pijpa låter bäst. (Grubb, 350.)
Span.: A cada necio agrada su porrada. (Bohn I, 193.)
Ung.: Bolondnak is tetszik az ő faszablyja. (Gaal, 1239.)
593. Jedem Narren klingen seine Schellen schön.
Holl.: Elken gek klinken zijne bellen het aangenaamst. (Harrebomée, I, 214.)
594. Jeder hat einen Narren im Aermel.
»Vnzehlig ist der Narren zal.« (Waldis, II, 8.)
Engl.: Every man has a fool in his sleeve. (Gaal, 502; Bohn II, 94.)
Frz.: Chacun a un fou dans sa manche. (Bohn I, 12.)
Holl.: Elk heeft een vreemd gekje, dat hem kwelt. – Geen man had zulk een' wijzen zin of daar zat wel een gekje in. (Harrebomée, I, 214a.)
It.: Ciascuno hà un pazzo nella manica. (Bohn I, 88; Pazzaglia, 270, 2.) – Nissuno vi ha senza pazzia. (Biber.)
Lat.: Mopso Nisa datur. (Virgil.) (Binder I, 999; II, 1884; Egeria, 294b.)
595. Jeder ist ein Narr in seinen Sack (und ist es gern). – Schmitz, 192, 138.
596. Jeder Narr hält seine Dummheit für Witz.
Holl.: Een dwaas ziet in zijne dwaasheid anders niet dan wijsheid. (Harrebomée, I, 168a.)
597. Jeder Narr hält seine Kappe für ein Baret (Heilthum).
Das niemand berühren darf; darum gibt es auch so viel Heiligthümer in der Welt.
Engl.: Every man likes his own thing best.
Frz.: A chaque fou sa marotte. (Kritzinger, 328.)
598. Jeder Narr hält seinen Kolben für den schönsten. – Parömiakon, 2350.
599. Jeder Narr hat seine eigene Kappe. – Hollenberg, II, 82.
Böhm.: Každý blázen ve svém kroji. (Čelakovský, 210.)
Holl.: Ieder zot heeft zijn zotskap. (Bohn I, 329.) – Ieder zot zijn marot. (Harrebomée, II, 511a.)
It.: A chi a cervello nommanca cappello. (Gerson, I, 72.)
Poln.: Każdy błazen swoim strojem. (Wurzbach I, 254, 194; Čelakovský, 210.)
600. Jeder Narr hat seinen Stand.
601. Jeder Narr kann einen Brei kochen, wenn er genug Mehl und Butter hat.
Böhm.: Každý blázen kaši uvaří, když je krupice a máslo. (Čelakovský, 165.)
602. Jeder Narr trägt seine Brille.
Aber nicht jeder, der eine Brille trägt, ist ein Narr.
603. Jeder Narr will Sauwerk treiben. – Brandt, 72.
[903] 604. Jeder Narr will sein Abzeichen haben. – Frischbier2, 2727.
605. Jeder will einen Narren haben, aber keiner will ihn füttern.
Schwed.: Alla wilja hafwa narren, men ingen will föda honom. (Rhodin, 3; Wensell, 6.)
606. Jetzo gibt's nicht so viel Narren wie vor zeiten, denn jetzt seind zu viel Narrenfresser. – Lehmann, 531, 43.
607. Junge Narren und Affen machen sich viel zu schaffen.
608. Junger Narr hält sich für klüger als ein alter Pfarr', der schon mehr verschwitzt, als jener an Witz besitzt.
Holl.: Veeltijds meenen jonge dwazen, dat du oude lieden razen; maar die hebben meer vergeten, dan de jonge dwazen weten. (Harrebomée, I, 168b.)
609. Kein Narr is so dumm, hei find't einen, dei em vör klauk höllt. (Mecklenburg.) – Raabe, 75.
610. Kein Narr ohne Kolbe.
611. Kein Narr umsonst. – Körte, 4447.
612. Kein Narr war je so dumm, er fand einen, der ihn für klug hielt. – Simrock, 7356; Körte, 4433; Frost, 53; Masson, 259; Braun, I, 2911.
Im Plattdeutschen: Kên Narr wêr je so dumm hä fund ênen, de 'n för klôk hêl. (Schlingmann, 1066.) Wer ist nun erbärmlicher, der Dumme, welcher den Klugen zu leiten weiss, oder der Kluge, welcher dem Dummen folgt?
613. Kein Narr wird sich mit einem Stein die Zähne ausschlagen.
614. Keiner ist immer ein Narr, jeder nur bisweilen.
Engl.: No man is always a fool, but every man sometimes. (Gaal, 602.)
615. Kluge Narren sind verdriessliche Narren. – Petri, II, 425.
616. Kompt gleich ein Narr in frembde land, treibt er doch eitel narren tand. – Henisch, 868, 20; Petri, II, 426.
Die Chinesen sagen in Bezug auf die Eitelkeit der Narren: Lass sie laufen, sie kennt nicht den Weg des Ruhms; sie würde euch nur hören, um auf dem der Thorheit zu gehen. (Cibot, 163.)
Lat.: Mori morantur, quocunque sub axe morantur. (Loci comm., 189.)
617. Könde der narr schweigen, so were er weiss. – Franck, II, 49a; Gruter, I, 53; Schottel, 1125b; Simrock, 9368.
618. Lass dem Narren seine Weise.
Lat.: Sine vivat ineptus. (Horaz.) (Philippi, II, 188.)
619. Lass den Narren karren. (Weingarten.) – Birlinger, 396.
620. Lass den Narren laufen, sagte Jerms (Jeremias), als man seinen Vater zum Galgen führte.
Holl.: Laat den gek maar loopen, zei malle Jan, en hij zag zijn vâar naar de galg geleiden. (Harrebomée, I, 215a.)
621. Lass die Narren sagen, was sie wollen! – Eiselein, 487.
622. Lauter Narren brauchen nöt reitern. (Baiern.)
Unter lauter Narren gibt's nichts zu sieben. So sagt man, wenn eine ganze Familie oder Gesellschaft wenig Verstand und Ueberlegung zeigt.
623. Lieber mit dem Narren als mit einem Klügling karren.
Dän.: Det er bedre at have at giøre med en nar end en halv viis, thi den vil altid være den klogeste. (Prov. dan., 236.)
624. Lob den Narren, so geschwillet er. – Lehmann, II, 375, 108; Henisch, 1549, 36.
Die Russen: Lob tödtet den Narren. – Lobe den Narren, so platzt er voneinander. – Hoch wächst die Narrenrose, die du mit Lobwasser begiessest. (Altmann VI, 462 u. 502.)
625. Lob den Narren, so gewinnt er Esels Ohren. – Lehmann, II, 375, 109.
626. Lobe den Narren und du gewinnst ihn.
Dän.: Ros ganten saa faaer du gavn af ham. (Bohn I, 396.)
627. Lobe den Narren und lass ihn laufen.
It.: Loda il folle, e fallo correre. (Biber.)
628. Losgelassener Narr und Stier sind zwei gefährliche Thier.
Böhm.: Bláto bez břehův, a blázen bez ohrady. (Čelakovský, 208.)
[904] 629. Mag der Narr die Zeit nicht unnütz haben, wird er einen Brunnen am Flusse graben.
630. Man darf den Narren keine Schellen anhängen, man kennt ihn ohne dieselben. – Simrock, 7365.
Holl.: Men derf ghenen dwasen (gekken) bellen aenhanghen. (Bohn I, 801; Harrebomée, I, 215a; Tunn., 17, 7.)
Lat.: Non oppendatur nola stulto, more notatur. (Fallersleben, 475.)
631. Man find so bald einen alten Narren als einen jungen. – Petri, II, 446.
632. Man findet auch reiche Narren.
Schwed.: Man finner och rijka narrer. (Grubb, 503.)
633. Man findet viel Narren und Thoren, die nit seynd worden beschoren.
634. Man findet viel unbeschorene Narren.
Lat.: Aestimo, quod multi non rasi sint quoque stulti.
635. Man hält keinen für einen Narren, er (be-) trage sich denn wie ein Narr.
Holl.: Niemand houdt man voor gek, dan die het zich aantrekt. (Harrebomée, I, 215a.)
636. Man hat lieber mit Narren zu thun als mit Hoffertigen. – Lehmann, 393, 16.
637. Man ist nicht immer ein Narr; ein jeder zu seiner Zeit.
Engl.: No one is a fool always, every one sometimes. (Bohn II, 8.)
638. Man jagt wol mit Narren, aber man theilt nicht mit ihnen.
Böhm.: Ač co s bláznem kdy ulovíš (uhoníš), ale ne rovnĕ s nim rozdĕlíš. (Čelakovský, 212.)
639. Man kann dies nicht jedem Narren sagen.
Lat.: Nemo malus hoc sciet. (Binder II, 2046; Lang, 160.)
640. Man kann leicht in den Geruch eines Narren kommen.
It.: Per farsi tener per matto una persona basta, ma per esser riputato savio non bastano cento. (Pazzaglia, 216, 4.)
641. Man kann nicht umsonst Narr sein. – Simrock, 12377.
642. Man kann sich eher zum Narren sorgen als reich. – Körte, 5584; Masson, 312.
643. Man kennt den Narren nicht an der Nase.
Die Russen: Erkennte man den Narren wie den Mohren am Gesicht, man würde vor manchem den Hut nicht ziehen. (Altmann VI, 458.)
644. Man muss allweg ein Narren im Spiel1 haben. – Lehmann, 725, 26; Eiselein, 488.
1) Beim Tarok.
645. Man muss den deutschen Narren das Geld ablocken wie man kann.
Luther (Werke, I, 264.) sagt: Dies Sprichwort habe man vorzüglich in Rom gehabt, um damit die Ausbeutung der Deutschen durch den Ablass zu rechtfertigen. Die Russen: Du musst die Narren rupfen, die Klugen lassen sich nicht. (Altmann VI, 494.)
646. Man muss den Narren am Seil führen oder mit Kolben lausen. – Chaos, 945.
647. Man muss den Narren ihre Kappe lassen.
648. Man muss den Narren nicht zu weit herauslassen.
Montesquieu (Werke, VII) sagt: »Ich habe immer gefunden, dass man, um in der Welt fortzukommen, einem Thoren ähnlich sehen, aber weise sein muss.«
Holl.: Laat den gek niet te veel uit. (Harrebomée, I, 215a.)
649. Man muss keinem Narren eine unausgemachte Arbeit zeigen. – Simrock, 7411.
Holl.: Man moet den gek geen half werk laten zien. (Harrebomée, I, 215a.)
Lat.: Qui non intelligit artem, non miratur artificium. (Chaos, 660.)
650. Man muss nicht des Narren Geselle sein.
Die Finnen: Lebe nicht nach des Narren Sinn, sei selbst klüger. (Bertram, 53.)
651. Man muss nicht immer den Narren spielen.
Holl.: Men mag het gekje niet altijd uit de mouw houden. – Men mag niet altijd het gekje spelen. (Harrebomée, I, 215a.)
652. Man soll einem Narren die Zügel nicht zu weit schiessen lassen.
Holl.: Men zal geenen zotten te veel toe geven. (Harrebomée, II, 511b.)
653. Man soll keinen Narren über Eier setzen. – Heuseler, 182; Blum, 687; Gaal, 1192.
Luther in der Auslegung von 5 Mos. 1: Man soll keinem ein Geschäft anvertrauen, er schicke sich denn dazu. Brüten erfordert Geduld und anhaltende Sorgfalt, [905] die dem Fahrlässigen und faselhaften Thoren nicht beiwohnt.
Böhm.: Není dobře vejce blázrm svéřiti. (Čelakovský, 212.)
Holl.: Men mag geen' nar op eijers zetten. (Harrebomée, II, 117a.)
Lat.: Non est consultum super ova ponere stultum. (Loci comm., 189; Gaal, 1192.)
Schwed.: Få intet narren kiäpp i hand. (Grubb, 225.)
654. Man soll nit Narren über einen setzen. – Nas, 81a.
655. Manche Narr'n sind so gefährd't, dass ihn'n kein Weihwasser hilft auf Erd'.
656. Mancher ist ein Narr, mancher thut wie ein Narr. – Lehmann, 529, 11.
657. Mancher will kein Narr sein, ob er schon funcken der Narrheit vmb sich wirfft. – Lehmann, 531, 38.
658. Mit albernen Narren soll man nicht scherzen. – Simrock, 7394.
659. Mit den Narren baut man den Weg. – Simrock, 7349.
Jüdisch-deutsch heisst es: Mit den Narren bahnt man den Weg. (Blass, 16.)
660. Mit den Narren sprich nicht von Steinen.
Er wirft sie dir sonst an den Kopf.
661. Mit des Narren Zorn sey vnverworrn. – Schottel, 1124a.
662. Mit einem Narren lässt sich kein Kind taufen. – Simrock, 7404; Körte2, 5604; Eiselein, 488; Braun, I, 2921.
In Baiern: Mit an Narrn is koan Kind z tauffn. (Zaupser, 92.) In der Schweiz: S' ist mit Nare kei Chind z' taufe. (Sutermeister, 141.) – Mit Thoren kein Geschäft zu machen.
Frz.: Bien fol qui à fol demande sens.
Lat.: Nihil intractabilius homine stulto. (Eiselein, 488.)
Poln.: Z dur niem ani kupić, ani przedać. (Masson, 254.)
663. Mit einem Narren leben ist nicht schwer, ist man ein Narr wie er.
664. Mit einem Narren muss man nicht anbinden.
Frz.: Il ne faut jamais défier un fou. (Kritzinger, 269a.)
665. Mit einem Narren wird unser Herrgott selber nicht fertig.
Böhm.: S bláznem ani pán bůh nie nepořídí. (Čelakovský, 208.)
666. Mit einem starken Narren ist bös ringen. – Sutor, 917.
Holl.: Mit starken dwasen is quaet worstelen. (Tunn., 17, 8.)
Lat.: Cum forti fatuo certatim ludere nolo. (Fallersleben, 470; Loci comm., 188.)
667. Mit Narren aus, mit Gecken ein.
668. Mit narren disputiren bessert niemand. – Henisch, 716, 64; Petri, II, 479.
669. Mit Narren ist böss schertzen. – Lehmann, II, 406, 84; Sutor, 917.
Bei Tunnicius (668): Mit narren is quât spelen. (Cum fatuis durum certatim ludere cuiquam.)
Mhd.: Wer mit tôren spotten wil, der muoz ouch dulden narrenspil. (Boner.) (Zingerle, 147.)
670. Mit Narren ist nicht gut handeln. – Petri, II, 479.
Böhm.: Není dobře s bláznem se přáteliti. (Čelakovský, 233.)
Dän.: Narren er ond at ved faaes. (Prov. dan., 426.)
Schwed.: Narren är ond at wedfåås. (Grubb, 565.)
671. Mit Narren ist nichts anzufangen.
672. Mit Narren ist schlimm gespässen. (Elsass.) – Markolf, 62; Simrock, 7343; Körte, 4463; Braun, I, 2938.
Dän.: Ondt at skemte med daare. (Prov. dan., 505.)
Frz.: Ne ioue point au fol, endure ce quil dict ou faict. (Bovill, II, 166.)
Holl.: Met kwade dwazen is het geen gekken, noch met sterke worstelen. (Harrebomée, I, 168b.) – Mit quaden dwasen en sal men niet ghecken. (Tunn., 17, 4.)
Lat.: Cum fatuis cari pueri nolite iocari. (Fallersleben, 473; Sutor, 917.) – Cum stolidis risu durum verbisque jocari. (Binder I, 267; II, 657; Gaal, 1199; Seybold, 103; Philippi, I, 104.) – Ne stulto collude, vel quae dixerit, aut fecerit aequo animo fer. (Bovill, II, 166.)
Schwed.: Ondt skiämpta med narren, ty han skiämmer så snart twåå som han heedrar en. (Grubb, 645.)
Ung.: Nem jo a' bolonddal tréfálni. (Gaal, 1199.)
673. Mit Narren muss man ein Narr sein.
Lat.: In mari aquam quaeri. (Sutor, 925.) – Insanire cum insanientibus. (Erasm., 687; Tappius, 225b.)
674. Mit Narren muss man Geduld haben. – Hollenberg, II, 9; Simrock, 7389; Gaal, 1196.
»In jedem guten Staate muss jeder die Freiheit haben, ein Narr zu sein; nur darf der Narr mit seiner Narrheit niemand auf den Fuss treten, weil dies zu viel Störungen und Zänkereien geben würde.« (Seume.)
[906] 675. Mit narren muss man zu narren werden. – Franck, II, 54b; Gruter, I, 59; Petri, II, 479; Sutor, 925.
676. Mit Narren richt man wenig auss. – Petri, II, 479.
677. Mit Narren soll man unverworren seyn. – Petri, II, 479.
»Mit Weisen darfst du dich entzweien, mit Narren halte Frieden fein; denn Weise können dir verzeihen, der Narr wird unversöhnlich sein.« (Schücking, Welt und Zeit, 79, 412.) Die Russen: Nach dem Narren, der ins Meer gefallen, muss man nicht fischen.
678. Mödd Noaren öss bîs foahren, och die zevil Gescheiden sall mer meiden. (Trier.) – Laven, 187, 180; Firmenich, III, 547, 46.
679. Nach den Narren kann man sich nicht richten.
680. Nach grossen Narren richten sich die kleinen.
681. Narr is Narr, man Für in de Nêrs is lang gên Narr. (Ostfries.) – Hauskalender, III.
682. Narr, lass dich nicht zu weit an Laden. – Körte, 4443.
683. Narr, lass nit schnappen. – Franck, II, 167a.
684. Narr, nimb ein Weib, da hat dein frewd ein end. – Henisch, 1217, 23; Petri, III, 10.
685. Narre' esse' gern süss. – Tendlau, 971.
Mendelssohn, der gern Zucker ass, bemerkt; »So sagen die Klugen, damit ihnen die Narren das Süsse stehen lassen.«
686. Narren bauen Häuser, der Kluge kauft sie. – Eiselein, 488; Simrock, 4410.
687. Narren bauen Häuser und kluge Leute bewohnen sie.
Engl.: Building is a sweet impoverishing. (Masson, 259.) – Fools build houses, and wise men buy them. (Bohn II, 94; Gaal, 867.)
Frz.: Les fous bâtissent pour les sages. (Masson, 259.) – Maison faite, et femme à faire. (Körte, 2671.)
688. Narren bedörffen keines rechtschaffnen Dings. – Lehmann, II, 423, 19.
689. Narren bedörffen keyner schellen, mann kents an jrn sitten. – Franck, I, 84a; Gruter, I, 61; Sutor, 918; Winckler, IX, 66; Körte, 4458; Simrock, 7363; Braun, I, 2934.
690. Narren bezahlen die Schüsseln und kluge Leute verzehren sie.
Holl.: Zotten blijver zotten, al drinken zij uit gouden potten. (Harrebomée, II, 511b.)
Schwed.: Narren blijver altijd den han är. (Grubb, 566.)
692. Narren bringt jhr eigen Glück vmb. – Petri, II, 488.
693. Narren bücken sich vorm Rocken. – Winckler, XVI, 7.
694. Narren darf man nicht mit der Laterne suchen.
Böhm.: Blázna netřeba lucernou hledati. (Čelakovský, 210.)
695. Narren denken. – Frischbier2, 2728.
Antwort auf die entschuldigende Bemerkung Untergebener: Ich dachte.
696. Narren denken, der Truthahn auch. – Körte2, 5623.
697. Narren denken stets an ihre Pfeife.
Schwed.: Narren tänker altijd på sin pijpa. (Gaal, 564.)
