Düsseldorf

[613] Düsseldorf, am rechten Rheinufer und an der Mündung der Düssel in einer fruchtbaren Ebene gelegen, war früher die Hauptstadt und Residenz der 1609 ausgestorbenen Herzöge von Kleve und Berg, dann die Hauptstadt des an die Kurfürsten von der Pfalz gefallenen Herzogthums Berg, bis dieses 1806 der König von Baiern an Napoleon abtrat, der ein Großherzogthum daraus machte, das 1815 an Preußen fiel. D. ist seitdem die Hauptstadt des Regierungsbezirks gleiches Namens, hat 31,000 Einw. und gehört zu den schönsten Städten am Rhein. Es besteht aus drei Theilen: der Altstadt, der von 1690–1716 angelegten Neustadt und der seit 1787 angelegten Karlsstadt, und so eng und düster die Straßen der Altstadt, so freundlich und regelmäßig sind die der beiden letztern; namentlich zeichnet sich die Friedrich-Wilhelmsstraße aus. Auf dem alten Markte, einem der fünf Plätze der Stadt, steht die bronzene Bildsäule des um die Stadt sehr verdienten Kurfürsten Joh Wilhelm (gest. 1716). Das Schloß ist 1794 durch die Franzosen größtentheils zerstört worden, sodaß nur noch ein Flügel desselben steht; daneben ist das Galeriegebäude, in welchem bis 1805 die herrliche, jetzt in München befindliche, von Joh. Wilhelm 1710 gestiftete Gemäldesammlung sich befand, von der nur wenige unbedeutende Gemälde und 37,000 Kupferstiche und Zeichnungen zurückgeblieben sind; jetzt ist das Gebäude für die 30,000 Bände starke Bibliothek und die Kunst- und Malerakademie und deren Sammlungen bestimmt, die seit 1822 unter der Leitung des trefflichen Schadow ausgezeichnete Künstler gebildet hat. Auf dem Platze vor dem Schlosse und dem Galeriegebäude steht eine zweite, marmorne Bildsäule des verdienten Joh. Wilhelm und sein Grab ist in der Lambertuskirche zu sehen, wie in der Hof- oder Jesuitenkirche hinter dem Hochaltare die Fürstengruft mit den Särgen der alten Herzöge und Kurfürsten. D. hat ein Gymnasium, eine Gewerbsschule, ein medicinisch-chirurgisches Institut, eine Gesellschaft zur Beförderung der Künste und Gewerbe und eine Sternwarte. Unter den Fabriken zeichnen sich die Leder- und Tabacksfabriken aus; auch werden hier gute Wagen verfertigt. In der Umgegend der Stadt wird starker Gemüsebau betrieben, und der düsseldorfer Senf ist durch ganz Deutschland berühmt. Auf dem Rheine treibt D. eine lebhafte Schiffahrt, ist seit 1829 ein Freihafen und auch die Dampfschiffe legen über Nacht hier an. Die Umgebungen der Stadt sind sehr angenehm, da seit 1802 die alten Festungswerke durch die Franzosen abgetragen worden sind, und es reiht sich hier ein Obst- und Gemüsegarten an den andern. Besonders lieblich liegt das benachbarte Pempelfort, das als eine Vorstadt von D. zu betrachten und von Landhäusern und Gärten umgeben ist und wo die beiden Brüder Joh. Georg und Friedr. Heinrich Jacobi, jener als Dichter, dieser als Philosoph berühmt, 1740 und 1743 geboren wurden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 613.
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