Biot

[890] Biot (spr. bi-o), 1) Jean Baptiste, Physiker, geb. 21. April 1774 in Paris, gest. daselbst 3. Febr. 1862, besuchte die polytechnische Schule in Paris, studierte dann Mathematik und Naturwissenschaft, lehrte als Professor in Beauvais, seit 1800 am Collège de France, 1804 am Observatorium in Paris und ward 1806 am Bureau der Längenvermessung angestellt. Seit 1809 lehrte er auch physikalische Astronomie an der Universität in Paris. Er begleitete Gay-Lussac auf seiner ersten Luftfahrt, führte Gradmessungen aus, 1806 mit Méchain und Arago in Spanien, 1817 in Schottland und den Orkneyinseln, 1824–25 in Spanien und Italien. Mit Arago lieferte er eine genaue Messung der Schwerkraft zu Paris und der Brechungsexponenten der Gase, auch bestimmte er die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Schalles in einem festen Körper, entdeckle den Unterschied in der Doppelbrechung der einachsigen Kristalle, beschäftigte sich viel mit den Farbenringen dünner Kristallplatten im polarisierten Licht und begründete die optische Saccharometrie. Die mit Savart vorgenommene Untersuchung über die ablenkenden Kräfte, die ein Strom auf eine Magnetnadel ausübt, führten zu dem (Biot-Savartschen) Gesetz, einer wesentlichen Stütze der Ampèreschen Theorie des Magnetismus. Er schrieb: »Analyse du traité de la mécanique céleste de Laplace« (Par. 1801); »Essai de géométrie analytique« (1802, 8. Aufl. 1834; deutsch von Ahrens, 2. Aufl., Nürnb. 1840); »Traité élémentaire d'astronomie physique« (1805, 3 Bde.; 3. Aufl. 1841–57, 5 Bde.); »Traité de physique expérimentale et mathématique« (1816, 4 Bde.); »Précis élémentaire de physique expérimentale« (1818–21, 2 Bde.; deutsch mit Zusätzen von Fechner, 2. Aufl., Nürnb. 1828–1829, 5 Bde.); »Recherches expérimentales et mathématiques sur les mouvements des molécules de la lumière autour de leur centre de gravité« (1814); »Recherches sur plusieurs points de l'astronomie égyptienne« (1859); »Recherches sur l'ancienne astronomie chinoise« (1840) und »Etudes sur l'astronomie indienne et sur l'astronomie chinoise« (1862). In den »Mélanges scientifiques et littéraires« (1858, 3 Bde.) schilderte er das Leben hervorragender Mathematiker und Physiker. Mit Arago verfaßte er den »Recueil d'observations géodésiques, astronomiques et physiques« (1824).

2) Edouard Constantin, bedeutender Sinolog, Sohn des vorigen, geb. 2. Juli 1803 in Paris, gest. 12. März 1850, studierte an der polytechnischen Schule und begleitete 1824 und 1825 seinen Vater auf einer wissenschaftlichen Reise nach Italien. Dann übernahm er die Erbauung einer Eisenbahn von St.-Etienne nach Lyon, der ersten in Frankreich. Wegen Kränklichkeit zog er sich aus dem Staatsdienst zurück und begann seine Muße dem Studium des Chinesischen zu widmen. Früchte dieser Studien waren zahlreiche Aufsätze im »Journal des Savants« und »Journal asiatique« sowie die größern Werke: »Dictionnaire des villes et arrondissements de l'empire chinois« (Par. 1842); »Essai sur l'histoire de l'instruction publique en Chine« (1845, 2 Bde.); »Chine et Indo-Chine« (1846) und »Le Tscheou-Li« (1851, 2 Bde.), eine Übersetzung des altchinesischen Staatsritualbuches. Seit 1847 war er Mitglied der Akademie.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 890.
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