698. Narren denken, Verständige sind ihrer Sache gewiss.
Das ist eben das Unglück, dass die Narren denken und die Verständigen fertig sind und nicht denken.
699. Narren denken's, kluge Leute wissen's.
Strafende Antwort auf die Entschuldigung: Ich dachte u.s.w.
700. Narren, die jhm selbst recht geben, haben gut leben. – Petri, II, 488.
701. Narren, die sich für weise halten, sind die schlimmsten.
»Wie der Affe um so lächerlicher wird, je mehr er sich den Menschen ähnlich zeigt, so werden die Narren desto lächerlicher, je vernünftiger sie sich geberden.« (H. Heine, Reisebilder, Hamburg 1840, II, 218.) Die Russen: Dem Narren ist nie mehr zu helfen, der glaubt, dass er weise sei. (Altmann VI, 442.)
702. Narren dörffen keiner Schellen; man kennt sie an Worten vnnd geberden. – Lehmann, 916, 6; Petri, II, 488.
Lat.: Stultus nil celat, quod habet sub corde revelat. (Chaos, 949.)
703. Narren erfrieren die Hände, um die Handschuhe zu schonen.
[907] 704. Narren erkennt man an den Reden und Esel an den Ohren.
705. Narren erkennt man an viel Lachen. – Lehmann, II, 423, 20.
706. Narren fahen viel an vnd richten wenig auss. – Petri, II, 488.
707. Narren fangen an jhr Leben zu bessern, wie der Krebs seinen Gang. – Lehmann, 541, 76.
708. Narren, Fewer vnd Lieb können nicht verborgen bleiben. – Lehmann, II, 425, 51.
709. Narren fressen sich süss, aber sie liegen lange im Kropf.
710. Narren findet man an allen Orten. – Petri, II, 489.
Lat.: Tota uligentis tellus uberrima glebis. (Philippi, II, 221.)
Schwed.: Narreskeppet finnes i alla hambnar. (Grubb, 566.)
711. Narren, Fliegen und Hunde kommen zum Imbiss in der Runde. – Eiselein, 342.
712. Narren freuen sich närrisch.
Böhm.: Hloupá hloupému i radost. (Čelakovský, 210.)
Poln.: Głupia głupiemu i radość. (Čelakovský, 210.)
713. Narren geben Feste und die Klugen essen den Braten, sagt der arme Richard.
Engl.: Fools make feasts, and wise men eat them. (Bohn II, 94.)
Frz.: Les fols font la fête et les sages le mangent.
Holl.: De gekken geven gastmalen, de wijzen nemen er nota van. (Harrebomée, II, 203.) – De zotten maken de feesten en de wijzen hebben de geneugten. (Bohn I, 308.)
It.: I matti fanno le feste, ed i savj le godono. (Bohn I, 104.)
Span.: Los locos hazen los banquetes y los sabios los comen.
714. Narren geben Schmäuse und Kluge geniessen sie.
715. Narren gedeihen in jedem Boden.
Mhd.: Swie verre ich reit oder gie, eime tôren kund ich entrinnen nie. (Freidank.) (Zingerle, 147.)
716. Narren gehen gern mit Narren umb.
Lat.: Inanium inania consilia. (Chaos, 134.)
717. Narren gehen lieber bergab als bergauf.
Böhm.: Hlupcům nikdy nejde do hory, a vždy jen s kopce. (Čelakovský, 212.)
718. Narren geht alles hin.
719. Narren geloben viel vnd gross. – Petri, II, 489.
720. Narren glauben nicht ehe, die Heiligen zeichnen sie denn. – Fischer, Psalter, 387.
721. Narren grauen (weisen) nicht, aber die Esel werden grau geboren.
D.h. sie werden nicht klug, weise.
Frz.: Tête de fou ne blanchit jamais. (Kritzinger, 73a.)
Holl.: De gekken grijzen niet; maar de ezels worden grijs geboren. (Harrebomée, I, 213b.)
722. Narren haben allzeit mehr Fug als andere Leuth. – Gruter, II, 71; Lehmann, II, 431, 24.
It.: Li pazzi hanno da per tutto gran privilegii. (Pazzaglia, 270, 13.)
723. Narren haben auch grosse Farren. – Mathesy, I, 63b.
724. Narren haben das beste Glück. – Petri, II, 489.
Holl.: Dwazen hebben voordeel in alle landen. (Harrebomée, I, 168a.)
It.: Passasi il folle colla sua folia, e posa un tempo, ma non tuttavia. (Biber.)
Schwed.: Narren haar bästa lyckan. (Grubb, 564.)
725. Narren haben frei reden.
It.: I matti hanno balletta di dir ciò che vogliono. (Biber.)
726. Narren haben gern viel Wort. – Petri, II, 483.
Schwed.: Narren haar altijd mäst of munnen. (Grubb, 409.)
727. Narren haben gern viel zu schaffen. – Lehmann, 58, 37; Petri, II, 489.
728. Narren haben gut glück. – Franck, I, 86b.
Bei Henisch (1506, 64) mit dem Zusatz: »Sie setzens hinein vnd gerath vberzwerch wol.«
Engl.: Fools have the best luck. – Fortune favours fools. (Gaal, 1197.)
Frz.: A fou fortune. (Gaal, 1353.)
Lat.: Dicitur a multis, quod sors est optima stultis. (Gaal, 1198.) – Fortuna favet fatuis. (Gaal, 1197.)
729. Narren haben gut leben, man hat jn nich für vbel. – Franck, II, 99b.
»Um glücklich zu sein, muss man ein Narr sein.« Der Bresl. Erzähler (1806, S. 68 u. 82) weist dies in einem Artikel: Das Glück der Narren, nach. »Ein Schalksnarr ward gefragt, warumb er lieber ein Schalksnarr als sonst ein gescheuter Mensch wäre. Der antwort: mit dieser meiner Narrheit bekomme ich Kost und Kleyder, das ich sonstens mit sauer Arbeit nicht [908] bekommen könnte; drumb sagten die Alten: In non sapiendo dulcissima vita. Narren Leben ist das süsseste Leben.« (Zinkgref, III, 377.)
730. Narren haben immer das Maul vorn vor.
Holl.: Dwazen willen eerst oordeelen.
731. Narren haben jederzeit mehr plauderns als witzige Leute. – Lehmann, II, 452, 52.
732. Narren haben meer gluck dan rechtsinnig. – Hauer, Mij.
733. Narren haben mehr Fug als andere Leute. – Simrock, 7400.
Die Aegypter: Einem Narren ist unbeschränkte Freiheit gestattet. (Burckhardt, 609.)
734. Narren haben mehr glücks dann ander leut. – Franck, II, 144b; Gruter, I, 61; Henisch, 166, 41.
Engl.: Luck for fools, and chance for the ugly. (Gaal, 1697.)
Holl.: Dwazen hebben veel ongeluk. (Harrebomée, I, 118.)
735. Narren haben mehr Glück als rechte Leute.
Die Russen: Wenn dem Narren das Brot aus der Hand fällt, so fällt es in einen Honigtopf. (Altmann VI, 431.)
736. Narren haben Narrenrecht.
Die Russen: Wer als ein Narr gilt, der hat Recht Thorheiten zu üben; wer aber für einen Weisen gilt, hat die Pflicht, kluge Werke zu vollbringen. (Altmann VI, 435.)
737. Narren haben närrische Träume.
Frz.: De sot homme, sot songe. (Kritzinger, 655b.)
Holl.: Die zotten behoeven veel regts. (Harrebomée, II, 510b.)
739. Narren haben's im Munde, was andere im Kopf.
740. Narren halten es für einen Gewinn, fromme Leute durch die Hechel zu ziehn.
Lat.: Isthic est thesaurus stultis in lingua positus, ut quaestui habeant, male loqui melioribus. (Plautus.) (Philippi, I, 213.)
741. Narren ist weder Zahl noch Ende. – Petri, II, 489.
742. Narren kan niemand gefallen, er sag denn was, das sie gern hören. – Petri, II, 489.
743. Narren kaufen (zahlen) mit geträumter Münze.
Die Russen: Dem Narren gelten zwei Hoffnungen für eine Erfüllung. (Altmann VI, 452.)
744. Narren kennt man an den Schellen. – Gruter, III, 71; Lehmann, II, 431, 25.
745. Narren kennt man, wenn sie schon nicht alle Schellen tragen. – Gruter, III, 71; Lehmann, II, 431, 26.
Dän.: Alle kiende abe, abe kiender ingen. – Narren bliver snart kiendt. (Prov. dan., 426.)
Schwed.: Narren blijr snart kändes. (Grubb, 566.)
746. Narren, kind und druncken leut sparen offt an der Warheyt neut. – Fischart.
747. Narren, Kinder und trunkene Leut' sagen die Wahrheit. – Eiselein, 374.
748. Narren, Kinder vnd Affen haben gern viel Farben. – Petri, II, 489; Sailer, 96.
749. Narren, Kinder vnd Trunckenbolden hilfft Gott in grossen Nöthen. – Lehmann, II, 423, 29.
750. Narren kommen bald in Rage.
It.: Chi è pronto all' ira, è ognor disposto a follia. (Gaal, 1199.)
Schwed.: Narren är altid snart sticken. (Grubb, 562.)
751. Narren kommen leicht ins Gedränge.
Frz.: A la presse vont les fous. (Lendroy, 1244; Bohn I, 3.)
752. Narren können nicht vber zwentzig zehlen. – Petri, II, 489.
753. Narren können sprechen, was andere nur denken dürfen.
754. Narren können weder reden noch schweigen.
Böhm.: Hlupci ani mluviti ani mlčeti neumĕjí. (Čelakovský, 70.)
Kroat.: Bedaki niti znaju govoriti, niti mučati. (Čelakovský, 70.)
755. Narren kopt Bück, de brukt se nich to melken. (Bremen.) – Köster, 254.
756. Narren kriegen von jrer arbeyt nur das hertzeleyd. – Franck, II, 157a.
757. Narren lachen über alles.
»Ein Narr, der lachet überlaut, dass sich erschütt sein ganze Haut.« (Birlinger, Schulzucht, 6.)
Dän.: Alt leer folsk mand, naar anden leer. (Bohn I, 347.) – Folsk mand leer først andre leer. (Prov. dan., 173.)
[909] Frz.: Plus on est fou, plus on rit. (Gaal, 1062.) – Reste, Jean, on te frit des oeufs.
Ung.: A' ki sokat nevet, nem sok esze vagyon annak.(Gaal, 1062.)
758. Narren lassen keine Sorge übers Knie gehen.
Holl.: Men vint ghenen dwaes die sorghen can. (Harrebomée, I, 168b; Tunn., 17, 6.)
It.: Fanno li pasti i matti, e li savii se li mangiano. (Pazzaglia, 211, 3.)
Lat.: Insipiens curam male gestat corde futuram. (Fallersleben, 474.)
759. Narren lassen sich keine grauen Haare wachsen.
Frz.: Tête de fou ne blanchit jamais. (Lendroy, 147.)
760. Narren lassen sich nicht gern befehlen.
761. Narren laufen vom Regen in die Traufe.
Lat.: Dum vitant stulti vitia, in contraria currunt. (Horaz.) (Binder I, 385; II, 881; Schonheim, D, 16.)
762. Narren lohnen nicht anders denn mit Schanden. – Petri, II, 489.
763. Narren leiden vngern jhren rechten Namen. – Petri, II, 489.
764. Narren lencken nur auff eine seiten, sie können das mittel nicht treffen. – Lehmann, 531, 47.
765. Narren lieben das Bunte. – Schlechta, 235.
766. Narren loben sich selber.
Holl.: De gekken prijzen zich zelven. (Harrebomée, II, 213b.)
767. Narren machen den Bock zum Gärtner.
768. Narren machen gute Zeit, sie bringen Geld unter die Leut'.
Dän.: Daaren skal være, som kand lade pengene komme ud blant folk. (Prov. dan., 101.)
769. Narren machen sich breit und stehlen den Leuten die Zeit.
»Unter allem Diebsgesindel sind die Narren die schlimmsten; sie rauben euch beides: Zeit und Stimmung.« (Loeper, Goethe's Sprüche, 502.)
770. Narren macht der Wein, säuft man zu viel hinein. – Parömiakon, 327.
771. Narren meinen, man könt nicht ein Saw satteln, wenn sie nicht dabey weren. – Petri, II, 489.
772. Narren mischen sich in alles.
773. Narren muss man (schön) aus dem Wege gehn.
»Da geht man denn am sichersten, wenn man jedermann aus dem Wege geht; einigen, weil man sie kennt, andern, weil man sie nicht kennt. Das Sprichwort verlangt aber nicht zu gleich, dass man den Grund des Platzmachens merken lasse.« (Seume.)
774. Narren muss man mit Narren curiren.
It.: A sanar un pazzo ce ne vuol un e mezzo. (Pazzaglia, 331, 4.)
775. Narren müssen auch in der Welt sein. – Acerra philologica.
776. Narren müssen den grossen Herren die Wahrheit sagen, die können sie leiden. – Petri, II, 489.
Es sind die Narren gemeint, die bei den grossen Herren beliebt sein sollen.
777. Narren müssen mit Schaden witzig werden.
Lat.: Eventus stultorum magistri. (Livius.) (Philippi, I, 142; Froberg, 224.)
778. Narren nehmen gern den Mund sehr voll. – Grubb, 811.
779. Narren nützen dem Weisen, aber die Weisen nicht den Narren. – Körte2, 5592; Masson, 254.
780. Narren nutzet kein Kauffmans Wahr. – Lehmann, II, 423, 21.
781. Narren pfeifen sich selbst zum Tanz. – Eiselein, 487.
Böhm.: Blázen píská, blázen hrá (skáće), a kdo se naň dívá, sám rozumu nemá. (Čelakovský, 212.)
782. Narren plaudern gern. – Petri, II, 489.
783. Narren reden auch zuweilen ein gescheit Wort.
Frz.: Vn fol conseille bien vng saige. (Bovill, I, 21b.)
Lat.: Etiam interdum sapientia stulto consilium.
784. Narren reden mit den Fingern.
785. Narren reden narrentandt. – Franck, II, 88a.
786. Narren reden närrisch mit Narren. – Petri, II, 489.
787. Narren reden närrische Dinge.
Wie das Leben, so die Rede. Die Rede ist das Bild des Menschen. In keinem Spiegel leuchtet die Gestalt des Körpers besser und deutlicher hervor, als in der Rede das Bild der Seele..
Böhm.: Tĕžko moudrému mezi blázny mluviti. – U blázna bláznovské i řeči. (Čelakovský, 70.)
[910] 788. Narren reden oft wie der Blinde von der Farbe.
789. Narren reden, was ihnen einfällt. – Simrock, 7383.
»Unsere Klugen und Gelehrten reden, was andern einfällt.« (Saphir, Narreteisprichwörter.)
It.: Li matti hanno privilegio di dire ciò che vogliono. (Pazzaglia, 216, 8.)
790. Narren reden wie narren (pflegen). – Franck, II, 54b; Tappius, 120a; Lehmann, II, 423, 24; Gruter, III, 71; Simrock, 7386.
Die Russen: Wenn der Narr zum Reden zugelassen wird, so antwortet man, dass er Narrheiten vorbringe. (Altmann VI, 430.)
Frz.: De fou juge briève sentence. (Gaal, 1490.)
It.: I matti parlano da matti. (Pazzaglia, 264, 51.)
Lat.: Stultus stulta loquitur. (Erasm., 854; Philippi, II, 202; Tappius, 120a.)
791. Narren regieren ist besser, als von ihnen regiert werden.
It.: È meglio governar pazzi, ch'esser governato da essi. (Pazzaglia, 158, 8.)
792. Narren regiert man mit dem Prügel, beim Weisen führt Vernunft den Zügel.
It.: Il savio si governa con la ragione ed il pazzo col bastone. (Pazzaglia, 158, 2.)
793. Narren rennen mit dem Kopf gegen die Wand.
Böhm.: Kaž hloupému bíti čelem před bohem, a on hlavn si rozbije. (Čelakovský, 212.)
794. Narren sagen auch etwan wahr. – Franck, II, 102b; Petri, II, 490; Lehmann, II, 423, 22; Eiselein, 488; Simrock, 7384.
It.: Anche i pazzi dicono qualche volta la verità. – I fanciulli ed i pazzi dicono la verità.
Lat.: Saepe etiam est morio valde opportuna locutus. (Eiselein, 488.)
Schwed.: Narren råken och stundom på ett sant ord. (Grubb, 565.)
795. Narren sagen: das het ich nicht gemeint. – Petri, II, 490.
796. Narren schämen sich, zu lernen.
Dän.: Ingen uden daaren foragter lærdom. (Prov. dan., 101.)
Schwed.: Narren skiäms wed lähra. (Grubb, 565.)
797. Narren schemen vnd grämen sich nicht. – Petri, II, 490.
798. Narren, schlechte Bücher und faule Eier, je grösser der Hauf', je schlechter der Kauf.
Holl.: Malle lui en rotte peren, boeken, die geen deugden leeren, vuile eijeren op een' hoop, – hoe meer om 't geld, hoe slechter koop. (Harrebomée, II, 176a.)
799. Narren sehen am Ei, ob ein schwarzes oder weisses Küchlein hervorkommen wird.
Die Russen: Der Narr prüft schon am Laich, wie gross die Karpfen gerathen werden. (Altmann VI, 434.)
800. Narren sein narren, vnd wen man sy krönet. – Hauer, Lij2.
801. Narren seind narren, ob sie gleich ein guldin stuck antragen. – Franck, II, 22a.
Holl.: Zotten zijn zotten, al hadden zij gouden klederen aan. (Harrebomée, II, 511b.)
802. Narren seindt, die gelt haben vnd wissens nicht zu gebrauchen. – Henisch, 1475, 2.
803. Narren setzen Weyhen zu den Hünern. – Gruter, III, 71; Lehmann, II, 431, 28.
804. Narren seyn auch lewt, aber nicht als klug als ander lewt. – Werdea, Aiiij.
Schwed.: Narren är annat folk lijk. (Grubb, 561.)
805. Narren seynd leicht auss der Wiegen zu werffen. – Chaos, 950.
806. Narren sind auch leute, aber nicht wie ander Leut. – Luther's Ms., S. 5; Markolf, 61.
Die Russen unterscheiden zwischen beiden so: Kluge Leute baden nackt, Narren in Kleidern. (Altmann VI, 489.)
807. Narren sind besser als Narrenfresser. – Lehmann, 532, 59.
808. Narren sind der Fürsten Prediger.
809. Narren sind des Glückes Vettern.
810. Narren sind die besten Hofkapläne für grosse Herren.
Aus dem Munde vernünftiger Leute sollen diese nämlich die Wahrheit nicht gern hören.
Dän.: Narre ere de beste praedikere for store herrer. (Prov. dan., 425.)
811. Narren sind, die fehrliche Sachen heimlich halten. – Petri, II, 490.
[911] 812. Narren sind frei in allen Landen. – Petri, II, 490.
Holl.: Dwazen zijn vrij in alle landen. (Bohn I, 312; Harrebomée, I, 168.)
813. Narren sind grosser Herren Prediger, sonst wollen sie von niemand die wahrheit hören. – Lehmann, 530, 30.
814. Narren sind keck, sie mischen sich in jeden Dreck.
815. Narren sind klug in fremden Hendeln. – Petri, II, 490.
816. Narren sind mit sehenden Augen blind.
Mhd.: Gesehende sint die narren blint. (Boner.) (Zingerle, 107.)
