Wirthshaus

1. An Wirthshause lernt mer nischt Guts.Larisch, 18.

Im Wirthshause lernt man nichts Gutes.


2. Aus dem Wirthshaus ohne Speise, aus dem Busche ohne Sch..sse, ist und bleibt 'ne schlechte Reise. (Lit.) – Schleicher, 186; Frischbier, 4066.


[286] 3. Das Wirthshaus gleichet der Nacht von Trunkenheit.Graf, 391, 593.

D.h. wie man einem Trunkenen ausweicht, der einem auf der Strasse begegnet, so soll man nachts dem Wirthshause ausweichen, weil dasselbe den schützenden Hausfrieden (s.d.) nicht besitzt. (S. Taverne, Trinkleute.) (Graf, 881, 515.)

Mhd.: Daz winhuz gelichet sich der nacht von trunkenheit. (Schreiber, I, 77 u. 126.)


4. Das Wirthshaus ist ein Ort, wo man die Narrheit in Flaschen (Gläsern) verkauft.Witzfunken, Vb, 177.


5. Ein Wirthshaus ohne zehren, ein Wald ohne Holz, ein Dörflein ohne Scholz, ein Wasch haus ohne Gelten sind Ding so man findt selten.Zinkgref, IV, 389.


6. Es kompt ins Wirthshaus mancher nein, dem weder Bier gefelt noch wein.Henisch, 374, 19.


7. Grad aus dem Wirthshaus kommt mancher heraus, aber er kommt doch schräg nach Haus.Frieske, 16.

Bierkeller im neuen berliner Rathhaus.


8. Im Wirthshaus verbricht niemand mehr als im freien Felde.Graf, 381, 515; Mieris, 618, 20.

Ungebührlichkeiten in einem Wirthshause, so strafbar sie an sich sein mögen, sind keine Störung des Hausfriedens. (S. Taverne und Trinkleute.)


9. In einem öden Wirthshaus gibt's gesalzene (theuere) Rechnung.

Schwed.: Tomt wisthus gjör en galen redesvän. (Grubb, 812.)


10. In einem schönen Wirthshaus ist der Wirth oft ein Schalk.Körte, 6884.


11. In schönen Wirthshäusern findet man auch sauern Wein.Lehmann, 705, 7.

Dän.: I et godt herberg boer tit en ond vert. (Prov. dan., 161.)


12. In Wirtshäusern lehrnet man die Leut kennen.Lehmann, 923, 19.


13. Ins Wirthshaus geht's schnell, doch langsam heraus.

Böhm.: Od hospody krokem, k hospodĕ skokem. (Čelakovsky, 141.)


14. Man kehrt nicht in allen Wirthshäusern der Strasse ein, wenn schon gute Wirth drinnen sind.Lehmann, 906, 12.


15. Vör nigge Wirthshäuser und olle Füertrohnen mo me sick für wahren. (Sauerland.)


16. Wirthshaus, Schoppen komm heraus.


17. Wo ein Wirthshaus steht, kann kein Backhaus stehen. (Frankenwald.)

Wer viel trinkt, pflegt wenig zu essen. (S. Brauhaus.)


*18. Der ist vor dem lätzen Wirthshaus abgestiegen. (Nürtingen.)

Er ist an den Unrechten gekommen, ist übel angelaufen.


*19. Er cha für keis Wirthshûs ane.Sutermeister, 63.

Er kann vor keinem Wirthshause vorübergehen, er muss einkehren und einmal trinken. Zur Schilderung der Gerntrinker und Immerdurstigen finden sich a.a.O. noch folgende Redensarten: Er cha die volle Gläser nid liide. Er cha de Wii holt nid im Hols dole. Er hat nie us em leere Glas trunke. Er lôt si nid zum Trinke zwinge. Er schütt de Wii au nid i d' Schue.


*20. Er findet eher (in) ein Wirthshaus als (in) eine Kirche.

Der Brüder-Orden in der Schelmenzunft, ein Seitenstück zu Murner's Schelmenzunft, Strassburg 1516. Das Original ist lateinisch und heisst: Secta Mopopolii: seu congregationis bonorum sociorum. Alias die Schelmenzunft. Ein Bogen, mit der Bezeichnung am Ende: Impressum S. Anno M.D.X.V.


*21. Er sucht im Wirthshaus, was er schon unter der Nase hat.


*22. Im Wirthshause zum zunehmenden Monde herbergen.

Frz.: Loger à l'enseigne du croissant. (Kritzinger, 275a.)


*23. Jo kên Wirthshûs vörbî fören, lêwer 'n Sechser up 'n Seil leggen. (Pommern.)

So sagen die Fuhrleute.


[Zusätze und Ergänzungen]

24. Wirthshaus, gefährlich Haus.Frommel IV, 41.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 286-288,1815.
Lizenz:
Faksimiles:
286 | 287 | 288 | 1815
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Buchempfehlung

Anonym

Schau-Platz der Betrieger. Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln

Schau-Platz der Betrieger. Entworffen in vielen List- und Lustigen Welt-Händeln

Ohnerachtet Schande und Laster an ihnen selber verächtlich / findet man doch sehr viel Menschen von so gar ungebundener Unarth / daß sie denenselben offenbar obliegen / und sich deren als einer sonderbahre Tugend rühmen: Wer seinem Nächsten durch List etwas abzwacken kan / den preisen sie / als einen listig-klugen Menschen / und dahero ist der unverschämte Diebstahl / überlistige und lose Räncke / ja gar Meuchelmord und andere grobe Laster im solchem Uberfluß eingerissen / daß man nicht Gefängnüsse genug vor solche Leute haben mag.

310 Seiten, 17.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.

424 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon