Intarsĭa

[878] Intarsĭa (Intarsiatura, ital., Marketerie, Holzmosaik), eingelegte Arbeit in Holz, die zuerst im 15. Jahrh. in Italien geübt wurde und von da nach Frankreich und im 16. Jahrh. nach Deutschland kam, wo sie ebenfalls in ausgedehntem Maß bei Dekoration von Chorstühlen, Zimmertäfelungen, Decken, Truhen, Tischplatten etc. zur Anwendung gelangte. Die Technik ist derartig, daß andersfarbige, nach einer gezeichneten Vorlage ausgeschnittene Hölzer in eine Grundfläche eingelegt und angeleimt werden. Außer linearen Mustern und Arabesken waren perspektivische Ansichten von Gebäuden, Landschaften, gottesdienstliche Geräte, Bücher, Musikinstrumente, Bilder von Propheten und Heiligen die Hauptdarstellungsgegenstände der I., seltener figurenreiche Kompositionen. Bei der großen Schwierigkeit und Langwierigkeit der Technik war das Gewerbe der Intarsiatoren wenig lohnend und wurde daher in Italien meist von Mönchen, gewöhnlich aber in Verbindung mit der Holzbildhauerei betrieben (vgl. Art. »Holzbildhauerei«; die dort genannten italienischen Holzbildhauer waren zugleich Intarsiatoren; auch die erwähnten Zimmervertäfelungen sind reich mit Intarsien dekoriert). Die Intarsiatechnik überlebte das 16. Jahrh. nicht und ist erst in unsrer Zeit infolge der allgemeinen Hebung des Kunstgewerbes wieder in Aufnahme gekommen, wird aber wegen der Kostspieligkeit wenig betrieben. Beispiele von I. enthalten die Tafeln »Ornamente III«, Fig. 14 u. 17, und IV, Fig. 14 u. 15. Vgl. Finocchietti, Della scultura e tarsia in legno (Flor. 1873); Scherer, Technik und Geschichte der I. (Leipz. 1891); Bode, Das Chorgestühl des Pantaleone de Marchis in den königlichen Museen zu Berlin (Berl. 1884); Teirich, Ornamente aus der Blütezeit italienischer Renaissance (Wien 1876); Meurer, Italienische Flachornamente aus der Zeit der Renaissance (Karlsr. 1879); Rhenius, Eingelegte Holzornamente der Renaissance in Schlesien (Berl. 1881); Lacher, Mustergültige Holzintarsien der deutschen Renaissance (Graz 1889); Bender, I., Verzierung kleiner kunstgewerblicher Gegenstände (Berl. 1889); Forcella-Beltrami, La tarsia e la scultura in legno (2. Aufl., Mail. 1895); Fournier, Traité d'ébénisterie et de marqueterie (Par. 1904). Als Surrogat dient die Intarsienmalerei (s. d.). Auch leimt man verschiedenfarbige und passend geformte Holzstäbe zusammen und zerschneidet die Blöcke rechtwinklig zur Längsrichtung in dünne Platten. Diese zeigen dann Muster, die sich aus den Querschnitten jener Stäbe zusammensetzen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 878.
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