817. Narren sind Narren allezeit, aber sie halten sich für klüger als andere Leut'.
Schwed.: Narren mehnar at alla äre som han. (Grubb, 564.)
818. Narren sind Narren vnd können nichts denn narren. – Petri, II, 490.
Schwed.: Före narren hwart man wil, han drijfwer äntå sitt gjäckespeel. – Narr är en Nar lijka hwar han voor. (Grubb, 236.)
819. Narren sind nicht ein Hand voll, sondern ein gantz Land voll. – Petri, II, 489.
820. Narren sind schwer zu regieren.
It.: A governar mattezza vi vuol senno.
821. Narren sind selten weis', aber immer naseweis.
Schwed.: Narren är altid näsewijs. – Narren blijr aldrig wijs. (Grubb, 564 u. 812.)
822. Narren sind und bleiben Narren, wenn man sie gleich mit Gewalt will weiss machen. – Petri, II, 490.
823. Narren sind unter den Köpfen, was der Nachttopf unter den Näpfen.
Schwed.: Narren är bland annat folk, som uglan bland kråkor. (Grubb, 562.)
824. Narren sinds, die den Habich fahren lassen und greifen nach dem Hettich. – Petri, II, 490.
825. Narren sinds, die Geld haben vnd wissens nicht zu gebrauchen. – Petri, II, 490.
826. Narren sinds, die sorgen, das sie nicht wenden mögen. – Petri, II, 490.
827. Narren sint oek Lüed, öwast kloek sint se bloes nich. (Röpersdorf bei Prenzlau.) – Engelien, I, 217.
828. Narren sitzen gern oben.
Böhm.: Čest' hloupému prokaž, kde má sednouti, ukaž (aby snad první místo neujal). – Posad blázna vysoko, bude nohama klátiti (kopati). (Čelakovský, 210.)
Ill.: Stavi luda na visoko, da nogama maše. (Čelakovský, 210.)
829. Narren sol man mit kolben lausen. – Agricola I, 35; Franck, I, 74b; II, 104b; Egenolff, 29b; Hauer, 13; Luther, 166 u. 377; Eyering, III, 255; Gruter, I, 61; Lehmann, II, 423, 28; Petri, II, 489; Egenolff, 29b; Grimmelshausen, Courage; Schottel, 1129b; Sutor, 239; Siebenkees, 154; Simplic., III, 302; Eiselein, 487; Simrock, 7371; Körte, 4459; Körte2, 5599; Braun, I, 2953; Lohrengel, I, 534; Grubb, 562.
Mit Knütteln, nicht mit Bürsten. Lehmann (531, 32) bemerkt, obschon sie nicht klüger davon werden. Man muss sie handgreiflich behandeln, um sie zu etwas Vernünftigem zu bewegen, denn Worte, Gründe und Vorstellungen helfen nichts.
Mhd.: Man sol narren mit kolben lûsen. (Ritter und Nüsse.) – Man sol den narren mit kolben lausen. (Fastnachtspiel.) – Des soll man jin mit kolben lusen. (Narrenschiff.) (Zingerle, 107.)
Böhm.: Blázny sluši palicí holití. (Čelakovský, 210.)
Engl.: Fools must be loused with clubs. (Eiselein, 487.)
Frz.: A chair de loup sauce de chien. – Fou ne croit tant qu'il ne reçoit. – Le sage se régit par raison et le fol par le bâton. (Masson, 258.) – Lorsque la douceur est sans effet, il faut employer la force, la violence.
It.: L'asino non va se non col bastone. (Biber.)
Lat.: Asper equus duris contunditur ora lupatis. (Ovid.) (Masson, 258; Philippi, I, 44.) – Nunquam sapiunt stulti, nisi in angustiis. (Chaos, 947.) – Phryx plagis emendatur. (Čelakovský, 210.) – Stultis clava pediculi sunt quaerendi. (Binder II, 3209; Eiselein, 487.)
Schwed.: Narren mäste luskas med knyppel. (Grubb, 566.)
830. Narren sol man nicht oben, sondern vnten ansetzen. – Petri, II, 490.
831. Narren sol man nicht vmb Rath fragen. – Petri, II, 490.
[912] 832. Narren sol man vertragen. – Schottel, 1131b.
833. Narren soll alles nach ihrem Kopf gehen.
It.: I pazzi, i matti sono ostinati.
834. Narren soll man kein Feuer anvertrauen (zu hüten geben).
Frz.: Un fou ne laisse jamais un feu en paix. (Kritzinger, 327.)
835. Narren soll man kein halbgethanes Werk sehen lassen.
Denn sie wollen es fertig machen und – verderben's.
Dän.: Man maa ikke lade narre see halv giort arbeide. (Bohn I, 388.)
836. Narren soll man keinen Finger ins Maul stecken. – Lehmann, II, 423, 30.
Dän.: Faa ham ei kiep i hand. – Stick ei narren fingeren i munden. (Prov. dan., 532.)
Holl.: Steck geen' zot uw' vinger in den mond. (Harrebomée, II, 511b.)
Schwed.: Narren skal man intet sticka finger i munnen. (Grubb, 565.)
837. Narren soll man nicht vber Eyer setzen. – Gruter, III, 71; Lehmann, II, 431, 29; Petri, II, 490; Simrock, 7405.
»Wo Narren vber Eyer gesetzt werden, thun sie gewissen Schaden.« (Herberger, I, 608.)
Frz.: Ne faictes messagers des fols. – Un fol en tous lieux montre sa folie. (Masson, 259.)
Lat.: Non est consultum, nidis imponere stultum. (Binder II, 2157; Schreyer, 55.)
838. Narren sollen nicht klug sein. – Petri, II, 490.
839. Narren spotten der Weisen, aber die Weisen nie der Narren. – Winckler, I, 79.
Mhd.: Tôren wâren ie den wîsen gram. (Renner.) – Tôren schalten ie der wîsen rât. (Walther.) (Zingerle, 146.)
840. Narren stecken die Nase in jeden Dreck.
It.: I pazzi mettono il naso (becco) dappertutto. (Biber.)
841. Narren taugen nichts ins Regiment.
Lat.: Aufer mothonem a remo. (Faselius, 34.)
842. Narren tauschen oft für Worte Schläge.
Schwed.: Narren byter gjärna ord i hugg. (Grubb, 564.)
843. Narren thun wie jhre Art ist. – Petri, II, 490.
844. Narren thun wie Narren pflegen. – Petri, II, 490.
845. Narren trachten nach hohen Emptern. – Petri, II, 490.
846. Narren tragen gern Stecken. – Lehmann, II, 423, 25.
847. Narren trincken sich auss jhren eygenen Flaschen toll vnd voll. – Lehmann, II, 424, 45.
848. Narren un Apen hett Got ôk schâpen.
849. Narren und Affen alles begaffen. – Eiselein, 487; Simrock, 7396; Körte, 4432.
Bei Gellert Ueberschrift eines Gedichts mit dem Zusatz: »und thun als ob sie mit allem wüssten zu schaffen.« (Düsseldorf, II.)
Schwed.: Förweten spör tijdender. – Nyfijken får näsewäder. (Grubb, 232.)
850. Narren und Alten muss man viel zugute halten.
Dän.: Man maae holde en gæk noget til gode. (Prov. dan., 212.)
851. Narren und Esel muss man zwicken, sie haben den guten Willen auf dem Rücken.
Dän.: Daaren og asenet kiøbe vid med hug. (Prov. dan., 100.)
852. Narren und Gecken de riden op Schecken1. – Diermissen, 211; hochdeutsch bei Körte, 4466; Simrock, 7398.
1) Scheckigen Pferden.
853. Narren und Geld vertragen sich nicht lange beieinander.
Dän.: Narrer og penge blive ei længe sammen. (Prov. dan., 426.)
854. Narren und Gockel sitzen gern hoch.
Daher die Säulennarren. (Vgl. Das Papstthum und die Päpste, I, 235.)
855. Narren und Heiligen muss man aus dem Wege gehen.
Böhm.: Hloupému se ukloň a svatému pokloň. (Čelakovský, 212.)
856. Narren und Kapellan wohl zusammen stahn.
»Zu Freud und Scherz, hält er die Man, den Narren wie den Kapellan.«
Lat.: Stultos quisque duos princeps conservat in aula, Unum quem vexet, per quem vexetur et unum. (Eiselein, 488.)
857. Narren und Kinder reden wahr.
Frz.: Les fous et les enfans prophétisent. (Kritzinger, 327b.)
It.: Anche i pazzi dicono qualche volta la verità. – I fanculli ed i pazzi dicono la verità. (Biber.)
[913] 858. Narren und Kindern muss man nicht alles geben, was sie haben wollen.
Mhd.: Ein tôre maneger dinge gert, der er mit schaden wirt gewert. – Manc tôre sêre gâhet, da im sîn schade nahet. (Freidank.) (Zingerle, 147.)
859. Narren und kluge Leut' gleichen sich (stimmen miteinander) zu keiner Zeit.
Frz.: Les fous ne compatissent pas avec les sages. (Kritzinger, 327b.)
860. Narren und Rabulisten füttern die Juristen.
Span.: Necios y porfiados hacen ricos los letrados. (Bohn II, 233.)
861. Narren und Schurken regieren die Welt.
It.: I pazzi ed i birboni governano il mondo. (Biber.)
862. Narren und Tröpfen muss man keinen guten Rath geben.
Diese verstehen ihn nicht, und jene hören ihn nicht an.
Russ.: Duraka utschtij, schto mertwowa letschitj. (Narren Unterricht ertheilen, heisst die Todten heilen.)
863. Narren und Trunkenen muss man mit einem Fuder Heu aus dem Wege fahren.
Holl.: Voor een' gek en een' dronken man moet men met een voeder hooi uitwijken. (Harrebomée, I, 215a.)
864. Narren und Ungeziefer sind Eine Brut.
Die eine ist so schädlich wie die andere, eine mehrt sich so stark wie die andere, die eine wird ebenso anhaltend und erfolglos bekämpft als die andere; beide haben aber auch ihre Freunde und Beschützer.
865. Narren und Weise dauern nicht in Einem Kreise.
Böhm.: Mrzí se blázen na rozumného, a opilec na střízlivého. (Čelakovský, 212.)
866. Narren und Weise gehen nicht in Einem Gleise.
Die Russen: Den Narren und Weisen kann man es nicht zu gleicher Zeit recht machen. (Altmann VI, 456.)
867. Narren und Weise sind Freunde wie Adler und Fledermäuse.
Die Russen: Indem der Narr sich selbst peinigt, quält er die andern; indem der Weise die andern entzückt, erfreut er sich selbst. (Altmann VI, 452.)
868. Narren und Zänker machen Advocaten reich. – Lohrengel, I, 535.
869. Narren vber Meer, Narren wider herüber. – Lehmann, II, 424, 48.
870. Narren verheissen vnmügliche Ding. – Lehmann, II, 425, 54.
871. Narren verjagen, Schmeichler nicht fragen, Hinterlist schlagen, das hilft zum Tagen.
872. Narren verlassen sich auff Treume. – Petri, II, 490.
873. Narren verletzen sich mit jhrem eigenen Gewöhr. – Lehmann, II, 424, 44.
874. Narren vermeinen, alle Leut seyen Narren wie sie. – Lehmann, II, 424, 38.
875. Narren verstehen, wenn die Sache geschehen.
Böhm.: Blázen teprv rozumí, když se stane. (Čelakovský, 210.)
876. Narren vnd Affen weinen vnd lachen leicht. – Petri, II, 490.
Dän.: Narre og aber kund man see lætet græde, lætet lee. (Prov. dan., 425.)
877. Narren vnd frawen Geschirr machen die gantze Welt irr. – Henisch, 1197, 64; Petri, II, 490; Gruter, III, 71; Lehmann, II, 431, 30; Simrock, 7413.
Mhd.: Narren und frawen geschirre machen die gantze welt irre. (Ambr. Liedrb.) – Narren messer hürren prüst sicht man blecken oft umbsüst. (Ring.) (Zingerle, 108.)
878. Narren vnd Kinder sind auch Leut vnd nit zu schelten. – Petri, II, 491.
879. Narren vnd Kinder waschen allzeit mehr denn weise Leut. – Petri, II, 490.
880. Narren vnd zornige Leuth sind rachgierig. – Lehmann, 590, 13.
881. Narren vnd Zornige seind jhre Recher vnd Richter. – Lehmann, 925, 28.
882. Narren vnd zornige werffen mit Dreck vmb sich. – Lehmann, 699, 12.
883. Narren vnnd Affen wollen alles ergaffen. – Lehmann, 689, 33.
884. Narren vnnd Kinder reden die Warheit. – Lehmann, II, 423, 26.
»Ein Kluger wird sich hüten, so ein Narr zu sein, und die Wahrheit zu reden.« (Saphir, Narreteisprichwörter.)
[914] Mhd.: Der tôre verhilt deheine frist, swaz in sîme herzen ist. (Freidank.) (Zingerle, 146.)
Böhm.: Chceš-li tajnou vĕc aneb pravdu vyzvĕdĕti, blázen, dítĕ, opilý o tom umĕjí povĕdĕti. – Nejspiše blázen a dĕti pravdu mluví. (Čelakovský, 64.)
Frz.: Il n'y a que les fous et les enfans qui disent la vérité. – Les fous et les enfans disent la vérité. (Starschedel, 431.)
Krain.: Otroci ino norci resníco govoríjo. (Čelakovský, 64.)
Kroat.: Detca i bedaki istinu govoriju. (Čelakovský, 64.)
Poln.: Pijany a dziecię rychléj prawdę powie. (Čelakovský, 64.)
885. Narren wachsen ohne Pflug überall (genug).
Die Finnen: Die Narren säet und begiesst man nicht, sie wachsen von selbst. (Bertram, 47.)
Engl.: Folly is the product of all countries. (Bohn II, 94.)
It.: Gli pazzi crescono senza inaffiarti.
Lat.: Citra arationem ultraque sementem.
886. Narren wachsen unbegossen (ungepflanzt). – Eiselein, 487; Körte, 4476; Körte2, 5620; Simrock, 7333; Gaal, 1194; Winckler, XVIII, 83; Braun, I, 2945.
Wie alles andere Unkraut auch. »Die Welt wimmelt von Narren; und doch ist es gerade der Verkehr mit der Welt, der Männer von Verstand bildet.« Die Russen: Es werden viele als Narr geboren, keiner als Weiser. (Altmann VI, 420.)
Böhm.: Blázen se neoře ani nesije, sam od sebe se vyskytne. – Kdož by se divil, že blázen se urodil. – Netřeba hloupých síti, sami se rodí. (Čelakovský, 210.)
Frz.: Il n'est que trop d'ânes et de fols. (Masson, 257.)
It.: Pazzi crescono senza inaffiargli. (Bohn I, 104; Pazzaglia, 270, 11.)
Lat.: Numerus stultorum est infinitus. – Si quando fatuo delectari volo, non est longe quaerendus, me video. (Seneca.)
Poln.: Błaznów wszędzie pełno. – Głupich niesieją, sami się rodzą. (Masson, 257.) – Nie trzeba głupich siać, sami się rodzą. (Čelakovský, 210.)
Ruth.: Durnów ni sijut ni orut, sami sia rodjat. (Wurzbach 247, 170.)
Tschud.: Ei hullo künta egga külwata, kül se sünnib muido. (Čelakovský, 210.)
887. Narren, Weiber vnnd Kinder lassen sich nicht lieben (weil sie leicht über die Schnur schlagen). – Lehmann, II, 424, 40; Körte, 4467; Petri, II, 491.
888. Narren weinen und lachen bei denselben Sachen.
Schwed.: Narren kan snart gråta och lee. (Grubb, 562.)
889. Narren werden auf ihren eigenen, Weise auf der Narren Beutel gescheit. – Winckler, IX, 88.
Die Russen: Der Narr wird durch das Unglück erniedrigt, der Weise erhöht. (Altmann VI, 461.)
890. Narren werden bald zornig (entrüstet). – Petri, II, 491; Gaal, 1107.
Geduld ist eine unbekannte Tugend bei den Narren, sagen die Russen. (Altmann VI, 453.)
891. Narren werden klüger, wenn man jnen die Kolbe lauset.
»Wie der deutsche Mann spricht. « (Fischer, Psalter, 431d.)
892. Narren werden mit Hoffnungen gespeist.
Die Russen: Nur ein Narr wird fett von Hoffnungen. (Altmann VI, 420.)
893. Narren werden mit Schaden witzig. – Lehmann, II, 423, 31; Herberger, I, 743.
Lat.: Malo accepto stultus sapit. (Binder I, 937; II, 1775; Hauer, 12; Lang, 515; Philippi, I, 5.)
894. Narren werden mit schlegen oder schaden weise. – Franck, II, 104b; Lehmann, II, 424, 39.
Böhm.: Blázen sobĕ neusrozumí (nebýva moudrý), leč kyjem zbit bude (leč ho uperou). (Totiž až se svou škodou.) (Čelakovský, 210.)
Schwed.: Narren blijr med sin skada klook. – Narren og åsnan kiöpa wett med hugg. (Grubb, 565.)
Ung.: Káron szokott a' bolond tanulni. (Gaal, 1347.)
895. Narren werden nicht klug, biss der schad hernach schlug. – Petri, II, 491.
Die Russen: Wenn die Narren klug werden, so geschieht es auf Kosten seiner Genossen. (Altmann VI, 463.)
896. Narren werden weder gesät, noch gepflanzt, sondern geboren.
897. Narren werfen Steine, und die Klugen fallen darüber (oder: bekommen die Beulen).
Engl.: Fools set stools for wise folks to stumble at. (Bohn II, 94.)
898. Narren werffen mit Dreck. – Gruter, III, 71; Lehmann, II, 432, 31.
[915] 899. Narren wirfft man bald auss der wiegen. – Franck, II, 174a; Gruter, I, 61; Petri, II, 491; Lehmann, 530, 27 u. 924, 14; Sutor, 55; Simrock, 7817; Winckler, VI, 50; Grubb, 562.
900. Narren wissen alles. – Pistor., V, 34.
Der Narr merkt auch der stehenden Mühle an, woher der Wind kommt. (Altmann VI, 489.)
Schwed.: Narren yfwes altid mäst. – Owett giör dum dristig. (Grubb, 659.)
901. Narren wissen nicht, was das Leben werth ist.
Holl.: Een zot weet niet, wat hem't leven geldt. (Harrebomée, II, 511a.)
902. Narren wissen nicht, was sie thun.
Die Russen: Wenn der Narr weint, dann frage nicht nach dem Grunde seiner Thränen, denn du wirst keinen vernehmen. (Altmann VI, 431.)
903. Narren wollen auch aus des Esels Ohren Honig lecken. – Chaos, 952.
904. Narren wollen den Kühen auch die Milch aus den Hörnern melken. – Winckler, IX, 90.
905. Narren wöllen nicht Narren seyn. – Petri, II, 491.
906. Narren wünschen jhnen oft eigenen Schaden. – Petri, II, 491.
907. Narren zürnen lange.
908. Narrn haben mehr glücks dann recht. – Franck, II, 144b; Gruter, I, 61; Petri, II, 489; Sutor, 275; Gaal, 1197; Simrock, 7399; Braun, I, 2953.
»Dem Narrenkönig gehört die Welt.« – »Hätten sie mehr Recht als Glück, das wäre für sie ein rechtes Unglück. Die Klugen haben immer Recht und nie Glück.« (Saphir, Narreteisprichwörter.) Die Aegypter sagen: Wenn du den Narren zum Sultan schickst, so wird er Grossvezier; schickst du den Weisen, so verliert er den Kopf.
It.: La fortuna dei pazzi ha cura.
