Sichel

[548] 1. Brauch deiner sichel für dein getraide vnd schnitt, vnd sorge nicht für frembde hendel.Henisch, 483, 41; Petri, II, 51.


2. De Sechel schniet de Dong1 af. (Siegen.) – Firmenich, I, 519, 5.

1) Das Butterbrot; nach der Ernte wird kein Vesperbrot mehr verabreicht.


3. Eine Sichel im Sack, Stroh im Schuh und eine Maid am Fenster gucken immer hervor.

Schwed.: Syl i en säck, stråå i en skov, och sjökian i fönstret, de låta gierna (gerna) see sig. (Grubb, 777.)


4. Es soll keiner seine sichel in frembden schnitt anlegen.Henisch, 1210, 65; Petri, II, 297.

Dän.: Man skal ei baere segel i anden mands korn. (Bohn I, 388.)

Frz.: Il met sa faucille dans la moisson d'autrui. (Bohn I, 23.)

Holl.: De sikkelin eens ander koorn slaan. (Bohn I, 307.) – Hij slaat zijne zeissen in eens andermans koren. (Harrebomée, II, 498a.)


5. Man soll sein Sichel nicht in ander Leut Korn schlagen.Lehmann, 16, 34.

Fremdes Eigenthum, die Arbeiten anderer unrechtmässigerweise ausbeuten.

Dän.: Man skal ei bære segel i andens korn. (Prov. dan., 355.)


6. Sichel und Sense gehen nicht auf die gemeine Markweide.Graf, 68, 41; Grimm, Rechtsalt., 122.

Weil es ohnehin oft an Weideland fehlte, so durfte auf der Almende, die den berechtigten Mitgliedern der Gemeinde Weide für ihr Vieh bot, niemand Gras schneiden. Sense und Sichel sind nur für Culturland, für Getreidefelder und Wiesen bestimmt.


7. Wenn du in das Land der Aehren reisest, so nimm dir eine Sichel mit. (Abyssinien.)


8. Wer mit silberner Sichel mäht, macht doppelte Garben.


9. Wo de Süggeln1 im Sacke sittet, doa stieket so wanehr2. (Westf.)

1) Auch Süggel, Süwwel = Schusterpfriem, hochdeutsch = Sichel, Säge.

2) Wanehr = bisweilen.


*10. Die Sichel an eines andern Ernte legen.

Frz.: L'on ne doit pas mettre la faulx en autrui blé.


*11. Die Sichel hat auf (ist in) einen Stein getroffen (gegangen).


*12. Er ist wie eine Sichel (gewachsen).

Frz.: Il est fait comme un Z.


*13. Ich will eine Sichel, und er gibt mir eine Hacke.


*14. Sein Sichel am heiligen Acker aufschlagen. Nigrinus, Vorr. Bl. 31a.


*15. Seine Sichel in einen fremden Schnitt setzen.


*16. Seine Sichel schneidet nicht mehr.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876, Sp. 548.
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