1. Dem Hauffen soll man im vnrechten beginnen weichen, aber jhme sich nicht vergleichen. – Lehmann, 876, 15.
Dän.: Viig den store hob. (Prov. dan., 293.)
2. Der grosse Haufen will nicht denken, man soll ihm (oder: er lässt sich) die Gedanken schenken.
»Der grosse Haufen, statt selbst zu denken, will Gedachtes kaufen oder lässt es sich schenken. Das sollten die Denker, Verkäufer und Schenker wohlweislich erwägen und keine falschen Gedanken prägen.« (L. Schücking, Welt und Zeit, Berlin 1855, Nr. 12.)
3. Der grosse Hauff in der Welt muss Mosen haben mit seinen Hörnern. – Petri, II, 91.
4. Der grosse Hauff vberwindt offt den bessern. – Petri, II, 91.
»D.h. er überschreit, überfaustet ihn; und will man ihn verstehn, so muss man ihn im (beim) Kruge sehn, da zeigt sich seine Majestät in ihrer Genialität.«
5. Der Haufen wird kleiner, wenn täglich auch nur ein Maul davon frisst.
6. Der meiste Hauff richtet sich nach ihrem Herrn. – Petri, II, 101.
7. Ein groser hauff schafft wenig raht, so er nit einen dapffern hauptman hat. – Gruter, III, 26; Lehmann, II, 148, 28.
8. Ein kleiner Haufen wirft einen grossen Wagen um.
9. Ein kleiner Hauff wer auch gern gross. – Petri, II, 208.
10. Gegen den grossen Haufen ist bös streiten.
Dän.: Striid ei mod den store hob. (Prov. dan., 534.)
[390] 11. Je grösser der Haufe, je dümmer.
»Der grosse Haufen ist viel leichtgläubiger als der einzelne Mensch, weil immer einer den andern dumm macht.« (Welt und Zeit, III, 73, 49.) »Es gibt in unserer Sprache kein Wort, um die Einfalt und Erbärmlichkeit des grossen Haufens vollkommen zu bezeichnen.« (Ebd., 83, 40.) Daher mag es wol auch kommen, dass in Gemeindeversammlungen, wenn die einzelnen auch vernünftige Ansichten von der Sache haben, in der Regel ein dummer Beschluss zu Stande kommt.
12. Je grösser Hauf, je grösser Ehr'.
In Hannover: Je höher de hucken, je gröter de Ehre. (Schambach, II, 247.) Von der bei den Landleuten herrschenden Sitte bei Hochzeiten, Kindtaufen und andern Gastereien dem Gaste, den man besonders ehren will, von den einzelnen Gerichten viel vorzulegen.
13. Je grösser Hauff dem Geitze wird, je mehr er täglich Geld begehrt. – Petri, II, 391; Henisch, 1448, 49.
14. Jederman trägt zum grossen hauffen. – Lehmann, 378, 78.
15. Vom Hauffen schmeckt's wol. – Petri, II, 850.
16. Was man vom grossen Hauffen nimpt, das fühlet man nicht so bald. – Petri, II, 605.
17. Wenn man immer zum Haufen schüttet und nichts davonnimmt, so wird er je länger je grösser.
18. Wenn man in einen Haufen wirft, glaubt jeder, er ist gemeint.
Wie unter der Herrschaft von vielen jeder irgendeine gerügte Lächerlichkeit an seinem Nachbar zu erblicken meint.
19. Wer dem hauffen volgt, d' hat viel Gesellen. – Lehmann, 75, 8; Eiselein, 285; Körte, 2643; Simrock, 4398; Braun, I, 1160.
Dän.: Man folger alt den store hob. (Proc. dan., 191.)
20. Wer vom Haufen will sein geehrt, der zeige sich ihm auf hohem Pferd.
»Man muss sich stets auf hohem Pferd dem Gassenvolke zeigen; und wär' der Reiter auch nichts werth, man wird sich vor dem Gaul verneigen.« (Schücking, Welt und Zeit, 447.)
21. Wo schò-n-e grosse Hufe-n-isch, chunnt no meh hi. (Solothurn.) – Schild, 62, 79.
22. Wou ê a Haufen is, tuit da Hunt nou uanu dazui. (Steiermark.) – Firmenich, II, 765, 19.
Wo ein Haufen ist, thut der Hund noch einen dazu. Geld zieht Geld an.
*23. Auf den grossen Haufen scheissen. – Murner, Nb., 75.
*24. Aus einem Haufen einen Berg machen. – Körte, 2645.
*25. Dem grossen Haufen zulaufen. – Murner, Vom luther. Narren.
*26. Der verlorene Haufen. – Murner, Nb., 15.
*27. Er hat's in solchen Haufen, ein Schwimmer könnte darin ersaufen.
Der sehr Reiche.
*28. Er hat's vber hauffen geworffen, wie ein Schuster die Leisten. – Lehmann, 836, 1.
»Es ist nichts in forma figura oder modo.«
*29. Er macht den Haufen grösser.
Holl.: Wij vermeerderen den hoop. (Harrebomée, I, 333.)
*30. Er macht den Haufen grösser, aber nicht besser.
Holl.: Hij mag den hoop vermeerderen, maar niet verbeteren. (Harrebomée, I, 333.)
*31. Er mag den hauffen wol vermehren, er wird jn aber nit verbesseren. – Tuppius, 41b; Körte, 2644; Braun, I, 1161.
*32. Es ligt alles vber ein wüsten hauffen, als hett es ein Trunckner bald aussgespien. – Lehmann, 836, 2.
*33. Ham kan a Huug sä. (Nordfries.)
Man kann den Haufen sehen. Wird gesagt, wenn jemand sich brüstet, ohne etwas zu sein.
*34. In hellen Haufen.
*35. Machst einen Haufen (merdas) wie ein Wächterhaus. (Nürtingen.)
Bei Wien heissen solche Haufen kurzweg »Wächter«; auch in andern Gegenden sagt man: einen Wächter setzen.
*36. Sich zum grössten Haufen schlagen.
*37. Zum grössten Haufen hofiren.
*38. Zum verlorenen Haufen gehören.
39. Der grosse Haufen ist nicht immer der beste Lehrmeister.
Lat.: Magnus erroris magister, populus. ( Sailer, Sprüche, 146, 1.)
40. Im grossen Haufen Narren mit unterlaufen.
It.: Dove son molti, son degli stolti. (Giani, 1193.)
41. Je grösser der Hauffe, je ehe er abfelt. – Friedeborn, I, 84.
42. Jedermann helts mit dem grossen Hauffen. – Lehmann, 852, 2.
43. Man soll sich auf den grossen Haufen nicht zu sehr verlassen. – Friedeborn, I, 84.
*44. 'S kommt alles auf d' grosse Haufe. (Ulm.)
Buchempfehlung
Die 1897 entstandene Komödie ließ Arthur Schnitzler 1900 in einer auf 200 Exemplare begrenzten Privatauflage drucken, das öffentliche Erscheinen hielt er für vorläufig ausgeschlossen. Und in der Tat verursachte die Uraufführung, die 1920 auf Drängen von Max Reinhardt im Berliner Kleinen Schauspielhaus stattfand, den größten Theaterskandal des 20. Jahrhunderts. Es kam zu öffentlichen Krawallen und zum Prozess gegen die Schauspieler. Schnitzler untersagte weitere Aufführungen und erst nach dem Tode seines Sohnes und Erben Heinrich kam das Stück 1982 wieder auf die Bühne. Der Reigen besteht aus zehn aneinander gereihten Dialogen zwischen einer Frau und einem Mann, die jeweils mit ihrer sexuellen Vereinigung schließen. Für den nächsten Dialog wird ein Partner ausgetauscht indem die verbleibende Figur der neuen die Hand reicht. So entsteht ein Reigen durch die gesamte Gesellschaft, der sich schließt als die letzte Figur mit der ersten in Kontakt tritt.
62 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.
390 Seiten, 19.80 Euro