Lat.: Dicitur a multis, sors est contraria stultis. (Loci comm., 188.)
Schwed.: Narren haar meer lijcka än rätt. (Grubb, 562.)
909. Närrn senn â Leut. (Henneberg.) – Hochdeutsch bei Simrock, 7339.
910. Nicht alle Narren wohnen in geringen (kleinen) Häusern.
911. Nicht ein Narr wer nimmt, sondern ein Narr wer gibt. – Frischbier2, 2729.
Die Litauer: Ein Narr gibt, ein Gescheiter nimmt. (Schleicher, 173.)
912. Niemand ist der Narr umsonst. – Estor, 4672; Graf, 265, 233.
Es kann niemand zugemuthet werden, er solle umsonst Dienst leisten; immer versteht es sich von selbst, man werde ihm den Werth seiner Arbeit vergelten.
913. Norren seyn nich geschoit. – Robinson, 821.
914. Nur die Narren lachen.
Sagte eine sehr ernste Frau zu ihrer Tochter. Mit sechzehn Jahren musst du lächeln; die Ausbrüche der Freude sind unschicklich und auch für Frauen nachtheilig, es vergrössert die Züge, macht Runzeln in Stirn und Wangen u.s.w. (Vgl. Bresl. Erzähler, 1806, S. 75.)
915. Nur ein Narr fällt zweimal in dieselbe Grube. – Schlechta, 236.
916. Nur ein Narr geht angeln ohne Köder.
Die Tataren der Krim sagen: Der Narr wollte die Trappe fangen, aber er liess die Schlinge zu Hause. (Altmann II.)
917. Nur ein Narr legt sich selbst eine Schlinge.
Lat.: Non avis aucupibus monstrat, qua parte petatur. (Ovid.) (Philippi, I, 31.)
918. Nur ein Narr rückt, wenn er gut sitzt.
Holl.: Die ergens wel gezeten is, is en zot, zoo hij van daar gaat. (Harrebomée, II, 510b.)
919. Nur ein Narr sucht Honig im Wespennest.
920. Nur ein Narr vertraut der Katze den Speck.
Die Russen: Wer Narr genug ist, der setzt auch wol die Maus zur Hüterin des Mehls. (Altmann VI, 481.)
921. Nur ein Narr wird sein Haus in Brand stecken, um den Nachbar durch Rauch zu necken.
922. Nur Narren suchen von leeren Eiern Kuchen (Küchlein).
Die innere Kraft muss die äussere Form erzeugen, sowie die festen Theile die Gesichtszüge. Wenn nun die äussere erborgte Form nach Innen wirken soll, so ist dies elende Tüncherei, welche der Regen abwischt – es ist Eierkuchen von ausgeblasenen Eiern.
923. Oft Narren ohne Kolben und Schellen sich zu uns gesellen.
[916] 924. Ohne Narren und Weise käme die Welt aus dem Gleise.
Holl.: Men moet gekken en wijzen in de wereld hebben, als alles goed zal gaan. (Harrebomée, I, 215a.)
925. Reiche Narren machen theure Streiche.
926. Reiche Narren tragen theure Schellen.
Holl.: Rijke gekken versieren de stad, maar wijze mannen bestieren de stad. (Harrebomée, I, 215a.)
927. 'S ies kê Norr, dar êm norrt (Narrheit, Narrethei) zumuth, 's ies a Norr, dar 's thut. – Robinson, 959; Gomolcke, 986.
928. 'S isch menge (mancher) e Narr i si Sack. (Aargau.) – Schweiz, II, 144, 17.
929. 'S ist jedem Narren ein Wort erlaubt. – Birlinger, 393.
930. 'S traumt de Narre nüt Ge'schîds. – Sutermeister, 141.
931. Schickt man einen Narren aus, so kommt ein Narr nach Haus.
It.: Chi pazzo manda, pazzo aspetti. (Pazzaglia, 270, 16.)
932. Schwätziger Narr und leeres Fass singen beide denselben Bass.
933. So lange ein Narr schweigt, hält man ihn für klug. – Simrock, 7325.
Diese Täuschung wird aber gewiss nicht lange dauern. »Bist ein Narr, halt nur dich still; denn so sich ein Narr bewegen will, und wär' in Baumwoll' er eingethan, gleich fangen die Schellen zu rasseln an.« (Schücking, Welt und Zeit, 24, 95.) »Mancher für witzig würd geschetzt, wann er sich nit hett selbst ge schwetzt.« (Brandt, Nsch.) Bei Haupt (III, 396, 27) mit Bezug auf einen verwandten Spruch im Hâvamâl, der zuerst unter dem Namen Ethica Odini von Resenius veröffentlichten Regeln und Sprichwörter für Fahren und Heimsitzen, Ehre und Liebe, Erwerb und Gemach, Handeln und Trauen.
Böhm.: Mlčení i hloupého vydává za moudrého. (Čelakovský, 78.)
Dän.: Narren er andre folk liig saa længe han tier. (Bohn I, 393.)
Frz.: Quand le fou se tait il est sage. (Kritzinger, 327a.)
Lat.: Dum tacet insipiens sapiens tantisper habetur: Index stultitiae linguaque voxque suae. (Binder II, 879; Tscherning, 55.) – Si tacuisses philosophus mansisses.
Poln.: Milcznie głupiego uda za mądrego. (Čelakovský, 78.)
Schwed.: Så länge narren tijger, så håls han för klook. (Grubb, 781.)
934. Sollten Narren nicht trincken Wein, so wird mancher desto reicher seyn. – Petri, II, 537.
935. Spielst du mit einem Narren beim Glas, so spielt er mit dir auf der Gass'.
Dän.: Leeger du med narren i huuset, saa leeger han med dig paa gaden. (Prov. dan., 426.)
936. Ueber einen Narren ist leicht zu lachen.
Frz.: A barbe de fou l'on apprend à rire. (Starschedel, 188.)
937. Var a Narr is kein S'od (Geheimniss) nit vorhanden. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Ein Narr plaudert alles, was er weiss, aus.
938. Tom Narrn makn öss ok e Danz, he mot awer got gespêlt wärn. (Ostpreuss.)
939. Trüge jeder Narr einen Kolben, das Holz würde theuer. – Eiselein, 588; Simrock, 7330.
940. Unter den Narren ist der klügste der grösste.
D.h. der, welcher der Klügste sein will.
Dän.: Iblant daarer er han meest daarisk, som vedd lidet, og dog vil synes at vide meget. (Prov. dan., 101.)
941. Unter Narren gerathen, macht zum Narren. – Pisanski, 7.
942. Unter zehn Narren findet man nicht Einen Gescheiten (Klugen).
Dän.: Blant hundrede galne skal man ikke finde een viis. (Prov. dan., 214.)
943. Verbirgt ein Narr sich hinter der Thür, er steckt die Ohren doch herfür. – Simrock, 7364; Körte2, 5585; Masson, 258.
944. Viel Narren, viel Kappen.
945. Vier Narren zusammen rathen besser als ein Weiser allein.
946. Vom Narren lernt der Kluge seine Weisheit.
It.: Dall' altrui pazzia imparate sapienza. (Pazzaglia, 270, 5.)
947. Von einem Narren ist alles zu glauben.
948. Von einem Narren kommt auch zuweilen ein kluger Rath (klug Wort).
Holl.: De onwijze geeft altemet wijzen raad. (Harrebomée, II, 140b.)
[917] 949. Von einem Narren soll man reden.
950. Von Narren habe ich mein Gut, und Narren sollen es wieder haben, sagte der Advocat, als er sein Testament machte.
951. Von Narren kommt nur Narrenwerk.
Die Russen: Wer ein Narr ist, der darf narriren. (Altmann VI, 425.)
Holl.: Men kan van eenen zot geen half werk vorderen. (Harrebomée, II, 511b.)
952. Vor einem Narren soll man keine halbe Arbeit zeigen.
Weil sie unerschöpflich in unnützen Fragen sind, sie auch wol beendigen wollen und dadurch verderben.
953. Vor Narren sol man schweigen oder Narrentand mit jhnen treiben. – Petri, II, 582.
954. Vor Narren und einem Mann ohne Bart bleib' ein jeder wohl bewahrt.
955. Vün a Narr hot män Zâr.
Jüdisch-deutsch in Warschau, um zu sagen: Narren machen Kummer und Verdruss.
956. Wann de Narren ze Markte gehn, dann lesen de Krämer Geld. (Waldeck.) – Curtze, 365, 821; für Rastede: Firmenich, III, 22, 136.
957. Wann der Narr schweigt, so wird er weise. – Gruter, I, 72.
958. Wär en'n Narren oiwet, maut der Släge wârnömen. – Schambach, II, 530.
Wer einen Narren foppt, muss sich die Schläge gefallen lassen. Vielleicht von den bei Volksfesten thätigen Narren, den sogenannten Pritschenmeistern, entlehnt. Um zu sagen, es sei bedenklich, Narren zu necken, da diese sich ohne Rücksicht auf eine empfindliche Weise zu rächen pflegen.
959. Wären keine Narren, wie könnt' es Weise geben! – Eiselein, 488; Richard, 394.
Dän.: Vare ei narre, hvorledes skulle man kiende de viise? (Prov. dan., 425.)
960. Was der Narr jenseits sucht, findet der Weise diesseits.
Die Russen: Der Narr sucht die Gerechten am jenseitigen Ufer des Flusses, der Weise findet sie am diesseitigen. (Altmann, VI, 430.)
961. Was die Narren zerdrücken, müssen die Klugen (Weisen) wieder flicken.
Dän.: Vise maa forbedre, det narre forderve. (Prov. dan., 564.)
962. Was ein Narr redet, verjagt der Wind.
Die Russen: Des Narren Worte gehören dem Winde. (Altmann, 467.)
963. Was ein Narr sich einbildet, das muss geschehen.
It.: I pazzi, i matti sono ostinati. (Biber.)
964. Was ein rechter Narr ist, der tummelt sich selbst.
965. Was einem Narren ohn Schaden ist, bringt einem Weisen gefahr. – Petri, II, 592.
966. Was in eines Narren Herz ist, muss also gehen (bleibt verschwiegen) zu aller Frist.
Lat.: Insipiens fatur subito, quidquid meditatur. (Loci comm., 188; Sutor, 915.)
967. Was man auf Narren verwendet, ist verschwendet.
968. Was man den Narren verbietet, das thun sie.
»Wollt' man es Narren untersagen, halb nackt zu gehn, wird man sie schon in nächsten Tagen ganz nackend sehn.« (Schücking, Welt und Zeit, 39, 153.)
969. Was man einem Narren beschert, ist bald zerstört.
Holl.: Het is al verloren, wat men eenen zot geeft. (Harrebomée, II, 511a.)
970. Was Narren loben, das ist getadelt. – Simrock, 7412; Körte, 5609; Masson, 501.
971. Was sol dem Narren Witz? – Petri, II, 608; Körte, 4461.
972. Was soll dem Narren Geld, Weisheit zu kaufen, so er doch ein Narr ist! – Körte, 4461; Spr. Sal., 17, 16; Schulze, 73; Zehner, 92.
973. Was soll dem narren gelt, so ers nit brauchen kan. – Gruter, I, 76; Petri, II, 608; Henisch, 1475, 51; Körte, 4461.
Mhd.: Ez ist et vil unbewant ze dem tôren des goldes vunt, er wirfet ez doch hin ze stund. (Iwein.) – Vinde der tôre goldes iht, ez muge in doch gehelfen niht. (Ehestand.) (Zingerle, 146.)
[918] Engl.: A fool and his money are soon parted. (Körte, 4461.)
Holl.: Wat doet de zot met geld en goed; hij weet niet, hoe hij't gebruiken moet. (Harrebomée, II, 511b.)
974. Was sollen einem Narren Bücher und dem Esel eine Sackpfeife!
Lat.: Compendia sunt dispendia. (Chaos, 830.)
975. Was thut ein Narr nicht für Geld!
976. Welcher Narr wolt doch seinen eigenen kolben schmähen. – Nas, 340a.
977. Wemma Norren zu Morckte schickt, liesen de Kromer Geld. – Robinson, 253.
978. Wenn alle Narra rund wäre, wär' d' Welt voll Narra. – Birlinger, 392.
979. Wenn alle Narren Kolben trügen, das Holz würde theuer.
Engl.: If every fool should wear a bauble, fewel would be dear. (Bohn II, 94; Gaal, 1195.)
Frz.: Si tous les fous portaient la marotte, on ne saurait de quel bois se chauffer. (Gaal, 1195.)
Holl.: Zoo alle zotten kolven droegen, men vond geen hout genoeg, om zich te warmen. (Harrebomée, II, 511b.)
980. Wenn alle Narren Narrenkleider tragen müssten, würden viel neue Moden unterbleiben. – Parömiakon, 2919.
981. Wenn alle Narren sprängen ins Meer, wo nähme man dann die Weisheit her.
Schwed.: Om alle narrar wore döde, så räckte ingen wijsdom til. (Grubb, 615.)
982. Wenn alle Narren weisse Hauben trügen, so würde man in der Kirch meinen, es were ein Herd Gänss beysammen. – Lehmann, 532, 52; Richard, 395.
»Sperrte man alle Narren ein, müsste die Welt ein Bedlam sein, und niemand würde übrig bleiben, das Schlüsselmeisteramt zu treiben.« (Schücking, Welt und Zeit, 88, 847.)
It.: Se tutti i pazzi portassero una beretta bianca pareremmo un branco d' oche. (Gaal, 1195; Masson, 257.)
983. Wenn alte Narren gerathen, sind sie bessere Narren als andere Narren.
984. Wenn auch der Narr stirbt, die Pritsche bleibt.
985. Wenn d' en Nar witt, so kauf' der en bleierne, de kost e dänn drucke wie t' e ha witt. – Sutermeister, 23.
986. Wenn d' Narren kein Brot ässen und keinen Wein träncken, was würde nit vor ein wolfeile Zeit seyn.
Die Russen: Gingen nicht so viel Narren in den Krug, das Bier würde billig sein. – Weil auch die Narren Brot essen, darum ist das Mehl so theuer. (Altmann VI, 451 u. 462.)
987. Wenn de Narr ön de Stadt kömmt, freuen söck de Kôplied. – Frischbier2, 283.
988. Wenn de Narren nâ'n Marke gât, krîget de Krâmers det Geld. – Schambach, II, 716.
989. Wenn de Narren to Markte goan, freugt sick de Krämer. (Strelitz.) – Firmenich, III, 71, 43.
990. Wenn dem Narren der Mantel zu neu ist, so setzt er einen Flicken darauf.
Da die Narrheit allgemein verbreitet ist, so gibt es auch kein Volk, das nicht in seinen Sprichwörtern die Anschauungen der Narren, ihr Denken und Handeln charakterisirte. Besonders reich sind die Russen an solchen Sprichwörtern. Ich lasse hier eine Anzahl derselben folgen. Sie sagen: Wenn dem Narren der Honig zu weiss ausfällt, wird er ihn mit Safran gelb färben. – Wenn dem Narren der Acker zu fruchtbar ist, trägt er Sand darauf. (Altmann V, 120 u. 132; VI, 499.) – Wenn dem Narren der Honig zu süss ist, thut er Wermuth darunter. (Altmann VI, 456.) – Wenn dem Narren der Sumpf halb ausgetrocknet ist, so leitet er frisches Wasser darauf. (Altmann V, 107.) – Wenn der Narr keine Blätter am Tannenholz findet, so geht er sogleich in den Birkenwald Nadeln zu suchen. (Altmann VI, 456.) – Wenn dem Narren der Weg ins Thal zu weit ist, so springt er vom Berge hinein. – Wenn dem Narren sein Kaftan zu neu ist, setzt er einen Lappen (Flicken) darauf. – Wenn der Narr am Hermelin sonst nichts zu tadeln weiss, so verurtheilt er den Pelz. – Wenn der Narr am Stier nichts zu tadeln weiss, so wirft er ihm sein Vaterland Podolien vor. (Altmann V, 99.) – Wenn der Narr am Segeltuch nichts auszusetzen hat, so tadelt er seine Stärke. (Altmann VI, 396.) – Wenn der Narr an den Juchten nichts weiter auszusetzen hat, so tadelt er ihre Dauerhaftigkeit. (Altmann V, 81.) – Wenn der Narr zu viel Honig hat, mischt er Galle darunter. (Altmann VI, 417.) – Wenn der [919] Narr zum finnischen Meer kommen will, geht er an der Luga aufwärts. (Altmann V, 76.) – Wenn der Narr Erbsen suchen soll, geht er nach dem Taubenschlage. (Altmann VI, 388.) – Wenn der Narr von einer Sonnenfinsterniss hört, so geht er des Nachts hinaus, sie zu sehen. (Altmann VI, 421.) – Wenn der Narr wissen will, ob die Suppe heiss ist, steckt er die Zunge in den Topf. (Altmann VI, 420.) – Wenn der Narr keinen andern Boten hat, schickt er die Katze nach dem Speck. (Altmann VI, 445.) – Wenn der Narr das Meer sieht, will er es durch eine Kanne Wasser vergrössern. (Altmann VI, 478.) – Wenn der Narr einen Wunsch für die Birke hat, so möchte er, dass ihre Rinde weiss wäre. (Altmann VI, 419.) – Wenn der Narr seinen Fischstand vermehren will, so setzt er Hechte in den Karpfenteich. (Altmann VI, 420.) – Der Narr wollte die Gans schelten, da warf er ihr Fettheit vor. (Altmann VI, 499.) – Wenn der Narr ans Meer kommt, fragt er nach der Brücke. (Altmann V, 75.) – Wenn der Narr sich einen Weiher kauft, so thut er es der Jagd halber. (Altmann V, 113.) – Wenn der Narr zu viel Speck hat, setzt er die Fledermaus zur Wächterin darüber. (Altmann VI, 411.) – Wenn der Narr den Fischer sieht, will er ihn lehren die Netze kennen. (Altmann VI, 448.) – Stelle den Narren an die twersche Pforte und er wird nach Moskau fragen. (Altmann V, 111.) – Wenn der Narr auf den Bergen ist, fragt er viel nach dem Meere. (Altmann VI, 397.) – Käme der Narr aus dem Grabe, er würde doch nach dem Tode fragen. (Altmann VI, 450.) – Wenn der Narr zu viel Speck hat, setzt er die Fledermaus zur Wächterin darüber. (Altmann VI, 411.) – Wenn der Narr am Meere wohnt, fragt er nach dem Sumpfe, um sich zu baden. (Altmann VI, 498.) – Wenn der Narr an den Elton kommt, will er Salz hineintragen. (Altmann VI, 419.) – Wenn der Narr den Ilmensee gesehen hat, schreibt er ein dickes Werk über das Weltmeer. (Altmann V, 99.) – Wenn der Narr den Stör züchtigen will, wirft er ihn in die Wolga. (Altmann V, 130.) – Wenn der Narr die gelben Perlen des Krämers sieht, dann schilt er die Weisse des eigenen Bernsteins. (Altmann V, 75.) – Wenn der Narr einen Bären gefangen hat, dann legt er ihn an eine Kette von Honig. – Wenn der Narr einen Topf mit Honig hat, will er die ganze Moskwa damit süss machen. (Altmann V, 115.) – Wenn der Narr eine Schürze trägt, so zeigt er sie allen. (Der Eitle, welcher sich mit Kleinigkeiten gross macht.) Wenn der Narr in Sokolniki ist, so fragt er nach Tannen. (Altmann V, 98.) – Wenn der Narr auch schon den Hasen sieht, er sucht doch erst noch nach seiner Fährte, bevor er auf ihn schiesst. (Altmann VI, 470.) – Setze den Narren ins Boot und er wird nach dem Wasser fragen. (Altmann V, 93.) – Wenn der Narr blaue Blüten sieht, ruft er: Ha, ein Flachsfeld. (Altmann VI, 429.) – Wenn der Narr sich eine Blume auswählen darf, so greift er nach einer solchen, die dem Verwelken nahe ist. (Altmann VI, 431.) – Wenn der Narr in der einen Nacht das Licht verbrannt hat, verbrennt er in der andern Nacht die Holzleuchter. (Altmann VI, 431.) – Hat der Narr des Goldes zu viel, so versilbert er es. – Gelangt der Narr zu einer stumpfen Harpune, so geht er gleich auf den Walfischfang. (Altmann VI, 431 u. 491.) – Wenn der Narr das Eisen schmelzen will, wirft er es in siedendes Wasser. (Altmann VI, 510.) – Wenn der Narr Blaubeeren im Walde findet, nennt er den Wald einen Garten. (Altmann VI, 436.) – Wenn der Narr zu viel Rosen hat, pflanzt er Disteln darunter. (Altmann V, 127.) Die Esten sagen: Kommt der Narr zum Peipus, so langt er nach den Wasserstiefeln. (Altmann V, 75.) Die Abyssinier: Dem Narren gib kein Ebenholz, er würde es bleichen wollen. (Altmann II.) – Wenn der Narr auf dem Nil keine Sandhühner fangen kann, dann will er Wasserhühner schiessen in der Sahara. – Wenn der Narr den Gepfählten sieht, dann fragt er: Warum stöhnst du?
