1. Med stilleswîgen verret seck nemmes. – Schambach, II, 300.
2. Mit stillschweygen verantworttet man vil. – Agricola I, 193; II, 54; Franck, I, 144a; Petri, II, 480; Gruter, I, 59; Egenolff, 111a.
Lat.: Interpres est orationis obditus. (Seybold, 254.) – Nescias quod scis, si sapis. (Philippi, II, 19.) – Plerisque in rebus gerendis tarditas et procrastratio odiosa est. (Seybold, 443.) – Plerisque responsi loco silentium est. (Philippi, II, 98.) – Tac iturnitate multa diluuntur. (Scommata vir prudens confutat amara silendo: garrula vix stultus claudere labra nequit.) (Lindenberg, Moralia, 1218.)
3. Mit stilschweygen verredt man sich nit. – Hauer, Kiij; Eyering, I, 232; II, 136.
4. Schweig still, du kriegst woll auch noch eine Frau, sagte der Schäfer, als sein Hund vor Freuden zu laut bellte. (Franken.) – Hoefer, 895; für Holstein: Schütze, IV, 235.
Ausspruch eines nicht eben glücklich Verheiratheten und als (scherzhafte) Drohung angewandt.
[859] 5. Schweig still vnd hoff, das ist der sieg. – Gruter, I, 65.
6. Schweigst du still, so ist's dein Will'. – Simrock, 9358; Pistor., 170; Graf, 105, 239.
Wer in dem Falle, wo er eine Gelegenheit hat oder aufgefordert ist, sein Recht wahrzunehmen, schweigt, von dem wird angenommen, dass er mit der getroffenen Entscheidung einverstanden ist; und er hat dann keinen Grund, sich über Nachtheile zu beklagen.
7. Schwieg still, du schlöppst anne Wand. (Pommern.)
Schweig, du schläfst an der Wand. Fr. Hasenow bemerkt: »Nach Andeutungen in vielen Redensarten scheint es das Zeichen der Herrschaft im Hause zu sein, im Ehebette den Platz vorn zu behaupten. Die obige Redensart wird so ausgedehnt gebraucht, dass die vier letzten Worte meist nur neckischer oder auch ganz müssiger gewohnheitsmässiger Zusatz sind.«
8. Stillschweigen geschiehet mit Heil; viel reden bringt Nachtheil. – Petri, II, 541.
9. Stillschweigen ist dem Bekennen gleich.
Lat.: Taciturnitas imitatur confessionem. (Cicero.) (Philippi, II, 209.)
10. Stillschweigen ist der Frauen Zier.
Die Chinesen sagen: Stillschweigen und Erröthen ist die Beredsamkeit der Frauen, und Scham ist ihre Wuth. (Memoires concernant les Chinois, X.)
11. Stillschweigen ist ein feine Kunst, dan vil rede bringt offt vngunst.
Lat.: Locutum fuisse multos poenitit, neminem tacuisse. (Chaos, 481.) – Si cupias paeem, linguam compesce loquacem. (Loci comm., 70.)
12. Stillschweigen ist ein halb (oder: heimlich) Ja. – Petri, II, 541.
13. Stillschweigen ist gut vnd böss. – Henisch, 464, 49.
14. Stillschweigen ist vornehm und verräth den Narren nicht.
Lat.: Taciturnitas stulto homini pro sapientia est. (Philippi, II, 209.)
15. Stillschweigen und Denken thut niemand kränken. – Frischbier2, 3632.
16. Stillschweigen vnd Gedult stillt viel zorn. – Lehmann, 240, 5.
17. Stillschwiegen is ôk 'n Antwort. (Ostfries.) – Bueren, 1066; Hauskalender, I.
18. Wä stell schwig, dä iss met. (Düren.) – Firmenich, I, 484, 99.
*19. Er schweigt still, dass das Seine nicht auskommt.
Bei Tunnicius: He swicht stille, dat dat syne ûtkumt. (Fit tacitus vulgo cuius sunt crimina notu.)