1. Der vntrew ist haussen so vill, das ich mich binnen halten will. – Weinsberg, 95.
Neben dem Spruche ist eine Schnecke gezeichnet.
2. Fraw Vntrew ist Künigin zu Hofe. – Agricola II, 68; Sailer, 99; Simrock, 10774.
Vgl. Johann von Morszheim, Spiegel des Regiments in der Fürstenhof, da Fraw Untrewe gewaltig ist, erste Ausgabe 1515.
3. Mit vntrew vnd mit falscher list die Welt auffs höhest kommen ist. – Henisch, 994, 5.
4. Seit vntrew ward geborn, hat der Glaub das veldt verlorn. – Waldis, I, 94, 49; Petri, II, 518; Henisch, 1637, 32.
5. Untreu bringt Reu. – Petri, II, 564; Wendvnmut, VII, 151.
[1485] 6. Untreue geht hin, kommt aber nicht so wieder. – Simrock, 10767.
Mhd.: An untriuwe, wâ diu vür gât, ein gustez ende selten stat. (Boner.) (Zingerle, 157.)
7. Untreue glaubt niemand. – Eiselein, 610.
Holl.: Wie ontrouw is, die gelooft en betrouwt niemand. (Harrebomée, II, 139b.)
8. Untreue ist gegen alle Menschen mistrauisch.
9. Untreue macht die Herren weise. – Simrock, 10771; Lehmann, II, 792, 16.
10. Untreue straft Gott im Leben und im Tod.
»Fürwitz und untrew straffet Gott hier im leben und noch im Tod.« (Froschm., Hviiib.)
11. Untreue straft sich offenbar, kein toller Hund läuft sieben Jahr. – Gaal, 1591.
12. Untreue trifft zuletzt ihren eigenen Herrn. – Sailer, 218.
13. Untreue und böses Geld findet man in aller Welt. – Braun, I, 4700.
14. Untreue und Zank sind des Bergwerks Untergang. (Königshütte.)
15. Untriu haisst man die rotten (Rothhaarigen). – Hätzlerin, II, 13, 89.
16. Vntrew bringt jhr selbst gericht. – Petri, II, 564.
Holl.: Ontrouw slaat zich zelve. (Harrebomée, II, 139b.)
17. Vntrew hat vberwunden das Schwert, drumb ist die Welt so gar verkehrt. – Gruter, III, 92; Lehmann, II, 804, 127.
18. Vntrew ist auch Dieberei. – Petri, II, 564; Henisch, Graf, 373, 471.
Wer etwas »zur treuen Hand«, d.h. als anvertrautes Gut erhalten hat, muss es auch redlich zurückerstatten, wenn er nicht als Dieb angesehen werden will.
19. Vntrew macht, dass man eins nicht acht. – Petri, II, 564.
20. Vntrew reche mit vergessen. – Franck, I, 59b; Gruter, I, 63; Petri, II, 512; Körte, 6208; Simrock, 10775.
21. Vntrew schadet ock dem eigenen Heren. – Normann, 273, 205; Graf, 373, 474.
22. Vntrew schlecht yhren eygen herren. – Agricola I, 19; Franck, I, 53a; II, 14b u. 89a; Gruter, I, 70; Henisch, 571; Petri, II, 564; Egenolff, 27a; Lehmann, II, 792, 117; Eyering, II, 42; III, 360; Froschm., Lvii; Latendorf II, 27; Hollenberg, I, 72; Eiselein, 613; Simrock, 10766; Gaal, 1591; Körte, 6027; Körte 2, 7794; Ramann, Unterr., II, 7; Graf, 373, 463; Lohrengel, I, 661; Pisansky, 47; Braun, I, 4699; für Schlesien: Frommann, III, 243, 10.
Im Altfriesischen: Uentruuheid sleid sin ein Hear. (Hansen, 6.) Der ursprüngliche Ausdruck ist männlich (Untreu), aber schon bei Agricola (vgl. Eiselein, 613) weiblich (Untreue). Bei Schottel, 1114b dagegen männlich, 1126a weiblich. Bei Geiler männlich: »Untreuw schlägt (trifft) sin eigen Herren«, ebenso Henisch, 571, 11; Alsatia, 1862-67, 439; Chaos, 134 u. 290; Mayer, II, 161; Franck, Zeytbuch, XXXIIa, weiblich; Pauli, Schimpff, XXIIa, männlich; XCIIIa, weiblich. Auch Hauer (Kiij) hat bereits die Fassung: »Vntrew trifft iren herren.« – Bliebe auch jede andere Strafe aus, so rächt sich die Untreue an dem Pflichtvergessenen durch den Verlust des Vertrauens. »Vnd treff vntrew jren eygen Herren.« (Rollwagenbüchlein, XXXVI.) »Doch wie die gmeinen leut vns lern, trifft vntrew gern jhrn eigen herrn.« (Waldis, II, 5, 45.) »Vnd schleht vntrew jrn eignen herrn, wi vns jetzt alle hendel lern.« (Waldis, II, 9, 35.) »Vntrew jrn eigen herren trifft.« (Waldis, IV, 71, 52.) In Schlesien: Untroi schlüt immer senn êgnen Herrn. (Gomolcke, 1046.)