991. Wenn der Narr am Honig weiter nichts zu tadeln hat, so sagt er, er sei zu süss.
Die Russen: Etwas wollte der Narr am Stör tadeln, er schalt den Kaviar. (Altmann VI, 480.)
992. Wenn der Narr das Bad ausschüttet, so das Kind mit.
Die Russen: Wenn dem Narren die Rubel ausgehen, wirft er auch den Beutel weg. (Altmann VI, 430.)
993. Wenn der Narr das Feuer nicht ausblasen kann, so giesst er Oel hinein, um es zu löschen.
Die Russen: Da es dem Narren mislang, die Glut mit Schwefel zu dämpfen, so versucht er, das Feuer mit Oel zu löschen. (Altmann VI, 461.)
994. Wenn der Narr ein Gehnmaul macht, so macht er auch andere gehnen. – Petri, II, 637.
995. Wenn der Narr einen Schimmel sieht, so schilt er den Rappen.
Die Russen: Der Narr schilt die rothe Rose, sobald er die schwarze sieht. (Altmann V, 78.)
996. Wenn der Narr klug sein will, ist er am närrischsten.
Die Russen: Die klugen Narren sind unerträglicher als die dummen. (Altmann VI, 499.)
[920] 997. Wenn der Narr nicht mein wär', lacht' ich mit.
Wer bei einem Schaden u.s.w. betheiligt ist, dem vergeht das Lachen. In Warschau jüdisch- deutsch: Wenn der Narr hätt' nit gewesen mein, hätt' ich auch gelacht. Wenn ein naher Verwandter der Gegenstand des Spottes und des Gelächters ist, in das man nicht einstimmen kann, weil es einem wehe thut.
998. Wenn der Narr schwiege, so wäre er weise. – Spr. Sal. 17, 28; Schulze, 74; Zehner, 105; Petri, II, 637.
Die Aegypter sagen: Dein Mund erinnert mich an den Esel zu Hause (oder in meiner Familie). (Burckhardt, 290.) Doch wird dies Sprichwort nicht blos gebraucht, um eine Enttäuschung in Bezug auf Geist und Verstand auszudrücken, sondern im allgemeinen dann angewandt, wenn jemand anfänglich eine gute Meinung von sich erweckt hat, sie aber bei genauer Betrachtung nicht bestätigt. Als Beispiel der Anwendung erzählt Burckhardt: Ein Junger Mann folgte einem Frauenzimmer auf der Strasse, das er für schön hielt. Nach ihrer Entschleierung sah er die Hässlichkeit desselben und wandte das obige Sprichwort an.
Mhd.: Der niht wol gereden kan, der swig und sî ein saelic man. (Diutisca.) (Zingerle, 136.)
Dän.: Der som daaren selv kunde tie, blev hans daarskab dølget. (Prov. dan., 548.) – Tagde ganten, da huldes han ofte for viis. (Prov. dan., 218.)
Holl.: Als de zot zwijgen kan, houdt men hem voor wijs. (Harrebomée, II, 510a.) – Zweegen de dwazen, zij waren wijs. (Bohn I, 345.)
It.: Ogni pazzo è savio quando tace. (Bohn I, 116.)
Lat.: Ex lingua stulta veniunt incommoda multa. (Sutor, 476.) – Si tacuisses sapiens (philosophus) mansisses. (Gryphius.) (Egeria, 274; Philippi, II, 191.)
Schwed.: Tigde en dåre, worde han och wijs räcknat. (Törning, 151.)
999. Wenn der Narr schwig, so hielt man jhn für gelehrt vnd weiss. – Henisch, 1459, 35.
Wenn der Narr erst dahin gebracht ist, dass er zu Zeiten schweigen kann, dann ist Aussicht da, aus ihm einen Klugen zu ziehen. (Altmann VI, 489.)
1000. Wenn der Narr über andere lacht, so sind es seine eigenen Thorheiten.
Holl.: Gemeenlijk laakt de gek in anderen zijne eigene dwaasheden. (Harrebomée, I, 214a.)
1001. Wenn der Narr über Schwaneneier brütet, kriechen doch nur Entlein aus.
1002. Wenn der Narr vom Markte kommt, dann fällt ihm ein, was er hat kaufen wollen.
Die Russen: Wenn der Narr aus dem Felde geschlagen worden, dann ist sein erstes nach dem Schilde zu suchen. (Altmann VI, 449.)
1003. Wenn die Narren commandiren, müssen die Klugen retiriren.
Böhm.: Bĕda svĕtu, zachce-li se bláznu býti hrdinou. (Čelakovský, 212.)
Ill.: Jaoh svĕtu, kad se ludo pojunači. (Čelakovský, 212.)
1004. Wenn die Narren kein Brot ässen, so würde das Korn wohlfeil sein. – Gaal, 1195; Winckler, XI, 24; Eiselein, 487; Simrock, 7327; Braun, I, 2914.
Im Plattdeutschen: Wenn de Narr'n kên Brod êten, wiert Koarn wolfeil. (Schlingmann, 1069.)
Frz.: Si tous les fols portaient marottes, on ne sait pas de quel bois on se chaufferait.
Holl.: Als de gekken geen brood aten, het koren zou goedkoop zijn. (Bohn I, 345; Harrebomée, I, 213b.)
It.: Se li matti non mangiassero pane il grano sarebbe a buon mercato. (Pazzaglia, 216, 5.)
1005. Wenn die Narren nicht zu klagen haben, so klagen sie über die Zeit.
Die Russen: Die Narren klagen so lange über die gute Zeit, bis sie über die böse zu klagen haben. (Altmann VI, 448.)
1006. Wenn die Narren nichts zu reden haben, reden sie vom Wetter.
1007. Wenn die Narren so viel Verstand hätten, nicht klug sein zu wollen, so wären es gescheite Leute.
1008. Wenn die Narren streiten, wird's bei hellem Tage finster. – Klix, 51.
1009. Wenn die narren zu marckte gehen, so kauffen die kramer geldt. – Agricola I, 698; Petri, II, 645; Lehmann, II, 827, 39; Sailer, 157; Schuppius, Schr., III, 425; Körte, 4472; Braun, I 2943; Masson, 255.
Dän.: Naar gekken kommer til torvs, faaer kræmmeren penge. (Prov. dan., 222.)
Engl.: If fools went not to market, bad ware would not be sold. (Bohn II, 8.)
Frz.: Il y a plus de fous acquéreurs que de fous vendeurs. (Masson, 255; Marin, 22.) – Si le fol n'allait au marché l'on ne vendrait pas la mauvaise denrée. (Masson, 255.)
Holl.: Als de gekken ter markt komen, hebben de kooplieden niet te klagen. – Als de zotten ter markt komen, [921] krijgen de kramers geld. (Bohn I, 289; Harrebomée, I, 213b; II, 510a.)
Lat.: Si stulti mercantur, mercatores faciunt lucrum. (Binder II, 3134; Marin, 22; Schreyer, 22.)
Schwed.: När narren kommer til kiöpstad, så får krämaren penniger. (Grubb, 510; Marin, 22.)
1010. Wenn die Narren zu reden aufhören, fangen die Weisen an.
Die Russen: Wenn der Narr allein singt, hat er keinen Weisen zum Zuhörer. (Altmann VI, 422.)
Lat.: Tunc canent cygni, quum tacebunt graculi. (Binder I, 1764; II, 3360; Erasm., 293; Philippi, II, 225; Seybold, 611.)
1011. Wenn die Narren zum Brunnen der Erkenntniss kommen, so verschlucken sie sich.
Die Russen: Wenn die Narren zum Baum der Erkenntniss kommen, dann wollen sie gleich die Aepfel brechen, die Weisen aber begnügen sich damit, den Schatten des Baums zu geniessen. (Altmann VI, 454.)
1012. Wenn du ein Narr bist, lass dir eine Kappe machen.
1013. Wenn du einen Narren haben willst, so kaufe dir einen (eisernen).
1014. Wenn ein Narr auf den Markt kommt, freuen sich die Krämer. – Blass, 21.
»Der marckt, der wirt auch nymmer gut, denn so man thoren schaden thut; denn wenn thoren zu marckt thun lauffen, so thun die kremer bald verkauffen.« (Freidank.)
1015. Wenn ein Narr auf der einen Seite Prügel kriegt, so wundert er sich auf der andern.
Mhd.: Sô den tôren sleht ein man, sô chert er sich umbe und siht einen andern an. (Massmann.) (Zingerle, 148.)
1016. Wenn ein narr die Krone treit, das ist ein spötlich würdigkeit.
Lat.: Est in persona pudor insipiente corona. (Loci comm., 188.)
1017. Wenn ein Narr etwas weiss, so will er bersten vor Gelehrsamkeit.
It.: Ben sà il savio che nulla sà, ma il matto crede saper ogni cosa. (Pazzaglia, 333, 23.)
1018. Wenn ein Narr lacht, so lachen die andern all. – Lehmann, II, 369, 6.
»Ein narr, der frölich ist vnd lacht, sin g'sellen auch zu lachen macht.«
Lat.: Gaudens gaudenti stultus placet insipienti. (Loci comm., 184.)
1019. Wenn ein Narr hoch steht, sieht (hört) man seine Kappe (Schellen) weit.
Kroat.: Lud se penje, da visoko sĕde, a kad bude do besede, kaje se što ondĕ sĕde.
1020. Wenn ein Narr in der Dachstube wohnt, so ist's auch um die Kellerleute geschehen.
1021. Wenn Ein Narr stirbt, stehen zehn andere wieder auf.
Frz.: Quand Jean bête est mort, il a bien laissé des héritiers. (Kritzinger, 68b.)
1022. Wenn ein Narr zog übern Rhein, so kommt ein Narr doch wieder heim.
Lat.: Stultus iens mille leucas stultus redit ille. (Sutor, 921.)
1023. Wenn eine e Narr ist, so thut er es zeige. (Luzern.)
1024. Wenn es weder Narren noch Schelme in der Welt gäbe, so würden alle Menschen einerlei Meinung sein.
1025. Wenn jeder Narr eine Kappe tragen sollte, würde der Zeug sehr theuer kommen.
1026. Wenn keine Narren weren, wie wolt man weise Leut erkennen! – Lehmann, 529, 8.
1027. Wenn ma de Norren zu Moarkte schickt, su frên sich de Krämer. – Gomolcke, 1090.
1028. Wenn man alle Narren sperrte ein, so müsste die Welt ein Tollhaus sein.
1029. Wenn man auch den Narren wie Grütze in Mörsern zerstiesse, er liesse von seiner Narrheit nicht. – Spr. Sal. 27, 22; Sutor, 552; Simrock, 7358; Gaal, 22; Schulze, 100; Zehner, 206; Braun, I, 2928; Petri, II, 666.
»Körperliche Gebrechen heilt oft die Kunst, für einen verschrobenen Kopf gibt es aber weder Pflaster noch Salbe.« – Die Italiener meinen, Strafe mache den Narren gescheit: Chi è pazzo nella colpa, diventi saggio nella pena. – La pena fà diventar savio lo stolto. (Pazzaglia, 276, 1 u. 3.) Die Russen: Wenn man den Narren [922] auch an der Brust presst, er gibt doch keine Milch. (Altmann VI, 422.)
Böhm.: Blázna by v stoupĕ zopíchal, jiný nebude (Čelakovský, 20.)
1030. Wenn man dem Narren antwortet nach seiner thorheit, so lässt er sich klug düncken. – Petri, II, 665.
1031. Wenn man dem Narren die Finger gibt (zeigt), so nimmt (will) er die ganze Hand. – Sailer, 157; Gaal, 456.
Ung.: Ha paputsot adsz a' bolondnak, csizmádat is kéri. (Gaal, 456.)
1032. Wenn man dem Narren seinen grind nicht lauset, so meint er, er sei der gelehrtest. – Henisch, 1746, 65; Petri, II, 662.
1033. Wenn man den Narren lobt, so gewinnt er Eselsohren.
It.: Loda il matto e fa l'saltare, se non è matto il farai diventare. (Gaal, 1108.)
1034. Wenn man den Narren lobt, so schwillt er. – Simrock, 6562.
Engl.: Praise does a wise man good, but a fool harm. (Gaal, 1108.)
1035. Wenn man den Narren zu viel gibt, fressen sie viel. – Birlinger, 391.
1036. Wenn man eim Narren antwortet, so meint er, er sei ein Herr. – Lehmann, 35, 12.
1037. Wenn man einen ein Narren schild, wird doch damit der Landfrid nicht gebrochen vnd am Cammergericht kein Prozess erkent. – Lehmann, 532, 55.
1038. Wenn man einen Narren gleich im Winckel verberget, so streckt er doch die Ohren herfür. – Petri, II, 666.
1039. Wenn man einen Narren über Eier setzt, so heckt er selten junge Küchlein aus.
1040. Wenn man einen Narren versendet, so kommt ein Thor nach Hause. – Blum, 498; Gaal, 1191; Siebenkees, 235.
Engl.: Send a fool to the market, and a fool he will return again. (Gaal, 1191.)
It.: Chi bestia va a Roma, bestia ritorna. (Gaal, 1191.) – Chi matto manda, matto aspetta.
1041. Wenn man mit Narren anfängt, muss man mit Narren aufhören.
Lat.: Crede mihi pudor est mecum tibi texere rixas, jurgia nec tecum convenit esse mihi. (Chaos, 417.)
1042. Wenn man mit Narren zu Acker fährt, gibt's krumme Furchen.
1043. Wenn man Narren zu Markte schickt, so lösen Krämer Geld. – Pistor., V, 35; Latendorf II, 29; Bücking, 292; Eiselein, 488; Simrock, 7348; Lohrengel, I, 771; Parömiakon, 2045; Birlinger, 367; schlesisch bei Frommann, V, 411, 423.
Lat.: Ne sit mercator, qui non pretii mediator. – Si stulti mercantur, venditores multa lucrantur.
1044. Wenn Narren in den Rath schreiten, soll man hölzerne Glocken läuten.
1045. Wenn Narren in Gedanken stehen, Blinde nach den Sternen sehen.
Die Russen: Ein Narr in Gedanken, gleicht einem Bettler in Läusen. (Altmann VI, 451.)
1046. Wenn Narren reden, haben kluge Ohren Feierabend.
Die Russen: Wenn der Narren Zungen sich bewegen, ruhen der Weisen Ohren. – Wenn des Narren Mund fleissig ist, sind des Weisen Ohren taub. (Altmann VI, 440 u. 450.)
1047. Wenn nicht die Narren zu Markte kämen, würde viel böses Fleisch liegen bleiben.
1048. Wenn so vil ehe der Narr wer kommen, het er sein Mutter zur Ehe genommen. – Petri, II, 674.
1049. Wenn vier Narren mit einander rath halten, geben sie ein bessern aussschlag, als ein hoch verständiger allein. – Lehmann, 605, 160.
Lat.: Optimum est quod tutissimum. (Lehmann, 605, 160.)
1050. Wer als frommer Narr in die Wüste geht, kehrt leicht als gottloser Schalk wieder. (Türk.)
[923] 1051. Wer als Narr auf die Welt kommt, nimmt den Kolben mit ins Grab (oder: wird zeitlebens nicht gescheit).
In Welschtirol: Chi nasse mat, no guaris mai. (Hörmann, 27.)
1052. Wer als Narr geboren ist, wird nie geheilt.
It.: Chi nasce matto, non guarisce mai. (Bohn II, 83; Pazzaglia, 216, 1.)
1053. Wer als Narr getauft, bleibt dumm, und wenn er nach Callies läuft. (S. ⇒ Schleifmühle.)
Die Holländer schicken ihre Narren nach Leyden und lassen ihnen »de kei« schneiden. (Vgl. Harrebomée, II, 15b.)
1054. Wer als Narr nach Rom geht, kehrt als Narr wieder. – Wurzbach II, 272.
1055. Wer bei den Narren für einen Weisen will gelten, den werden die Weisen einen Thoren schelten. – Chaos, 952.
1056. Wer bei Narren gescheit sein will, wird bei Gescheiten für einen Narren gehalten. – Winckler, XII, 90.
1057. Wer beym Narren witz begert, der ist ein Narr. – Lehmann, 529, 9.
Und doch hatten in dem goldenen Zeitalter der Narren diese allein das Privilegium, witzig zu sein; und sie machten demselben in der Regel keine Schande.
Dän.: Hvo som begierer vittighed hos en nar, er selv en nar. (Prov. dan., 60.)
Holl.: Hij is wel onwijs, die van eenen zot wijsheid vergt. (Harrebomée, II, 140b.)
It.: È ben matto chi nel matto ingegno cerca. (Pazzaglia, 216, 7.)
1058. Wer den Narren einen Narren nennt, thut kein Unrecht.
Die Russen: Wer den Narren närrt, erwirbt sich Gottes Lohn. (Altmann.)
1059. Wer den Narren küsst, den beisst er in die Nase.
Die Russen: Ziehe den Narren aus dem Sumpf, so wird er dich zum Dank hineinstossen. (Altmann VI, 472.)
1060. Wer den Narren predigt Verstand, säet seinen Weizen in den Sand.
Lat.: Stultus, si corripitur, irascitur. (Chaos, 985.)
1061. Wer den Narren seine Noth will klagen, würde Nägel ins Wasser schlagen.
Die Finnen sagen: Der Tolle erzählt dem Narren (oder dem Fremden) seine Sorgen. (Bertram, 54.)
1062. Wer den narren vnd kinderen die finger ins maul steckt, der were gern gebissen. – Tappius, 184b; Franck, II, 117b; Eyering, III, 459 u. 510; Henisch, 1103, 17; Simrock, 7381; Sailer, 157; Körte, 4473.
Holl.: Zoo gij een' stok geeft aan den gek, gewis hij slaet u in den nek. (Harrebomée, I, 115b.)
Lat.: Stulto ne permitas digitum. (Erasm., 3499; Binder I, 1694; II, 3511.)
1063. Wer ein Narr war dreissig Jahr, der bleibt ein Narre immerdar.
Mhd.: Seen drîzic jâr ein tôre gar, der muoz ein narre fürbaz sin. (Winsbeke.) (Zingerle, 148.)
