Rade

1. Die Rade sagt: Ich lasse den Bauer nicht verhungern und wenn ich hundert Aeste treiben soll.

Mit Bezug auf die grosse Ausbreitung und Vermehrung der Rade.


2. Je mehr Raden, je weniger Korn.


3. Rad' und Tresp' hält den Bauer fest, aber Schmêl und Kornblumen jagen ihn von den Huben.Boebel, 131; Schiller, II, 24a.

Im Samlande mit dem Schluss: aber Schmel und Klapper jagen ihn vom Acker. (Frischbier, 3054.)

Böhm.: Není to bĕda, když v žitĕ lebeda; ale to dvĕ bĕdy, není-li žita ni lebedy. (Čelakovský, 177.)


4. Rade, Rade roth, in vier Wochen neues Brot.

Die Kornrade (Lychnis Githago) blüht ungefähr vier Wochen vor der Roggenernte.


5. Rade, Tresp' und Vogelwicken bringt den Bauer auf die Krücken. (Ostpreuss.) – Boebel, 131.


6. Rade, Trespe und Vogelwicken muss der Herr mir nicht als Messkorn (Decem) schicken; ich predige das Wort Gottes lauter und rein, und so soll auch das Messkorn sein. (Pommern.)

Nach andern hat ein Prediger in Schwaben, dessen Einkommen nur in Zehnten der Gemeindeglieder bestand, aus Verdruss darüber, als er ein Jahr hindurch schlechtes Getreide empfangen hatte, seine Predigt mit den später sprichwörtlich gewordenen Zeilen geschlossen. (Witzfunken, VIIIa, 125.)


7. Raden lässt den Bauer warten. (Neisse.) – Boebel, 133; Schiller, II, 24a.


8. Raden und Vogelwicken, sagte der Pastor, soll man mir nicht als Decem schicken.Luther's Ms., 10.


9. Wan da Radn blüeht reoth, sa hama ön vie' Wochan a ke'onas Breod. (Oberösterreich.) – Baumgarten, I, 49.


10. Wer Raden säet, hat ein buntes Feld, aber schlechtes Brot.

Die Russen: Wer seinen Kindern zu Liebe Kornblumen statt Roggen säet, wird ihnen Blumensamen statt Kornsäcke hinterlassen. (Altmann VI, 490.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 1457.
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