Probiren

1. Man muss alles probiren.

Lat.: Omnem jacere aleam. (Sutor, 265.)


2. Man muss alles probiren, sagte der Dieb als man ihn aufhing. (Ostpreuss.)

In der Schweiz: Me muess alles probiere, hät de Bueb gseit, wo me ne zum Galge gfüert hât. (Sutermeister, 39.)


3. Man muss alles probiren, sagte der Hanswurst, als eine Sau mit ihm durchging.


4. Proberen es 'et genauste un loaten 't klaükste (oder: un geroaen 't beste). (Iserlohn.) – Woeste, 75, 256.


5. Probere gölt, aber maddre kost't Göld. (Tilsit.) – Frischbier2, 3014.


6. Probîara geit üb'r Studîera. (Bern.) – Zyro, 68.


7. Probire macht g'lüstig (lüsterne) Lüt.Sutermeister, 142; Eiselein, 515; Simrock, 8010; Körte, 4849; Braun, I, 3367.


8. Probiren geht über Studiren.Eiselein, 515; Simrock, 8012; Körte, 4848; Lohrengel, I, 559; Braun, I, 3366; plattdeutsch bei Boebel, 144.

In Schwaben: Probiera got über's Studiera. (Birlinger, 421.) In Ostpreussen: Probere geit äver stoderen. (Frischbier, 3013.) In der Pfalz: Prowire geht üwwer schtudire. (Zeller, 215.)

Frz.: Ce qu'art ne peu, hasard l'achève.

Lat.: Experto credo Ruperto. (Binder I, 476; II, 1041; Eiselein, 515.)


9. Probiren ist kein Kunst(Meister-)stück.

Böhm.: Průbicka – chybicka. (Čelakovsky, 217.)


10. Probiren macht die Jungfern theuer.Eiselein, 515; Simrock, 8011; Braun, I, 3368.


11. Sülw pröben1 is dat beste.Piening, 11.

1) Selber probiren.


*12. Sie hat es schon probirt.

Frz.: Elle a perdu ses gans. – Elle a vû le loup. (Kritzinger, 341b u. 424a.)


*13. Wir wallens probirn wie de Gruner1 a Toback. (Hirschberg.) – Stobbe, Parnass, 513.

1) Die Einwohner von Grunau, einem grossen an die Stadt Hirschberg(Schlesien) grenzenden Dorfe. Wahrscheinlich haben sie unter der dortigen Landgemeinde dem Tabackrauchen zuerst Eingang verschafft.


14. Ich hab's schon einmal probirt, aber es nützt nichts, sagte die Frau, als sie gefragt wurde, warum sie ihre schmuzigen Kinder nicht wasche.


15. Ich will's probiren, wenn Sie Platz nehmen, sagte der Barbier zu einem Zierbengel, der ihn fragte, ob er auch Affen schabe.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
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