1064. Wer einem Narren den Finger ins Maul steckt, der muss nicht klagen, wenn er gebissen wird.
Span.: Si soy bobo, méteme el dedo en la boca. (Bohn I, 258.)
1065. Wer einem Narren Ehre anlegt, der wirft einen Edelstein auf den Rabenstein. – Philippi, I, 227.
1066. Wer einem Narren folget nach, der kommt in eitel Ungemach.
Mhd.: Nieman tôren volgen sol. (Freidank.) (Zingerle, 147.)
1067. Wer einem Narren guten Rath gibt, giesst Wasser in ein Sieb.
Dän.: At sige daaren raad, det er som at slaae vand paa en gaas. (Bohn I, 348.)
Holl.: Het is dwaasheid, eenen zot te kastijden, die den raad, dien men hem geeft, niet gelooft. (Harrebomée, I, 168b; Bohn I, 348.)
1068. Wer einem Narren vertraut sein Vieh, behält den Narren und kommt um die Küh'.
Holl.: Die een' zot trouwt om zijn kot, verliest het kot en houdt den zot. (Harrebomée, II, 510b.)
1069. Wer einen Narren aus sich machen will, findet bald gute Freunde, die ihm helfen.
Dän.: Hvo der selv vil giøre sig til giek, faaer mange, til at hielpe sig. (Bohn I, 377.)
[924] 1070. Wer einen Narren erfreuen will, verheiss' ihm nur des Geldes viel.
Lat.: Laetificat stultum dives promissio multum. (Sutor, 923.)
1071. Wer einen Narren haben will, der halte ihn für sich.
Es scheint doch wol etwas an der Behauptung des Sprichworts zu sein, dass die Narren das beste Leben haben, denn gegen Ende des 15. Jahrhunderts bewarben sich so viele um Hofnarrenstellen, um mit der Narrheit gute Tage zu machen, dass auf dem Reichstag zu Augsburg vom Jahre 1500 das Ueberhandnehmen der Hofnarren zur Sprache kam und man als einen förmlichen Reichsbeschluss festsetzte: »Wer einen Narren halten wolle, solle denselben bei sich zu Hause behalten und nicht zugeben, dass er andere Leute in ihren Wohnungen überlaufe und belästige.« (Wagenseil, Aehrenlese, 80, 145.)
Frz.: On n'est pas badaut pour rien. (Kritzinger, 51a.)
1072. Wer einen Narren haben will, der kauffe ihm zween, so hat er einen zum besten. – Gruter, III, 100; Lehmann, II, 872, 176; Simplic., 825; Simrock, 7352; Körte, 4475; Braun, I, 2944.
Die Russen: Willst du einen Narren kaufen, bezahle dich selber. (Altmann VI, 405.)
1073. Wer einen Narren im Wamms ins Land tregt, der kompt wider mit jhm herauss. – Petri, II, 702.
1074. Wer einen Narren kauft, muss einen Narren behalten. – Pistor., IV, 67; Simrock, 7353; Körte, 4462.
1075. Wer einen Narren strafen will, gebe ihm ein Weib.
It.: Chi vuol castigar un pazzo gli dia moglie. – Chi vuol domar un matto bisogna dargli moglie. (Pazzaglia, 51, 5 u. 229, 3.)
1076. Wer einen Narren über Eier setzt, bekommt mehr Schalen als Küchlein.
»Dem gebricht weyssheyt vnd witze, der eyn narren vber eyr heysst sitzen, dann als man pflegt zcu sprechen, würd er die eyr alle zerbrechen.« (Werdea.)
1077. Wer einen Narren über frembde Land schickt, bekombt einen Thoren wieder nach Hause.
Lat.: Natura nascitur ars vero addiscitur. (Chaos, 661.)
1078. Wer einen Narren vber Meer tregt, der wird jhn an einen Thoren tauschen. – Petri, II, 702; Sutor, 612; Gaal, 1191.
Lat.: Coelum, non animum mutat, qui trans mare currit. (Sutor, 612.)
1079. Wer einen Narren wegschickt, bekommt einen Thoren wieder. – Winckler, V, 49; Eiselein, 468; Simrock, 7347; Körte, 4468; Braun, I, 2942.
1080. Wer einen Narren will gescheit machen, der muss anderthalbe dazu brauchen.
1081. Wer eines Narren Dummheit kennen will, muss ihn loben.
1082. Wer einmal als Narr getauft, auch in Paris Verstand nicht kauft.
1083. Wer es is (ist) a Narr, soll vin (von) dem Bud' (Bade) herausgehen. (Jüd.-deutsch. Brody.)
D.h. ein Narr gibt sich Blössen.
1084. Wer etwas wie ein Narr gethan, dem reut's wie 'n gescheiten Mann.
It.: Chi si governa da pazzo, da savio si duole. (Pazzaglia, 270, 1.)
1085. Wer eyn narren vth (weit) sendet, dem kompt eyn dhor herwider. – Tappius, 32b; Franck, II, 24b; Gruter, I, 79; Petri, II, 702; Sutor, 613.
Holl.: Die eenen gek uitzendt, krijgt eenen dwaas weder. (Harrebomée, I, 213b.)
1086. Wer für Narren spart, hat für Katz' und Hund verwahrt.
Dän.: Hvo gemmer til narre, gemmer til katte. (Prov. dan., 224.)
1087. Wer hat nicht eim Narren die Schuhe auss vnd angezogen! – Lehmann, 532, 56.
1088. Wer hat nicht eim Narren in die Supp geblasen vnd sie selbst gessen. – Lehmann, 532, 65.
1089. Wer jedem Narren glauben wil, der schickt sich wol ins Narrenspiel. – Petri, II, 720.
1090. Wer kein Narr will sein, ziehe seine Ohren ein.
[925] 1091. Wer keinen Narren hat in seinem Geschlecht, der steht nicht unter Adam's Recht.
Holl.: Die geene hoer, arme of zot in zijn geslacht heeft, is geboren van de lamp of het lemmet. (Harrebomée, II, 510b.)
1092. Wer mich einen Narren nennt, den nenn' ich auch einen.
Lat.: Dixerit insanum quis me, totidem audiet. (Faselius, 66.)
1093. Wer mich einen Narren nennt, den nenn' ich einen Geck.
Mhd.: Heizt dû mich tôr, sô sprich ich zuo dir gouch. (Colm.) (Zingerle, 198.)
1094. Wer mit einem Narren anfangt, wird mit ein' Narr'n auszahlt. (Oberösterreich.)
Die Russen: Wer den Narren in den Sumpf stösst und wer ihn herauszieht, beide werden von ihm auf gleiche Weise gescholten. (Altmann VI, 460.)
1095. Wer mit Narren anfängt, muss mit Narren aufhören.
Lat.: Hoc scio pro certo, quod si cum stercore certo, vinco, seu vincor, semper ego maculor. (Chaos, 924.)
1096. Wer mit Narren umgeht, dem hängt die Narrheit an.
Murner (Ulenspiegel, Ausgabe von Lappenberg, XV) sagt: »Der Dokter sprach darwider, man solt sich nicht mit narrn bekümmern, wan der weis wird thorecht bei thoren; aber der sehent, das einer wol durch narren weis würt gemacht. Vnd niemand ist so weis, es sol toren auch kennen.«
Lat.: Cum stultis cui res, idem stultescat oportet. (Philippi, I, 104.)
1097. Wer mit Narren umgeht, hat Unglück. – Spr. Sal. 13, 20; Schulze, 61.
1098. Wer mit Narren viel vmbgeht, der hat weder Ehr noch Ruhm. – Petri, II, 736.
1099. Wer mit narren zu acker gehet, der eget mit geuchen zu. – Franck, II, 54b; Gruter, I, 81; Egenolff, 55b; Petri, II, 736; Henisch, 1402, 63; Sutor, 846; Winckler, I, 29; Sailer, 276; Simrock, 7350; Körte, 4469.
Empfiehlt die Wahl tauglicher Gehülfen und Werkzeuge zu Geschäften. Die Russen: Wer mit Narren drischt, hat zerschlagene Halme, aber keine ausgeschlagenen Körner. (Altmann VI, 425.)
Lat.: Nihil intractabilius homine stulto. (Egeria, 55b; Sutor, 846.)
1100. Wer mit Narren zu Bette geht, steht mit Narren auf. – Simrock, 7346.
1101. Wer mit Narren zu thun hat, wird närrisch.
Böhm.: Kdo se spolčil s bláznem, rozpolčil se s rozumem. (Čelakovský, 212.)
Engl.: A fools bolt is soon shot. (Körte, 4446.)
1102. Wer 'n Narr wîer, segt oll Huddelbeck, un lätt sick von 't Schâp bîten, wenn 'n de Holtaxt up'n Nacken harr. (Mecklenburg.) – Hoefer, 450.
Zur Bezeichnung verächtlicher Gegner.
1103. Wer Narren einladet, hat gewisse Gäste.
Da es an Narren an keinem Orte fehlt und sie selten eine Einladung ausschlagen.
Holl.: Wie gekken noodigt, heeft wisse gasten. (Harrebomée, I, 215a.)
1104. Wer Narren sucht, muss selber ein Narr sein.
Die Russen: Wer ins Land der Narren reisen will, der muss aus dem Lande der Narren kommen. (Altmann VI, 478.)
1105. Wer Narren will regieren, muss mit Verstand das Scepter führen.
Holl.: Wilt gij dwaasheid wel bestieren, zijt dan wijs in uw manieren. (Harrebomée, I, 169a.)
It.: A governar mattezza vi vuol senno. (Biber.)
1106. Wer Narren will säen, kann für einen tausend mähen.
1107. Wer Narren will weise machen, der hat gern viel zu schaffen.
1108. Wer Narren will weiss machen, der hat gern verlohren arbeit. – Henisch, 1513, 32; Petri, II, 738.
1109. Wer nicht ein Narr ist, kann noch einer werden.
Die Russen: Der eine ist ein Narr und der andere kann's werden. (Altmann VI, 412.)
1110. Wer nicht mit Narren leben kann, der ist ein geschlagener Mann.
»Fragst du nach der Kunst zu leben? Lern' mit Narr und Sünder leben. Mit dem Weisen und dem Guten, wird es sich von selbst ergeben.« (W. Müller.)
1111. Wer nicht mit Narren toll will sein, der geht hinweg und bleibt allein (daheim).
[926] 1112. Wer nicht will ein Narr mit seyn, der bleib einer allein. – Lehmann, 529, 7.
1113. Wer nicht will zum Narren werden, der soll dem Narren nachgeben. – Lehmann, 528, 8 u. 530, 24; Körte, 4438; Masson, 547.
1114. Wer nicht zuweilen ein Narr sein kann, der ist kein weiser Mann.
It.: Del tutto no è savio chi non sa far il pazzo. (Bohn I, 91.)
1115. Wer sich einem Narren gesellt, ist selber ein Narr.
Mhd.: Swer sich den tôren laezet schern, der ist selber ein tore. (Herbort.) (Zingerle, 148.)
1116. Wer sich für einen Narren acht't, ist bald weiss (zum Weisen) gemacht. – Petri, II, 758.
1117. Wer sich mit einem Narren unter dem Dache neckt, mit dem wird er auf dem Markte spielen.
Dän.: Leger du med narren i huset, saa leger han med dig paa gaden. (Bohn I, 384.)
Span.: Burláos con el loco en casa, burlará con vos en la plaza. (Bohn I, 206.)
1118. Wer sich müht, Narrn wil lehren Kunst, der lass davon, es ist vmbsunst. – Eyering, III, 536.
1119. Wer sich von einem Narren befreit, hat ein gutes Tagwerk gethan.
Frz.: Bonne journée fait qui délivre sa maison de fol homme ou ivre. (Bohn I, 9; Leroux, I, 68.)
1120. Wer sich zum Narren machen kann, der hat gute Tage. – Lehmann, 531, 50.
1121. Wer sich zum Narren machen will, der findet Leute genug, die ihm helfen.
Dän.: Hvo selv vil giøre sig til gæk, faaer mange, som hielpe sig. (Prov. dan., 212.)
1122. Wer siek selwest tom Narr'n mak, de dörft siek nie beklag'n, wenn äwer em lagt (gelacht) ward. (Rendsburg.)
1123. Wer täglich ein Narren speiset, der kan sich nerrischer gedancken nicht erwehren. – Lehmann, 239, 38.
1124. Wer täglich einmal geht mit Narren, hat bald selbst einen Sparren.
1125. Wer von einem Narren scheidet seine Bahn, hat eine gute Tagereise gethan.
Holl.: Die zich van een' zot scheidt, doet eene goede dagreize. (Harrebomée, II, 510b.)
1126. Wer von einem Narren wird gehalten, lass vom Rock ihm eine Falten.
Man soll ihm lieber einen Theil des Rocks in der Hand lassen, als sich mit ihm einlassen; man soll sich sogar mit Gewalt von ihm losreissen.
Dän.: Kommer du ved en daare, da skier af stykket og lad hannem gange. (Prov. dan., 100.)
1127. Wer zu rechter Zeit kan einen Narren agiren, der ist sehr weiss. – Lehmann, 528, 1.
It.: Non è vero savio, chi non sà tal volta far da pazzo. (Pazzaglia, 336, 7.)
1128. Wer zum Narren geboren, an dem ist Lehrgeld und Kost verloren.
Holl.: Is er jemand zot geboren, meester niet, 't is kost verloren. (Harrebomée, II, 511b.)
1129. Wer zum Narren geboren ist, kann nicht sündigen.
Holl.: Mal geborenen zondigen niet. (Harrebomée, II, 51b.)
1130. Wie der Narr gebacken ist, so bleibt er.
1131. Wie der Narr, so sind seine Streiche (Werke).
Engl.: As the fool thinks, so the bell tinks or clinks. (Bohn II, 94.)
Holl.: Dan te zot en dan te bot. (Harrebomée, II, 510a.)
1132. Wie ein Narr begonnen, wie ein Narr beendet.
Dän.: Han ender det med gekken. (Prov. dan., 221.)
1133. Wie oft ein Narr in Spiegel sieht, so kennt er sich doch selber niet.
Mhd.: Swie dicke ein tôre in spiegel siht, er kennet doch sîn selbes niht. (Freidank.) (Zingerle, 141.)
1134. Willst den Narren du fahen, musst als Gesell dich ihm nahen. – Eiselein, 487; Simrock, 7390.
Vgl. die Schrift: Willst den Narren du fahn, musst als Gesell dich ihm nahn (Petersburg 1806). Dramatisirt ist das Sprichwort in Knittelversen in drei Aufzügen.
1135. Willst einen eigenen Narren, greife in deinen eigenen Busen.
Lat.: Stultus cunctorum fit quivis amicus eorum. (Sutor, 920.)
[927] 1136. Wilt du ein Narren han in dein hauss, so trag dir selber ein auss. – Eyering, III, 10.
1137. Wiltu einen Narren haben, so kauf dir einen, aber ich bin nicht feil.
Lat.: Emendus cui imperes. (Eiselein, 487; Philippi, I, 132.) – Emere oportet, quem tibi obedire voles. (Plautus.) (Binder II, 943.)
1138. Wir alten Narren essen mit den Kindern, nicht sie mit uns. – Petri, II, 796.
1139. Wo alle als Narren erscheinen, lacht man über keinen.
Poln.: Gdzie wszycy szaleja, z żadnego się nie smieja. (Wurzbach 247, 169.)
1140. Wo die Narren nit Brot essen, kann man den Roggen wolfeiler messen. – Fischart, Prakt., in Kloster, VIII, 644.
1141. Wo die Narren zu Tische sitzen, muss man ein Narr mit sein.
Mhd.: Dannoch uns die weisen sagend: wô die tôren bessers habend, dâ scholt du dich ze narren machen liste chleich an allen sachen. (Ring.) (Zingerle, 147.)
1142. Wo ein Narr am Ruder sitzt, ist's Schiff verloren.
1143. Wo ein Narr hinaufsteigt, fällt ein Narr herab.
1144. Wo ein Narr hinläuft, da laufen die andern nach.
Holl.: Daar één zot loopt, daar lopen er meer. (Harrebomée, II, 510a.)
1145. Wo ein Narr ist, da guckt ein Narr vor.
Dän.: Nar er nar ihvor han er. (Prov. dan., 426.)
1146. Wo ein Narr Wein trinkt, zerbricht er auch die Gläser.
1147. Wo man Narren zu Markt bestellt, da lösen die Krämer Geld. – Eyering, II, 715.
1148. Wo Narr gesesse, soll mer den Stuhl abwische! – Tendlau, 819.
So ansteckend ist die Narrheit.
1149. Wo Narren hinziehen, da müssen Weise fliehen.
Die Russen: Wo der Narren Vaterland ist, da ist nicht die Heimat der Weisen. (Altmann V, 109.)
1150. Wo Narren in Würden sitzen und Knechte auf Rossen reiten, da müssen Fürsten zu Fuss gehen.
1151. Wo Narren regieren im Lande, da ernten vernünftige Leute eitel Schande.
1152. Wo Narren seynd, verräthet sie jhre närrische Reden vnd Geberden. – Lehmann, II, 424, 36.
Dän.: Hvor daaren er inde, der giver han tegn fra sig. (Prov. dan., 101.)
1153. Wo Narren vber Eyer gesetzt werden, thun sie gewissen Schaden. – Herberger, Hertzpostilla, I, 608.
1154. Wo nicht Narren wohnen, wirft man den Speck nicht vor die Hunde.
Holl.: Nergens wordt het spek voor de honden geworpen, dan daar zotten wonen. (Harrebomée, II, 511b.)
1155. Wollt ihr einen Narren haben, so lasst euch einen machen aus Eisen. – Eiselein, 487; Simrock, 7375; Braun, I, 2935; Gotthelf, Käserei, 13.
1156. Ye grösser Narr, ye grösser stoltz vnd hochmut. – Franck, I, 159b.
1157. Zum Narren kann sich einer allein machen, aber neunundzwanzig machen ihn nicht wieder gescheit.
1158. Zum Narren machen ist auch ein Tanz, wenn er nur gut gespielt wird. (Ostpreuss.) – Frischbier, 524.
1159. Zur rechte Zit e Narr, ist au e Kunst. (Luzern.) – Schweiz, II, 243, 67; Sutermeister, 141.
1160. Zuweilen ein Narr sein, ist auch eine Kunst. – Simrock, 7323; Schottel, 1115b.
Frz.: Il y a du tems que le sage trouve son conte en faisant le fou. (Kritzinger, 673a.)
1161. Zween Narren in einem Hauss haben allzeit strauss. – Gruter, III, 120; Lehmann, II, 905, 30; Körte, 4436; Simrock, 7379.
Holl.: Twee narren in één huis, dat maakt te groot gedruisch. (Harrebomée, II, 117b.)
Lat.: Dum cadus ipse cado, dum corbi corbis et arca arca, falx falci, pulsa repulsa crepant. (Chaos, 418.)
[928] 1162. Zween Narren machen leicht den dritten. – Lehmann, 757, 12.
»Wenn zween trincken oder mehr, so kan sich der dritt schwerlich entbrechen, der dazukommet.«
Böhm.: Kde dva blázni spánvají, tam třetího hledají. (Čelakovský, 372.)
1163. Zwei Narren haben nicht Platz auf Einem Esel.
Holl.: Twee gekken kunnen het op éénen ezel niet uithouden. (Harrebomée, I, 215a.)
