[683] Bemastung, die Rundhölzer und Spieren, die zum Anschlagen und Setzen der Segel erforderlich sind. Die Treibkraft des Windes auf die Segel zur Fortbewegung des Schiffes würde am günstigsten ausgenutzt werden, wenn nur ein einziges Segel zur Verwendung käme. Für Segelschiffe verbietet sich dies jedoch aus praktischen Gründen; auch ist es erwünscht zum guten Manövrieren des Schiffes, die Segelfläche zu teilen und Vorkehrungen zu besitzen, entsprechend den Windstärken die Segelfläche zu verkleinern bezw. zu vergrößern. Man sucht daher die Segelfläche auf mehrere Mallen zu verteilen und die Segel jedes Mastes wiederum der Höhe nach zu trennen. Auf diese Weise entstehen die einzelnen Teile der Bemastung, die in Fig. 1 für ein Vollschiff zusammengestellt sind.
Die Massen bestehen in der Regel aus mehreren Längen, da dieselben einesteils in größen Längen aus einem Holz schwer zu fertigen sind, andernteils das Verkleinern der Segelfläche[683] im besonderen das Fieren der Stengen bei Sturm dann unmöglich ist. Jeder Maß besteht daher aus dem Untermast und den Stengen. Der Untermast zerfällt seiner Länge nach in drei Teile: 1. der untere Teil vom Fuß bis zum Oberdeck, 2. der mittlere Teil vom Deck bis zur Sahling, 3. der obere Teil (der Top) des Mastes. Der Maistfuß trägt einen Zapfen, den Hiel, mit dem er in der Mastspur gelagert ist. Im Oberdeck wird der Mail im Mastloch durch die Mastkeile festgekeilt und gelagert. Zum Schutz der hölzernen Keile wird über dieselben ein Mastkragen aus geteertem Segeltuch gespannt. Die konsolartigen Mastbacken dienen zur Stützung der Längssahlings. Der Top des Mastes ist mit vertikalen Latten versehen, um ihn gegen das Scheuern der Wanten zu schützen; an seinem oberen Ende trägt er in einem vierkantigen Zapfen das Eselshaupt (Fig. 2). Die Untermasten werden aus Holz (Kiefern oder Yellow-Pine) oder Stahl gefertigt. Bei größeren Schiffen werden die Untermasten aus mehreren Hölzern zusammengesetzt, teils in der Länge, teils im Querschnitt, und durch Bolzen und warm aufgezogene schmiedeeiserne Ringe verbunden (gebaute Masten). Man verwendet entweder ein polygonales Herzstück, das von sogenannten Schalen, Schwaigen, umgeben wird, oder man bildet aus zwei Hölzern ein Herzstück von der vollen Maststärke und ergänzt die Seiten durch Schalen, die oben als Backen ausgearbeitet werden (Fig. 4, a und b). Die stählernen Masten, die lieh durch größere Widerstandsfähigkeit und Dauerhaftigkeit auszeichnen, werden als Zylinder aus Stahlblechen mit innen liegender Naht und Stoßstreisen zusammengenietet, und größere Masten erhalten im Innern Versteifungswinkel bezw. ⊥Stahle, die meist zugleich als Nahtitreisen dienen (Fig. 4, c). Die Backen bestehen aus stählernen Konsolblechen, und der Top ist durch einen Deckel geschlossen. Die Gefechtsmasten (s.d.) der Panzerschiffe sind in ähnlicher Weise gebaut. Die Masten flehen teilweise senkrecht (Raaschiffe), teilweise geneigt nach hinten, der sogenannte Fall der Masten (Gaffelschiffe), ihre Verteilung längsschiffs richtet sich nach dem Segelplan. Die Masten, die den von den Segeln aufgenommenen Winddruck auf den Schiffskörper übertragen, dienen in der Hauptsache zur Aufnahme der Druckkräfte, die Zugspannungen werden von dem stehenden Gut (s. Takelage) aufgenommen. Letzteres muß daher so angespannt werden, daß bei Winddruck die Resultante der Spannungen des stehenden Guts in die Achse des Mastes fällt, um die Beanspruchung desselben auf Biegung möglichst klein zu halten. Da der Mast im Deck festgelagert ist, so ist dort der gefährliche Querschnitt. Die Verbindung der Stengen mit den Untermasten stellen der Mars, die Sahlings und das Eselshaupt her. Die Längs- und Quersahlings dienen zum Tragen des Mars und zur Stütze des Fußes der Stenge, die mittels des Schloßholzes auf ihnen ruht. Der Mars gibt dem stehenden Gut der Marsstenge die nötige Spreizung und dient als Plattform zur Bedienung der oberen Takelage. Fig. 3 veranschaulicht