Kaukasus

[590] Kaukasus (der), ein Gebirge, das die Landenge zwischen dem schwarzen Meere und dem kaspischen See einnimmt, und dort eine Mauer bildet, die Europa von Asien scheidet, ist etwa 140 Meilen lang und im Osten 40, im Westen aber nur 20 Meilen breit. Es führen nur zwei Pässe, die sogenannten kaukasischen Pforten, von der europ. Seite nach der asiat.: der Paß von Derbend und der von Mosdok nach Tiflis. Das Gebirge besteht aus drei gleichlaufenden Zügen, von denen der mittlere der höchste ist; der Kasbek erhebt sich bis zu 14,400, der Elbrus zu 16,800 F. Die Thäler sind im Allgemeinen sehr fruchtbar, auf den Wiesenflächen weiden zahlreiche Viehheerden, und die Berge sind bis zu einer bedeutenden Höhe mit dichten Waldungen bedeckt. Alle Punkte, die sich über 11,000 F. erheben, liegen in der Region des ewigen Schnees; während im Tieflande die Sommer sehr heiß, die Winter mild sind. An den K. knüpfen sich schon im hohen Alterthume bedeutungsvolle Sagen; dort war Prometheus an den Fels gefesselt, und aus der Umgegend, vom Flusse Phasis, holten die Argonauten das goldene Vließ. Auf dem wasserreichen Gebirge entspringen zahlreiche Ströme; dem schwarzen Meere fließt im N. der Kuban, im S. der Phasis, jetzt Rioni genannt, zu; in den kaspischen See mündet der Terek; der Kur, welcher aus Armenien kommt, begrenzt den K. im Südosten. Die Kaukasusländer vereinigen alle europäischen Klimate in sich und haben daher auch eine große Productenfülle; das Mineralreich liefert Salpeter, Bergöl, Mineralwasser, Kupfer, Eisen und Blei; in den Wäldern leben pelztragende Thiere, auf den Hochalpen Steinböcke; die Pferderace ist ausgezeichnet kräftig und die Schafe liefern gute Wolle. Am Südabhange ist der Fasan einheimisch; Wein und Südfrüchte gedeihen vortrefflich; Safran, Taback, Flachs, Hanf und Baumwolle werden stark gebauet. Der kaukasische Isthmus beherbergt eine Menge kleiner Völker, die theils Ureingeborene sind, theils von den asiatischen Horden abstammen, welche mehrmals durch den Kaukasus nach Europa vordrangen, und von denen einzelne Heerhaufen hier zurückblieben. Die Kaukasusvölker kann man nach ihren Sprachen in sieben Gruppen theilen, nämlich 1) Georgier (s. Georgien), mit denen die Bewohner von Mingrelien, Imerethien und Guriel stammverwandt sind; 2) Abassen oder Abchasen; 3) Tscherkessen (s. Cirkassien), am Kuban und in der Kabarde; 4) Osseten; 5) Kisten oder Tschetschenzen mit den Inguschen; 6) Lesghier, und 7) die Reste von Tataren und Mongolen, welche im Mittelalter hier sitzen blieben. Die Anzahl dieser sämmtlichen Kaukasier mag sich auf 3–4 Mill. belaufen; sie sind zum großen Theile Mohammedaner, zum Theil aber noch Heiden; die Georgier aber bekennen sich zur griech. Kirche.

In politischer Hinsicht spricht Rußland die Oberherrschaft über den Kaukasus an; die meisten Völker, jene vom georgischen Stamme, welche sich unterworfen haben, ausgenommen, sind jedoch völlig. frei und unabhängig; und manche, wie die Abchasen und Kabardiner, die man gewöhnlich unter dem Namen Circassier oder Tscherkessen begreift, führen mit den Russen Krieg auf Leben und Tod. Alle zeichen sich durch schöne Körperbildung und edle Gesichtszüge aus, sind tapfer und gastfrei, aber grausam und räuberisch, besonders die Lesghier; nächst dem Kriege sind Viehzucht und Ackerbau Hauptbeschäftigungen.

Rußlands kaukas. Provinzen haben etwa 6000 ! M. Flächeninhalt; es sind 1) Georgien (s.d.). 2) Imerethi Mingrelien und Guriel, wo der Weinstock wild wächst, etwa 700 ! M. Die bedeutendste Stadt ist Kutaissi. 3) Cirkassien (s.d.) oder Tscherkessien. 4) Daghestan, oder das Bergland, 430 ! M. 200,000 Einw., welches den Ostabhang des K. bis zum kaspischen See begreift; hier liegt Derbend, eine alte Stadt, die der Sage nach von Alexander dem Großen erbauet wurde. 5) Schirwan, 450 ! M., ein Landstrich, der im O. vom kaspischen See, im S. vom Kur und im N. von Daghestan begrenzt wird; die Hauptstadt ist Alt-Schamachi. Baku hat einen Hafen am kaspischen See und treibt ansehnlichen Handel mit roher Seide, Safran und Naphtha. 6) Kaukasien, an der Nordseite des Gebirges, 1900 ! M. mit 200,000 Einw.; die Städte in dieser Provinz sind sämmtlich zugleich Festungen gegen die Bergvölker; Hauptstadt ist Stawropol mit 5000 Einw.; Georgiewsk an der kleinen Kuma hat nur 1000 Einw.; viel wichtiger sind Mosdok am Terek mit 4000 Einw., und die Handelsstadt Kisliar mit 9000 Einw., zumeist Armeniern. 7) In Russisch-Armenien (s. Armenien) liegt die starke Festung Eriwan.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 590.
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