Rapp

[624] Rapp (Johann, Graf von), franz. General und Pair, geb. 1772 zu Colmar im Elsaß, begann schon 1788 seine militairische Laufbahn, wurde 1794 Adjutant des Generals Desaix und zeichnete sich in den Feldzügen am Rhein und in Ägypten, wo er zum Obersten ernannt wurde, durch glänzende Tapferkeit aus. In der Schlacht bei Marengo fiel Desaix an R.'s Seite, welchen Bonaparte sofort unter [624] seine Adjutanten aufnahm und ihn seitdem in allen Feldzügen um sich hatte, auch mitunter zu diplomatischen Sendungen brauchte, wie 1802 nach der vom Parteikampf erschütterten Schweiz, welcher er die vermittelnde Intervention des ersten Consuls anzutragen hatte, sowie später nach Italien und dem nördl. Deutschland. Im J. 1803 hatte R. die an der Niederelbe gegen etwaige Landungen der Engländer aufzuführenden Befestigungen anzuordnen und war zu Anfang des Krieges von 1805 gegen Östreich Brigadegeneral, wurde aber nach der Schlacht bei Austerlitz, in der er sich durch einen kühnen und erfolgreichen Reiterangriff auf die russ. Gardecavalerie auszeichnete, zum Divisionsgeneral ernannt. Während des Feldzugs von 1806 befehligte R. eine Dragonerdivision, welche die Vorhut von Davoust's Corps bildete und wurde 1807 Commandant von Danzig. Diesen Posten behielt er auch bis zu Ende 1813, begleitete aber Napoleon dessenungeachtet 1809 im östr. Feldzuge, wo er bei Aspern den franz. Rückzug decken half; auch ward auf seinen Befehl bei der Parade in Schönbrunn der junge Staps aus Naumburg verhaftet, welcher den Kaiser (s. Bonaparte) ermorden wollte. Seit 1810 schon war R. in Danzig mit Vorbereitungen zum Kriege gegen Rußland beschäftigt und wurde zu Anfang des Feldzugs von 1812 als Adjutant zum Kaiser gerufen. In der Schlacht bei Borodino viermal verwundet und bei Anfang des Rückzugs von Moskau noch nicht völlig hergestellt, leistete er dennoch seinen Dienst zu Pferde, als aber Napoleon die Armee verließ, mußte sich R. nach Danzig begeben, um diese Festung in Vertheidigungsstand zu setzen. Unter höchst mislichen Umständen vertheidigte er diesen Platz über ein Jahr, in welcher Zeit die 35,000 M. starke Besatzung mehr als 20,000 M. verlor und nur die äußerste Bedrängniß vermochte ihn am 1. Jan. 1814 zur Übergabe. Als Kriegsgefangener nach Rußland gebracht, allein bald entlassen, fand er bei Ludwig XVIII. eine sehr gute Aufnahme und erhielt 1815 den Oberbefehl des ersten Armeecorps gegen den von Elba zurückgekommenen Napoleon, dem er sich, wiewol zögernd, nach dem Beispiele des übrigen Heers anschloß und nun den Befehl über die Rheinarmee bekam. Mit dieser zog er sich jedoch ohne großen Widerstand vor den Verbündeten unter die Kanonen von Strasburg zurück, wo er einen Waffenstillstand abschloß und sich nach Auflösung der Armee auf seine Güter im Aargau begab. Erst 1817 kam er wieder nach Paris, wurde 1818 zum Pair und Obristhofmeister ernannt und befand sich grade bei Ankunft der Nachricht von Napoleon's Tode um Ludwig XVIII., der die schmerzliche Bewegung R.'s ehrend anerkannte, welcher 1821 auf seinem Gute in Rheinweiler in Boden starb. Seine kriegerischen Verdienste und seine mitunter derbe Offenheit hatten ihm Napoleon's ganzes Vertrauen erworben, obgleich er ihm mitunter auch zürnte und, namentlich wegen seines oft nachsichtigen Verfahrens als Commandant von Danzig, Vorliebe für die Deutschen zum Vorwurfe machte.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 624-625.
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