[75] Achāt (von dem Fluß Achates [Drillo] auf Sizilien herzuleiten), Mineral, und zwar wesentlich Chalcedon (also mikrokristallinische Kieselsäure) mit einer deutlich hervortretenden Bänderung, bei der die einzelnen Lagen verschiedene Farbe und Dichtigkeit zeigen (Fig. 1). Die einzelnen Lagen sind oft so dünn, daß an hundert auf 1 mm kommen.
Die verschiedene Farbe rührt gewöhnlich von Eisen- und Manganverbindungen her; in den Onyxen wechseln schwarze und weiße, in den Sardonyxen rote und weiße Lagen miteinander ab; weniger dichte, mehr poröse Lagen kann man mit Farbstoff tränken und künstlich färben (vgl. unten). Der meiste A. kommt aus sogen. Achatmandeln (s. Tafel »Mineralien und Gesteine«, Fig. 12), die in Melaphyr- und Porphyrgesteinen auftreten. Sie finden sich gewöhnlich vereinzelt, in größerer Menge namentlich im Melaphyr bei Oberstein a. d. Nahe, hier äußerlich oft mit Grünerde bekleidet und im Innern nicht selten hohl und mit Amethyst oder Kalkspat und Zeolithen ausgekleidet. Auch aus Uruguay kommen seit 1834 sehr viele oft riesige Mandeln von A., die sich dort wesentlich in Form von Geschieben finden (der sogen. brasilische A.). Bei Oberstein schmiegen sich alle Chalcedonlagen der äußern Mandelform an, in den brasilischen Mandeln findet sich im Innern zuweilen eine Schicht planparalleler, horizontaler Lagen.
Nicht selten werden beim Durchschleifen die Kanäle bloßgelegt, durch welche Kieselsäure in den Mandelraum eingedrungen ist. In diesem sind die einzelnen Lagen, von außen nach innen fortschreitend, aus der wässerigen Lösung abgeschieden, wobei nicht selten im Innern ein Hohlraum übrigblieb. Vom Monte Tondo bei Vicenza kannte schon Plinius Chalcedonkugeln, durch deren durchscheinende Wände man im Innern Flüssigkeit wahrnimmt (Enhydros). Zuweilen bildet der A. auch die gangartige Ausfüllung von Spalten in Melaphyr, Porphyr oder anderm Gestein. So findet sich ein vielstreifiger Bandachat gangförmig bei Schlottwitz in Sachsen; an einer[75] Stelle ist die ältere Achatmasse dieses Ganges zertrümmert, und die Bruchstücke sind später durch Kieselsäure (Chalcedon) wieder verkittet (Trümmerachat, Fig. 2, und Tafel »Mineralien und Gesteine«, Fig. 20). Andre Benennungen, wie Festungs-, Korallenachat etc., beziehen sich auf den zufälligen Verlauf der Zeichnungen; der Moosachat (Baumachat, Mokkastein, s. Chalcedon) enthält schwarze Mangandendriten; der Wolkenachat unregelmäßig begrenzte wolkige Trübungen (Mineraleinschlüsse); der Regenbogenachat zeigt als Interferenzwirkung der dünnen Lagen Newtonsche Farbenringe. Isländischer A. ist Obsidian, Löhlbacher A. ist roter Jaspis oder Eisenkiesel, mexikanischer A. ist Onyxmarmor, orientalischer A. schön gefärbter und durchscheinender A., okzidentalischer A. ein weniger ausgezeichneter A.
Verwendung. Schöne Achate wurden schon von den Alten als Schmucksteine verwendet. Gegenwärtig verarbeitet man sie zu Reibschalen, Glättsteinen, Kameen, Ringsteinen, Agraffen, Armbändern, Stockknöpfen, Messerstielen, Schussern etc. Durch Brennen verändern manche Achate ihre Farbe, und da einzelne Lagen des Steines porös genug sind, um Flüssigkeiten aufzufangen, während andre dies nicht tun, so läßt sich A. auch färben. Erwärmt man A. anhaltend in verdünnter Honig- oder Zuckerlösung und kocht ihn dann in konzentrierter Schwefelsäure, so wird der ausgesogene Zucker verkohlt, und die poröse Schicht färbt sich schwarz, während die undurchdringliche weiße Schicht noch heller und glänzender erscheint. Durch verschiedene Chemikalien lassen sich mancherlei Farben erzeugen. Zum Schleifen des Achats benutzt man große Schleifsteine von Sandstein, die am äußern Umfang ebene Bahnen oder Hohl- und Rundkehlen besitzen. Das Polieren geschieht meist auf Walzen von hartem Holz, die mit seinem feuchten Tripel oder Bolus bestrichen werden. Zum Bohren dienen schnell rotierende Stahlstifte mit Diamantstaub oder Diamantstückchen.
A. wird in Jekaterinburg am Ural, in Schlesien, Baden, Sachsen, Böhmen, auch in China, Japan und Hinterindien geschliffen, und in der Gegend von Idar und Oberstein bildet die Achatschleiferei eine Industrie, die sich ursprünglich auf das Vorkommen des Achats in der dortigen Gegend stützte, und deren Anfänge bis ins Mittelalter zurückgehen. Einen großen Aufschwung nahm sie in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh., wo man anfing, Achatwaren zuerst in Silber, dann in vergoldeten Tombak zu fassen. Nach 1813 entdeckte man die Farbenveränderungen der Steine durch Brennen, und seit 1819 kennt man in Idar das Geheimnis des Schwarzfärbens. Seit 1834 entwickelte sich die Achatindustrie außerordentlich, besonders, da die südamerikanischen Onyxe das Aufblühen der Steinschneidekunst in Paris und Idar veranlaßten. Für Afrika werden aus streifigem A. Amulette (Oliven, Turmringe etc.) gearbeitet. Vgl. Lange, Die Halbedelsteine aus der Familie der Quarze und die Geschichte der Achatindustrie (Kreuznach 1868); Nöggerath, Die Achatindustrie im Fürstentum Birkenfeld (Berl. 1877).
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