Zehren

1. Czer ich, so verdirb ich; spar ich, so stirb ich; doch ist besser geczert vnd verdorben, denn gespart vnd gestorben.Werdea, Aiiij.


2. Da ist schlecht zehren, wo weder Brot noch Wasser ist.

Bei Tunnicius (883): Dâr is quât teren, dâr noch brôt noch water is. (Estur ibi prave, nihil est ubi panis et undae.)


3. Das Zehren muss nach dem Gute sein; der Weise glaubt, der Narr sagt: nein.


4. Es lässt sich besser zehren vom Vollen als vom Leeren.

Lat.: Suave est, ex magno acervo tollere. (Philippi, II, 203.)


5. Hast du mit mir gezehrt, so kannst du mit mir zahlen.Sutor, 652.


6. Man zehrt besser beim Wirth als beim Wirthle.Sailer, 286.


7. Tumblich zeren und boslich sparen, süln selten Guot und Ere bewaren.


8. Viel zehren und gasten lert (Küche), Keller vnd Kasten.Gruter, III, 88; Lehmann, II, 799, 66; Simrock, 12002; Körte, 7070.


9. Vil zeeren und gasten lürt käller und kasten. Bullinger, 79b.


10. Wenn alle gezehrt haben, streitet man sich über die Zeche.

Aehnlich die Chinesen. (Cibot, 160.)


11. Wer wenig zehrt, hat viel (lange) zu zehren.

Lat.: Frugalitas viaticum vitae optimum. (Sailer, Sprüche, 37.)


12. Wer zehrt ohn' Ehr' und Gott, wird bald der Leute Spott.


13. Zehr spärlich vom gewinn.Henisch, 1601, 52.


14. Zehre heut, dass du morgen auch zu zehren habest.Petri, II, 820.


15. Zehre kerglich, kleide dich zierlich; man sihet einem auff, nicht in den Leib.Petri, II, 858.


[518] *16. Drauff zeren vnd ein hewschreckschen mut haben.Mathesius, Sarepta. XXVIa.

»Nach dem Sprichwort.«

*17. De tährt all van de grôte Hope1.Stürenburg. 90b.

1) Hoffnung und, wie hier, Haufen. Er greift schon das Vermögen (Kapital) an, die Zinsen reichen nicht.


*18. Er zehrt vom (hohen) Boden.

Lebt von Vorräthen, ohne zuzufügen.


*19. Er zehrt vom Gewinn.Schottel, 1141b.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 518-519.
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