Mhd.: Untreu slecht irn aign man. (Rauch, I, 365.) – Vntrew die schlecht irn eygen hern. (Morzheim.) – Vntrew offt seinen herren schlegt. – Vntrew trifft seinen herren gern. (Ambr. Lb.) (Zingerle, 157.)
Böhm.: Nevĕra (šalba) se svému pánu do ňader vraeí. (Čelakovsky, 41.)
Dän.: Falshed slaaer sin egen herre paa halsen. (Prov. dan., 152.)
Frz.: La perfidie retombe sur son auteur. – L'homme faux se perd lui-même. (Gaal, 1591.)
Holl.: Ontrouw slaat haar' eigen' heer. (Harrebomée, II, 139b.)
It.: La perfidia ritorna sopra il copo dell' autore.
Lat.: Calcitrat in stimulum perfidas ipse suum. (Philippi, I, 69.) – Dicitur de conscientia: Quemque vexare suam fraudem. (Bebel, 102.) – Improbitas ex se ipsa supplicium struit sibi ipsi. – Malum consilium consultori pessimum. (Publ. Syr.) (Binder I, 940; II, 1779; Schonheim, [1486] M, 6; Chaos, 290; Frob., 435.) – Nequitia ipsa sui poena est. (Seybold, 344.) – Perfidia crebro nocuit auctori. (Saepe sua quis perfidia delusus abivit, omnibus et merito fabula laeta fuit.) (Glandorp, II, 60, 312.) Perilli taurus. (Seybold, 437.) – Prava consilia in auctoris semper caput recidunt. (Philippi, II, 106; Seybold, 455.) – Qui struit insidias alii, sibi damna dat ipsi. (Seybold, 502.) – Saepe ad magistrum scelera redierunt sua. (Seneca.) (Philippi, II, 161.)
Schwed.: Falskhet slår sin herre på halsen. (Grubb, 200.)
Span.: Cae en la cueva el que otro a ella lleva. (Masson 160.)
23. Vntrew schlegt jhren Meister. – Lehmann, 518, 9.
Holl.: Ondeugd loont haar' eigen' meester. (Harrebomée, II, 132b.)
24. Vntrew vertrawet niemand. – Gruter, I, 70; Petri, II, 564; Egenolff, 178a; Schottel, 1145b; Grubb, 809.
25. Vntrew vnd böse Stück sitzen in gewalt vnd hohem glück. – Henisch, 1658, 55; Petri, II, 564.
26. Vntrew vnd böss Gelt find man in aller Welt. – Gruter, III, 92; Lehmann, II, 804, 28; Körte, 6209; Simrock, 10770.
Mhd.: Dan ytz vntreu vnd falsches gelt regiren alle stend de welt. (Morszheim.) (Zingerle, 295.)
27. Vntrew vnd geitz gedeiet nicht. – Petri, II, 564; Henisch, 1448, 54.
28. Vntrew wirt gern mit vntrewe bezalet. – Agricola I, 20; Gruter, I, 70; Schottel, 1129a; Petri, II, 564; Lehmann, 581, 6; Simrock, 10773; Graf, 524, 314.
Engl.: Harm wutch, harm katch. – Treachery will come home to him that formed it. (Gaal, 1591.)
Frz.: Qui serait guiller Guillot, Guillot le guille.
Holl.: Ontrouw wordt gaarne met ontrouw betaald. (Harrebomée, II, 139b.)
Lat.: Quisquis iniqua facit, patiatur iniqua necesse est, pravus habet meritis praemia digna suis. (Buchler, Gnomologie, 106.)
29. Vor Untreue vermag sich niemand zu bewahren. – Simrock, 10769.
30. Wer der Untreue dient, wird mit Untreue bezahlt. – Parömiakon, 2855.
*31. Der Untreue unterm Mäntelin spielen. – Körte, 6209a.
*32. Vnter der vntrew fanen dienen. – Lehmann, 519, 27.
Nach Lehmann dient der unter der Vntrew fane, der nichts verschweigt, der vmbs geld thut, was man will, der mit einem Fuss in den Bach gehet, der zwey wässer in einem Haffen kocht, der vnterm hütlein spielen kann, der gute wort schleifft vnd falsche werck liest, der den Mantel hengt nach dem wind, der mit dem Judenspiess rennet, der auff beyden achseln trägt, der Augendiener, der dass Gut böss ausslegt, der durch die Finger siehet, der sich in beyde Backen hawet, der den Fuchsschwantz streichet.
33. Untrew hat seinen Herrn geschlagen, da er wolt die Trew verjagen. – Callenbach, 73.
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