1164. Zwei Narren können nicht miteinander karren. – Birlinger, 397.
1165. Zwei Narren unter einem Dache, zwei Töpfer in einem Dorfe und zwei Ferkel in einem Sack vertragen sich nicht wohl. – Heuseler, 275; Simrock, 7378; Körte, 4437; Braun, I, 2913.
Lat.: Dum caris os rodit, socium, quem diligit, odit. – Duos fures non alit unus saltus. – Non capit regnum duos. (Masson, 165.)
1166. Zwen narren tügen nit in einem hauss. – Tappius, 204a; Lehmann, II, 903, 40; Gesner, 210b.
Dr. Georg Lamprechter, würtembergischer Kanzler und Rath Karl's V. pflegte aber zu sagen: »Ein ieder Fürst müsse zween Narren haben, einen, den er vexire, den andern, der ihn vexire.« (Zinkgref, I, 221.)
*1167. A kuphel-sche mojne1 Narr. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
1) Ein achtmal gedrehter, d.i. ein sehr grosser Narr.
*1168. A Norr, a Norr, in schokelt sich. (Jüd.-deutsch. Brody.)
Er ist ein Narr und schaukelt sich, d.h. er schlägt sich doch in der Welt durch.
*1169. Aan Narr uf zwa Karrn. – Tendlau, 981.
Von einem übertrieben frommen Menschen. Solch ein Mensch stand einmal am Versöhnungstage zur Busse und Kasteiung den ganzen Tag in der Synagoge mit jedem Fusse auf einem Aprikosenkern. Da sagte jemand: »Zwei Narren auf einem Karren sieht man oft, aber ein Narr auf zwei Karren (Kernen) ist etwas Seltenes.«
*1170. An Norrn müss' ber hon; Gevotter sett (seid) ihrsch! (Oberlausitz.)
*1171. Ar hat an Narr'n drou g'frass'n. (Franken.) – Frommann, VI, 329, 289.
*1172. Biss em Narra übers Säckle komma. – Nefflen, 452.
Du bist voll Narrheiten, es schlägt eine die andere.
*1173. Chelmer Narrunim (Narren). (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Die Stadt Chelm in Polen steht wegen ihrer Einwohner in einem ähnlichen Rufe wie Schilda, Schöppenstädt, Polkwitz u.a. in Deutschland. Es sind eine Menge ergötzlicher Anekdoten von ihnen im Umlauf, die den Abderitenstreichen und schildaer Stücklein an die Seite gestellt werden können. Unter andern sollen sie den Ofen in der Synagoge dadurch vor dem Wegstehlen geschützt haben, dass sie folgende Inschrift anbringen liessen: »Dieser Ofen gehört in die Synagoge zu Chelm.«
*1174. Chojsik Narr hot sein eigen Weib nit derkännt. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Bezieht sich auf eine unbekannte Anekdote.
*1175. Chojsik Narr will aushüngern Chelm. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Der jüdische Eulenspiegel Chojsik drohte einst, die Stadt Chelm auszuhungern, indem er sich vor das Stadtthor hinstrecken wollte, um auf diese Weise der Stadt die Zufuhr von Lebensmitteln abzuschneiden.
*1176. Da hätt ber die Narren. – Gomolcke, 302.
Da haben wir die zu Tage getretene Dummheit, Thorheit; da sehen wir, wie wenig Verstand und Einsicht sie haben.
*1177. Da heisst's auch: lass den Narren stehen. (Nürtingen.)
*1178. Da müsste ich ein rechter Narr sein.
*1179. Das mag ein Narr glauben (machen).
Holl.: Dat mag een geek geloven. (Harrebomée, II, 213b.)
*1180. Dass ich kein Narr bin!
So etwas Nachtheiliges einzugehen.
*1181. Den hebbens tum Narr'n, bet int Tähn. (Ukermark.)
Den haben sie bis aufs äusserste, bis in die Zähne zum Narren.
*1182. Den narren boren (beschweren, büssen, purgiren). – Franck, II, 58a.
*1183. Den narren iagen. – Franck, II, 20a.
*1184. Den Narren lassen.
Der Herzog Friedrich der Aeltere in Oesterreich mischte sich zuweilen verkleidet unter das Volk, um [929] dessen Zustände kennen zu lernen. Da soll einmal ein Edelmann gerufen haben: »Wann wiltu den Narren lassen?« Dem habe der Herzog geantwortet: »Wann du wirst aufhören witzig zu sein.« (Zinkgref, I, 130.)
*1185. Den Narren stechen. – Franck, II, 20a.
*1186. Den Narren wollen lachen lehren.
Schwed.: Narren wil lära skratten, båda lijka klooka. (Grubb, 47.)
*1187. Der alt narr reit auff stecken. (S. ⇒ Kuh 519.) – Franck, II, 47.
*1188. Der darf Narr zu Prag sein. – Tendlau, 120.
Die prager, metzer und fürther Juden galten als die jüdischen Schildaer, wie die wormser als wundergläubig.
*1189. Der gute Narr ist ins Wasser gesprungen, der Strick war hinter ihm her.
*1190. Der hat einen für Narren wie die Kuh den Hummel. (Nürtingen.)
*1191. Der Narr guckt überall heraus. – Tendlau, 121.
*1192. Der Narr hat die Sau bei den Ohren.
»Der Narr die Suw bin Ohren hat, schütt sie, dass ihr die Suwglock klinge und sie den Moringer singe.« (Eiselein, 541.)
*1193. Der Narr hat mich gebrannt. – Eiselein, 487.
*1194. Der Narr ist ihm aus dem Häuslein gekommen.
*1195. Der Narr prügelt ihn.
*1196. Der Narr sticht ihn. – Theatrum Diabolorum, 222a.
»Die gut alt Vettel, welche zuvor den Narn gegen den Jungen stach.« (Rollwagenbüchlein, XLIV.)
*1197. Der Narr stippt (drängt) ihn.
Wenn jemand über eine Sache, die an und für sich gar nicht lächerlich ist, übermässig lacht, so sagt man jüdisch-deutsch in Warschau: Der Narr, der in ihm steckt, veranlasse ihn zum Lachen und dränge ihn förmlich dazu.
*1198. Der Narr und Lassdünkel sticht sie. – Eiselein, 487.
*1199. Der Narren Beichte. – Murner, Nb., 94.
Von denen, welche die Hauptsache verschweigen, und Nebendinge erzählen, oder im Nachsatze widerrufen, was sie im Vordersatz eingeräumt haben. (Vgl. Kloster, IV, 877.)
*1200. Der Narren Busse. – Murner, Nb., 95.
»Das ist des narren erste buss, das er sein har abscheren muss; das har zeigt mir an weib vnd man manchen grossen narren an. ...Wo ein narr ist in der gemein das wort will er nur han allein, vnd nimpt das für ein höchste buss, wa er vor weysen schweigen muss.« (Kloster, IV, 883.)
*1201. Der Narren Harn besehen. – Murner, Nb., 92, in Kloster, IV, 870.
Seine Narrheiten blosslegen.
*1202. Der Narren Weihwasser. – Murner, Nb., 93.
»Weyhwasser hört zu beschwören, damit ich mich der narren weren; doch sind vil narren also gferd, an den kein wasser hilfft auff erd.« (Kloster, IV, 874.)
*1203. Die haltet mi für e Narre(n) wie d' Kueh de Hummel. (Ulm.)
*1204. Die Narren gäuchen, 's gibt Regen.
*1205. Doss ich nich a Norr wäre. – Robinson, 257; Gomolcke, 497.
Ich müsste sehr thöricht sein, wenn ich das thun sollte.
*1206. Du bestellst den Narren über die Ay.
Lat.: Lupo ovem committis. (Chaos, 307.)
*1207. Du bist ein Narr und kannst nicht geigen; du hast ein Maul und kannst nicht schweigen. – Simrock, 7412c.
*1208. Du bist ein Narr und kannst nicht schweigen (und weisst es nicht).
*1209. Eim narren ein rot bareth auffsetzen. – Franck, II, 96b.
*1210. Ein brunnlauter Narr vnd Jeck. – Mathesy, I, 111b.
*1211. Ein jeder wil ein Narrn an jhm haben. – Eyering, II, 133.
*1212. Ein narr, wann er noch einmal ein doctor wer. (S. ⇒ König 198.) – Franck, II, 85b.
*1213. Ein weiser Narr seyn wollen. – Schottel, 1115a.
*1214. Einem Narren den Kolben lausen. – Luther's Tischr., 383b.
*1215. Einem Narren die Kappe aufsetzen. – Narrenspiegel, 52.
Ihn öffentlich als Narr anerkennen.
[930] *1216. Einem Narren ins Mus blasen und es selber essen.
*1217. Einen (etwas) auf der Narren Jahrmarkt bringen. – Murner, Nb., 91.
»Ich will euch alle samen füren vff der narren jarmarckt bringen, von Basel ab biss hyn gehn Bingen.« (Kloster, IV, 870.)
*1218. Einen für einen (seinen) Narren halten.
Frz.: Faire son fou de quelqu'un. (Kritzinger, 327b.) – Prendre quelqu'un pour duper. (Kritzinger, 251b.)
*1219. Einen Narren abgeben.
Einer Gesellschaft etwas zu lachen machen.
Frz.: Servir de triboulet. (Kritzinger, 693a.)
*1220. Einen solchen Narren gibt's im Tollhaus nicht.
Holl.: Zulke gekken zitten er in het dolhuis niet. (Harrebomée, I, 216a.)
*1221. Einen zum Narren haben. – Körte2, 5623b; Braun, I, 2950.
Ausdruck für das im Volke vorhandene Bedürfniss, die Welt humoristisch auf den Kopf zu stellen, die Wirklichkeit zu foppen und zu hänseln. »Ein Organist, der bei etlichen Mönchen war, die ihn verspotteten, sagte zu ihnen: ›Und wenn ihr meiner noch so sehr lachet, so bin ich doch reicher als Ihr allesambt; Ihr habt nur Einen Narren an mir, ich hab euer ein gantz Dutzet.‹« (Zinkgref, I, 267.)
*1222. Er hält sie für Narren.
*1223. Er hat ein Stück vom rohen Narren gefressen, das er nicht verdauen kann. – Eiselein, 487.
*1224. Er hat einen Narren an ihr gefressen.
Ist in sie verliebt.
Frz.: Être coëffé d'une fille. (Kritzinger, 150b.)
*1225. Er hat einen (rechten) Narren daran (an ihm, ihr) gefressen. – Körte2, 5623c; Hennig, 168; Frischbier, 523; Frischbier2, 2726; Schuppius, Tract.; Herberger, Hertzpostilla, I, 562; Braun, I, 2926.
Er besitzt für etwas eine übertriebene Vorliebe. Oder allgemeiner, wie Eiselein (487) sagt: Er ist von des andern Natur und Manieren so sehr eingenommen und ihm so gewogen, dass er hierin fast ein Narr zu sein scheint, wie man denn auch im ähnlichen Sinne sich ausdrückt: er ist in sie (ihn) vernarrt. In Würzburg: An dän Mädla hot'r 'n Narr'n g'frässa. (Sartorius, 174.) Er hat für dies Mädchen eine leidenschaftliche Liebe.
Lat.: Balbinum polypus Agnae delectat. (Horaz.) (Philippi, I, 54.)
*1226. Er hat einen Narren im Busen hocken. – Narrenspiegel, 23.
Holl.: Die gek is zijn buurman. (Harrebomée, I, 213b.)
*1227. Er het de Nar abg'lo. – Sutermeister, 89.
*1228. Er ist de Nar. (S. ⇒ Mollekopf.) – Sutermeister, 75.
*1229. Er ist dem Narren übers Säckle gekommen. (Rottenburg.)
Es rappelt bei ihm, er hat einen Sparren zu viel. Bist em Narra über's Säckle komma. (Michel, 256.)
*1230. Er ist drumb nit gar ein Narr.
Lat.: Acetum habet in pectore. (Sutor, 731.)
*1231. Er ist ein alter Narr.
Lat.: Stultus est adversus aetatem et canitudinem. (Plautus.) (Philippi, II, 202.)
*1232. Er ist ein armer Narr. – Braun, I, 2952.
*1233. Er ist ein ganzer Narr.
»Mir ist ganz zu sinn und glaube es auch festiglich, du seiest ein ganzer Narr und habest dein Handwerk auch ohne Lehrmeister gelernet.« (Springinsfeld.)
*1234. Er ist ein guter Narr. – Eiselein, 486; Braun, I, 2952.
Frz.: C'est un bon bouffon. – C'est un bon violon. (Kritzinger, 83a u. 718b.)
*1235. Er ist ein halber Narr.
Frz.: Avoir le cerveau estropié. (Kritzinger, 115a.)
*1236. Er ist ein kurzweiliger Narr.
Frz.: C'est un plaisant bouffon. (Kritzinger, 83.)
*1237. Er ist ein Narr, aber nur sieben Tage in der Woche.
Dän.: Han er ikkun nar syv dag om ugen. (Prov. dan., 425.)
*1238. Er ist ein Narr auf eigene Faust. – Eiselein, 417.
Ein Quidam sprach: »Ich bin von keiner Schule, kein Meister lebt mit dem ich buhle; auch bin ich weit davon entfernt, dass ich von Todten was gelernt.« Das heisst, wenn ich ihn recht verstand: »Ich bin ein Narr auf eigne Hand.«
Engl.: He who teaches himself, has a fool for his master. (Eiselein, 417.)
*1239. Er ist ein Narr, er muss in Rath kommen (oder: er muss Hofrath werden).
Die Russen sagen in ähnlicher Weise: Er ist ein Narr, darum muss er in den Senat. Sie wollen dadurch [931] die völlige Abhängigkeit des Senats vom Kaiser und dessen Machtlosigkeit schildern; des Senats, der im Auslande für allmächtig gilt, aber nur unter Peter dem Grossen einige juridische, doch keine politische Bedeutung hatte, jetzt aber auch jene verloren hat. (Vgl. Russlands Zustände, Leipzig 1849, S. 16 fg.)
*1240. Er ist ein Narr in der Haut. – Herberger, Hertzpostilla, I, 533.
*1241. Er ist ein Narr in Folio.
Frz.: C'est un fou à triple étage. (Kritzinger, 290a.) – Être fou à courir les champs. – Être fou de gamme. (Kritzinger, 119a u. 341b) – Il est de la paroisse de Saint-Pierre au bœuf, patron des grosses bêtes. – N'entendre ni rime ni raison. – Sot en trois lettres. (Kritzinger, 275b u. 655b.) – Un fou de haute gamme. – Un oiseau de Saint-Luc. – Un sot à triple étage. – Un sot à vingt-quatre carats. (Kritzinger, 327b.) – Un sot en trois lettres. (Masson, 259.)
Holl.: Het is een aristocraat in folio. – Het is een gek in folio. (Harrebomée, I, 214a.)
Lat.: Crassi cerebri. (Masson, 258.)
*1242. Er ist ein Narr in seinen Sack. – Eiselein, 488; Braun, I, 2916.
Holl.: Hij doet als de gek, die eens anders voordeel in zijn eigen vat kuipt. (Harrebomée, I, 214a.)
Lat.: Cicero pro domo sua. (Chaos, 947.)
*1243. Er ist ein Narr oder der König ist kein Edelmann.
Wenn man keinen Zweifel darüber lassen will, dass jemand nicht richtig im Kopfe ist.
Frz.: Il est fou ou le roi n'est pas noble. (Lendroy, 1081; Kritzinger, 329b; Starschedel, 187.)
*1244. Er ist ein Narr, so gross wie er gewachsen. – Herberger, Hertzpostilla, I, 649.
*1245. Er ist ein Narr, so viel sein ist. – Eyering, II, 341.
*1246. Er ist ein Narr soweit er warm ist.
Saphir (Narreteisprichwörter) bemerkt: »Es soll heissen, er sitzt warm, so weit er ein Narr ist; wo der Mensch anfängt, gescheit zu werden, da sitzt er nicht warm.«
Frz.: Ce n'est qu'un fou pour tout potage. (Kritzinger, 327b.)
*1247. Er ist ein Narr und weiss es nicht.
Holl.: Hij wordt zot, zonder dat hij het weet. (Harrebomée, II, 511a.)
*1248. Er ist ein Narr, vnd wenn gleich St. Peter sein Vater were. – Mathesy, I, 112a; Herberger, Hertzpostilla, I, 649.
*1249. Er ist ein Narr von Düttichheim. – Eyering, II, 324.
*1250. Er ist ein Narr von Natur, aber er spricht wie ein Buch.
Holl.: Hij is zot van natuur, en wijs in schriftuur. (Harrebomée, II, 511a.)
*1251. Er ist ein Narr, wann er gleich die Stuben voll Gelts hett. – Lehmann, II, 134, 29; Henisch, 1470, 60; Simrock, 7388.
Holl.: Het is een zot, al had hij ook het huis vol geld. (Harrebomée, II, 511a.)
*1252. Er ist ein narr, wann got sein vatter were. – Franck, II, 47a; Meisner, 72.
Holl.: Hij houdt hem voor den gek. (Harrebomée, I, 214a.)
*1253. Er ist einem Narren ähnlicher als einer Windmühle.
Frz.: Il ressemble mieux à un fou qu'à un moulin à vent. (Kritzinger, 470a.)
*1254. Er ist en Narr i sîn Sack. (Schaffhausen.) – Schweiz, II, 168, 33; Sutermeister, 89.
Frz.: Faire l'âne pour avoir du chardon. (Kritzinger, 28b.)
*1255. Er ist en Narr in Folio und wer's nid glaubt, ist au eso. – Sutermeister, 89; Braun, I, 2915.
Frz.: C'est un sot, un impertinent à vingt-quatre carats. – Il est fou, ou le roi n'est pas noble. – Il est un sot à triple étage.
*1256. Er ist en Narr, wo ne d' Hût arüert. – Sutermeister, 89.
*1257. Er ist kein Narr.
Versteht seinen Vortheil.
Frz.: Il est revenu de toutes ses folies. – Il n'est pas sot. (Kritzinger, 655b.)
*1258. Er ist kein Narr, zwei Eier sind ihm lieber als eine Pflaume.
Holl.: Hij is niet gek, hij heeft liever twee eijeren dan eene pruim. (Harrebomée, I, 214b.)
*1259. Er ist mit eim narren besessen. – Franck, II, 97b.
Um auszudrücken, dass die Reden und Handlungen jemandes nicht den Charakter tragen, den sie bei Menschen [932] zu haben pflegen, welche geistig gesund sind; um zu sagen, dass es im Kopfe nicht ganz richtig sei haben die Dänen die Redensarten: Han løber med liimstangen. – Haver en skrue løs i hovedet; et sviin paa skoven; dem ikke alle hiemme; der sværme bier i hans hoved; han er foret indeni med kalv-hierne; han haver lange øren. – Som haver et godt hoved til narrehætte. (Prov. dan., 100.)
*1260. Er ist nicht gar ain narr. – Hauer, Liij4.
*1261. Er ist so voll Narren wie der Sommer voll Mücken.
*1262. Er lest den Narren stehen. – Mathesy, I, 32b.
*1263. Er macht einen zum Narren.
Frz.: Il m'a pensé faire devenir fou. (Starschedel, 187.)
*1264. Er setzt auch die narren auf. – Franck, II, 56a.
Von denen, die alles aufbieten, um viel Staat und grossen Hof zu machen. »Die ehergeitzig wollenn gesehen sein, nemen butz vnd stil, was spiess vnd stangen tragen kan, auch die küchenbuben, dass jr hoff gross scheint.«
*1265. Er sucht einen Narren, vorm Spiegel fänd' er ihn. – Körte, 4464; Braun, I, 2941; Masson, 258.
*1266. Er will gern für einen Narren gelten, wenn er nur Vortheil davon hat.
