1. An seinem Umgange (seiner Gesellschaft) erkennt man den Menschen.
2. Der beste Umgang, der da mag sein, ist ein Weib, gut, rein und fein. – Körte, 6593; Körte2, 8269; Venedey, 83.
Frz.: S'il n'y avait pas de femmes, les hommes seraient des ours mal léchés.
It.: Donna dabbene vale un gran bene.
3. Der beste Umgang ist mit seinesgleichen.
Dän.: I omgængelse skal man vige den større, lide den ringere, og holde sig til sin liige. (Prov. dan., 434.)
4. Der Umgang mit Grossen (Hohen) ist gefährlich. (S. Topf ⇒ 18, ⇒ 112 u. ⇒ 123.)
Dän.: Høges omgængelse er farlig. (Prov. dan., 435.)
5. Es hat nicht immer den besten Umgang, der nur mit sich selber umgeht.
Holl.: De beste verkeering is niet met zich zelven. (Harrebomée, II, 371a.)
6. Guter Umgang verbessert schlechte Sitten. – Simrock, 10618; Körte, 6118.
It.: Chi prattica con maggiori di sé, può più tosta avanzar che perdere. (Pazzaglia, 301, 4.)
7. Habe Umgang mit dem Freunde, als könnte er dein Feind, mit dem Feinde als könnte er dein Freund werden. – Körte, 6121.
8. Im Umgange lernt man die Leute kennen.
Schwed.: Umgjänge lärer känna folket. (Grubb, 833.)
9. Schlechter Umgang ist der Tugend Untergang. – Dove, 996.
Engl.: Evil communication corrupts good manners. (Gaal, 698.)
Lat.: Corrumpunt etiam probos commercia prava. (Gaal, 690.)
10. Umgang erweckt Liebe, und Gelegenheit macht Diebe. – Frischbier2, 3858.
11. Umgang gibt Erfahrung.
Dän.: Hvo ei haver omgængelse, haver ei erfar enhed. (Prov. dan., 434.)
12. Umgang in der Jugend macht Brüderschaft im Alter.
Dän.: Omgængelse i ungdommen gjør broderskab i alderdommen. (Prov. dan., 434.)
13. Umgang in Ehren kann niemand wehren. (Baiern.)
Von einem anständigen Verhältniss zwischen liebenden Personen, das nicht zu untersagen ist.
14. Umgang mit einem ist keiner, mit zweien genug, mit mehrern zu viel.
Dän.: Omgængelse med een er ingen, med to er noken, met fieere for meget. (Prov. dan., 434.)
It.: Compania d'uno, compania di niuno, companie di duo, compania di dio, compania di tre, compania di re, compania di quatro, compania di diavolo.
15. Umgang mit Leuten macht klug.
Frz.: L'air du monde deroville l'esprit. (Kritzinger, 17a.)
It.: Il praticar fa l'uomo savio.
16. Umgang schleift ab.
Wohl wahr, aber es ist eigentlich nicht der Umgang, sondern Egoismus, der das Schleifen macht. Wir bemerken, dass andere sich an unsere Ecken stossen, die scharfe Seite sich endlich gegen uns selbst wendet, und so fordert unser eigenes Interesse, Selbstschleifer zu werden.
17. Was man Umgang nehmen kann, soll man nicht geschehen lan.
Lat.: Cavere quod possis, stultum est admittere. (Terens.)
18. Wenig Umgang, glücklich Leben.
19. Wer mit zu vielen Umgang pflegt, dem fehlt's an Freunden, wenn Noth sich regt.
Lat.: Inimica est multorum conversatio. (Philippi, II, 198.)
[1410] *20. Er hält seinen Umgang, wie der Schulmeister zu Neujahr.
Scherzhaft z.B. von einem, der gewohnheitsmässig aus einem Wirthshause ins andere geht.
Holl.: Ik doe een ommelands reisje, zei Floor, en hij liep de eene kroeg uit en de andere weêr in. (Harrebomée, II, 134a.)
*21. Er hat um ein' Umgang z' viel, 's Rad'l ist ihm laufend worden. (Oberösterreich.)
D.i. es rappelt mit ihm, er ist närrisch geworden, es fehlt ihm über der Nase u.s.w. (S. ⇒ Leibschaden.)
*22. Es fehlt ihm an Umgang.
D.h. an guter, verhüllend für: an (gesellschaftlicher) Bildung. »Der Cantor Trunk ist gar nicht fein; was, sag' mir, mag wol Schuld dran sein?« – »An Umgang fehlt's ihm, das ist klar; er hält ihn nur zum neuen Jahr.« (Witzfunken, IIIa, 166.)
23. Im Umgang manierlich, doch nicht zu zierlich.
Buchempfehlung
Der satirische Roman von Christoph Martin Wieland erscheint 1774 in Fortsetzung in der Zeitschrift »Der Teutsche Merkur«. Wielands Spott zielt auf die kleinbürgerliche Einfalt seiner Zeit. Den Text habe er in einer Stunde des Unmuts geschrieben »wie ich von meinem Mansardenfenster herab die ganze Welt voll Koth und Unrath erblickte und mich an ihr zu rächen entschloß.«
270 Seiten, 9.60 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.
424 Seiten, 19.80 Euro