den Mars eines Vollschiffes. Das Eselshaupt besteht aus zwei mit Stegen verbundenen Ringen, von denen der vierkantige auf dem Top des Untermastes befestigt ist, während der runde zur Führung der Stenge dient. Die Stengen, die Fortsetzungen des Untermastes, werden meist aus Holz (Kiefern oder Yellow-Pine), die Marsstengen zuweilen aus Stahl gefertigt und bestehen aus einem Stück. Der Fuß hat einen quadratischen oder achteckigen Querschnitt und paßt genau in die Oeffnung zwischen Längs- und Querfahling. Er trägt oberhalb der Sahling das Schloßholz, einen hölzernen oder eisernen Keil zum Feststellen der Stenge, sowie etwas höher zwei Scheibgaten für das Stengewindreep (s. Takelage). Am oberen Ende erhält die Stenge eine Anschwellung für die Auflage der Stengensahling. Der Top trägt oben einen vierkantigen Zapfen zur Befestigung des Stengeneselshauptes. Die einzelnen Stengen. [684] Mars- und Bramstenge (Oberbramstenge in der obere Teil der letzteren) sind in ihren Einzelheiten sehr ähnlich, die oberen sind nur entsprechend verjüngt. Das Bugspriet wird in ähnlicher Weise wie die Untermaßen aus Holz oder Stahl gefertigt. Es stützt sich mit dem Fuß auf den Bugsprietstuhl und ruht auf dem Vorsieven bezw. einer besonderen Bettung. Am vorderen Ende trägt es das Eselshaupt zur Führung des Klüverbaums. Der Klüverbaum und der Außenklüverbaum, die Verlängerungen des Bugspriets, sind in ähnlicher Weise wie die Stengen konstruiert. Der Klüverbaum ruht an dem hinteren Ende auf dem sogenannten Sattel, und der Fuß wird meist durch eine Zurring mit dem Bugspriet verbunden. Die Funktion des Mars vertritt die blinde Raa und der Stampfstock (s. Fig. 5). Die Raaen, die zur Beteiligung der Raasegel dienen, werden meist aus Holz gefertigt; größere Unterraaen werden aus zwei Hölzern zusammengebaut oder aus Stahl gefertigt. Die Mitte der hölzernen Raaen bleibt achtkantig und erhält eichene Schalen; das übrige ist rund bis auf Teile der Nocken für die Schildpatten. An den runden Enden der Nocken sind Bügel für die Leesegelspieren befestigt. An den Oberkanten sind die Jackstagbolzen vorgesehen, durch die ein Stahldraht geschoben wird. Die Unterraa ist in der Mitte mittels der Hangerkette und des Raatakels am Top des Untermastes aufgehängt und durch Rackketten oder eine eiserne Rack an den Mast geholt (s. Fig. 2). Für die beweglichen Marsraaen wird meist ein Tonnenrack verwendet (s. Fig. 6). Die Gaffel dienen zum Ausbringen der Gaffelsegel; sie umfassen den Mast mit einer Klaue oder Mick, bei stärkerem Untermast den Schnaumast. Der Besahnsbaum ist am Mastring mittels Gelenkbolzen befestigt und ist auf seiner ganzen Länge rund; er ist mit Ringen, Augbolzen und Scheibgaten versehen. Für kleinere Fahrzeuge, als Boote, Segelkutter, sowie für Passagierdampfer baut man die Massen mit Stenge aus einem Holz (Pfahlmasten). Entsprechend den mannigfachen Bootstakelagen treten für einzelne Rundhölzer noch besondere Bezeichnungen hinzu. Die Dimensionierung der Rundhölzer nach Längen und Stärken der einzelnen Teile erfolgt nach praktischen Erfahrungen und sind in den einzelnen Marinen besondere Tabellen und Zusammenstellungen hierfür maßgebend [6], [8], [9].
Literatur: [1] Hauser, A., Cours de construction navale, Paris 1886. [2] Dick und Kretschmer, Handbuch der Seemannschaft, Berlin 1899. [3] Hildebrandt, O., Praktisches Lehrbuch für junge Seeleute, Danzig 1893. [4] v. Hüllen, Leitfaden für den Unterricht im Schiffbau, Kiel 1888. [5] Paasch, H., Vom Kiel zum Flaggenknopf, Antwerpen 1885. [6] Middendorf, F.L., Bemastung und Takelung der Schiffe, Berlin 1903. [7] Oertz, M., Ueber Segeljachten und ihre moderne Ausführung, Jahrbuch der Schiffbautechnischen Gesellschaft Berlin 1902. [8] Steinhaus, C.F., Die Konstruktion und Bemastung großer Segelschiffe, Hamburg 1899. [9] Tideman, B.J., Memoriaal van de Marine, Amsterdam 1876,81.
T. Schwarz.
Lueger-1904: Bemastung [2]
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