Frz.: Il est fou à son profit.
*1267. Er wird noch ein Narr werden.
Frz.: Il deviendra cruche. (Kritzinger, 194a.)
*1268. Es hat Narren geregnet, dass man es hat patschen hören. – Körte2, 5623a; Schottel, 1116a; Braun, I, 2727.
*1269. Es ist, als ob ein Narr sich geschneuzt hätte.
Unwichtig, ohne allen Einfluss, wird so wenig beachtet.
*1270. Es ist des alten Königs Narr. (Poln.)
Spottrede auf eine der herrlichsten Tugenden – die Treue. Der König Sigmund I. von Polen liess seinen Sohn noch bei Lebzeiten zum König krönen, er selbst zog sich auf sein Schloss in Krakau zurück und hielt sich von allen Regierungsgeschäften fern. Alles bewarb sich jetzt um des jungen Königs Gunst. Zu den wenigen, die ihm bis an seinen Tod mit unwandelbarer Liebe zugethan blieben, gehörte sein Hofnarr Stanozyk, wofür ihn und alle, die ähnlich handelten, der obige Titel ironisch traf. (Wurzbach I, 12.)
*1271. Es ist eben als wann mann narren vber eyr setzt. – Franck, II, 47a.
*1272. Es ist ein armer Narr in seiner Pfarr'. – Parömiakon, 2675.
*1273. Es ist ein erstgeborener Narr.
Jüd.-deutsch: Das is e Bechor-Schorte. (Tendlau, 119.)
*1274. Es ist ein guter Narr, ich wollte Holz auf ihm hacken. – Simrock, 7387.
Von gutmüthigen Leuten, die sich durch nichts auszeichnen, folglich auch niemand in die Quere kommen.
*1275. Es ist ein Narr von drei Buchstaben (Sot).
*1276. Es möchts ein narr mercken. – Franck, II, 15b.
*1277. Es sind Narren in der Hut als Ritter Peter von Prundrut. – Brandt.
*1278. Es sind posener Narren.
Wol nur in jüdischen Kreisen bekanntes Sprichwort: Pojsner Närrunim. Ausser Chelm (s. 1154) besitzt die Stadt Posen den Ruf, fruchtbar an Narren zu sein. Ueber die Entstehung der obigen Redensart wird, wie mir Herr Bernstein mittheilt. Folgendes erzählt. Der Diener der jüdischen Gemeinde in Posen, der mit seiner Familie in sehr dürftigen Verhältnissen lebte, verfiel einst auf den Gedanken, sich eine Verbesserung seiner Lage von seiner Gemeinde zu verschaffen. Für diesen Zweck schrieb er mit Kreide auf die heilige Lade in der Synagoge die hebräischen Worte: Al tiph geu bi pen tumüssü, d.i. »Rühret mich nicht an, denn ihr werdet sterben.« Die, wie es scheint, nicht besonders aufgeklärten Gemeindeglieder erschraken darüber gar sehr, als sie am andern Morgen die entsetzliche Aufschrift auf dem Heiligthum erblickten. Man beschloss endlich, dass die Schrift entfernt werden müsse. Aber wem sollte dies gefährliche Geschäft übertragen werden? Nach langen Debatten wurde der Synagogendiener damit beauftragt, die Aufschrift zu entfernen. Unter steinerweichenden Wehklagen und erheuchelten Thränen stellte er der Gemeinde vor, welches traurige Los seiner hülflosen Familie nach seinem Tode, der unfehlbar erfolgen werde, erwarte. Die gerührten Posener schossen ein hübsches Sümmchen zum Unterhalt der Witwe und Waisen zusammen. Nachdem der Diener die Gewährung zu sich genommen hatte, trat er vor die Lade und wischte die Schrift bis auf das Wörtchen »pen«, das im Hebräischen nur durch P N geschrieben wird, weg. Als man fragte, warum dies stehen geblieben sei, antwortete er unter Lachen: Die beiden Buchstaben bedeuten: Posener Narren.
[933] *1279. Es sind zwei Narren unter Einer Decke.
Holl.: Daar steken twee zotten onder ééne kaproen. (Harrebomée, II, 510a.)
*1280. Gelehrte Narren schinden. – Murner, Nb., 4.
»Wenn ich ein g'lerten Narren hab, so erschrickt mein Seel und Leib darab. Mit Worten halt ja allzeit huss, darumb ich auch sie schinden muss.« (Kloster, IV, 632.)
*1281. Hab' ich mit einem Narren zu thun?
Frz.: Ai-je à faire a un sot? (Kritzinger, 48a.)
*1282. Ich bin nit jedermanns Narr.
Lat.: Non omnibus dormio. (Cicero.) (Chaos, 948.)
*1283. Ich wîl oller Welt a Norr sein, wenn 's nig woar is. (Schles.) – Frommann, III, 410, 408; Gomolcke, 590.
*1284. Ich will einmal den Narren laufen lassen. (Altenburg.)
Ich will einmal so thöricht sein, dies oder jenes zu thun, zu kaufen.
*1285. Ich will (euch) keinen Narren machen.
*1286. Jemand zum Narren machen.
Ihn verleiten, ungereimte Dinge zu thun oder zu glauben.
*1287. Jedermanns Narr sein. (S. ⇒ Fusshader) – Mathesy, 215a.
*1288. Jo, Noadn hod 's gregnt. (Steiermark.) – Firmenich, II, 770, 160.
Ja, Narren hat es geregnet. Als Antwort auf eine abzuschlagende Bitte.
*1289. Man kann dies nicht jedem Narren sagen.
*1290. Man muss die Narren also äffen. – Franck, I, 121b.
*1291. Meinst du einen Narren vor dir zu haben?
Holl.: Meent gij malle lieden of kinderen voor te hebben. (Harrebomée, II, 25.)
*1292. Mejisch1 Narr mit sieben Kapplen2. (Warschau.)
2) Kappen. Judisch-deutsch von possirlichen Menschen gebraucht, und beruht wol auf einer Anekdote.
*1293. Mid äm a Norren schtächa. – Peter, 451.
Einen zum Besten haben.
*1294. Narren säen. – Murner, Nb., 3.
»Wer da lehrnet, dass nie was gut, vnd predigt, das er selb nit thut, der ärgert manchen frummen Mann vnd fahet narren säen an.« (Kloster, IV, 629.)
*1295. Narren vber eyr setzen. – Franck, II, 51b, 87a u. 96b; Egenolff, 294b; Lehmann, 817, 12; Körte, 4460; Schottel, 1120b.
Zur Bezeichnung von ungereimtem, verkehrtem Thun hat man auch die Redensarten: Mit einem alten Weibe Hasen jagen. Aus einer Muschel einen Jakobsmantel, aus einer Igelshaut ein Kissen, aus einem Storchnest einen Gänsehut, aus einer Pflugschar ein Fischergarn machen. Das Ross beim Hintern zäumen. Die Kirche ums Dorf gehen lassen. Die Säue scheren. Die Schafe brühen, sengen. Mit einem Hasengarn Mücken fangen. Den Glockenklang malen. Die Schuh an die Hände legen. Den Ochsen satteln. Dem Esel einen Bischofshut aufsetzen. Dem Hasen Hörner aufsetzen. Den Gänsen einen Schleier geben oder Pantoffeln anziehen. Einen Aal auf den Knien zerbrechen. Die Sonnenuhr unter Dach bringen. (S. ⇒ Holz 331.)
Lat.: Bove venari leporem. – Feli crocoton addis. – Non est consultum, super ova ponere stultum.
*1296. Noarren hoat's g'regn't, gscheide Leut hoat's tröpfelt.
Der erste Theil ist Ausdruck des Befremdens; in Verbindung mit der andern Hälfte meist ironisch, satirisch.
*1297. Schick' den Narren weiter. (Nürtingen.)
Mit der gewöhnlichen Eingangsformel: »Da heisst's auch«; meist gebraucht bei Abspeisung eines Fragenden; auch wenn einer nichts ausrichtet.
*1298. Sie hat einen Narren an ihm gefressen.
Hat sich in ihn verliebt.
Frz.: Elle est affolée de lui. (Kritzinger, 13b.)
*1299. So gäb's noch mehr Narren. (Rottenburg.)
Die das dabei verdienen oder gewinnen wollten.
*1300. So gewinnt's ein Narr dem Doctor ab. – Eiselein, 488; Birlinger, 388.
Wenn jemand den andern leichten Kaufs überlistet.
*1301. So mus man Narrn die kolben lausen. – Joh. Römoldt von K. Goedeke in der Zeitschrift für Niedersachsen, 1852, S. 333.
*1302. Solche Narren gibt's unter den Tannen auch. (Wien.)
Mit Bezug auf Tannzapfen.
*1303. Solche Narren würd' es mehr geben.
Wenn jemand zu seinem Vortheil einen guten Griff thut oder Forderungen und Bedingungen stellt.
Holl.: Zulke gekken zullen er wel meer zijn. (Harrebomée, I, 216a.)
[934] *1304. Suche dir einen andern Narren.
Lat.: Quaere peregrinum, vicinia rauca reclamat. (Horaz.) (Faselius, 212; Kruse, 867; Wiegand, 537; Binder II, 2709.)
*1305. Und er soll dein Narr sein. – Meisner, 86.
*1306. War a Norr wär und ging oich oan. – (Gomolcke, 1067.)
*1307. Was soll dem Narren Geld! (Witz!)
Engl.: A fool and his money are soon parted. – A fool's bolt is soon shot.
*1308. Wenn er einen Narren sucht, darf er blos in den Spiegel sehen.
Holl.: Hij zoekt een' nar; maar zoo hij in den spiegel kijkt, zal hij er een' vinden. (Harrebomée, II, 117a.)
*1309. Wenn ihr einen Narren wollt, lasst euch einen drechseln. – Auerbach, Dorfgeschichten, V, 142.
Eine Anzahl Sprichwörter von Narren finden sich in K.F. Flögel's Geschichte der Hofnarren, Leipzig 1789, S. 74-76. Ein Register der Narreteisprichwörter steht in Saphir's Humoristischer Perlenschnur (Stuttgart 1836, Bdchn. 1).
1310. A Narr hört sich gern lobe.
Lat.: Gaudet stultus, dum laudatur.
1311. A Narr hot a schön Weib. (Warschau.)
Man will bemerkt haben, dass Narren in der Regel schöne Frauen haben.
1312. A Narr känn män nit ausgenarren. (Warschau.)
D.i. durch List ausforschen. Seine Dummheit entzieht sich jeder Berechnung.
1313. Das sind Narren, die anfangen und nicht beharren. – Lausch, 2.
1314. Dem Narren ist jeder Tag ein Festtag (Beiram). – Merx, 11.
1315. Der Narren Bericht macht Vorsicht zur Pflicht.
It.: A pazzo relatore, savio ascoltatore. (Giani, 1305.)
1316. Der Narr bleibt in des Sultans Harem ein Junggesell. (Rumänisch.) – Franzos, Vom Don zur Donau.
1317. Der Narr hat's vollbracht, während der Kluge gedacht.
Span.: Mentre il discreto piensa, haze el necio la hazienda. (Zeiller, I, 514.)
1318. Der Narr mag auf-, mag abwärtsgehn, man wird ihn niemals schwitzen sehn. – Schuller, 45.
1319. Der Narr möchte am liebsten den Leuten die Zunge ausschneiden, damit sie ihn nicht tadeln könnten; der Weise sucht so wenig als möglich Stoff zum Tadel zu geben.
Lat.: Linguas proscinde, sed cave. (Sailer, Sprüche, 134, 126.)
1320. Der Narren ist gut müssig gehen. – Zeiller, I, 514.
1321. Die Narren knüpfen die Knoten und die Weisen lösen sie auf.
1322. Die Narren lachen ohne Ursach. – Mayer, II, 9.
1323. Die narren muessen getriben und geiebt sein, oder sie verderben und verligen sonst. – Zimmerische Chronik, IV.
1324. Dreierlei Narren sind: die, so fragen, wie es Einem gehe, den sie für Augen sehen; die, welche fragen, wie viel es schlage, wenn sie die Uhr haben, oder schlagen hören; die, welche antworten, ehe man die Frage völlig ausgeredet hat. – Harssdörffer, 291, 1403.
1325. Ein einziger Narr kann einen Felsen ins Wasser rollen, den tausend Weise nicht herausbringen. – Franzos, Vom Don zur Donau.
1326. Ein Narr denkt wie ein Truthahn. – Lausch, 134.
1327. Ein Narr des Weines viel verschlingt, ein grössrer Narr ist, der ihn bringt. – Schuller, 45.
1328. Ein Narr erwirbt zuweilen Geld, doch niemals er's zusammenhält. – Schuller, 45.
1329. Ein Narr ist, der gibt; ein grösserer aber, der nicht nimmt.
Böhm.: Blázen dává, moudrý béře. – Blázen kdo dává, vètší kdo nebéře. – Blázen kdo dává, kdo nebéře, dva. (Čelakovský, 48.)
Poln.: Mądry bierze, a głupi daje. (Čelakovský, 48.)
Span.: Mucho piede el loco, mas loco es el que lo da. (Čelakovský, 48.)
1330. Ein Narr ist ein Narr, ob glatt oder kraus, ob drin, ob drauss.
Die Polen haben zur Bezeichnung von etwas Ungeschicktem, Tölpelhaftem den Ausdruck Kandyba. Der Oberst Kandyba in der Ukraine hatte grosse, ungeschlachte Pferde. Auf einen aus der Familie Kandyba ist ein russischer Vers gemünzt, der ebenfalls zum Sprichwort geworden: Czy ryba, czy rak, Kandyba durak; czy rak, czy ryba, durak Kandyba; czy sjak, czy tak, Kandyba durak. D.i.: Ob Fisch, ob Krebs, [1628] Kandyba ist ein Narr; ob Krebs, ob Fisch, ein Narr ist Kandyba; ob so oder so – Kandyba ist ein Narr. (Kijew, 25.)
1331. Ein Narr jm selbst die Ohren reibt. – Kirchhof, Wendvnmut, V, 67.
1332. Ein Narr macht hundert, ein Gelehrter noch mehr. – Fliegende Blätter, 1857, 15b.
1333. Ein Narr mutet einem was unbilliges an und ein grösserer Narr, der thut's. – Monatsblätter, 12, 190.
1334. Ein Narr neun Brote leicht verschlingt, doch ist ein grösserer Narr, wer sie ihm bringt. – Neue Freie Presse, 4592.
1335. Ein Narr verderbt den andern.
»Eine Thorheit aus der andern erbet, ein Narr den andern gibet preiss, ein Narr den andern schätzet weiss.« (Hans Sachs.)
1336. Ein Narr wirft einen Stein in den Fluss, den tausend Kluge nicht herausholen können. – Schuller, 45.
1337. Es gibt auch gescheite Narren, auch kluge Leute haben ihre Sparren.
It.: E' vi sono de' matti savi e de' savi matti. (Giani, 1038.)
1338. Es hat Narren geregnet, man hat sie paschen gehört.
M. Höfer, der dies Sprichwort in seinem Etymologischen Wörterbuch (II, 309) mittheilt, setzt erklärend hinzu, dass paschen so viel bedeute: als mit Getöse herabfallen. Koth paschen, durch die Strasse, durch das Wasser paschen, heisst: mit Geräusch daher treten.
1339. Jeder Narr hält einen Thoren lieb wie seine eigenen Augen. – Sanders, 6.
1340. Man darf einem Narren kein ungebautes Haus weisen. – Bohemia, 1872, Nr. 3.
1341. Man muss keinen Narren an seiner Kappe ziehen.
1342. Man soll den deutschen Narren das Geld ableckern, wie man kann.
»Es ist das Sprichwort von uns Deutschen zu Rom gemacht: Man soll u.s.w.« (Luther, Werke, I, 291.)
1343. Mit des Narren Hand zieht man die Schlange aus ihrem Loch.
1344. Narren bauen, kluge Leute kaufen. – Frischbier, II, 276.
1345. Narren, Esel und Nuss mit harter Hand man schlagen muss.
It.: Matti, asini e noci voglion le mani atroci. (Giani, 721.)
1346. Narren, Esel und Nussbaum muss man schlagen, wenn sie sollen Nutzen tragen.
It.: Rendon più frutti asini, matti e noci, a chi ver lor ha le mani più atroci. (Giani, 721.)
1347. Narren und Pfaffen haben beide kahle Köpfe und schelmischen Sinn. – Storch, Freiknecht, II, 317.
1348. Oftmals ein Narren für sich gaht, das weise Leut dahinten lat. – Kirchhof, Wendvnmut, I, 149.
1349. Trunkenen und Narren müssen weichen Pferde und Karren. – Schmitz, 197, 200.
1350. Veracht' des Narren Grimm und Spott, vor Narrenlob bewahr' dich Gott. – Frieske, 13.
1351. Wenn die Narren parliren, so pflegen die Weisen zu retiriren.
Engl.: When fools talk, wise men retire.
1352. Wenn ein Narr den andern sieht, so ist grosse Freud'.
1353. Wenn ein Narr die Wage braucht, steht die Zunge nie gerade.
1354. Wenn einer ein Narr ist, muss man ihn auch einen Narren heissen.
»Man soll sich nicht mit Spöttern befassen, wer will sich für 'nen Narren halten lassen. Darüber muss man sich aber zerreissen, dass man Narren nicht darf Narren heissen.« (Goethe, Sprichwörtliches, III, 25.)
1355. Wenn Narren in Process gerathen, bereichern sich die Advocaten.
It.: Gli ciocchi e gli ostinati, fanno ricchi gli avvocati. (Giani, 1218.)
1356. Wenn zwei Narre z'säme komet, nau gibt's Donnerwetter. (Schwaben.)
[1629] 1357. Wer den Narren kennt, der kauft ihn nicht.
1358. Wer einen Narren klug machen will, ist selbst ein halber Narr. (Rumänisch.) – Franzos, Vom Don zur Donau.
1359. Wer einen Narren lobt, schändet sich selbst. – Harssdörffer, 755.
1360. Wer einen Narren will machen gescheit, der ist vom Narren selber nicht weit. – Schuller, 45.
1361. Wer mit einem Narren recht umgehen kann, ist wol ein kluger (gescheiter) Mann.
Span.: No es menester scientia pocapara contentor un necio. (Zeiller, I, 514.)
1362. Wer mit Narren reden will, darf sich keiner klugen Antwort getrösten. – Köhler, 41, 1.
*1363. A is kê unabner Narr. (Schles.)
»Der Karle (ein Landstreicher) ist ke unabener Narr, a vergisst sich eigen nich lechte.« (Keller, 155b.)
*1364. Den haben die Narren wieder grüssen lassen. – Wurth, 83.
Von einem, der närrische Streiche macht.
*1365. Ein Narr und Nabel seyn. – Mathesius, Postilla, I, IXa.
*1366. Einen Narren belehren wollen und eine Gans mit Wasser begiessen nützt gleichviel.
*1367. Er ist em Narre über's Säckle kumme. – (Würtemberg.)
Buchempfehlung
Der aus Troja zurückgekehrte Agamemnon wird ermordet. Seine Gattin hat ihn mit seinem Vetter betrogen. Orestes, Sohn des Agamemnon, nimmt blutige Rache an den Mördern seines Vaters. Die Orestie, die Aischylos kurz vor seinem Tod abschloss, ist die einzige vollständig erhaltene Tragödientrilogie und damit einzigartiger Beleg übergreifender dramaturgischer Einheit im griechischen Drama.
114 Seiten, 4.30 Euro
Buchempfehlung
Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.
430 Seiten, 19.80 Euro